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Sächsische Volkszeitung : 25.02.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191002255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19100225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19100225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-02
- Tag1910-02-25
- Monat1910-02
- Jahr1910
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 25.02.1910
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trag über Goethes LIebeSleben wurde geboten. D!e er schienenen Mitglieder des Vereins sowie auch die Gäste können mit Befriedigung des fröhlichen Verlaufes der Ver- anstaltung gedenken. Besonders erfreulich war eS. daß auch Herr Reichsbankbeamter Schmolle aus Kattowitz den Verein mit seiner Anwesenheit beehrte. 8 Seitrndorf, 2l. Februar. Die am 20. Februar einbe- rufene Versammlung des Volksvereins für das katholische Deutschland erfreute sich wieder eines guten Besuches. In dreiviertelstiindiger Rede behandelte Herr Oberkaplan Kurze aus Zittau das sehr wichtige und zeitgemäße Thema: „Aussichten und Aufgaben der deutschen Katho liken." Dem deutschen Katholizismus wurde nach den Wirren des 16. Jahrhunderts recht tiefe Wunden geschlagen durch die Säkularisation im Anfänge des 19. Jahrhunderts. Es schien eine Zeitlang, als könne er sich hiervon nicht er holen. Doch es ist anders gekommen. Auf allen wichtigen Gebieten muß ein Vorwärtsstreben konstatiert werden. Auf sittlichen, religiösen, caritativen Gebieten, sowie auf sozial politischem hat der Aufschwung ungeahnte Erfolge gezeitigt. Auch auf dem Gebiete des Missionswesens, der Standes- vereinignngen, der Presse und der Volksbildung geht es voran, obwohl noch viele dunkle Punkte zu verzeichnen sind, welche zu beseitigen unser Streben sein muß. Es müssen vor allem die Anstürme der mannigfaltigen Gegner durch gutgeschulte Kämpfer, welche der Volksverein heranbildet, abgeschlagen werde». Deshalb soll niemand müßig da stehen. Reicher Beifall lohnte seine Ausführungen. Im zweiten Referate sprach der Geschäftsführer des Volks vereins hiesigen Bezirkes über die Reichsfinanzreform in IVastündiger Rede, welche recht viel Aufklärung über die sonderbare Haltung des Gesaintliberalismus und seines treuen Schildknappen Sozialismus brachte. Manche schiefe Ansicht über das Verhalten deS Zentrums in dieser Frag? wurde durch die klaren und verständlichen Ausführungen beseitigt, was der große Beifall bezeugte. Alles in allem, die Versammlung hatte einen schönen Verlauf und zeigte, auch bei uns geht's voran. —r. Kirche und Unterricht. k Nuwissenhrit in katholischen Dingen. Man schreibt unS: „Ihr Blatt, aus das ich seit dem ersten Erscheinen abonniert bin, bringt ab und zu ergötzliche Lehrfrüchte aus protestan tischen Zeitungen und Zeitschriften über Unverstandes. Übel- verstandenes und mißverstandenes Katholisches, das ich immer teils mit Behagen, teils aber auch mit einer gewissen Indignation über die Leichtfertigkeit der betreffenden Au toren lese. Heute kann ich mit einer saftigen Blüte auf- warten, bei der aber eigentlich das Mißbehagen überwiegt. Es handelt sich um die be .. rühmte Wochenschrift des Herrn August Scherl in Berlin. „Die Woche". Jahrgang 1910, Heft 8 vom 19. d. M. Hier findet sich in der Skizze von H. M. Appell: «In letzter Stunde" folgender Passus (Seite 334, 2. Spalte. Zeile 15): „Als er halbwegs oben war. kam ihm der Priester mit den Sterbesakramenten entgegen, gefolgt von den Chorknaben mit der Monstranz. Er blieb stehen und zog den Hut und wieder war eS ihm. als klänge das Silberglöckchen anders wie sonst." Was mag sich wohl der Jude unter der von einem Chorknaben hinter dem Priester getragenen Monstranz vor- stellen, denn ein Jude ist dieser Herr Verfasser, dessen Skizze ebenso saftig ist wie der ihm in die Feder gelaufene Unsinn, doch sicher? XI." lc Warnung vor einer angeblich Stigmatisierten. In Nr. 1 des „Kirchlichen Anzeigers für die Erzdiözese Köln" findet sich folgende Warnung vor einer angeblich stigmati sierten Frauensperson: „In der Gemeinde Reckhofen, Pfarrei Lummen bei Hasselt (Belgien), erregt seit mehreren Jahren eine Jung- frau Rosalie Pütt Aufsehen dadurch, daß die Orts insassen und Fremde sie für stigmatisiert halten. Dem gegenüber macht der Lütticher Generalvikar School- meesters öffentlich bekannt, nach sorgfältiger und ein- gehender Prüfung des Falles könne von außerordentlicher Gnadengabe hier nicht die Rede sein, sondern es handele sich um eine Krankheitserscheinung. Daher sei Klerikern und Laien das Besuchen jener Jungfrau untersagt." Hieraus ist ersichtlich, daß die kirchliche Behörde in Fällen, wo der Nachweis von Mystifikationen und Miß bräuchen unzweifelhaft zu erbringen ist, sich durchaus nicht scheut, gegen dieselben einzuschreiten. Vermischtes. V Gegen das kn a Hose Gewehr. Im Staate Neuyork wurde eine Bill eingebracht, die die Herstellung und den Verkauf des knallosen Gewehrs (Gun Silencer) mit Gefängnis nicht unter 6 Jahren bestraft. Die Ver wendung des Gewehrs wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre gestraft. v Ein neues Element. Der „Berl. Lokalanz." meldet aus Paris: Die Existenz eines von Radium verschie denen, aus Pechblende zu gewinnenden Körpers wurde bis her nur vermutet, ist aber jetzt tatsächlich nachzuweisen ge lungen. Die bekannte Physikerin Madame Currie, die ge meinsam mit ihrem seither verstorbenen Gatten das Radium entdeckt hat, brauchte etwa 5000 Kilogramm Pechblende, um ein Zehntelmilligramm Polonium zu gewinnen, dessen Vorhandensein etwa 5000mal seltener ist, als das des Ra diums. An Radioaktivität wird das Radium vom Polonium weit übertroffen. Die Zersetzung der in die Nähe des Po loniums gebrachten organischen und chemischen Körper voll zieht sich unter dem Einflüsse der außerordentlich stark wir kenden Durchdringungsstrahlen des Poloniums ungemein rasch. Dabei schwindet aber das Gewicht des Poloniums mit solcl-er Beschleunigung, daß die Einbuße in einem Zeit räume von 140 Tagen 50 Prozent beträgt. Binnen Jahres frist wird das so schwer gewonnene Zehntelmilligramm sich vollständig in seine Bestandteile Helium und einen anderen Körper, wahrsclieinlich Blei, aufgelöst haben. Der wissen- schaftliche Gewinn dieser Entdeckung ist, daß man durch das Polonium weit rascher als durch das seine Substanz mit großer Widerstandskraft erhaltende Radium dahin gelan gen wird, die Verwandlungsfähigkeit der bisher für einfach gehaltenen Körper zu erweisen. Literatur. „Auswärts", Organ des St. Josephsvereins zur Ver breitung guter Schriften. 2. Jahrgang. 2. Heft. Februar 1910. Schriftleitung M. Müller, Köln. Kommissionsverlag der Paulinusdruckerei G. m. b. H. zu Trier. (Preis des Jahrganges von 10 Heften für Nichtmitglieder IchO Mark, für Mitglieder des St. Josephsvereins 4 Mark.) Reich an gediegenem Inhalte ist das 2. Heft des „Aufwärts". Die erste Seite ziert eine Wiedergabe des bekannten Passions kreuzes von Kohlschein. Den Text eröffnet ein tief empfundenes religiöses Gedicht „Hinauf! Hinan!" von A. Jüngst. Ihm folgt aus der Feder von Msgr. Universitäts professor Dr. Beck der Anfang eines reic^ Anregung ver sprechenden größeren Aufsatzes „St. Paulus und unsere Zeit", der in den folgenden Heften fortgesetzt wird. Aus dem Leben seiner Mutter erzählt sodann U. A. M. Weiß wunderschöne Züge unter dem Titel „Tabitha, ein Künstler- leben im kleinen". Belletristischen Inhaltes ist auch ein Bruchstück aus der sehr empfehlenswerten Erzählung „Die Stiefkinder" von M. Buol. Religiös erbauend wirken die unter den Ueberschriften „Etwas zum Nachdenken", „Vero- nika mit Schweißtuche", „Gehet in alle Welt!" (Schluß) ge- brachten Gedanken und Aufsätze. Nach einem rühmenden Nachruf auf das im Dezember 1909 verstorbene erste Ehren mitglied des St. Josephsvereins, Amtsgerichtsrat a. D. Bernhard Dresen, schließt eine Aufzählung der einge- gangenen Bücher das Heft, welches sich den vorher gegangenen würdig zur Seite stellt. Möchten der St. Josephsverein mit seinen vorzüglichen Bestrebungen, gute Schriften unter dem Volke zu verbreiten, und sein vor trefflich redigiertes Vereinsorgan „Aufwärts!" immer mehr Freunde finden. Sie verdienen es beide im reichsten Maße. Theater und Aluflk. I TreSden. Konzerte. Arrangements und Eintrittskarten F. Ries, König!. Hof-Musikalienhandlung, Konzert-Direktion und Piano-Lager lInbaber: F. Plotuer), Teestraße 21 (Kaufhaus). Jurta Tulp, Lieder-«dend. Am Klavier: Euch I. Wolfs. Freitag den 25. Fevruar, abend« '/s8 Uhr, Vereinshau«. Sitz plätze ä 4, n, 2 Stehplätze L l Frieda Talänt-Grützmacher (Gesang) und Georg Talänt (Violoncello!. Konzert. Am Klavier: Karl Pretzsch. Sonnabend den 26. F-bruar, abends >/,8 Uhr, Paln.engarten. Sitzpl-tze ä 4, 2>/„ Stehplätze L 1»/, ^ Unter dem Schupc Ihrer Köntal. Hoheit der Frau Prinzessin Johann Georg: Konzert fzum Besten des Hellerhofes. Milwirkende: Erika Weo.kmd und Christa Hansmann (Gesang). Dettmar Dress l (Violine), Kml Kurz-LloUenberg (Gesang), Felix Schweigho'er (Deklamation«, Percy «herwood (Klavier). Lonn- abend den r6. ,ie-runr. abends Uhr, Vereinshau-. Sitzplätze st 4. 3. 2 Stehplätze st l Dr. Leo v. Her get, Lieder-Abend. Am Klavier: Karl Pretzsch. Sonntag den 27. Februar, abends Uhr, Künstler haus. S tzplätze st 4, 2'/, -4L, Stehplätze ä l'/z V. Streichquartett-Abend Petri - WarwaS - Spitzner- Wille. Montag den 28. Februar, abends Uhr, Palmengarten. Sitzplätze L 3, 2^/2 ^6, Stehplätze st IVz -6. Konzert zum Besten des Biucentius-VereinS. veranstaltet von Generalmusikdirektor E. v. Schuch unter gütiger Mitwirkung von Minute Rast, Köaigl. Kammersängerin, Irma Tervani, König!. Hofopernsängerin, Ernst v. DohnLnyi (Klavier» und die König!. Hofopernsänger Friedrich Plaschke und Friedrich Soot. Dienstag den 1. März, abends V28 Uhr, BeretnShauS. Sitzplätze st 5. 3, 2 Stehplätze st 1 .4k. Dresdner Män ner-Besangvereiu, Konzert. Leitung: Kurt Striegler. Solisten: Fritz Bogelstrew (Gesang), Richard Fuchs (Klavier). Mtttwcch den 2. März, abends8 Uhr, BereioS« Hans. Sitzplätze st 3, 2, 1 Stehplätze L 75 H. Karten Seestrahe 21 Hauptstraße — 10 — macht zu haben schien, der ihr Liebling und zugleich Angstkind war. Es half nichts, daß sie ihren Kassandraruf in der ernstlichen Warnung hören ließ: „Schönheit vergeht, Feindschaft besteht", auch ihre böse Prophezeiung: „Jung gefrsir hat i»ancl)en in groß Leid gebracht", erregte nur einen Heiterkeits ausbruch. Beide Eltern waren in ihrem Urteil zurückhaltend. Der joviale Doktor Türmer empfand die verletzende Zurückhaltung des Kollegen oft als Unge rechtigkeit, aber sein gleichmäßiges Wesen wurde wenig davon berührt, eben sowenig wie der heitere Sinn seiner Gattin den Zwist ernst nahm. Merkwürdigerweise äußerte sich Hans kaum über die junge Dame. Ge sprochen hatte er sie noch nicht. Aber eines Tages geschah dies, als er sie auf einer wenig belebten Straße traf. Da brachte er es nicht übers Herz, wieder stillschweigend an ihr vorüberzugehen. Er wurde sehr rot, grüßte verlegen und blieb unschlüssig, den Hut in der Hand, neben ihr stehen. Sw erwiderte, ein wenig mir den lieblichen Kopf neigend, den Gruß. Ein (aum merkliches Lächeln flog wie Sonnenschein über das blasse Gesicht. Sie war wirklich schön geworden. Keine in die Augen springende Schön heit, die an de» Sinnen rüttelt und gebieterisch fordert: behalte mich im Ge dächtnis, — es war eine sanfte, zarte Schönheit, die ganz bescheiden bat: ver giß 'mich nicht! Die wundervollen Augen heischten keine Bewunderung, aber vielleicht gerade deshalb stahlen sie sich ins Herz. Sie sah nicht heiter aus, trotzdem sic lächelte. In ihren Kinderjahren hatte sie viel geweint, und auS diesen Kindertränen war der Schleier gewoben, der ihren Blick in das Leben trübte. Eine sanfte Melancholie auf den Zügen, vielleicht war das ihr Haupt reiz in den Augen des jungen Mannes, dessen Kindheit in Frohsinn ver flossen war, und der wohl das Leid, aber keine Schwermut kannte. Mit fast ehrfürchtiger Scheu blickte er auf die Gespielin seiner jungen Jahre. Er wollte an ihr vorübergehen, aber er vermochte es nicht. „Verzeihen Sie, Fräulein Hilda," brachte er stockend heraus, „gehen Sie diesen Weg?" Er deutete auf die Allee, an deren Beginn sie standen. Die Frage be wies allerdings keinen großen Scharfsinn, aber es war wenigstens eine Frage, auf die eine Antwort erfolgen mußte. Hilda nickte. Das Helle, blonde Gelock umhüpfte dabei schmeichelnd die weiße Stirn. Sie deutete auf eine Tasche, die sie trug. „Ich mache einen Krankenbesuch." Befangen bat er, ihr die Tasche abnehmen zu dürfen. Sie gewährte ihm schweigend. Etwas bekümmert machte sie die Wahrnehmung, daß sie starkes Herzklopfen habe, und sie hätte nicht Fräulein Scheffels jahrelanger Pflegling sein müssen, um nicht daran Bedenken zu knüpfen, ob nicht Nervosität und Herzschwäche. Leiden, mit denen die alte Dame sie unaufhörlich ängstigte, die Ursache seien. , Hans ging an ihrer Seite, in Schweigen versunken. Wie schön das so unschöne Kind geworden war, und doch war's ihm, als hätte er schon das Kind m seiner Häßlichkeit und Schwachheit geliebt. „ES gefällt Ihnen wieder hier?" fragte HanS. „Sie waren lange fort." „Ja!" ES klang etwas gedehnt. „Es wäre undankbar, wenn ich nicht das Gute, was mir der Himmel gewährt, anerkennte, und ganz ohne Wünsche ist wohl kein Mensch." . ^ >,.ir — 11 —. „O, Sie haben einen Herzenswunsch, der sich nicht erfüllen läßt," riet er. „Einen Herzenswunsch," sagte sie leise. „Aber er muß sterben. Und das wird mir schwer." Sie lächelte, in ihren Augen schimmerte es feucht dabei: „Ich bin recht egoistisch." Er schalt sich taktlos, und doch konnte er die Frage nicht unterdrücken: „Was für ein Wunsch ist dies?" Sie seufzte: „Wir haben uns als Kinder stets gut verstanden. .Ich weiß nichr, ob Sie mich jetzt noch begreifen werden. Ich habe früher immer zurückstehen müssen im Leben und wenig Freuden sind mir aufgeblüht. Seit der Zeit fühle ich ein heißes Mitleid mit allen Leidenden, und als ich er wachsen wurde, drang dies Mitleid nach Betätigung. Nur eines erträumte ich, erhoffte ich: Krankenpflegerin zu werden." „Krankenpflegerin!" rief Hans, und sie stieg noch eine Stufe höher hinan zu dem Himmel, in dem die Engel wohnen. „Dies Opfer wollten Sie bringen, Sie, die so —" Sie schüttelte eifrig den Kopf. „Kein Opfer!" rief sie, und ihre Wangen brannten. „Ich besitze keine Talente, die in der Welt gelten, und Fräulein Scheffel leitet unseren kleinen Haushalt mit der ihr eigenen Gewissenhaftig keit, die nichts versäumt und keine fremde Hilfe gebraucht. Ich bin über flüssig!" xief sie heftig. „Wissen Sie, was das bedeutet? Mangel ist traurig und beklagenswert, aber Ueberfluß ist noch trauriger, denn hier verstummt das Mitleid, und an seine Stelle tritt die Mißachtung. Ich hätte als Kranken pflegerin den Beruf gefunden, auf den mich meine Fähigkeiten Hinweisen, er hätte mir die Befriedigung vom Leben gebracht, die das ist, was unter den verschiensten Formen die Menschen als Glück bezeichnen." „Ich darf es nicht!" klagte sie. „Mein Vater schalt mich überspannt: er würde meinem Wunsche auch nicht nachgeben, wenn der Vorwand körper licher Untüchtigkeit ihm haltlos erschiene." Ergriffen sah Hans auf die Erregte. „Liebes Fräulein Hilda," bat er bewegt. „Unterschätzen Sie nicht die Mission, die Sie vorläufig" — er stockte — „erfüllen: Freude und Liebe in das Leben eines alten, vergrämten Mannes zu tragen, dessen höchster Schatz sein Kind ist." Ec hatte mit Wärme und einem gewissen Schwung gesprochen, den ihr Wesen bei ihm hervorrief. In ihre Augen trat ein düsteres Leuchten. „Freude! Ich bin meinem Vater keine Freude!" rief sie bitter. „Er hat mich nie lieb gehabt, und doch — ich fühle es — verlangt er Liebe von mir. Oft habe ich darüber gegrllbelt. Es ist soviel über dies Thema geschrieben worden, Heiliges und Frivoles, und vieles, was sich widerspricht. Die Liebe mag in manchen Fällen ein frei williges Geschenk sein, das nicht mühsam zu erwerben ist, — um die Liebe eines Kindes muß geworben werden. Mein Vater ist die Rechtschaffenheit selber, aber an meiner Kindheit hat er sich versündigt." Sie hielt inne und schlug die Hände vorS Gesicht; durch die schlanken Finger drangen glänzende Tropfen. „Ich bin nicht so gut, wie Sie denken," fuhr sie fort, sich zur Ruhe zwingend, „Ihr freundliches Wesen löste mir die Zunge zu Reden, die bisher noch nie über meine Lippen gekommen sind. Und als Sie vor meine Augen traten, da wurden Erinnerungen in mir wach, die mir das Herz warm machten. Verzeihen Sie meine Erreguygl" , ^ z
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