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Sächsische Volkszeitung : 13.10.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190710135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19071013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19071013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1907
- Monat1907-10
- Tag1907-10-13
- Monat1907-10
- Jahr1907
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.10.1907
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Erscheint täglich nach», mit "ttirnahmf der Sonn- und Festtage. «e»u,-preis- Lierlel, 1 ^ «vhne «cslellgeld». für Oester- reich» X «Ut k. Bei a a Postaiislalleu I,Zeil»»gSprciSIisle Rr EtnHelnummer w «s. — «edattimir-Sdrechiiuni»' I I- I» »ft» I Uaabhiiagigrs Tageblatt flr Wahrheit, Recht «.Freiheit I Jusernte werden die «gcspalt. Petitzeile °d. deren Raum mit IS «. ReNamen mit SO^ die Zeile berechn., bei «tederh. bedeut. Rabatt, «nchdrmkerei. «rdakti»« »nd Geschäftsstelle, »re»»«E ^^^Pillui^e^trastr^tS^^emipre^r^^^^^^ „Hier stehen wir und können nicht anders! Dresden, den 12. Oktober 1607. Tie Zahl der friedliebenden Männer im Evangelischen Blinde ist geriilg, denn diese bleiben der Organisation ge rade deshalb fern, weil sie deren Hetzarbeit nicht billigen. Dennoch gibt es einige belierzte Jreuiker im Schaff des Evangelischen Bundes, die auf seiner Generalversammlung in Worms ihre Mißbilligung über die betriebene konfessio nelle Verhetzung offen ausspracken. Wenn andere Pro testanten den Bund zum Frieden mahnen, so werden sie als Verbündete Roms betrachtet, diesmal musste die Buu- Äesleitung aus den eigenen Neilxm ernste Wahrheiten ver- nehmen. Es klang wie ein Schuldbekenntnis nach eingel>cn- der Prüfling des eigenen Ich, wenn der preußische Laud- tagsabgeordnete Pfarrer Hacken der g sagte: „Man mag nun fragen: Wer ist schuld an der bekla genswerten Verschärfung der konfessionellen Gegensätze, ist etwa der Evangelische Bund daran schuld? Darauf antworten wir: Der Bund ist in einer Notstunde geboren. Und wenn er noch nickst bestünde, so müsste er jetzt erst recht begründet werden. Wir wollen nickst in Abrede stellen, daß auch wir vielfach mit unreinen Waffen ge kämpft, oft im Zorn gehandelt leiben, wo wir hätten milde sein sollen. Wir lxiben nur zu gern am falschen Orte und zur Unrechten Stunde die finsteren Geister der Vergangenheit heraufbe schwöre n." Freilich hatte Pfarrer Hackenberg kaum diese Worte ge sprochen, als es ihm wie so manchem Gewohnheitssünder ging, er siel sofort wieder in die alte Gewohnheit zurück, indem er über Jesuiten schalt und dem Papsttum vorwarf, es „mache den deutschen Katholizismus mehr und mehr ro manisch und mehr und mehr jesuitisch": erst hob er mit Ge nugtuung die liebenswürdige Art hervor, in der Martin Spahn und Professor Meyenburg in Würzburg über Reli gion und Konfession sprachen, aber sofort bezweifelte er wieder, „daß die Massen, die diesen Rednern stürmischen Beifall spendeten, nickst mit der Wimper zucken vaerdeu, wenn auf Päpstlichen Befehl die Wissensck-ast aufs neue ge knechtet wird; die Masse iverde auf dem Heimweg schon ver gessen haben, was Meyenberg sagte, nämlich, daß der Pro testant als Mitchrist gelten müsse". Hier hatte das Wort des Heilandes recht behalten: „Ter Geist ist z>var willig, das Fleisch aber ist schlvach!" Ter protestantische Kircheu- fchreiber Professor 1>. Paul Tschackert erhob umsonst fein ernst malmendes