Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 27.01.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190301272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030127
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-01
- Tag1903-01-27
- Monat1903-01
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.01.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SWsche WlkszeituW Ericheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. vc,ugspreiSr Vierteljahr!. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0858. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit üuclttlruclttrel» siestaimon unst LercbättrsteNer Dresden, Pillnitzer Straße 43. Nr. S1. Dienstag, den 27. Januar 1903. werden die «gespaltene Pctitzeile oder deren Ra«m mit IS berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. NedaltionS-Sprcchstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. 1»««. 2 Jahrgang. k>ie „Sächsische Vslkszeitang" für die Monate Februar und Alärz 1 Alk. (ohne Bestellgeld.) Bei dieser Gelegenheit danken wir hcrzlichst für die bisherige Hiiiarbcit und bitten um gütige Empfehlung unserer Zeitung, sonne um weitere rege Unterstützung durch Mitteilung allgemein inicreisicrender Vorgänge und um Zuweisung von Inseraten, welche knncb die „Sächsische Volkszeitung" eine große Verbreitung erlangen. Wedaktion und Geschäftsstelle der „Sächsischen Volkszeitung". Zuin Geburtstage -es Aaisers. Kaiser Wilhelm II. tritt heute ain 27. Januar iu sein N>. Lebensjahr ein. Er steht also auf der Höhe des Lebens, in jenen: Alter, wo der Mann schon die nächste Generation ine- Dasein hinaustreten sieht und sich der Pflicht bewußt in, dieser jungen Generation Führer zu sein in den Wirr- iimen des öffentlichen Lebens. Auch unser Kaiser sieht um sim Hoffnungsvolle Söhne, er schickt sie hinaus ii: die weite Welt, um ihren Blick zu dehnen und zu schärfen, und er lenkt ihre Schritte in die Bahnen, welche er für sie und namentlich für seinen ältesten Sohn als den künftigeil Präger der Königs- und Kaiserkrone für die richtigeil hält. Tei Besuch, den der Kronprinz dem russischen Herrscherhanse K-genattet hat, ist zweifellos nicht nur ein Beweis für den ienen Willen des Kaisers, in der Erbfrenndschaft mit dem Zaren!,anse zugleich den Weltfrieden zu erhalten, sondern auch ein Ausdruck des Wunsches, das; sein Sohn dieselben Bahnen der auswärtigen Politik stets enthalten möge. Auch das deutsche Volk wird im allgemeinen die aus wärtige Politik Wilhelms II. mich fernerhin beibehalten wünschen, wenigstens in den großen Grnndzügen, die man äaliin bezeichnen kann: Erhaltung des Weltfriedens durch Zeitigung nicht nur der Verträge, sondern auch der persön lichen und familiären Beziehungen der Herrscherhäuser unter einander, sowie durch eine Politik der Versöhnung gegen- über Ländern, die uns früher feindlich gesinnt waren; dabei Förderung der friedlichen Eroberung der Welt durch Pflege des überseeischen Handels lind Stärkung des Ansehens des 7entschen Reiches ans der ganzen Erde durch Zeigen der deutschen Flagge. Diese im ganzen friedlich gerichtete Weltpolitik, die freilich doch nicht inliner kriegerische Ver wickelungen, wie in Ehina und Venezuela, verhindern kann, ist das Wesen der auswärtigen Politik Kaiser Wilhelms II. Allerdings legt diese Politik dem deutschen Bolle schwere Opfer für seine kriegerische Rüstung besonders zur Lee ans, und man möchte wünschen, daß das Tempo und Temperament dabei zuweilen etwas mehr Ruhe und Bedächtigkeit bewiesen hätte. In den Schwankungen gegen über den Freiheitskäiilpfen der Buren zeigte sich bekanntlich auch die Leichtigkeit und Plötzlichkeit, mit