Anzeiger. Am,M»tt des Königl. Bezirksgerichts Md des Rnlhs der Stadt Sechzig. Freitag den 3. September. 1858. Bekanntmachung. Die diesjährige Feier des Constitutionsfestes soll auf Sonntag den L September verlegt und in folgender Weise begangen werden. Dem in den Stadtkirchen in üblicher Weise stattfindenden Gottesdienste wird um halb 7 Uhr ein dreimaliges Abblasen der Melodie „Nun danket alle Gott" von den beiden Hauptthürmen und von 7 Uhr an das Lauten mit allen Glocken vorangehen. Auch wird von der Communalgarde früh um halb 6 Uhr Reveille stattfinden. Leipzig, den 31. August 1858. Der Nkath der Stadt Leipzig. Berger. Bekanntmachung. Von heute ab wird die von dem Unterzeichneten Gerichtsamte in den Bekanntmachungen vom 17. November 1857 und 31. März 1858 für dm Amtsbezirk erlassene Anordnung, daß kein Hund anders, als versehen mit einem vorschriftmäßigen Maulkorbe außerhalb der Häuser und Gehöfte betroffen werden dürfe, andurch außer Wirksamkeit gesetzt. Leipzig, den I. September 1858. Königliche- Gerichtsamt I. ^ ^ Koellner. Schilling. Leipzig, den 2. September. I. Maj. die regierende und I. Maj. die verwitwete Königin kamen gestern Nachmittag 2/4K Uhr mittelst ErtrazugeS von Dresden hier an und stiegen im Hotel de Baviere ab. Um 7 Uhr trafen II. Maj. der König und die Königin von Preußen mit I. königl. Hoh. der Prinzessin Alexandrine in Be gleitung eines zahlreichen Gefolge- mittelst ExtrazugeS auf der sächsisch-bayerischen Bahn hier ein und verfügten sich gleichfalls nach dem Hotel de Baviere, dessen Zimmer für die hohen Reisen den in eleganter, geschmackvoller Welse in Bereitschaft gesetzt waren. I. Maj. die verw. Köniain ist heute ftüh 5 Uhr nach Mün chen abaereist, während die königl. preuß. Majestäten, von Ihrer Majestät der Köniain von Sachsen bi- Riesa begleitet, ihre Rück reise nach Berlin Vormittag- 10 Uhr mittelst HxtrazugeS weiter fortgesetzt haben. „ Äuf weg und Straße. Stadl Rom. z,Jn den -Fettig hackt der -Fabe", — also steht'- im ABC- Buch, daß der ABC-Schütz merke, wa- ein doppelt -F bedeute. In „Stadt Rom" sitzt auch ein Rabe; — ob er in dm Rettig hacket, weiß ich nicht bestimmtzu sagen, aber Fibelbild und Verslein hätte doch ein dreifach R, wenn der ABC-Buch schreiber künftig schriebe: „ln Stadt Rom hackt der Rabe in den Rettig". — Wandl' ich so vorbei zuweilen an „Stadt Rom" und seh dm Raben lustig att der Porta plattem, denk' ich leicht an'S ABC-Buch, schwer an römische Geschichte, denk' an Romulus und Remus, und wie hart der Gänsebraten und wie schlecht er schmecken möchte von den Gänsm, die gerettet einst da- alte Ca pitol, — denk* an Kön'ge und an Kaiser, Republik und BolkS- rribunm, an Patricier und Plebejer, Scipionm und Carthago, punische und and're Kriege, an die Grachen und an Alle-, was von RomuluS geschehen bi- herab auf dm gottlosen, unergriffmen Mazzini. Ader Ein- ist'- doch vor Allem, waS sich festsetzt in mein Dmken, wenn vor dem Hotel ich stehe, Ein-, wa- durch ein Großcapitel der Geschichte sich bestätigt, und da- ist — die römHche Küche. Vom Hotel herüber duftet e- gar süß und appetitlich, und die unverwüstlichen, ewig jungen Küchengeister, die schon eine Rolle spielten bei den Opfern grauer Urzeit, schwärmen schäkernd um die Nase Aller, die hier promeniren, und die Nase läßt dann denkm nicht nur an die Opferpriester, die da- Beste selber aßen, sondern an die röm'sche Küche,— an die Küche de-Lucullu-, der noch zehn Mal oeffer speiste, als man speist selbst in „Stadt Rom". — Appetitliche Geschichten tischt die römische Geschichte un- zwar auf von dem Lucullu-, — doch wir woll'n sie nicht erzählen, da sie un- doch keine Schüssel, keinm Fisch und keinm Braten an der altm Küche bringen, ja nicht einmal au- der neuen, deren Geister un- umdusten, wenn wir hier vorbeivasfiren. Heit den Menschen, die da hungrig von dem nahen Bahnhof kommm, und dann in „Stadt Rom" logireni. Ist'- auch nicht „die Stadt", die „ew'ge", — nicht „die Stadt auf sieben Hügeln", reicht sie dar doch sieben Schüsseln und wohl mehr als 7 Mal sieben Sorten von dm besten Weinen! Da vergißt man leicht die Tiber, Capitol und Pantheon, Kirchenstaat und alle Päpste, PeterSkirche und Ruinm, läßt da- Rom sich gern gefallen in dem alten, liebm Leipzig, an der Winter- gartenstraße. Wintergartm, Wintergarten, — und da steht er gleich danebm, will nicht passen ganz gerade -u Stadt Rom»und seiner Nähe, und ist nöthig doch so Bielen und erquickend für die Menge, die nicht leben kann so römisch, aber dürstet doch und hungert, wie die Mmge de- Hotel-. —