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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-01-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185801287
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580128
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580128
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-01
- Tag1858-01-28
- Monat1858-01
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.01.1858
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28. Donnerstag den 28. Januar. 1858. Freitag den 29. Januar d. I. Abends punct '1-7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: 1) Vorbericht des Finanzausschusses über Conto 4L dcS diesjährigen HauShaltplanS. 2) Antrag des Herrn St.-V. L)r. Loose, die Besetzung des erledigten Superintendenten-Amtes betr. Der Leipziger Sparverein. Wenn in den Erfolgen eine Gutheißung des PrincipS und eine Bürgschaft für da- fernere Gedeihen eine- Unternehmens liegt, so könnm die Förderer und Freunde de- hiesigen Sparvereins mit einiger Genugthuung in die Zukunft blicken. — Laut des III. Jahres berichts, der dem Armendirectorium abgestattet wurde, und den dasselbe in erfreulichster Weise des Vorzugs werth hielt, den all monatlichen lithographirten Sitzungsprotokollen beigelegt zu werden, stellt sich ein Fortschritt wie folgt heraus:" 1. Jahr 1855 30 Sparer mit 6l Thtr. Einlagen, 2. „ 1856 52 „ „ 136 „ S. „ 1857 149 „ „ 622 „ mithin in 3 Jahren des Bestehens eiye 5fache Vermehrung der Vparer und eine Ivfache Vermehrung der Gesammt-Ersparniffe. Allerdings mag die bedeutende Steigerung der Kopfeinlage, die von 2 Thlr. 1 Ngr. im ersten Jahr auf 4 Thlr. 5 Ngr. im dritten stieg, theilweise auf dem Umstande beruhen, daß der Verein, der zuerst lediglich auf die Ulrichsgaffe und vornehmlich auf ganz Mittellose, ja Arme berechnet war, seinen Kreis in Bezug auf die Wohnungen der Sparer so wie auf deren Lebensstellung etwas enveitert hat; nichts destoweniger ist auch bei denselben Sparern der ftüheren Jahre in diesem eine gesteigerte Benutzung hervor- aetreten, wahrscheinlich eine Folge de- höheren Arbeitslohnes. — Beachtenswerth ist die Probe, die der Sparverein in diesem Jahre mit seinem jetzigen Grundsatz, lediglich die Summe der Erspar nisse ohneweiteren Zuschuß zurückzuzahlen, glücklich bestanden hat. — Schon in den vorhergehenden 2 Jahren, in denen den Sparern resp. 25o/o und 15«/o als Zuschuß oder als eine Art Sparprämie bewilligt wurden, hatte sich die Erfahrung geltend gemacht, daß bei aller Anerkennung dieser Zuschüsse doch die Genugthuung über da- Vorhandensein der Ersparnisse an sich bei weitem jene üderwog — ja in manchen Fällen wurde die Rückzahlung der selbstersparten Summe al- eine Art Glücks fall, eine Bescheerung betrachtet und wie eine Art Ueberraschung begrüßt, — ein sichere- Zeichen, daß in diesen Fällen da- Sparen rtvas Neues, Ungewohnte- war. Der Schritt von dem Zustande des Sichgehenlaffens, des in den Tag HineinlebenS bis zu dem der bewußten Selbstbeherrschung, die sich einen gegenwärtigen Genuß zu Gunsten eines künftigen Bedürfnisses zu versagen weiß, ist ein sehr bedeutsamer, und in seiner moralischen Rückwirkung liegt der eigentlich« Segen des Unternehmen-, dessen Tragweite sich schwerlich nach den ersparten Thalern und Groschen allein ab- meffen läßt. Sehr zu wünschen ist, daß der Verein, wie er es am Schluß de- Bericht- in Aussicht stellt, für den Fall, daß sein Umfang und seine Bedürfnisse, wie e- allen Anschein hat, eben so rasch wie bisher wachsen, die thätiae Theilnahme der Be mittelten, sei es durch Uebernahme von Annahmestellen, sei e- bittch Zuschüsse zu dm steigenden Unkosten, finden möge. Stadttheater. Montag den 25. Februar. Die „Soldaten" von Arrests. In den Kritiken unseres sarkastischen College», des Herrn Ludwig Börne, ist ein Vorwort bewahrt, das Arrests für sein Stück mit lakonischer Kürze geschrieben haben soll. Es lautet: „Soldaten! Die belehrenden und bescheidenen Kritiker sind wie alte Grenadiere, erweiset ihnen die Hochachtung, welche ihnen ge bührt, die hämischen, gemeinen Tadler aber sind Spione im Hohl wege, diese schießet todt, wo ihr sie findet!" Herr Börne erklärt diese Worte in folgender Weise: Die belehrenden und bescheidenen Kritiker sind die, welche loben, und die hämischen gemeinen Tadler sind die, welche nicht loben. Um nicht für feig zu gelten, hat dieser Kunstrichter dem Herrn Arrests kein Wort des Lobe- ge gönnt. Herr Börne opfert die Wahrheit gern einer pomphaften und effektvollen Antithese und sagt, um eine geistreiche Phrase an zubringen, oft etwas ganz Andres als was er selbst über den Gegenstand denkt; Herr Börne macht dem Verfasser den Vor wurf, seinen Stoff schlecht ausgebeutet zu haben. Er will Schlacht felder sehn und die Opfer der blutigen Bellona, zwischen denen ein Mann wie Brutus seine Monologe hält. Herrn Börne's Scharf sinn hat hier übersehen, daß Arrests keine Tragödie, sondern ein einfaches Schauspiel schreiben wollte. Wir sehen hier die sociale Kehrseite de- Soldatenstandes mit eben so frischen wie interessanten Farben gezeichnet. Warum sollte da- Leben und Treiben dieses Stande- nicht ebenso gut einen Schauspielstoff abgebm, wie der Stand der „Advocaten", der „Journalisten", der „Jäger" u. s. w.? In einer Tragödie durfte vom Gamaschendienst und Feldwebelstock nicht geridet werden, wer verhindert- aber, daß die tricht im Schauspiel geschehen könne? Wir geben zu, daß von einer besonders hervorstechenden Tendenz bei Arrestes Arbeit nicht viel die Rede sein darf; nichtsdestoweniger will eS unS nicht in den Sinn, warum Herr Börne die Civilschäden diese- Stande- durchaus verhüllt wissen will. Die glückliche Conception de- Ganzen, die Fülle leben-frischer Charaktere, der Reichthum wirk samer Situationen und eine fließende Sprache vereinigen sich, um allen Anforderungen zu entsprechen, welche wir bei einem Schau spiel nur aufstellen dürfen. Nur der Standpunkt, auf dem Stück wie Dichter stehen^ ist für unsere Zeit nicht mehr paffend, er ist ein „überwundener", wie die Kunstsprache sagt. ES ist uns eben diese Welt der Perrücken und Handstöcke, der Gamaschen und Kastenvorunheile durch Pickelhaube, Spitzkugrl und allgemeine Dienstpflicht entfremdet worden, sie ist veraltet und existirt nur noch in den Rückerinnerungen greiser Veteranen und auf alten Kupferstichen. Eng verschwistert hiermit ist auch die Sprache, welche Arrests, dem Zeitgeist- huldigend, mit erbaulichen Morctl- sprüchlein austapezierte. Der einzigste positive Fehler des Stückes liegt in der Absichtlichkeit aller Effecte und Situationen. Uederall sieht nicht- als die Absicht hervor, den Zuschauer zu packen und dem Darsteller leickstlohnendes Spiel zu machen. Wäre der Dichter (ein Hamburger Schauspieler au- den ersten Decennien dieses Jahrhunderts) nicht so vertraut mit der Bühne gewesen, so wären diese Birch - Pfeifferiana nicht so gelungen. Tadelnswerth ist diese
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