welcher der Kaiser seine Entschließungen faßt und — wieder verwirft. Immerhin läßt sich eine einheitliche Grundstiimmmg ii: der auswärtigen Politik des Kaisers doch nicht ver kennen. Schwieriger ist es schon, diesen einheitlichen Grnndzng in seiner inneren Politik zu finden. Am hervorstechendsten ist wohl der Kampf, welchen Wilhelm II. gegen die Sozialdemokratie, den „inneren Feind" führt; einmal positiv durch kräftige Betonung des christlichen Gedankens und durch Förderung der sozialen Gesetz gebung, die freilich keine stetige war. und dann negativ durch die Befürwortung scharfer Maßregeln gegen die Sozialdemokratie und gegen Ausschreitungen der Arbeiter bewegung. Nicht immer kann man hier von einer glücklichen Wahl des Ausdrucks wie der vorgeschlagenen Mittel sprechen, wie denn überhaupt die impulsive Natur des Monarchen ihn wiederholt mit der öffentlichen Meinung in Konflikt gebracht hat. Das hindert aber ganz und gar nicht, daß das deutsche Volk in seiner überwältigenden Mehrheit die großen per sönlichen Vorzüge des Kaisers, sein hochgemutes und be herztes Eintreten für alles, was er für recht und gut hält, sein glänzendes Auftreten, seine schwungvolle Beredsamkeit, seine religiöse Gesinnung lind Gerechtig keit gegen Andersgläubige, seine nnermüdliche Sorge für das Wohl des Reiches durchaus zu würdigen weiß. Vorübergehenden Verstimmungen räumt das deutsche Volk keinen dauernden Platz in seinem Herzen ein, und es zweifelt nicht, daß die Veranlassungen dazu immer seltener werden. Aufrichtig und von Herzen wünschen auch wir heute, daß Gott den Kaiser und sein Hans segnen möge für und für! ^Realpolitik. Man kann von einer Realpolitik im schlechten und im guten Sinne sprechen, je nachdem inan unter ihr eine Po litik ohne Ideal, ohne Grundsätze versteht, oder eine Po litik. die ihre Grundsätze unbeirrt, aber mit verständiger Berücksichtigung der gegebenen Tatsachen, die nicht mehr zu ändern sind, verfolgt. Nur von der letzteren soll hier die Rede sein, lind den Anlaß zu unserer Betrachtung bietet uns die am letzten Freitag in der französischen Kammer gehaltene Rede des Sozialistenführers Ianrös. Es ist gewiß seltsam, daß »vir einmal in die Lage versetzt sind, einen Führer derjenigen Partei, die hierzulande sich damit abgnält, den Arbeitern unsere heutige Weltordnnng zu ver ekeln, um sie mit einem Wölkenkuckucksheim zu vertrösten, als Realpolitiker rühmen zu können. Aber freilich gehört Herr Ianr<-s nicht zu jenen Nnr-Endziel Sozialisten, die in Deutschland die revolutionären Elemente anführen, sondern zu den klugen Leuten, die von Herzen gern Koiiiproinisse abschließen mit der heutigen Staatsordnung. Und dann handelt es sich in dem vorliegendeil Falle auch nicht um „Endziel" oder „Entwickelung", sondern darum, ob Frank reich die vollendeten Tatsachen, die das Kriegsjahr 1870/71 luß zu versäumeil. . Herr Ianrös hat sich schon seit längerer Zeit m Ans- erregenden Zeitungsartikeln wie auch m einer Kammer, die damals allgemeine Verblüffung hervor rief, sm ^..-^iti.it bat als solche anerkennen, einen dickeil strich darunter zn ziehen und nicht weiter von Revanche trau- ulen soll ^oder ob es noch fernerhin „hypnotisiert ans dc» Lock, in den Vogesen starren" soll, während ringsum alle Welt über die unklugen Schwärmer lächelt, die^lmmerfor Gefahr laufen, an die reale Entwickelung der Tinge den Anschluß zu versäumen. Herr schen errex rede die damals allgemeine — „ den ersten Teil jener Alternative, also für die realpolrtische Preisgabe aller Revancheschwärmerel ausgesprochen. TM Nationalisten habeil ihn deshalb bitter befehdet. .lbel wlbs seinen radikalen Freunden