Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 04.11.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191311044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19131104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19131104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1913
- Monat1913-11
- Tag1913-11-04
- Monat1913-11
- Jahr1913
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.11.1913
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
MGllWolkszkitlMg I «»«,»», « »U Di «»»»««vret«' » «eMlge» »>«r1»lI»brNch »,»v yu l Trelde» imd ga»»^De»tsi-l«n» n»> Hau» SS» M.I t, Orsterretch «.«i» L. s A»»,a»i o nur mtl Frteraben» »ierulILHiltq t,8 Dr«»de« und aanz DeuNchland frei Hau» »,8 Orltrrr^» « 07 L. - «n,el.«ummrr »a » «ochemag» »rlchetm dir N-Umia rrgelmützl, tu dr, rrflea I NachmtUaL»IIundka: di« »«mabeudim-uakr «rschetm »Sie«. I Unabhängige» Tageblatt für Wahrheit» Recht und Freiheit mit NnteVh«rlt«»»K»deilage Die illustrierte Aeit und Sonntagsbeilage Feierubenö UuzOigr» r , > »UchLsNanAlaen bi» »O Uhr. d«l Mtiull««» r>pe» nicht überuehmen. Nr. 255 GeschSslsstelle und Redaktion Dresden«A. 16, Holbeinstratze 46 Dienstag den 4. November 1913 Fernsprecher 21366 12. AühlA Porzellan Stelnxut ^»nixl. AoNioksraut Olss una I<nis1all /^nlläusef llebraucks- u. TIerxexenstäniie s<nni!--^o>>s.uo-8trll8o. Evangelischer Bund und katholische Gemeinde Gera Der Landesverein Neuß j. L. des Evangelischen Bundes gedachte zur Feier seines 25. Stiftungsfestes in mehr als ausgiebiger Weise — der katholischen Gemeinde zu Gern. In der nur mäßig besuchten Versammlung in Harnischs Garten ergriff das Wort Archidiakonus Noack. Die Welt geschichte mutz der „Fiirstl. Neutz-Geraer Zeitg." (Nr. 253) dankbar sein, datz sie das geraoezu klassische Meisterstück Evangelischer Bundesrethorik der Menschheit überliefert hat. Archidiakonus Noack also hob an: Wir sind kein Kampf- bund — aber wir wappnen und stark, um römisches Wesen abzuwehren . . Unsere deutschen katholischen Brüder lie- ben wir — aber wir verfolgen, namentlich in Gera, ihre Sache mit offenen Augen, Gewehr bei Futz . . . Wir lassen hier die Katholiken ruhig ihrer Religion leben — aber wir haben in Zeitungsartikeln Stellung nehmen müssen gegen den Versuch, katholische Lehrschwestern hierher zu bekommen Gegen Krankenschwestern können wir natürlich nichts haben — aber wir halten sie nicht für nötig . . . Nom ist auch bei uns vorgeschritten — sei auf der Hut, evangelisches Volk, Kahre deinen Glauben gegen Romanismus! Das ist so ziemlich die Quintessenz der Bruderliebe des Herrn Archidiakonus. Zwischendurch ist, inspiriert von der selben Liebe, des langen und breiten die Rede von der ka tholischen Gemeinde Gera. Da folgt Seufzer auf Seufzer: Ach, die lieben katholischen Brüder in Gera — aber sie wer den immer mächtiger . . . Sie sind doch Fleisch von unse rem Fleisch — aber sie haben eine katholische Sclmle gegrün det. Sie sind Blut von unserem Blute — aber sie haben jetzt den zweiten Geistlichen bekommen. Wie sollten wir gegen sie kämpfen — aber sie scheinen einige Prozente Misch ehen als Zuwachs bekommen zu haben. Wir sind so gut. wir beerdigen sogar die Katholiken, die sich verbrennen lassen, wenn wir darum angegangen werden. Nach dem Berichte der genannten Geraer Zeitung schlägt dem Herrn Archidiakonus zweimal das Gewissen, datz er sich in die inneren Angelegenheiten seiner katholischen Mitchristen unbefugt mische. Aber — ist es die Macht der Liebe oder des Friedens? — der Herr Referent kann der Versuchung nicht widerstehen. Bald ist er in der katholischen Schule, bald in der katholischen Kirche, jetzt beim katholischen Vorn- satiusverein, jetzt bei anderen katholischen Vereinen, bei den katholischen Geistlichen, bei den katholischen Schwestern usw. In der Liebe seines Herzens rechnet Archidiakonus Noack aus: Im Jahre 1804 betrug die Seelenzahl der Katholiken in Reutz j. L. 2000, heute 35,01. also 67 Prozent in 20 Jahren mehr ... In diesem Jahre ist der zweite katholische Geist liche angestellt worden . . . Und dabei kommen auf einen katholischen Geistlichen jetzt 175,0 Seelen, bei uns Evange lischen 8000 Seelen. Diese Rechnung eines liebenden Herzens in gutes, klares Deutsch übertragen heitzt: Ihr Katholiken braucht keinen zweiten Geistlichen. Wir halten es nickst für nötig. Ob „wir" einen rechten Einblick in die ganze katholische Seelsorge hat, ist zu bezweifeln. Der katholische Pfarrer ist Seelsorger, Neligionslchrer, oft mit 10, 15, 20 Stunden die Woche, ist Verwalter der Expedition, der alle Arbeiten Per sönlich zu machen hat. ist Leiter von 2, 4. 5 und mehr Ver einen usw. In Gera liegt die gesamte Kirchen- und Schul unterhaltung, sowie die Schuldirektion in den Händen des Pfarrers. Dazu kommt, datz der katholische Geistliche von Gera zu pastorieren hat: den Amtsgerickstsbezirk Eisenberg mit 521 Katholiken, Amtsgerickstsbezirk Ronneburg mit 321 Katholiken und die sächsische Enklave Liebschwitz (Anits- hauptmannschaft Zwickau, zum katholischen Pfarramt Wer. dau gehörig) mit ungefähr 200 Katholiken. Welche Zeit fordern bei auswärtigen Funktionen Entfernungen wie Eisenberg (zirka 26 Kilometer) oder Triebes (zirka 30 Kilo- Meter)! Ein Diasporapfarrer und besonders ein katho lischer mit der Eigenart seines katholischen Berufes: Beichte, Versehgang usw. kommt kaum zur Ruhe. Ferner die Arbeit infolge der starken Mitgliedcrzahl katholischer Vereine. Beim letzten patriotischen Festzuge in Gera gingen hinter der Fahne des katholischen Männervereins ungefähr 50 Mann, hinter der Fahne des evangelischen Arbeitervereins ganze acht Mann, beim Fackelzug waren es noch weniger. Wenn Archidiakonus Noack das Bedürfnis hat, sich in die Interna der katholischen Gemeinde Gera zu mischen, so möge er wenigstens so freundlich sein, die Sache gründlich und gerecht zu nehmen. Hat er aber seine katholischen Brü- der wirklich so lieb, wie er versichert, so lasse er sie am besten ruhig ihren Weg gehen. Auch wir haben unsere evangelischen Mitchristen lieb, wenn wir auch nickst so viel Worte machen, wie der Evan gelische Buudesreduer, und wir beweisen unsere Liebe u. a. dadurch, datz wir sie in Friede» lassen. Warum lässt man uns nickst in Ruhe? Warum verfolgt man uns auf Schritt und Tritt nach Art eines Gefangenaufsehers? Eine schöne Liebe das! Wir verzichten gern darauf! Ein so ausgesprochener Kulturkämpfer wie der evange lische Pfarrer Haus Müller in Nöckuitz, hat den Evangelischen Bund darauf aufmerksam gemacht, datz der deutschen Kultur- Welt von den Elementen des Umsturzes und der Zersetzung noch viel mehr Gefahr drohe, als „vom Zentrum und selbst vom Jesuitentum". Der Bund hätte zwar den Kampf gegen den modernistischen Nihilismus auch mit in seinem Pro gramm stehen, hätte aber für ihn infolge seiner Inanspruch nahme gegen Nom noch nickst viel Zeit gefunden. Und der Evangelische Bund in Gera? Er fällt nicht ans der Nolle. Zur Feier seines 25. Stiftungsfestes beschäftigt er sich nickst mit dem modernen Unglauben, nickst mit den Sozialdemokraten, von denen es doch einige in Gera geben soll, sondern mit der katholischen Gemeinde — aus lauter Liebe und Güte natürlich! Friede, Friede, weiter nichts als Friede will der Evangelische Bum in Geral Deutsches Reich Dresden den 4 November 1918 f Der König von Sachsen hat dem Geh. Ober regierungsrat Schlosser, Vortragendem Rat im preu- tzischen Ministerium des Innern, das Komturkreuz 2. Klasse des König!. Sächs. Albrechtsordens verliehen. — Meine Klostcrjahre ist der Titel eines Buches, das in den Leipziger Neuesten Nachrichten ausführlich besprochen wird. Der Verfasser ist ein Heinrich Siemer, der in fünf Jahren sein Heil bei drei verschiedenen Orden gesucht hat, überall denselben Geist fand, dann in die sündige Welt zurückging und selbstredend ein Buch über diesen Abschnitt seines Lebens schrieb. Natürlich sind nach dem Buche die Klöster die Brutstätten aller Schlechtigkeit und er allein der Lichtsuchende und fortschrittliche Geist. Welcher Apostat hätte nicht schon ein solches Buch geschrieben und wie heiß wird es von denen verschlungen, die einen Orden oder ein Kloster zum Gruseln brauchen. Das Buch ist also derselbe Faden, nur eine andere Nummer, und die L. N. N., die das Machwerk so wohlwollend besprechen lassen, haben da- mit gezeigt, daß Siemer nicht besser ist, als seine Vor gänger. — Das „Neue Jahrhundert", das Organ des Reform- katholtken Dr. Funk, unterzieht in seiner Nummer vom 26. Oktober den sogenannten politischen Katholizismus einer Kritik. Das in Zwickau erscheinende sozialdemokratische „Sächsische Volksblatt" (30. Okt.) druckt mit Wohlbehagen den einfältigen Artikel ab. Wir wollen das hier lediglich registrieren, um festzustellen, datz diese Tatsache für die Vertreter beider Blätter sehr bezeichnend ill. — Herzog Ernst August nebst Gemahlin sind gestern mittag um 12 Uhr 37 Min. auf dem Hauptbahnhofe in Brauuschweig eingetroffen. Als der Zug auf dem Bahn. Hofe eintraf, entstieg ihm der Herzog, sodann die Herzogin. Mit dem Herzogspaar trafen die Mitglieder des Staats ministeriums und die anderen Herrschaften ein, die dein hohen Paare entgegengefahreu waren. Im Aufträge des Kaisers überreichte der preutzische Gesandte der Herzogin einen prachtvollen Blumenstrautz. Nach Begrüßung der Das Lazarettwesen nach der Völkerschlacht bei Leipzig Das ernste „Nun danket alle Gott" umwogte jüngst das Denkmal auf der großen Walstatt von 1813. Während einstmals der Jubel auf den großen Plätzen Leipzigs rauschte, während die Kaiser in Leipzig einzogen und alle Einwohner jeden Alters und Standes den Befreiern aus langer Beängstigung entgegeneilten: viele warfen sich im Uebermaß der Freude auf die Knie, tausend und aber tausend Stimmen riefen den Siegern ihren Willkomm ent gegen, Tausende schleuderten die Hüte in die Luft, Tausende streckten die Arme den Siegern weit entgegen und segneten, Freudetränen in den Augen, ihre Freunde in der Not, lagen die draußen, von denen Arndt sang: Wo kommst du her in dem roten Kleid? Und färbst das Gras auf dem grünen Plan? Ich komm' aus blutigem Männerstreit, Ich konime rot von der Ehrenbahn. Wir haben die blutige Schlacht geschlagen, Drob müssen die Mütter und Bräute klagen. Da ward ich so rot. — Das namenlose Elend, das damals in Leipzig ange häuft war, konnte und durfte dem Jubel die Schwingen nicht lähmen, der vom Schlachtfeld aus über Deutschland hinflog; dessen Gedenken soll die Jubiläumssreude nicht stören. Die Pflege der Verwundeten, wie sie mit so viel Liebe und Heldenmut seitdem in den Kriegen betätigt wurde, schlug dort die ersten Wurzeln. Folgen wir dem Berichte der preutzischen Feldzeitung vom 24. Oktober 1813: „Die blühende Umgebung Leipzigs ist in eine Wüste verwandelt: woran seit länger als 3 Jahr- zehnten gebaut worden, das ist in 3 Tagen in den Grund zerstört: Die Dörfer Schönfcld, Probstheida, Dösen. Delitz, Wachau, Liebertwolkwitz, Lindenau, Pfaffendorf, Konne- witz, Gröbern, die Häuser in den Kohlgärten, die soge nannten Straßenhäuser und mehrere andere liegen ganz oder zum Teil in Asche. Anderthalb Meilen lang und eine Meile breit ist das Schlachtfeld wie eine Schennenteune platt getreten. Diese ganze Schauderfläche ist heute noch bedeckt niit Tschakos, Tornistern, Mänteln, Nädern, Wagen, Pferden und Menschen. Die französischen Gefangenen sind zum Begraben der Leichen beordert und haben noch wenigstens zwei volle Tage damit zu tun. Leipzig hat die Ehre, aus seinen Gefilden die deutsche Freiheit erkämpft zu haben, teuer bezahlt." Auf die Kunde von den zwanzig-, ja dreißigtauseud Verwundeten, die in Leipzig angehänft seien, machte sich Reil, seit 1810 Professor an der Universität Berlin, gleich tüchtig als Arzt und deutscher Mann, auf den Weg, um für die Hospitäler Sorge zu tragen. Eine kräftigere Erinnerung an das Elend, welches die Nachtseite des Siegesjubels von Leipzig bildete, können wi^ nicht empfangen, als sic in seinem Bericht vom 26/O>ktober 1813 an den Minister v. Stein niedergelegt ist. Auf dem Wege, so schreibt Neil, begegnete mir ein ununter- brochener Zug von Verwundeten, die wie Kälber, auf Schub karren, ohne Strohpolster, zusammengeklnmpt lagen und einzeln ihre zerschossenen Glieder, die nicht Raum genug auf diesem engen Fuhrwerk hatten, neben sich herschleppten. Noch sieben Tage nach der Schlacht wurden Menschen vom Schlachtfelde eingebracht, deren unverwüstliches Leben nicht durch Verwundungen, noch durch Nachtfröste und Hunger zerstörbar gewesen war. In Leipzig fand ich ungefähr 20 000 Verwundete und kranke Krieger von allen Nationen. Die zügelloseste Phantasie ist nicht imstande, sich ein Bild des Jammers in so grellen Farben auszumalen, als ich es hier in Wirklichkeit vor mir fand. Das Panorama würde selbst der kräftigste Mensch nicht anzuschauen vermöacn. daher gebe ich Ihnen nur einzelne Züge dieses schauder- haften Gemäldes, von welchen ich Augenzeuge war und die ich daher verbürgen kann. Man hat unsere Verwundeten an Orten niedergelegt, die ich der Kaufmänniu nicht für ihren kranken Möppel anbieten möchte. Sie liegen entweder in dumpfen Spelunken oder in scheibenleeren Stuben und hohen Kirchen, in welchen die Kälte der Atmosphäre in dem Matze wächst, als ihre Verderbnis abniiumt, bis endlich einzelne Franzosen noch ganz ins Freie hiuausgeschobeu sind, wo der Himmel das Dach macht und Heulen und Zähncklappern herrscht. Ai» einen Ende der Reihe tötet die Stickluft, am anderen reibt der Frost die Kranken auf. Bei dem Mangel öffentlicher Gebäude hat man dennoch auch nicht ein einziges Bürgerhaus den gemeinen Soldaten zum Spital eingeräumt. An jenen Orten liegen sie ge- schichtet wie die Heringe in ihren Tonnen, alle noch in den blutigen Gewändern, in welchen sie aus der heißen Schlacht hineingetragcn sind. Unter 20 000 Verwundeten hat auch nicht ein einziger ein Hemd, Bettuch, Decke, Strohsack oder Bettstelle erhalten. Nicht allen, aber einzelnen hätte man geben können. .Keiner Nation ist ein Vorzug eingeräumt, alle sind gleich elend beraten, nnd dies ist das einzige,' worüber sich die Soldaten nicht zn beklagen haben. An Wärtern fehlt es ganz. Verwundete, die nicht aufstehen können, müssen Kot und Urin unter sich gehen lassen und faulen in ihrem eigenen Unrat au. Für die gehfähigen sind zwar offene Bütten ausgestellt, die aber nach allen Seiten überströmen, weil sic niemand hiuausträgt. In der Petri kirche stand eine solche Bütte neben einer anderen, ihr gleichen, die eben mit der Mittagsuppe hcrcingebracht war. Diese Nachbarschaft der Speisen und der Ausleerungen mutz notwendig einen Ekel erregen, den nur der grimmigste Hunger überwinden kann. Das Scheußlichste in dieser Art gab das Gewandhaus. Der Perron war mit einer Reihe solcher überströmenden Bütten besetzt, deren träger Inhalt
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite