Verdienst. Nicht, weil sie zeigt, daß auch Weinhändler, Schriftsteller, Schau spieler und Strumpffabrikanten malen und zeichnen können, sondern weil sie zu erkennen gibt, daß bestimmte Menschen einen Ausgleich für ihre Hauptbe schäftigung haben müssen und an diesem klarer erkannt werden können. Ab gesehen von den bewußt malkünstlerischen Versuchen eines Arno Nadel, er kennt man nämlich bald, daß diese Bemühungen nicht „halbamtliche“ Arbeiten, sondern nur Paraphrasen sind. Darin liegt die tiefere Bedeutung, daß man Deutungen in diesen manuellen Darstellungen vornehmen kann: welche Richtung und welche Tempohaltung beispielsweise das Daseins- und Weltgefühl von Else Lasker-Schüler, Walter Mehring. Felix Langer und Joachim Ringelnatz besitzt. Was sonst zu sehen ist, kann man nicht einmal als Paraphrasen ansprechen, sondern als zu fällige, bestenfalls launige oder rein dilettantische Einfälle, die als Objekte ir relevant sind. Sie weisen schon wieder zurück in die oben apostrophierte Welt anschauung, verhindern es aber nicht, daß die Ausstellung als Tat trotzdem wichtiger ist als die meisten Ausstellungen der berufsmäßigen Kunsthändler mit ihren mehr oder minder erfreulichen Hausmalern. * * * Fritz Stahls bemerkenswertes Buch „Weg zur Kunst“ konnte in der „Kunst chronik“ leider nicht besprochen werden, da der Verlag Rudolf Mosse kein Re zensionsexemplar zur Verfügung stellte. Die Redaktion. GERHART POHL / DEUTSCHE KULTURCHRONIK VII*). Kurzer Bericht über 1 (einen) jungen Schiedsrichter. Einmal — erst ganz wenige Jahre ist es her — begegnete mir in München die fabula von einem jungen Manne, der ein „fabelhaft“ geniales Stück geschrieben habe, „Spartakus“ betitelt. Ich war skeptisch. Denn allzuviele entdeckte man damals in München. Einmal — kaum einen Monat später ist’s gewesen — begegnete mir in München ein junger Mann, der „fabelhaft“ sympathisch wirkte: bescheiden und doch sicher, versonnen — ohne Traum-Spielerei, vergrübelt — ohne die schäbigen Allüren des outsidertums. Aus den Augen leuchtete etwas, das nur Kerle haben, Kerle, die was können, aber auch wer sind. Ich war glücklich. Denn allzu wenige dieser Sorte entdeckte man damals — nicht nur in München. Einmal — die Wochen habe ich nicht gezählt — hoben wir in München dieses fabulöse „Spartakus“-Stück, das jetzt, gestutzt und gerichtet, „Trommeln in der Nacht“ hieß, aus dem Taufbecken der „Kammerspiele“. Feierlich war's und toll. Sogar die Berliner Kritiker-Prominenz war da. Am nächsten Tage war der sym pathische junge Mann, den ich für einen Kerl hielt — berühmt. Und ich freute mich sehr. Denn allzu wenige . . . ich sagte es ja. Und dann . . . und dann . . . und dann wurde er berühmter, sehr berühmt, be- *) Siehe „Die Neue Bücherschau“ III. Folge, 2., 3. und 6. Schrift; IV. Folge, 1., 2. und 4. Schrift. 243 20»