war seine kaltblütige Offen Herzigkeit nnheimlich. „So etwas kann richtig sein, aber so etwas sagt man nicht!" Ganz so wie der zwischen link» und rechts unklar in der Mitte stehende Ribot am ^reitag Herrn Ianrc-s bemerkte — ganz ebenso dachte wohl noch vor kurzem die Mehrheit des „Blocks", der Regierung--'- Mehrheit. Inzwischen aber hat man eingesehen, daß man auch in Frankreich nicht daran stirbt, wenn man kein Re- vanchard ist. Außerdem hat die Mehrheit inzwischen mehr fach Gelegenheit gehabt, ihre Position zu verstärken, sooaß sie heute offenbar auch in der „Frage" der Fragen, der elsaß- lothringenschen. sich den Luxus einer praktischen oder theo- retischeu Begünstigung der Ansicht Ianros' leisten zn können glaubt. Sie kargte daher am Freitag nicht mit ihrem Beifall, obwohl Herr Ianr.'-s die Kühnheit hatte, über das Bündnis mit Rußland sehr ruhig und nüchtern zn urteilen, und sogar den Wunsch anssprach, daß der Zweibnnd mit dem Dreibund zn einem höheren, dem europäischen Bunde zur Pflege seiner wirtschaftlichen Kraft und seiner Sicherheit gegenüber der englisch-amerikanischen Weltpolitik sich verschmelzen möge. ^ Es tut uns leid, den französische» Sozialistenführec rühmen zn müssen, weil dieses Lob zugleich einen Tadel gegen die französischen Katholiken einschließt, die ihr Geschick mit der hoffnungslosen Verbohrtheit des Nationa lismus verkoppelt haben »nd daher alle wohlverdienten Nackenschläge, die diese Ehanvins empfangen, initznleiden haben. Was wir den Katholiken Frankreichs wünschen müssen, das ist eine sehr große Dosis Realpolitik. Was haben sie ans den im besten Sinne des Worts realpoli- tischen Ratschlägen des heil. Vaters gemacht? Selbst die Ralliierten, die seinem Wunsche entsprechend sich ans den Boden der nun einmal gegebenen republikanischen Ver- fassnng stellten, haben den Geist der päpstlichen Politik sehr schlecht erfaßt. Die Fehler, die sie im Bunde mit den Ueberresten der aiitirepnblikanischen Grnvpen und den Nationalisten machten, unter denen es ebenso heftige Kirchenfeinde gibt, wie unter den Regierungsparteien, haben die armen Ordensschwestern und Brüder büßen müssen, und die Kirche wird sie noch weiter in ihren Folgen fühlen. Statt mm Angenblickspolitik, Ministerslürzerei, nationa- Iiir Goldfieber. Ein Roman ans dem Kapland. Von Erich Friese». l,-" Hüklsetzmig.) (Nachdruck verboten.) Am Fenster, vor welchen: die ausgeblichenen Vor- l'äiige fest zngezogen sind, steht Lord Roberts. Bei Försters Eintritt wendet er sich inn. „Guten Abend, Förster! Sie wundern sich wohl, mich liier zn sehen, wie?" „Allerdings, Mylord! Laut unseren Abmachungen wollten Sie niemals mein Hans betreten —" „Pah, Abmachungen! Ich habe mit Ihnen zn sprechen — basta! Wo sind wir am ungestörtesten?" „Hier." Mißvergnügt blickt Lord Roberts sich in den: steifen, nnbehnglichen Zimmer um. Doch Förster tut, als ob er es nicht bemerke. Es bereitet ilim ein heimliches Vergnügen, seinen Gast einige Minuten lang die Misere fühlen zn lassen, unter der er selbst täglich, ja stündlich leidet. Er zieht nicht einmal die Vorhänge auseinander, um Licht und Luft in den muffigen, düster» Aainn einzulassen. Lord Roberts scheint die freundlichen Gedanken seines Wirtes ihm gegenüber zu ahnen. Ein sarkastisches Lächeln umspielt für einige Sekunden seine Lippen. Nonchalant zieht er den einen Handschuh ans und läßt sich in eine lkcke des grau-lenttvand-überzogenen Sophas nieder. „Nun?" fragt Förster, einen Stuhl heranziehend. Lord Roberts streift auch den zweiten Handschuh von seiner schmalen, aristokratisch gesonnten Hand ab. Dann sagt er langsam: „Sie erhalten von morgen ab einen Kompagnon, Förster." Der kleine Direktor hebt kaum den müden Blick. „So? Wollen Sie selbst in die Finna ointreten, Mylord? 's wär' mir schon recht. Oder noch besser — lassen Sie mich ganz ans dem Spiel! Lassen Sie mich wieder in die Armnt znrückkehren — als kleiner Bank beamter oder meinetwegen als Komis, aber — als ehrlick) sein Brot verdienender Mensch, der nicht jeden Augenblick eine Nichtswürdigkeit im Herzen, eine Lüge ans der Zunge zn tragen braucht!" „Unsinn! Schwatzen Sie kein sentimentales Zeugs daher!" spöttelt Lord Roberts. „Ich spüre nicht die geringste Lust, meinen Namen der Firma einznverleiben. Sie erhalten einen andern Kompagnon." John Förster erbleicht. Fester umklammert er die Stuhllehne. „Einen andern? .... Sein Name?" „Paul van Gülpen." „Paul van Gülpen! Mein Kompagnon, der Sohn des Mannes, der —" „Der Sohn des Mannes, der vor drei Jahren ans der Löwenjagd verunglückte," fällt Lord Roberts eisig kalt ein. „Ich sagte es Ihnen ja schon". „Nein, Sie sagten mir mir, daß Herr van Gülpen mir bei der Arbeit helfen sollte, aber nicht, daß er mein Kompagnon —" „Pah, das ist ja ganz egal!" „O nein. Lord Roberts. Wie werd' ich's ertragen können, den Sohn deü Mannes stets vor mir zu sehen den ich —" " , - . Das Wort will nicht über seine Lippen. Große Schweiß- tropfen Perlen ans seiner Stirn. „Spielen Sie doch nicht ans einmal den Moralischen John Förster!" sagt Lord Roberts spöttisch. „Sie wissen nur zn gut — wir stecken augenblicklich in einer bösen Patsche, ans der wir uns wieder herausarbeiten müssen Dieser Helfer in der Not soll Paul van Gülpen sein Er tritt in die Firma ein und nimmt teil an den Gc> Winnen —" „— an den Verlusten! wollen Sie sagen," unterbricht ihn Förster mit bitterm Lachen. „So schlecht wie seht stand es noch nie." ^ * „Wirklich? . . . Und hier bei Ihne» zn Hanse —' Lord Roberts blickt prüfend im Zimmer umher — „wi, steht es da?" „Hier bei mir zn Hanse?" John Förster bedeckt di, Angen mit der Hand, damit der andre die ansgnellendei Tränen nicht bemerke. „Hier bei mir z» Hanse steht e-: so, daß ich manchmal nicht weiß, woher ich ein Stückchei Brot für Frau und Kinder nehmen soll!" „Und die Zehn-Pfnnd'Note, die ich Ihnen vorgesteri gab?" fragt Lord Roberts mit gut gespieltem Erstaunen. „Ich habe die drückendsten Schulden damit bezahlt." „Ah —! Sehen Sie, wie gut es ist, daß ich Ihne, einen Kompagnon gebe? Der junge van Gülpen wirk Ihre Lage etwas verbessern. lieber Förster." John Förster sinkt immer mehr in sich zusammen. „Sie wollen doch nicht sagen, daß Paul van Gülpen Geld mit ins Geschäft bringt?" stößt er fast atemlos hervor. „Natürlich," lacht Lord Roberts cpnisch. „Glauben Sie, wir könnten jemand ohne Geld gebrauche» ? Er bringt ganze dreitausend Pfund Sterling mit. Sie verstehen —" „Ja. ich verstehe." haucht John Förster. Entsetzen malt sich in seinen Zügen. VII. Frau Förster hat nicht lange Zeit, über das eigen- tnmliche Benehmen ihres Mannes nachzndenken. Die Kinder nehmen sie sofort in Anspruch. „Ruhig, Kitty, Papa kommt gleich wieder!... Geht jetzt aii Eure Schularbeiten. Arthur und Mary!. .. Fredy. willst ^.n wohl artig sein und Mathilde nicht schlagen!... Eduard -rn wirst gleich vom Stuhl hernnterfallen!" o.'brmtt^m'"?'^?l)^ft^ii,derschar einigermaßen zur Ruhe gcblacht ist, legt ^ran ^orster klein Ivhny ins Bettchen deckt ihn behutsam mit einer wollenen Decke zn und fühlt seinen Puls. Er geht gleich,,lässiger und kräftiger. uwmentanen Sorge „in das Kind befreit. Bettckwn ^'^"lite Mutter ans einen Stuhl neben das Bettchen und laßt ihren Gedanken wieder einmal freien (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite