Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 04.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190312044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19031204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19031204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-12
- Tag1903-12-04
- Monat1903-12
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.12.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1929 mli-iir) Virt. -lltmarkt. nkertlgnug von 'b«l L!iuli«i!seii für llßleidendr »kr Kslsiitle >>88^88688. 1395 1, 4587. »eiten. SllSl LU. Ausführung, mnpt besorgt. l I ÄV 1759 g- r. isen-- ^is-NI 1321 lstrasre 40. 8ckmi» Leipzig ssöl. M8). s »Stande, u ch. »wagen. xnevei tung. inte ite te ite n llcr Art ioffel re. !t 1848 ksutren eipzig i8, empfiehlt rte 1659 tv Sll8s Lt». 1 1196 Erscheint tSgltch «ach«», mit Ausnahme der Sonn-». Festtage. Bezugspreis r Bierteljährl. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Brstellnummer 08S8. Bei auherdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht «nd Freiheit. vucbaniclttttr. wtlalMoii unä LrredSMZteNrr Dresden, Pillnitzer Straße 43. Jnferate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1SKK. Nr. 270. Katholiken» Barbara. Freitag, den 4. Dezember 1903. Protestanten» Barbara. Ä. Jahrgang. Unser neuer Apostolischer Vikar. Da Se. Bischöflichen Gnaden De. Ludwig Wahl infolge seiner Krankheit dauernd behindert ist, seines heiligen Amtes zu walten, hat sich die Königliche Negierung mit dem Apostolischen Stuhle ins Einvernehmen gesetzt, um dem für die Dauer unhaltbaren Zustande in der Leitung der beiden Diözesen ein Ende zu bereiten. Es ist daher der hochwürdigste Apostolische Protonotar, ^.(Iminmtrator oeel. Georg Wnschanski zmn Aposto lischen Vikar des Königreichs Sachsen und znm Eoadjntor des Dekans mit dem Rechte der Nachfolge ernannt worden. Hochderselbe hat sich Mittwoch, den 2. d. Mts., bereits in Begleitung der Herren Canonici Scholastikas Skala und Seminardirektor Löbmann nach München begeben behufs des Jnformatiousprozesses und zur Ablegung des Treu- eides vor dem päpstlichen Nuntius Macchi. Die Präkoni sation durch den heil. Vater dürfte daun in Bälde erfolgen. Unser zukünftiger hochwürdigster Ordinarius, dessen Ernennung alle Katholiken Sachsens mit aufrichtiger Freude begrüßen, wurde geboren am 2. Februar 183t) zu Ostro bei Kloster Marienstern in der König!. Sächs. Ooerlausitz. Nach seiner im Jahre 1860 empfangenen Priesterweihe wurde er zunächst Kaplan in Nalbitz, kam von dort 1871 als Domvikar nach Bautzen und wurde 1877 Präses des sog. wendischen Seminars in Prag, der altbewährten Pflanzstätte des erbländischen und lausitzer Klerus. In der Hauptstadt Böhmens nahm Präses Wuschauski eine sehr angesehene Stellung ein, was schon daraus hervor geht, daß der Kardinal-Erzbischof Graf Schönborn ihn zum Fürsterzbischöflichen Notar ernannte. Auch sein eigener Ordinarius, Bischof Bernert, ernannte ihn zum Ehren- kanonikus von St. Petri in Bautzen. 1801 wurde Kanonikus Wnschanskt residierender Domkapitular des ehrwürdigen Domstiftes in Bautzen. Nach der schweren Erkrankung des hochwürdigsten Herrn Bischofs Or. Wahl bestellte der Apostolische Stuhl ihn znm Administrator oecüvchasticnm der Apostolischen Delegatur Bautzen mit dem Rechte, das Sakrament der Firmung zu spenden. Vor zwei Jahren wurde er vom heil. Stuhl znm Protonotar ernannt. Während der beiden letzten Landtagsperioden vertrat Hshes Ziel. Herr Prälat Wnschanski das Domstift Bautzen in der Ersten Kammer, woselbst er sich allgemeine Hochachtung und aufrichtige Freuude erwarb. In allen Zweigen der kirchlichen Administration ist Prälat Wnschanski bewandert und hat sich auf das Beste bewährt. Er ist Ritter I. Kl. des Albrechtsordens und des Verdienstordens. Mcl mnltos annos! Was erwartet die Landwirtschaft vom neuen Reichstage? Der Zusammentritt des neugewählten Reichstags läßt die großen Berufsstände aufmerksamer als je ihre Blicke nach Berlin lenken, da sie von der Tätigkeit des Reichstags Schutz und Hilfe erhoffen. Die deutsche Landwirtschaft ist es insonderheit, die erwartet, daß derselbe der Axt den- Stiel drehe, die im Dezember 1002 geschmiedet worden ist. Der Abschluß neuer Handelsverträge, die gewiß in erster Linie der Industrie zu gute kommen, muß unsrer Land wirtschaft erhöhten Schutz bringen; Zollsätze für landwirt schaftliche Produkte, wie sie im Vorjahre angesetzt wurden, stehen immer noch auf dem Papier. Ans einen Zollkrieg, der diese in die Praxis umsetzen würde, drängt unser Bauernstand nicht, aber umsoweniger gibt er sich dazu her, daß aus seiner Haut wieder Riemen geschnitten werden. Bezüglich der Getreidezölle darf ja der Bauer be ruhigt sein, denn diese sind gebunden; über die Viehzölle liegt eine Erklärung der Negierung vor, deren Verwirk lichung man zuversichtlich erhofft. Das Interesse unsrer Landwirtschaft muß bei den neuen Handelsverträgen ent schieden gewahrt werden, »veil sie sonst nie eine Mehrheit im Reichstage finden. Aber dieser höhere Schutz bringt auch die Gefahr mit sich, daß die Sozialdemokratie in Obstruktion abschwengt. Bebel hat in bekannter voreiliger Weise dies schon verkündet und auch ans der sozialdemo kratischen Presse hört inan den Ruf: „In den Orkus mit den Wucherverträgen!" Die Mehrheit des Reichstags muß sich also danach einrichten; immerhin ist zu bedenken, daß 81 Skandalmacher im Reichstage mehr Lärm verursachen können, als .76, doch darf der berechtigte Schutz des Bauernstandes unter dieser Parlamentskrankheit nicht leiden. Mit der Einführung der höheren landwirtschaftlichen Zölle tut der Reichstag den wichtigsten Schritt zur Er haltung unsrer Landwirtschaft. Die Anssührnngsbestim- mnngcn znm Fleischbeschangesetz sind viel zu streng; die Befugnisse der örtlichen Fleischbeschaner müssen erweitert werden, um die Viehzüchter vor großem Schaden zu be wahren. Nachdem nun seit Jahren wieder die Einführung einer staatlichen Schlachtviehversicherung debattiert worden ist. hat jetzt eine Entscheidung dahin zu erfolgen, ob das Reich oder die Bundesstaaten eingreifen müssen. Im Monat Oktober fand darüber eine Konferenz der Vertreter der Bundesstaaten statt; der Erfolg der Beratung ist nicht bekannt geworden. Nach unsern Informationen ist die Entscheidung gegen eine Reichsschlachtviehversicherung ge fallen, was wir aufrichtig bedauern. Bei dem lebhaften gegenseitigen Austausch von Schlachtvieh ist sicherlich eine einheitliche Regelung geboten. Sachsen ist allerdings bereits vorangegangen; in Hessen und Sachsen-Kobnrg liegen in den Ministerhotels die Entwürfe fertig, deshalb sollte der Reichstag sich in irgend einer Richtung entscheiden. Eine Erhöhung der Qnartierkostengelder ist im Inter esse des platten Landes sehr geboten und trotz der schlechten Finanzlage nicht von der Hand zu weisen. Gerade das platte Land muß hier eine indirekte Steuer tragen, von der man in den Grobstätten gar keine Ahnung hat. Einzel staaten und Kommnnalverbände haben deshalb Summen ausgeworsen, um die Onartierkostengelder zu erhöhen. Mit den 70 Pf. pro Mann, die honte für den Tag bezahlt werden, ist nicht ansznkommen; man kann sich dies noch gefallen lassen, wenn nur einmal im Jahrzehnt Einqumtie- rnng kommt; wenn aber dies alljährlich geschieht, wird cs zu bunt. Deshalb sollte schon bei der heutigen Finanzlage bestimmt werden, daß bei Einquartierungen, die in be stimmten raschen Zwischenräumen wiederkehren, höhere Ent schädigungen gegeben werde». Weise Sparsamkeit ans allen Gebieten und keine Erhöhung der Präsenzstärke des Heeres, die nicht absolut notwendig ist, sind Wünsche, die unsre Landwirtschaft mit Recht vertreten darf. Bei allen diesen Forderungen hat sie die Gewißheit, daß die Zentrums fraktion für dieselben mit aller Entschiedenheit eintritt und dasjenige zu ihren Gunsten leistet, was nach Lage der Sache zu erreichen ist. Politische Rundschau. Tentschland. Znm Posten des zweiten Vizepräsidenten des Reichs- tags wird, nach dem „Berl. Tageblatt", von national- liberaler Seite entweder Professor Paasche oder Prinz Schönaich-Earolath vorgeschlagen werden. Der Reichshanshalt für 1!X)4 fordert 2 460 737 Mk. Ausgaben und schließt mit einem Defizit von 83 2t l 860 Mk., wovon die Einzelstaaten 23 7l l86<> Mk. an Matriknlar- beiträgen anfbringen sollen. Der Rest von 70,7 Millionen soll durch Anleihen gedeckt werden und somit die leidige Pnmpwirtschaft weiter gehen. Ein Geschäftsmann wäre Original-Erzählung von W. Dora. (!>. goi'tsclzuiia.) (Nachdruck Verbote».) Tann strich sie die Locken zurück, hob den Kranz in die Höhe und betrachtete zufrieden die gelungene Arbeit. „Ist er nun fertig?" fragte das Kind, das die Blumen reichte. „Nicht ganz, hier muß ich noch ein Paar Rosen ein- fügen." „Wenn er aber fertig ist, tragen wir ihn in die Kirche, nicht wahr?" „Ja, wir wollen den Tabernakel damit schmücken, morgen ist ja Festtag." „O. der Heiland wird sich freuen, wenn wir ihm so schöne Blumen bringen," rief das Kind und klatschte jubelnd in die Hände. „Aber nicht nur Blumen, Martha, auch unsere Herzen müssen lvir dem Heiland bringen!" sagte das Mädchen, „und hört Ihr, daß Ihr nicht wieder so schüchtern und verzagt das Segenslied singt, das wir zusammen gelernt haben. Frisch und mutig laßt es aus den Kehlen dringen, daß es wie freudiger Jubelgesang den Herrn begrüßt." „Ja, ja," beteuerte die Kleine, „heute will ich laut und kräftig singen, wir haben das Lied ja nun so gut gelernt," und mit frischer Stimme begann sie das Lied zur Probe. Lieschen siel ein und das Mädchen vollendete es, während sie die letzten Rosen in 6en Kranz einfügte. „Aber Eäcilia, was machst Du denn hier?" srng da plötzlich Frau von Lastorfs scharfe Stimme, den lieblichen Gesang unterbrechend. Ueberrascht wandte die also An geredete sich um und sah sich zu ihrem nicht geringen Schrecken ihrer Mutter und Jsabella gegenüber. Eine noch .tiefere Glut übergoß ihr erhitztes Gesicht; sie strich ihr Haar Zurück. schüttelte die Blumen vom Schoß und wollte auf- pringen, doch Lieschen stand mit beiden Füßen auf ihrem Kleid. Cäcilie hob das Kind hinweg und stand auf, aber die dickbeschmutzten Schuhe der Kleinen hatten traurige Spuren in dem frischen Mousselline zurückgelassen, in dem auch die spitzen Dornen der Rosen arge Verheerungen angerichtet hatten. „Mein Gott. Cäcilie. wie siehst Du aus!" rief Frau von Lastorf entrüstet, „in welchem Zustand ist Dein hübscher Anzug! und Deine Hände und Arme sind ja ganz zerrissen und blutend!" Die arme Eäcilie! sie schaute ganz bestürzt ans ihr zerfetztes und beschmntztes Kleid und ans ihre Hände und Arme, deren kleine Wunden sie bis jetzt gar nicht beachtet hatte! „Wann wirst Du denn endlich diese entsetzlichen Schul- mädchcnmanieren ablegen?" fuhr die erzürnte Dame fort. „Dein Anzug ist ganz ruiniert und das HanS ist voll Gäste, wie willst Du bei Tisch erscheinen?" „Das Kleid sieht freilich schlimm ans," sagte Eäcilie schüchtern, „aber es ist auch sehr unbequem, Kleider tragen zn müssen, die so leicht zerreißen." Jsabella lachte über das siebzehnjährige Mädchen, das es unbequem fand, schöne Kleider zu tragen, Frau von Lastorf aber erzürnte sich nur noch mehr über diese alberne Rede, wie sie es nannte und rief ganz empört: „Es ist doch traurig, daß die heutigen Pensionen es gar nicht verstehen, ihren Zöglingen Lebensart beizubringen und daß ein Mädchen nach dreijährigem Aufenthalt in solcher Anstalt weniger Anstand besitzt, als Kindern sonst eigen ist. ehe man sie zur Schule schickt." — Eäcilie hatte bis jetzt gelassen den Redestrom der auf gebrachten Dame über sich ergehen lassen. Als aber ihr geliebtes Kloster und die verehrten Lehrerinnen angegriffen wurden, füllten ihre Augen sich mit Tränen. „O nicht die Pension, mein eigener Unverstand ist schuld an meinen Fehlern," rief sie und schaute um Schonung flehend, zn der Mutter auf. die eben ihre Strafrede fort- setzen wollte, als Jsabella vermittelnd eintrat. „O schilt sie nicht Tante," bat sie. „suche nicht diese holde Kindlichkeit von ihr abzustreifen, die ja gerade der Zauber ihres Wesens ist. Freilich." fügte sie hinzu, „die arme Toilette ist arg mißhandelt, aber wir haben ja noch eine halbe Stunde Zeit bis zn Tisch und Marianne wird schon Rat wissen. Komm nur mit hinauf Lili." Und Eäciliens Arm in den ihren schlingend, zog sie diese mit sich fort ins Hans. „Wie gut Dll bist. Jsabella." flüsterte Eäcilie ihrer Beschützerin zu, als sie allein waren. „Du bist aber auch ein thörichtcs Kind, Lili," sagte Jsabella. „man muß nicht singen, wenn man ungestört sein will." „Ach ja, es war sehr töricht; ich dachte gar nicht daran, daß es jemand hören konnte. O meine armen, armen Rosen!" — Marianne, Jsabellas Kammermädchen, hatte wirklich Rat gewußt. Als Eäcilie eine halbe Stunde später in den Speisesaal trat, in dem die Gesellschaft sich eben zn Tisch setzte, glitten Fran von Lastorfs musternde Blicke sehr zufrieden über die Tochter. Ein tiefblaues Gazekleid hob deren zarte Schönheit vorteilhaft hervor und mehr als ein Auge hing voll Bewunderung an der lieblichen Erscheinung, als Jsabella sie ihren Gästen verstellte. Schloß Heimbach war immer ein gastfreies Halls. Vom Mai bis znm Oktober, der Zeit, die der Graf gewöhnlich mit seiner Tochter dort verlebte, war es selten von Gästen leer. Außer Fran von Lastorf, mit Eäcilie und zwei noch jüngeren Knaben, weilte gegenwärtig Fran von Stein mit ihrem Sohne Erich dort und seit Fürst H. mit seiner Familie das nahe Schloß Warteh bewohnte, herrschte besonders reges Leben in Heimbach. Zwischen den schon lange befreundeten Bewohnern der nachbarlichen Schlösser bestand ein lebhafter Verkehr und auch heute war der Fürst mit seinem Sohne Prinz Egon und einer ziemlich zahlreichen Gesellschaft, ans seinem Schloß weilender Gäste, in Heimbach. Doktor Schönberg, der das laute Treiben nicht liebte, hielt sich bei solchen Gelegenheiten meist von der Gesellschaft fern und so saß er auch jetzt, während drunten die Gläser klangen und bei frohem Mahl die Ankunft der Gäste gefeiert ward, einsam in der Bibliothek. Es war so still hier oben. Er hatten den Kopf mit dem dunklen Kraushaar in die Hand gelegt und schien ganz vertieft in das Studium der pergamentenen Blätter, die vor ihm lagen. Nur manchmal, wenn die Hellen Stimmen von drunten herausklangen, horchte er einen Augenblick ans und dann flog es wie ein Schatten über sein bleiches Gesicht mit der eisernen Stirne und dem seltsam weichen Blick der Angen. Und einmal, als Jsabellas Lachen ganz deutlich aus dem Gewirr der Stimmen herausklang, richtete er sich ans und lauschte und fast war es, als habe er plötzlich die Blätter vergessen, deren Inhalt ihn so mächtig gefesselt. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite