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Sächsische Volkszeitung : 28.10.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190310288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031028
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031028
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-10
- Tag1903-10-28
- Monat1903-10
- Jahr1903
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- Sächsische Volkszeitung : 28.10.1903
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SWslhe VolksMn erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Soun-». Festtage. Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. 50 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 0H5H. Bei autzerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. ülickaruclrerel. Keüaktlon unä 6esebäN55teller Dresden, Pillniker Straße 43. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf, berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. RedaktionS-Sprecbstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1500. Skr. 24«. Katholiken: Timon n. Jud. Mittwoch, den 28. Oktober 1 903. Protestanten: Timon «. Jud. 2. Jahrgang. Katholische oder christliche (Gewerkschaften. Mit großer Energie ist der Gewerkschastsgcdanke seit den 70er Jahren von der deutschen Arbeiterschaft in die Praris übersetzt tvorden. Tie Arbeiter dürfen sich in der Tat rühmen, einen ansgezeichneten Erfolg nach dieser Richtung davon getragen zn haben, Im Jahre 1002 zählten die sogenannten freien <sozial demokratischen» Gewerkschaften 733 20«! Mitglieder, die christlichen am 1. April 1003 ungefähr 100 000, die Hirsch- Duncker'schen 1002 gegen 103 000, die sogenannten unab hängigen Arbeiter-Jachvereine zirka >»0 000 Mitglieder. Doch sind diese Fortschritte bei weitem nicht groß genug. Vor allem gilt das 'hinsichtlich der christlichen Oiewerkvereine. Roch längst nicht genug ist der Oiedanke erkannt und erfaßt, auf dem sie basieren. Hoffentlich lassen die kommenden Jahre die christlichen Gewerkvereine mit Macht sich entwickeln. Zinn Verständnis der ganzen Be wegnng und damit auch zn ihrer Förderung sollen folgende Fragen einmal an dieser Stelle beantwortet werden. I. Was sind und wollen die christlichen Gcwcrkvcrcinc? Sie sind Vereinigungen, welche die Mitglieder eines Berufes eingehen, um ihre ArbeitS- und auch ihre Wohn verhältnisse zn bessern, bezüglich sie in guten, wenigstens annehmbaren Bedingungen zn erhalten. Es sind also ihrem Zwecke nach die Gewerkschaften wirtschaftlicher Ratnr, Ans wirtschaftlichem Gebiete sind aber die Interessen der gleichen BernsSarbeiter auch die gleichen. Die Konfession hat mit den ans wirtschaftlichem Gebiete liegenden Bestrebungen der Arbeitnehmer nichts zn schaffen. Man hat die Gewerkvercine schon Verkaufs- Vereine für die Arbeit der abhängigen Klasse der Lohn arbeiter genannt, lind mit vollem Recht! Die Gewerk vereine wollen die Arbeit hinsichtlich der Zeit- und Wohnverhältnisse, wie aller anderen Arbeitsverhältnisse möglichst günstig gestalten; entsprechend den Forderungen der sozialen Gerechtigkeit und auch Billigkeit soll die Arbeit ans den Verkanfsmarkt gebracht werden. Wie aber die Verkanfsvcreine der Unternehmer, z. B. Kohlensyndikate. Petrolenmringe usw. nur dann etwas erreichen können, wenn die Einigkeit stark macht, so bedarf die Gesanimt- aktion der Gewerkvereine notwendigermaßen eine gewisse Einigkeit, um die angestrebtcn Ziele auch wirklich erreichen zn können. Daher in der Geschichte der Gcwerkvereins- bewegnng die Neisennterstütznng, die Arbeitslosenversicherung, die Auszahlung so vieler Millionen für Streikunterstützungen, für Fcrnhaltnng von Streikbrechern! Je! e nicht unbedingt gebotene Trennung der Arbeiter ans wirtschaftlichem Oiebiete ist eine Versündigung an den Interessen des Arbeiterstandes. ein Aushalten eines berechtigten Knltnrfortschrittes. Geht solche Aktion gegen die berechtigte Einigung und Einheit des arbeitenden Volkes aber von irgendwelcher kirchlichen Stelle oder von irgend einer Seite ans, die sich znm katholischen teiger noch rechnet, dann schädigt solches Vor gehen direkt die Kirche selbst. Man würde ans diese Handlungsweise hindenten und der Kirche den Vorwurf machen, — ja, man hat ihn bereits erbeben —, daß die Katholiken, daß ihre Führer, daß die katholischen Geistlichen dem Fortschritte des Arbeiterstandes hindernd in den Weg träten. II. Branchen »vir also katholische Gewerkschaften? Weder die Glaubenslehre noch die Sittenlehre der katholischen Kirche verlangt eine konfessionelle Trennung der Arbeiter ans wirtschaftlichem Gebiete. Warum sollten denn auch katholische Arbeiter nicht mit den Arbeitern anderer Konfession znsainmentaten, wenn es sich bei beiden mn das Erreichen erlaubter Ziele mit Hilfe erlaubter Mittel handelt. Do intornw non jiuiiont praetor. Die Oie danken im Innern des Menschen sind dein Richter und seinem Oiericht entzogen. D. h. für nnsern Falt: Welche Beweggründe den einzelnen bei Am'trebnng erlaubter Ziele leiten, das braucht den Gewerkschaftler nicht zn kümmern: das ist ganz seine eigene Sache, wenn er nur nicht sittlich unerlaubte Mittel anwendet. Und das gilt in gleicher Weise für den der katholischen Konfession, wie für den einer anderen christlichen Konfession angehöiigen Oiewerk schastler. Ans dem gemeinsamen Boden des Ehrislentnms stehend, werden sich beide über Erlanbtheit der Mittel und der Ziele, die sich ans wirtschaftliche Besserstellung beziehen, mit gutem Willen einigen können. Tie christliche Gewerkschaftsbewegung verfolgt mir sitt lich erlaubte Ziele, sie bedient sich erlaubter Mittel und mir solcher. Ganz gewiß kann man also vom Stand Punkt der katholischen Moral den katholischen Arbeitern die Teilnahme an der christl-ichen inter konfessionellen Gewerkschastsbewegnng nicht ver wehren. Und hätten auch einzelne Personen, welche in der christlichen Gewerkschaftsbewegung stehen, sich subjektive Ausschreitungen erlaubt, so sind und bleiben das subjektive Mängel, welche den einzelnen zur »Ta't fallen, Mängel, welche durch die Bewegung selbst ganz gewiß beseitigt werden. III. Was sagen nnn die Verteidiger tonscssionellcr Gewerkschaften? Vor allein sind sie der Meinung Omd wir, die Be fürworter und Verteidiger christlicher Gewerkschaften teilen sie mit ihnen, vollständig und ohne Rückhalt»: Der katholische Arbeiter muß sich in allen Dingen nach den Grundsätzen der katholischen Sittenlehre «Moral» richten. Weiter be hanpten sie «und wir mit ihnen»: Auch innerhalb der Ge- werkschaitsbewegmig sind für den katholischen Arbeiter die katholischen Moralgrnndsätze maßgebend. Ans diesen- beiden gewiß für einen jeden Katholiken unanfechtbaren Lätzen ziehen die Verteidiger katholischer Gewerkschaften nnn aber den Schluß: „Wir müssen also katholische Gewerkschaften haben, wenn anders die katholischen Grundsätze in der Gewerkschaftsbewegung gewahrt und hoch gehalten werden solle». Rnr katholische Gewerkschaften geben uns genügende Garantien." Dieser Schlußfolgerung können »vir nicht beipslichten. Wir meinen vielmehr, daß die richtige Schlußfolgerung unbedingt lauten muß: „Wenn für den katholischen Arbeiter auch in Hinsicht ans die Gewerkschaftsbewegung die katholi scheu Grundsätze maßgebend sind, dann darf — abgesehen von besonderen Umständen — der katholische Arbeiter im allgemeinen nur solchen Gewerkschaften an- gehören, in welchen er voraussichtlich nicht mit den Grundsätzen dzr katholischen -sittenlehre in Konflikt gerät. Die christlichen Gewerkoereine stehen im ausgesprochenen Gegensah zn den Tendenzen, welche die Sozialdemokratie vertritt. Die christlichen Gewerkvereine ermöglichen es den christlichen Arbeitern, ihre wirtschaftlichen Interessen zn ver treten, ohne daß sic an ihrem Ehristentnm und auch ohne daß sie an ihrer Konfession Schaden leiden. Die christlichen Gewerkvereine haben also die Grnndsätze ans ihre Fahne geschrieben, welche »vir vom katholischen Standpunkt ans gewahrt wissen »vollen und gewahrt wissen müssen. Wir geben in der Theorie zn: Katholische Gewerk vereine würden das- Ideal sein — auch ein im Glanben einiges Deutschland wäre de»» aufrichtigen Ehristen beider Konfessionen gewiß lieber als das im Glanben gespaltene Deutsche Reich ; aber ein solches Ideal, dessen Anistellnng wir auch nach andrer Richtung hin. d. h. von protestantischer Seite als protestantischer Gewelkverein gedacht, nicht ver werfen könnten, ist in keinem Staate mit mir irgendwie konfessionell gemischter Bevölkerung nicht gut oder wohl überhaupt nicht möglich. Politische Rundschau. entschland. Die Beratung der Filializiiliiiistcr der größere»! Buiidrsstaatcu Hai unter dem Vorsitze des Reiche kanzlers und später in seiner Vertretung des Reichsschalzsekrelärs am lo., 2<>. und 2l. d. M. slattgesnnden. Der „Norddentichen Allgemeinen Zeitung" nach galt diese Beratung ausschließ lich der Erörterung und dem Meimmgsanstansch über die Finanziernng des R eichshanshaltsetats für lOOl, sowie über Amegnngen zur Abstellung von Mängeln, die sich in den zur Zeit geltenden finanzgesetzlichen Bestimm ungen des Reichs bemerklich gemacht haben. Größere Stenervorlagen waren nicht Gegenstand der Beratung. — Das Reichsgericht hat einen neuen Präsidenten er halten in der Person des seitherigen Direktors im Reichs jnslizamte l>,'. Gnlbroo. Was der Ernennung I»,'. G»l brods zn diesem hohen Amte ein ganz besonderes Interesse Blei inr Herzen. Erzählung von I. N. von der La ns. Aus dem Holländischen überseht von L. von Heemsiede. <N>. gortsctzuiiga «Nnck.vrvck verholen.; Wie oft hatten sie während jenes Ausfluges allerlei Pläne geschmiedet, um alljährlich eine solche gemeinichast liche kleine Reise zn machen. Aber es war nichts daraus geworden! Adolf hatte sie noch ein paarmal mit Konrod besucht, dann war es plöhlich zn Ende gewesen. Henriette seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken. Sollte sie ihn denn nie Wiedersehen? Ohne daß sie sich dessen so recht bewnßt war, fühlte sie doch, daß das Ver schwinden dieser Persönlichkeit ans ihrem Leben bei ihr eine Leere znrückgelassen hatte, die durch keine der übrigen, womit sie ans den vielen Soireen und Bällen zusammen kam. ansgefüllt werden konnte. Während sie eines Tages in solchen Gedanken an ihrem Schreibtisch saß. den Arm ans die schön gearbeitete Mosaikplatte stühend und trüben Sinnes das vergilbte Bildchen des Drachenfels betrachtend, wurde sie durch ein lautes Klopfen an ihre Türe ans ihren Träumen empor- geschreckt und gleich darauf stand Konrad vor ihr. Sie schämte sich ihm gegenüber fast, »veil sie so kindisch gewesen. Mit seinem militärisch zugestnhten Schnurrbart und dem Kneifer ans der Nase sah er so männlich und energisch aus. daß sic den früheren Konrad kaum in ihm wicderkaunte. „Ei. Konrad. bist Du da?" rief sie überrascht, „wie geht cs? Wir haben Dich ja lange nicht mehr zn Oie sichte bekommen. Du bist ein gar gewaltiger Herr ge worden!" „Meinst Du. Schwesterchen? Ich wüßte nicht, daß ich mich geändert hätte", sagte er. ihr die Hand reichend tind sich aufmerksam iin Spiegel musternd, „und was treibst Du denn eigentlich jetzt?" „O. es ist ziemlich langweilig hier, da Du Dich so selten machst!" entgegneto sie. ein wenig enttäuscht, da er seinem eigenen Bilde im Spiegel mehr Aufmerksamkeit zu widmen schien als ihr. ! ^ „Was fällt Dir nur ein", sagte er plöhlich. indem er mit seinem Stock ans die Photographie über dem Schreib tisch zeigte, „wie magst Du so häßliche Tinge nur ans- bewahren?" „Das Bild ist mir lieb wegen der schönen Erinne rungen, die sich daran knüpfen", gab sie ein wenig verleben zur Antwort, „ich denke noch oft an die nüblichen Tage zurück, die wir dort zusammen verlebt haben." Konrad verzog den Mund zn einem lächeln und lies; den Blick flüchtig durch das Zinimer schweinm. Aus einer änle in einer Ecke stand ein großes, schönes Marienbild; Henriette hotte einen kleinen Tisch davor gestellt, worauf eine Vase mit »rischen Blnmen zwischen zwei blank polierten kupfernen Leuchtern stand. Konrad rümpfte die Rase. Es sicht hier uns wie bei einem Backfischchen, das gerade ans dem Pensionat gekommen ist," murmelte er. «Ja. Du bist hier nicht in einer Studenicnkneipe." entgegnete seine Schwester gereizt, »veil er sic für ein nn- bedeutendes Geschöpf zn halten schien, „aber Du könntest Dich doch einen Augenblick sehen, nm mir zn erzähle», wie es Dir geht." „O. es geht mir ganz ausgezeichnet, teuerste Jette!" sagte er. ohne ihrer Einladung Gehör zn geben und an seinem Schnurrbart zerrend. „Weißt Du nicht, wo Mama ist?" ließ er gleich darauf folgen, wie in »ngednldiger Hast mit seinem Stock einen Stuhl bearbeitend. „Ist sie nicht in ihrem Zimmer? Ich meine doch, sie wäre zn Hanse." „Rim, dann werde ich sie schon finden. Adieu Icttchen, bis später!" Und mit einer leichten Verbengnng, als »venu er einer fremden Dame gegenüberstände, sich verabschiedend, huschte er. eine Operettenmelodie vor sich hinsummend, zur Türe hinaus. Henriette blieb eine Weile in fassungslosem Staunen sitzen. War das ihr Bruder Konrad. mit dem sie früher so vertraulich umgegangen war. mit dem sie so viele ver gnügte und glückliche Stunden verlebt hatte? Die Tränen traten ihr in die Augen, bei seiner Rückkehr in das elter liche Haus hatte er kaum ein Paar Worte für seine Schwester übrig gehabt! Sie sah im Geiste schon voraus, was jetzt kommen würde. Die Manu» würde dem slotten Studenten zn Ehren »nieder allerlei Festlichkeiten veranstalten und eine ganze Schar von F:emden einladen, vor welchen er seine Liebenswürdigkeit und seinen «»leist im vollen.Licht würde zeigen können. Den jungen Damen, an erster Stelle der schönen und reichen Eslella Rosiner, würde er alle mögliche Ansmerksamkeil zollen, seine Schwester dagegen vernachlässigen, ans ein gemütliches, herzliches Beis »Minen sein im hänsliche» Kreise dürfe weniger als je gerechnet werden. Henriette batte richtig geraten. Frau de Vries war wie in den Wolken. Daß Konrad sie nicht gleich im Hanse gefunden hatte, das war nur ihren eifrigen Vorbereitungen zu seinem Einmalige znznschreiben. Sein Zimmer war in Ordnung zn bringen, etwas Besonderes mußte ans den Tisch kommen, bnndert Kleinigkeiten waren zu besorgen. Endlich standen Mutter und Solni einander gegenüber. „Ha. bist Du endlich da. verlorener Sohn? Ich glaubte. Du hättest dem Elternhaus ans immer Lebewohl gesagt! Wie kann» Du nur so lange tortbleiben? Ich fürchtete schon, Du würdest henke auch nicht kommen, es ist schon so spät ..." „Iä, bin wohl schon eine Stnnde hier, aber ick, kennte Dich nirgends sinden. Ich habe Henriette schon begrüßt, sie meinte. T» wärest in Deinem Zimmer." „Ich habe alle Hände voll Arbeit gehabt . . . wir sehe» nnsern Herrn Sobn so selten, daß man ihm. wenn er einmal kommt, wohl einen festlichen Empfang bereiten darf." „Da kann man sich die Rolle des verlorenen Sohnes schon gefallen lassen", lachte Konrad, „das gemästete Kalb ist gewiß schon geschlachtet!" „Als »venu der junge Herr »ns nicht schon Geld genug kostete!" (Fortsetzung folgt.)
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