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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185807165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-16
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1858
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3322 Vas Laden und Schwimmen und die Mußbad - Anstalten. Die Monate Juni, Juli und August sind die eigentlich gün stige Zeit, während welcher in unseren Gegenden sich der Mensch in der freien Natur den Genuß eines erquickenden kühlenden Bades im strömenden Fluß oder Bach verschaffen kann. Ein solches Bad ist für den gesunden Menschen von ganz anderer Wirkung, als das warme Wannenbad im zwar alle Bequemlichkeiten bie tenden, doch eng begrenzten Aimmerraume. Wir sehen daher, daß während der heißen Jahreszeit das offene Flußbad auch von Solchen vorgezogen wird, welche sich die Annehmlichkeit des Wannenbades leicht verschaffen können. Die Strömung des fließenden Wassers und der Widerstand, welcher ihr entgegen gesetzt werden muß, üben ganz andern Reiz auf Haut, Muskeln und Nerven, als die still stehende Wenigkeit der Wanne, kaum hinreichend, den Menschen in liegender oder sitzender gezwungener Lage zu bedecken. Der Nutzen für den Körper und das Vergnügen des Badens im Fluß wird noch für Diejenigen in hohem Maße erhöht, welche des Schwimmens kundig sind. Hierorts war diese Kunst früher weniger bekannt, und wenn man hie und da Einen die tiefen Fluchen mit gelenkigen Armen nach allen Richtungen hin furchtlos durchschneiden sah, wurde er von den Umstehenden angestaunt, bewundert und beneidet. Doch jetzt ist es anders: Die glückliche Idee eines unterneh menden Mitbürgers, eine Anstalt zu errichten, in welcher die Schwimmkunst nach fest bestimmten Regeln unter Anleitung ge übter Meister gelehrt wird, gab hier bald weitere Anregung und brachte sie zu verbreiteter Aneignung und allgemeiner Anerkennung. Da durch diese Anstalt die Anregung einmal gegeben war, beflei ßigten sich auch Solche ihrer, welche jene Anstalt nicht benutzen konnten und in einigen der hiesigen Flußbade-Anstalten fand man die nöthigsten Geräthsch/iften und wurden wenigstens die ersten Regeln ertheilt. Unsere Jugend, die auf solche Weise bald einige Fortschritte gemacht hatte, beeilte sich, dieselben durch gegenseitigen Unterricht ihren Kameraden weiter mitzutheilen, und so finden wir n jedem Wasser und Wässerchen kleine Schwimmer, welche, wenn sie auch nicht schulgerecht vestehen würden, gerade deswegen, auch an wilden unbeaufsichtigten Stellen mehr Selbstvertrauen, ja Ver wegenheit zeigen, als man in den Schwimmschulen findet, wo schon bei nur eingebildeter Ermattung die sichere Anhaltleine oder Treppe gesucht wird. Wenn mancher des Schwimmens unkundige Vater seine 8 bis 12 jährige Hoffnung so im Wasser herum schwimmen sähe, es würde ihm gewiß eben so ängstlich zu Muthe werden, wie jener Henne, welche Enteneier ausgebrütet hatte und die kaum ausgekrochenen Jungen eiligst ihrem nassen Elemente zulaufen sah. Um sich zum selbstvertrauenden ausdauernden Schwimmer aus zubilden, gehört außer der Bekanntschaft mit den ersten Regeln — als der Art und Weise des Ausgreifens, der Tempi, der Haltung des Körpers auf Leib, Seite und Rücken — ganz besonders Ruhe; diese ist die eigentliche Bezwingerin deS dünnen Elements. Wer eine gewisse Aengstlichkeit und Hastigkeit nicht überwinden kann, wird nie ein sicherer, ausdauernder Schwimmer werden. Doch kann im Allgemeinen das Schwimmenlernen in unfern Gewässern weniger auf eigene und anderer sich in Nöthen Be findender Rettung berechnet sein; denn wenn auch die Tiefe da ist, so fehlt doch die Breite und die starke Strömung. Der Schwimmer kann sich nur da vollkommen ausbilden, wo er Ge legenheit findet einen breiten Strom mit gewaltiger Wassermasse zu durchschneiden oder stromaufwärts ein bestimmtes Ziel zu er reichen. Das einzige unserer Bäder, welches aber auch nur zeit weise eine annähernde Gelegenheit dazu bietet, ist das Bad am Kirschwehr. Bei uns dient das Schwimmen mehr zum Vergnügen, und — was die Hauptsache ist, zur Stärkung und Kräfttzgüng des Körpers. Beim Schwimmen wird die Thätigkeit aller Glieder und Muskeln in Anspruch genommen, und ganz besonders wird die Brusthöhle erweitert und zugleich die Athmungsorgane ohne Erhitzung in Bewegung gebracht. Ebenso vermag der Schwimmer viel länger im Wasser auszudauern als der Nichtschwimmer, welcher nach höchstens einer Viertelstunde schon klappernd und gänsehäutig dasselbe verläßt und in die wärmenden Kleider schlüpft, während man jmen halbe Stunden lang und noch länger ohne jene Empfindungen sich fortbeweaen sieht. Obgleich Personen, welche im männlichen Alter, durch das Beispiel der Jugend um sich her angeregt, noch Schwimmunterricht nehmen, es wohl schwerlich zur Meisterschaft dringen werden, so ist ihnen dies Vor haben doch bestens anzurathen: Der gute Wille, der Eifer und die Anstrengungen «erden die vortheilhaste Einwirkung auf ihren Körper bald bemerklich machen. Um ein Flußbad mit Vergnügen und ohne Nachtheil zu ge nießen, ist zuvörderst vor dem Einsteigen die gehörige Abkühlung erforderlich; doch wird gegen diese erste Regel gar häufig gefehlt. Wer da glaubt, daß die äußere Abkühlung schon genügt, der irrt sehr. Die innere Erhitzung durch schnelle- Gehen oder Laufen muß vermieden werden, alle Aufregung sich gelegt haben. Bei einer Luftwärme von etlichen zwanzig Graden ist eine vollkommene äußere Abkühlung gar nicht zu erwarten und hat da- Wasser mit der Luft gleiche oder spät Abends eine noch höhere Temperatur, so ist diese Abkühlung auch nicht besonder- nöthig. *) Ferner ist es sicherer, beim Cinsteigen gleich den ganzen Körper mit Wasser zu bedecken, ohne gerade hinein zu springen. — Das Auskleiden muß langsam, das Ankleiden hingegen möglichst schnell geschehen, denn gerade hierbei kann man sich am leichtesten er kälten. Doch gewähren die zwar einfachen Hallen in.unseren Flußbad-Anstalten den nöthigsten Schutz, freilich mehr nochdie geschlossenen Cabinette in der Schwimmanstalt und in Händel- Bad. Ebenso ist es eine altbewährte Regel, nicht mit vollem Magen zu baden. Schwimmer verstoßen wohl selten dagegen ; sie wissen recht gut, wie schwerfällig si«. dann im Wasser liegen und nicht von der Stelle kommen, während, je leerer der Magen ist, beim Schwimmen selbst das unangenehme Gefühl des Hunaers gänzlich verschwindet und sie sich leicht wie eine Feder vom Wasser dahin- fluthen lassen. — ES ist auch ganz natürlich: die Verdauungsorgane sind in voller Thätigkeit und wirken und treiben nach außen, wo gegen das Wasser die Haut nach innen drängt, die Muskeln zu sammen rieht und somit dieser wichtige LebenSproceß gestört wird. Die Zeit, daß wir Flußbade - Anstalten unter Aufsicht und mit den nöthigen Einrichtungen zum Aus- und Ankleiden, so wie zum Schutz gegen plötzliche Unwetter versehen, besitzen, ist noch nicht so lange her, und in der That, die Vermehrung und Erweiterung derselben hat die Lust und das Bedürfniß des Baden- und Schwim mens in erfreulichem Maße gesteigert. Leider sind aber auch von den früher von der Behörde gestatteten fünf Stellen zum freien Baden für Die, welchen eine tägliche Ausgabe von 6 bis 10 Pfen nigen zu schwer, denen aber das Baden zur NothweNdigkeit wird, z. B. den Feuerarbeitern, den Arbeitern im Freien und manchen andern, welche ihr tägliches Geschäft bi- Abend- mit Schweiß, Staub und Schmuz bedeckt, bi- auf zwei eingeschränkt worden. Die nordöstlich gelegenen Arbeiterortschaften in der Nähe der Parthe sind von einem Freibad gänzlich ausgeschlossen. Freilich würde ihnen die Behörde gern ein solche- gewähren, aber es kommen hier jedenfalls Interessen in- Spiel, welche die anerkannte Zweck mäßigkeit hintansetzen lassen müssen. In den beiden noch bestehenden Freibädern ist auf mannig fache- Anregen nun auch für Bank und Einsteigtreppe gesorgt, obschon noch manches, wenn auch nicht herzustellen, doch zu be seitigen wäre; so z. B. da- weit in den Fluß hinüber wachsende Weidengebüsch im Sauweidenbad, auf welchen Uebelstand schon früher in diesen Blättern aufmerksam gemacht wurde. Wer bei einigermaßen hohem Wasserstande von der Eingsteigtreppe einige Schritt abwärts geht, ist wegen der hier etwas stärkern Strömung genöthigt, eine Strecke von mindestens 50 Schritt hinab zu schwim men, ehe er einen Anhalt findet. Da- Wurzelwerk der Weiden hat zwar den Zweck, da- Ufer gegen den Wellenandrana zu be festigen, doch könnte bei Beginn der Badezeit da- Gebüsch abge schlagen werden, zumal diese kurze Strecke bei vollständigem Aus wachsen doch wohl keinen besonder» Gewinn abwerfen durste. Von den Badeanstalten gegen Badegebühr im Abonnement oder einzelner Bäder steht die Schwimmanstalt de- Herrn Apotheker Neubert in Bezug auf Aufsicht und Comfort oben an; und wenn sie auch eigentlich mehr auf da- Schwimmen lernen berechnet ist, so wird sie doch von Vielen de- bloßen Baden- wegen besucht. Zwar kann nicht Jeder die Ausgabe dafür machen, aber — wo etwas geboten wird, da kann auch etwas verlangt werden. Für das weibliche Geschlecht finden sich hier aus flachen Ponton- ruhende bequem eingerichtete Cabinette, welche für Er wachsene und Kinder von verschiedenes Tiefe sind und bei jedem Wasserstande sich gleich bleibm. *) Die Abend-Temperatur des Gaffers in der Schwimmanstalt (Elster) ist jeden Morgen nachher aus de» Tageblatt zu ersehen und für die Parthe um mindestens einen Grad höher anzuneb»en.
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