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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-12-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185212036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18521203
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18521203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-12
- Tag1852-12-03
- Monat1852-12
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.12.1852
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. -V »38. Freitag dm 3. December. 1852. lieber die deutsche Legion i» Brasilien. Originalbrief. Porto Alrgre, den SV. September 1852. Gewi» wirb eS für Biele interessant sein, über die deutsche Legion in Brasilien einmal etwa- Sichere- zu erfahren, da die in de« europäischen, namentlich deutschen Blättern enthaltenen Nachrichten sehr viel Unwahrheiten enthielten, und hier viel Stoff zum Lachen darboten. Da- ganze Corp-, was in Hamburg geworben worden, betrug ca. 2800 Mann, wovon ein Jnfanteriebataillon Nr. 15, ein Regi ment rettende Artillerie Nr. 2, und 2 Compagnien Pionniere gebildet wordm waren. Diese ganze Truppenmaffe, welche hier in Brasi lien bei den mangelhaften und unauSgebildeten Armeeverhältniffen eine höchst achtung-werthe und, namentlich in der Provinz Rio Grande do Sul wegen der zahlreichen deutschen Bevölkerung, auch eine sehr achtunggebietende und einflußreiche Stellung hätte ein nehmen können, trug aber schon durch die Art der Werbung den Keim der Auflösung in sich, ehe eS nur seinen Fuß auf brasilian. Bode» gesetzt hatte. Der vornehmste Grund hierzu lag darin, das von dem brafilian. Geschäft-führer erst da- Corp- und die Officiere geworben wurden, che man einen Commandanten wählte; ferner da- Commando dieser 3 Waffengattungen trennte, und selbst in der Wahl der Commandeure, mit Ausnahme deS Artillerie-Comman danten, Oberstleutnant v. Held, sehr unglücklich war. Die nächste Folge diese- unjweckmäßigen Engagement- war, daß eine Masse Officiere und gemeine Soldaten geworben wurden, deren Werbung schwerlich der Commandeur dieser Truppenkörper gut geheißen haben würde, wenn ein solcher bereit- vorhanden gewesen. Dann strebten, bei der unglücklichen Wahl der Commandeure, dieselben fortwäh rend danach, sich da- Commando de- ganzen Corp- durch Jntriguen zu erschleiche«, und wiederum die ihnen mißliebigen Ofsiciere zu entfernen, wa- bei den höchst unpraktisch au-gestellten und auf solche Fälle gar nicht berechneten Ofsicier-patenten sehr schwer, fast un möglich war, selbst wenn der Commandeur mit größtem Rechte die Entfernung eine- OfficierS gewünscht hätte. Da- Commando de- Jnfanteriebataillon- war dem Oberstleutnant v. d. Hey de über tragen worden, welcher al- Compagniechef jedenfalls sehr brauchbar und tüchtig ist, aber zu einer höheren Charge nicht- weniger al- Fähigkeiten besitzt, wovon wohl dessen Ruf in Schle-wig-Holstein hinlänglich Aeugniß gegeben. Die Artillerie stand anfangs unter dem Major BrokenhuuS, welcher dieselbe sehr brav in Ordnung gehalten, bi- v. Held ankam und da- Commando übernahm. Die Pionniere hatten gar keinen Commandeur, sondern fünf Ofsiciere, von welchen der Eine dem Andem nicht gehorchen und Jeder da- Commando an sich reißen wollte. Schon bei der Ankunft in Rio Janeiro zeigte sich bald genug, wa- man für Ofsiciere acquirirt hatte, indem viele täglich betrunken in den Straßen herumliefen, wa- in Brasilien am Meisten verachtet wird, und mehrere sogar wegen Unterschlagung von Compagniegeldern in Untersuchung kamen. Anderntheil- erhob sich auch be» dm Officieren, namentlich den Pionieren und der Infanterie, ein lebhafter und dem Dienste nach- theiliger Streit über die Anciennetät, da bei dem Engagement hier über nicht- festaestellt wordm war. Außerdem warfen sich die Officiere gegensema Geschichten vor, die nicht- weniger al- ehren voll warm, und besser vergessen geblieben wären. Obgleich nun diese- gmze Corp- auf preußische Kriez-artikel geworben war, seine eigenen Auditeur- hatte, und die brasil. Behörden der Einmischung in die Streitigkeiten sich enthielten, so wurde doch von dem Hrn. v. d. Hey de die Taktlosigkeit begangen, bei jeder Kleinigkeit dm Brasilianern die Sache zur Entscheidung vorzulegen oder mittu- theilen, woraus natürlicherweise der Uebelstand hervorgehen mußte, daß die diesem Commando untergebenen Ofsiciere sich nicht- mehr au- den Befehlen und Entscheidungen Heyde'S machten, und eben falls sich an die Brasilianer wandten. Dadurch war der Corp-geist geschwunden, der doch hier so unumgänglich nothwendig war, und da- Band,, welche- da- OfsiciercorpS Zusammenhalten sollte, total zerrissen. Diesen inneren Zwiespalt benutzte der unter v. d. Hey de stehende Major LaemmerS, welcher sich selbst zu einem Baron v. Laemmers-Dammforth gestempelt, wie dieß auch andere Ofsiciere gethan, um für sich eine Partei zu bilden und den Oberst leutnant v. d. H. zu verdrängen. Bei der Taktlosigkeit Heyde'S konnte e- auch gar nicht fehlen, daß der Plan LaemmerS, sich de- Commando - zu bemächtigen, vollkommen gelang, wa- gerade in dem Augenblicke geschah, al- man dem Feinde mtgegen ging, und Brasilien Nutzen bringen sollte. LaemmerS hatte nämlich über verschiedene Kehler Heyde'S an den brasil. Obergeneral, ContL Caxia-, Beschwerden eingereicht, und im Dienste die Ofsiciere, welcheH. begünstigte, namentlich seinen Adjutanten Köhler, welcher der Jntriguant de- ganzen Bataillon- war, und H. vollkommen be herrschte, etwa- streng behandelt, v. d. Hey de legt hierauf da- Commando nieder, und bittet mit seinem Anhänge um Entlassung au- dem Dienste, da sie mit LaemmerS nicht weiter dienen könnten. Auf diesen Augenblick hatte L. nur gewartet, und kaum war dieser eingetreten, so spielt L. gegen die Brasilianer den Liebens würdigen, und schwindelt alle- Mögliche vor, so daß die Brasilianer Hey de nebst den Officieren entlassen, welche auf Heyde'S Seite standen. — Ich will damit durchaus nicht der Ehre dieser Officiere, so wie de-Hrn. Oberstleutn. Hey de zu nahe treten, da diese in diesem Punkte wohl vollkommen Recht hatten; aber Herr v. d. Hevde hätte gleich vom Anfänge nicht so thöricht sein sollen, sich gegen LaemmerS bloß zu stellen, die Brasilianer bei jeder Gelegenheit zu Schiedsrichtern in seinem eigenen Wirkungskreise zu machen und diesen dadurch die unmittelbare Einmischung zu gestatten. Von nun an war LaemmerS Commandeur, und das Ziel erreicht, wonach derselbe strebte. Eine besondere Gelegenheit war dadurch dem Major LaemmerS geboten, sich zu bereichern und seinem Geize zu stöhnen, welcher so weit ging, daß derselbe monatlich nicht mehr wie 10,000 RS.*) auSgab, und seinen Burschen sogar da- KommiS- brod wegaß. Von diesem Augenblicke an war da- Bataillon völlig de-organisirt, indem nur noch 3 Ofsiciere bei demselben waren, und LaemmerS, um sich in seiner Stellung halten zu können, allerlei Betrügereien beging. So betrog er die Soldaten täglich um 6 Stck. Ochsen; denn obwohl auf je 50 Mann täglich 1 Ochse geliefert wurde, und da- Bataillon, noch 800 M. stark, täglich 16 Ochsen geliefert bekam, wurden doch nur 8 Stück geschlachtet; außerdem verkaufte er aber auch die gelieferten Mäntel, Schuhe rc., emannte Ofsiciere, wovon der Eine sein eigener Bursche, der Andere ein wegen Diebstahl verurtheilter Sergeant, ein Dritter Kellner au- einem Berliner Bordell war u. s. w. Der Zweite z. B. wurde von L. zum Berpflegung-officier und der Letztere zum Adjutanten ernannt. Dadurch riß die Desertion furchtbar ein, und L. war damit fchfi zufrieden, indem er die Gewehre der Deserteure in Montevideo ver- *) 14,600 R-. --- 10 Thlr. preuß. Cour.
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