Wort, „der Bund solle auf seinen Ver sammlungen die Bekämpfung der katholischen Kirche unter lassen." Man erblickte die „Hauptaufgabe" des Bundes darin, Sturm gegen Nom und den „Ultramontanismus" zu lausen. Was kümmert den Bund die Glaubensnot in der protestantischen Kirck>e, was schert er sich um das Streben nach Verchristlichung des evangel. Volkes — hierfür hat er weder Rat noch Tat — er sieht nur einen Feind, das ist Nom und der Ultramontanismus. „Hier stehen wir," sagte ein Redner in Anlehnung an einen geschichtlich nicht begründe- ten Ansspruch Luthers, „hier stehen wir mit Luther und können nickst anders: wir müssen bekennen und — protestieren." Tiefem Herzensbedürfnis hat man Kl Worms voll Genüge getan. So scheint es in der Tat zu sein — die Armen können nickst anders! Doch nein, unter einer Bedingung würde der Evangelische Bund den Kampf gegen Nom aufgeben, lvenn nämlicb, wie der „Schwäb. Merkur" in Nr. -Nil! offen ge steht, die Neformkatholiken für ihn den Kampf Uxstterführen würden, oder die politisck^en Faktoren zu einem neuen Kul turkämpfe sich aufraffeu, ivorauf der Bund ja stets hin gearbeitet lxst. Die friedliebenden Männer werden also „Nufer in der Wüste" bleiben, denn der Bund — „kann nicht anders". Ein solck>cr Nufer ist auch der oben genannte Kirchenhistorikcr Professor I>. Tschackert durch seine soeben erschienene Publikation: „Kockim vivomU. Grundlinien für das Zu sammenleben der Konfessionen im Tentscheu Reiche." Seine wohlmeinenden Worte werden ungehört verhallen. Tie Jreniker unter den Protestanten werden bald genötigt sein, ihre Mahnung zum Frieden in katholisckicn Blättern er- sck>einen zu lassen, tveil sie von anderen znrückgewiesen wer den. Soeben veröffentlicht ein Lutheraner in der „Allgem. Rundschau" Nr. 41 vom 12. Oktober eineil Artikel, in dem er der Friedensliebe der Bundesversammlung in Worms einige „freimütige Glossen" widmet. Nachdem der Verfasser sich als überzeugten Protestailten bekannt, zeigt er an der Hand der einzelnen Redner, daß die Toleranz, das heißt die Achtung vor der Ueberzeugung der Katholikeil in Worms nicht geübt wurde und kommt zu dem Ergebnisse: „Man hat i n W o r m s d e n konfessionellen Gegensatz verschärft und vertieft — trotz der stachelreicheu Friedcnsrede des Präses I>. .Hackenberg und der nachfolgenden Resolution: denn mau bietet die Frie denshand nur dem Häuflein Katholiken, das sich auf- lehnt gegen den Papst. Und tvas ist zum Nutzen evan gelischer Bekennt nistreue und Bekenntnis- freudigkcit erstrebt und erreicht worden? Nichts, gar nichts! Kirchenrat IX Meyer hielt den deutschen Katholiken Luther als Muster und Beispiel vor. Warum nicht auch den frei- und ungläubigen Protestanten, ivelche den Evangelischen Bund doch weit näher angehen? Freudig unterschreibe ich das Wort des Kirchenrates Meyer: „Wie würde Luther heute wider den Unglauben und dt« Sckstafsheit weiter Kreise zürnen!" Aber wer tat denn heute iil Worms, was Luther nickst mehr tun kann? Man zürnte und trotzte gegen Nom und schonte den Unglau, den, weil mau ihn braucht gegen Nom!" Wir nannten oben bereits die im „Schwäb. Merk." ge- nannten Bedingungeil, unter denen der Evangelisck>e Bund sich zu einem Aufgeben des Kampfes herbeiließe. In WormS wurde es in folgende Worte gekleidet: „Wir versteheil und würdigen die Pietät unserer katholischen Volksgenossen gegeil ihre Kirche," und „die berechtigte Freiheit des katho lischen Volksteiles wollen wir nickst unterbinden": wir »rolle» nur „die Befreiung der katholischen Kirck>e vom Kle- rikalismus" und den Ultramontanismus zwingen „zur Ein schränkung seiner Herrsckxiftsausprüche" und so die Zeit her- beiführeu, „wo unter der wohlabgewogenen (aha!) Staats oberhoheit die verschiedenen Konfessionen in edler Toleranz und wahrer Parität in unserem großen deutsckxm Vaterhaus > einträchtig beieinander wohnen". Kurz und bündig ausgesprochen heißt das: Sagt euch los voll Nom, gebt das Zentrum Preis, gebt den Anspruch aus die Gleichberechtigung mit anderen protestantischen Mit bürgern im Staate auf — daun seid ihr „die .Katholiken" nach dem Herzen des Evangelischen Bundes. Wir Katho likeil lassen aber nicht von Rom, denn es ist uns der Hort der Glaubensreinheit, und der Papst ist uns das Haupt der wahren Kirckx' Christi. Auch vom Zentrum gedenken wir uns nickst zu trennen: denn es tritt, ohne andereil Konfessio nen entgegen zu sein, ein für unsere bürgerlickx'u und reli giösen Rechte und Freiheiteil, die uns der Evangelische Bund einfach nickst gönnt trotz seiner schöne» Sprüche von „edler Toleranz" und „wahrer Parität". Was diese Tole ranz und Parität zu bedeuten haben, beweist die Stellung des Bundes zum Ls 166, der Neligionsbeschiinpsungen ä lu Thiimmel und Bachstein vorläufig noch nickst freigibt, und der gerade in Worms laut gewordene Nuf nach Einschrän kung katholisckx'r Prozessionen. Mit unverhohlener Freude gedachte man auf der Wormser Tagung besonders auch des durch die letzten Neichstagsivahlen herbeigeführten Umschwunges ans poli tischem Gebiete. Und die bündleiische Schadenfreude richtete sich nicht etwa gegen die „niedergerittene" Sozial demokratie— dem Kampf gegen den Umsturz gelten ja über haupt nicht die Sorgen des Evangelischen Bundes. Nach ! seiner Auffassung droht dem deutschen Volke nur Gefahr vom Zentrum. Es zu vernichten oder doch wenigstens seine führende Stellung im Uiang der Neicbspolitik beseitigen zu helfen, war bisher immer des Blindes heißestes ilX'inühen. Jetzt, wo dieses Bemühen von einigeiil Erfolg gekrönt ist. freut man sich, daß „kein Zentrumsmann mehr auf dem Präsidentenstuhl des Reichstages sitzt", und begrüßt es, „dag s im neuen Reichstag das Zentrum nicht mehr die Achse ist, l um die sich alles dreht". In der Furcht aber, der Freude ! könnte ein großer Katzenjammer folgen, wx'im nämlich eines Tages die Blockherrlichkeit dahinsinken sollte, fordert der Bund von seinen Mitgliedern und Ksesinnungsgenosseu die Unterstützung der Blockpolitik, der also der Evangelische Bund Stab und Stütze sein will. Das wird Bülow sicher lich Freude machen. In Politik hat der Bund ja immer ge macht, trotz hartnäckiger Ableugnung, lind es ist gewiß nicht uninteressant, festzustellen, daß sechs Parlamentarier, sämt lich Nationalliberale, durch Vorträge aktiven Anteil au der Worim'er Tagung genommen lxiben. Ter Bund ist eben schoil immer die Schutztruppe der nationalliberalen Partei gewesen. Mail darf es nickst bezweifeln: der Evangelisckx? Bund ist in Teutschland eine nickst zu unterschätzende Mackst ge worden. er hofft es noch mehr zu werden unter der Aegide seines neuen Vorsitzenden, des Generalleutnants v. Lessel. Wir Katholiken tverden gut tun, dem Evangelischen Bunde gegenüber aus der Schanze zu sein, denn er ist einer unserer schlimmsten Feinde. Psliti che L' 'Sd»n. den 12 Oktober 1607 — Vom Reichstage. Tein Vernehmen nach wird dei Reichstag seine Sitzungen am 22. November nachmittags wieder ausnehmen. In dieser ersten Sitzung werden kleinere Vorlagen und PetitionSberickste berateil wx'rden. Alsdann wird in die lveitere Verhandlung der am Schlüsse des letzten Tagungsabschnittes unerledigt gebliebenen Gesetz entwürfe cingetreten werden. Wahrscheinlich wird einer der ersten Gegenstände die erste Beratung des (hesetzent- wurses über den Majestätsbeleidignngs-Paragrapl)en sein. — Die Petersburger Telegr.-Agentur meldet: Die Genehmigung des Grafen Pourtalä« in stiner Eigenschaft als Botschafter in Petersburg ist erfolgt. Die Berufung des bisherigen Preußischen Gesandten znm Botschafter nach Petersburg ergab sich im allgemeinen aus der Anciennität des neuen Botsckxifters und kann personalkundige Leute nicht überraschen. Der Münchner Gesandtsckxiftsposteii ist einer der bedeutendsten, da dem Inhaber die Wahrung guter bundesstaatlicher Beziehungen zwischen Preußen und Bayern zufällt. Es ist daher auch eine alte Tradition, daß sein Inhaber bei einer Versetzung in den Rang der Bot- sckxifter einrückt. Daß Graf Pourtalds schon seit längerer Zeit zu einem höheren Posten auserseheu ist. ergab sich fer- ner daraus, daß er bereits seit einigen Jahren zur Stell vertretung des Staatssekretärs des Aeußeren während dessen Urlaubszeit nach Berlin berufen wurde, um hier Gelegen heit zu haben, die äußere Politik an der Quelle zu studieren. — Zum Nocrrn-Schmidt-Prozeß. Ter Neichstagsabge- ordnete Geheimer Justizrat Noeren hat gegen das Urteil des Kölner Schöffengerichts in der Klage gegen den Bezirks leiter a. D. Schmidt Berufung eingelegt. — Im kommenden Militärctat werden nach einer par lamentarischen Korrespondenz gemäß einer Anregung des Reichstages Mittel bereitgestellt werden, um bedürftigen Eltern die Möglichkeit zu getvähreu, zum Besuche eines bei der Truppe scGver erkrankten Sohnes in den betreffenden Garnisonort zu reisen. Tie Vergütung wird auch bezahlt, Uxim die Steife zur Teilnahme an der Beerdigung eines ver storbenen Sohnes ausgeführt wird. — Zum zweiten Male muß es d>n Nationalliberalen nun schon begegnen, daß die Antwort de« Kaiser« auf das übliche Telegramm ihrer Parteitage verspätet — erst nach Schluß der Tagung — eintrifft, während die deutschen Katholikenversammlungen — man denke! — die Antwort stets noch erhalten, während sie tagen. In der national- liberalen Presse wird nun gedroht: „In Wiesbaden hat Herr Bassei manu so kräftige Worte gegen allerlei Zöpfe gefunden, vielleicht fühlt sich künftig die Parteileitung ver anlaßt, auch den alten Zopf des Antelegraphierens aller- höchster Herrschaften endlich einmal unter die Schere zu nehmen. Daß die Nationallideraleu monarchisch gesinnt sind bis auf die Knochen, das weiß Se. Majestät. Bei Zentrumstagungen haben die ErgebentieitStelegrammc einen gewissen Wert. Sie bilden das Thermometer der gerade herrschenden Stimmung. Aus der Höhe oder Tiefe der schwankenden Säule kann mau Schlüsse ziehen. Lad ge schieht pr auch im Zivilkabinett, „denn „postwendend" folgt die Antwort. Tie nationalliberale Partei, die sicherste Trägerin des Neichsgedankens, kann auf solche Aeußer- Iich keilen verzichten. Dagegen hat die Zentrumspresse von jeher mit Aufmerksamkeit die Form beobochtet, in welcher dev Kaiser Huldigungen begnlwo tet." Es wäre furchtbar, wenn die uatiouallibecale Partei die „sicherste Trägerin des NeichsgedaukenL", schon wer! sie so „mon- archisch bis auf die Knochen gesinnt" ist, „den alten Zopf des Antelegraphierens allerhöchster Herrschasteu unter die Schere nehmen würde." Schließlich begreifen wrr es. da die HnldignngStelegramme in den Augen der National- libcralcn nur eine „Aeußcrlichkeü" sind, nährend sie bei den Katholiken „einen gewissen Wert" haben. — Die „Norddeutsche Allgeweme Zeitung" teilt mst. daß eine Erhöhung des für die Silbermünzprägnngen be stimmten Höchstbetrages um 5 Mark für den Kopf der Be völkerung zwar erwogen wurde, jedoch eine bestimmte Ent schließung nach dieser Richtung überhaupt noch nicht ge troffen sei. — Zur Geschichte des Ist. Dezember 1906 bringt die „Augsburger Abendzeitung" in Nr. 279 vom 6. Oktober eine interessante Feststellung. Das Blatt wendet sich dorr gegen einen Artikel der „Germania", der belMiPtete, daß der Kaiser bis heute nicht den steuogrciphisckxm Bericht über die bekannte Jiitersx'llatiou Liasseriuan» zu Gesicht be kommen hat, und au der -Hand des stenographischen Be richtes über die Neichstagssitzuug vom 14. November 1906 »achwies, daß der Reichskanzler auf die schweren persön liche» Angriffe, >velck>e der Abgeordnete Bassermauu in seiner bekannten Interpellation gegen den Kaiser richtete, nur sehr matt geantwortet habe. Tie „Augsb. Abeudztg." iienut diesen akteumäßigeu Naclxveis „Bülow-Hetzc". Sie schreibt daun wörtlich: „Erstaunlich ist bei der ganzen Sache, daß so tlugc Leute, wie die hinter der „Germania" stehen den, auch nur einen Augenblick glauben können, mit solckxm Verdächtigungen und Hetzereien die Stellung des Fürsten Bülow untergraben zu können. Sie haben sich wenigstens nachträglich längst davon überzeugen müssen, daß die Neichs- tagsauslöfnng am Ist. Dezember v. I. nicht etwa ein toller Hnsarenritt BülowS gewesen ist, zu dem er den wider strebenden Kaiser mühsam mitgerissen hat, sondern daß um gekehrt sich der Reichskanzler Wohl oder übel dazu p e r st e h en mußte, wollte er si ch n o ch länger in seiner Stellung behaupten. Tie Euleiiburg-Kamarilla batte gegen ihn keine wirksamere Waffe ansznspielen, als die Behauptung. Fürst Bülow habe durch sein ewiges Lavieren und Vermeiden von inneren Krisen die Zeiitrumsherrscixlst im Reiche zu einem dauern den Institut gemacht, die schtver ans unserer ganzen inneren Politik laste. In vollster Uebereinstimmung mit dem Kaiser übernahm es Bülow, diese Herrsckxn't zu brechen, und daß ibm diese säst unmöglich scheinende Ausgabe so überraschend geglückt ist, lxit nicht weiiig dazu beigetragen, ihm das vollste Vertrauen des Kaisers wieder zu gewinnen." Hier also wird schwarz auf weiß zugestandeu. daß all die schönen Phrasen von der „Nebeinegieruug" des Zentrums, ton seiner „uuuationaleu .Haltung" ustv. Larifari waren, daß vielmehr der ganze Rummel nur aus dem einen Grund ' in Szene gesetzt wurde, weil Fürst Vülows Stellung nxmkte. Um dem Reichskanzler noch länger sein Amt zu erbalten, wurde das Volk bis in seine Tiefen aufgewüblt. wurden die konfessionelle» Leideuschnsteu in der verwerflichsten Weise aufgestachelt. Ostwisse Einflüsse, wie sie im Evan- gelisckx'u Bund zutage treten, batten auf den .Kaiser Einfluß genommen, und der Reichskanzler bat willenlos kapituliert, weil er sich krampslxift an seinen Neichskanzlersessel klam merte. — Sonntagsruhe im Handelsgrwerbe. Im August batte die Poseuer Stadtverordueten-Dcrsammluug über die Sonntagsruhe im Handelsgewerbe beraten. Zu dieser
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