Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 16.12.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-12-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191012167
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19101216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19101216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1910
- Monat1910-12
- Tag1910-12-16
- Monat1910-12
- Jahr1910
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.12.1910
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
gar: „Im Deutschen Reichstage ist gestern bemängelt: daß ich unmittelbar nach dem Abschlüsse der Diamantenverträge meinen Abschied genommen hätte — ein Vorgang, der bis her bei deutschen Staatsmännern nicht üblich gewesen. Hierdurch kann (soll?) der Eindruck erweckt werden, als ob ich mich der Vertretung einer Maßnahme entzogen hätte, für welche ich die Verantwortung auch heute gern über nehme." Was hat denn hier das Wort „Vertretung" für einen Sinn und eine Bedeutung? Tatsache ist: 1. daß der Vertrag unmittelbar vor der Entlassung Dernburgs abge schlossen wurde und daß dieser das Amt für immer bindet; 2. daß die Mehrheit des Reichstages wünschte, daß der gar nicht eilige Vertrag erst dann abgeschlossen werden soll, wenn die Südwestafrikaner gehört worden sind, was nicht geschah; 3. daß der Vertrag keine genügende Wahrung der Reichsinteressen darstellt, was der freisinnige Kolonialpoli tiker Rohrbach ganz klar nachweist. Mag Dernburg erklä ren, was er will, diese ihn belastenden Tatsachen schafft er nicht aus der Welt. — Tic rote Partei der Kultur. Am Freitag verkündete Herr Scheidemann im Reichstage, daß seine Partei ein? solche der wahren Kultur sei. Am Dienstag konnte man aber diese neuen Kultnrbengel schon im Reichstage beobach ten. Zuerst während der Rede des Abg. Dr. David. Hier eine Stelle aus dem parlamentarischen Berichte: „Gegen den Modernisteneid machen auch treue Katholiken Front. (Abg. Erzberger: Das geht dem Reichstage gar nichts an! Große Unruhe links. Znruf bei den Sozialdemokraten: Unverschämter Kerl!)" Aber es kam noch toller. Der „Vorwärts" sagt zwar in seinem Resümee nur: „Als der Reichskanzler dann aber auch ohne irgend welche Einschränkung wie ohne die Beibringung irgend eines Beweises seine Beschuldigung gegen die Sozialdemokratie mit den Worten aufrecht erhielt: Ihre Mitschuld steht fest! entfesselte er einen Sturm von entrüsteten Protesten bei den Sozialdemokraten, denen die Rechte mit lärmenden Bravo rufen entgegenzuwirken suchte, so daß geraume Zeit ein rie siger Lärm das Haus durchtobte, bis der glockenschwingende Vizepräsident Schulz sich so weit verständlich machen konnte, um drei Ordnungsrufe zu erteilen." Wie es aber in Wirklichkeit zuging, ersieht man aus dem folgenden Abschnitte des parlamentarischen Berichtes über die Rede des Reichskanzlers: „Im übrigen ist cs ganz gleichgültig, ob die in Moabit Angeklagten verurteilt oder freigesprochen werden, die moralische Mitschuld der Sozialdemokratie au den Moa biter Vorgängen steht fest. (Stürmischer Beifall rechts. Großer Lärm bei den Sozialdemokraten. Eine Anzahl so zialdemokratischer Abgeordneter springt auf. Der Abge ordnete Fischer-Berlin schlägt fortgesetzt mit der Faust aut den Tisch und ruft: Beweise! Skandal! Von anderen Ab geordneten wird dem Reichskanzler zugerufen: Unverschämt heit! Frechheit! Sie haben gelogen! Von der Rechten und anderen Parteien des Hauses kommt ein einmütiger Pfui ruf gegen die Sozialdemokraten. Diese antworten gleich falls mit vielfachem Pfui! Von rechts wird gerufen; Frecl>er Bengel!) Vizepräsident Schulz hat während dieser Szene andauernd die Glocke geläutet und dringt schließlich mit seiner Stimme durch: Wer hat gerufen: Sie haben ge logen! — Als statt einer Antwort der Lärm von neuem los bricht, ruft der Vizepräsident: Ich frage nochmals, wer hat das gerufen? — Sie werden doch den Mut haben, sich zu nennen! — Ter Abg. Kunert ruft jetzt: Das war ich! Vize präsident Schulz: Herr Abg. Kunert, ich rufe Sie zur Ord nung! In dem tosenden Lärm, der sich fortsetzt, kommt von den sozialdemokratischen Bänken von neuem der Ruf: Frech heit! Der Vizepräsident erteilt auch hier einen Ordnungs ruf und ruft in den Lärm hinein: Ich bitte mir unter allen 1!inständen Ruhe ans. Ihr Herr Redner hat zwei Stunde«, lang ungestört sprechen können und volle Redefreiheit ge habt, ich verlange von Ihnen, daß Sie dasselbe dem ersten Beamten des Reiches gewähren. (Stürmischer Beifall. Der Lärm dauert fort.)" Eine nette Kulturgesellschaft. Wenn einmal 100 rote Radau-Abgeordnete im Reichstage sitzen würden, dann wäre das der Anfang des Ruins des Parlamentes. lk2esterreiritz»1ll«g«ru. — Als der Ministerpräsident Freiherr v. Bienerth in der Debatte über die Verlängerung der verschärften Ge schäftsordnung zu einer Eiklärung daS Wort ergriff, wurde er von dev Sozialdemokraten und Tschechisch. Radikalen durch wüste Lärmszenen und Rufe: Abzug Bienerth! Abzug Haertell Hausknecht! usw. fortdauernd unterbrochen. Der Skandal der Sozialdemokraten und Tschechen dauerte während der ganzen Rede des Ministerpräsidenten an, sodaß er sich nur schwer verständlich machen konnte. Nach- dem er aber mit seine» Ausführungen zu Ende war, wurde er von den deutschen Parteien stürmisch akklamiert. Auch den weiteren Verlaus der Sitzung suchten die Genossen durch wüsten Radau zu stören. — Wegen der Nichterledigung deS Budgets und der Steuervorlagcn infolge der fortdauernden deutschen Ob- struktion im Landtage schließt der LandcSvoranschlagBöhmens für 1911 mit einen« Defizit von rund 60 Millionen Kronen ab. die durch Erhebung verschiedener Landesumlagen gedeckt werden sollen. — Der BndgrtauSschuß nahm ein dreimonatiges Budgetprovisorium an. Abgelehnt wurde ein Antrag auf Anleiheermächtigung von 26 800 000 Kronen zur Tilgung der allgemeinen Staatsschuld, angenommen dagegen eine EisenbahninoestitionSanleihe von 109 200 000 Kronen. Aus dem Parlamente Oesterreichs. Wer hätte vor einigen Tagen gedacht, daß die Arbeiten des Hauses so rasch voir statte» gehen würden? Mit Besorgnis sahen die arbeitswilligen Parteien jeden Tag anbrechen, da der Rede schwall der Opposition ins Unendliche zu gehen schien, und nicht einmal durch Nachtsitzungen eingedämmt werden konnte. Bienerth hat sein Haupt selbst auf den Block gelegt und „alles war gut". Die Opposition nimmt jetzt keinen Anstand, das parlamentarische Arbeitsprogramm ungehin dert passieren zu lassen, und der kleine Krawall, den die Tsclnchisch-Radikalcn dem demissionierten Ministerpräsiden ten heute machten, war augenscheinlich nur zu dem Zwecke inszeniert worden, um der tschechischen Wählerschaft Sand in die Augen zu streuen. Die Parteien beeilten sich im Vor gefühle der schönen Weihnachtsferien und eventueller künf tiger Ministerfreuden, die Staatsnotwendigkeiten zu votie ren. Die provisorische Geschäftsordnung wurde am 14. d. M. wiederum um ein Jahr verlängert; die bei dieser Gelegen heit erwarteten stürmischen Debatten blieben aus und die Parteien begnügten sich, nur durch ihre Sprecher ihren Standpunkt kundzutun. Fsraukreich. — Was kostete der französische Eisenbahnerstreik? Das „Journal officiel" setzt die Einnahmen der Eisenbahnge sellschaften in der Woche des letzten großen Streiks den Einnahmen gegenüber, die in der gleichen Woche des ver flossenen Jahres erzielt worden sind. Danach betrug der Ausfall bei den sechs größten Linien 3 379 000 Franken. Wie groß daneben die Verluste der Industriellen, der Land wirte und der Kaufleute sind, läßt sich nie feststellen, ebenso kann man nicht erfahren, wie hoch sich die Kosten des Aus standes bei den streikenden Eisenbahnern belaufen. Nach dem Fachblatte des Eisenbahnersyndikates beträgt die Zahl der von den verschiedenen Bahnen infolge des Streiks ent- lassenen Angestellten 3500. England. — Die Wahlen. Bisher sind gewählt: 223 Liberale, 251 Unionisten, 38 Anhänger der Arbeiterpartei. 62 An hänger RedmondS und 8 Anhänger O'BrienS. Die Gewinn- zahlen sind unverändert. -tnstland. — Der Minister deS Aeußrre« ermächtigte den Petersburger Berichterstatter des „Mattn" folgende Er- klärungen zu veröffentlichen: Ich habe den von mir nach meiner Rückreise aus Potsdam abgegebenen Erklärungen nichts hinzuzufügen, noch von denselben etwas hinweg zunehmen. Meine Unterredungen mit dem Reichskanzler Herrn v. Bethmann Hollweg und Herrn v. Kiderlen-Wächter haben die vollständige Unversehrtheit der gegenwärtigen Gruppierung zur Grundlage gehabt. Die deutschen Staats männer wissen, daß Rußland seinen Verpflichtungen immer treu bleibt und weder einen Grund noch Vorwand hat. um seinem Bündnis mit Frankreich und seiner herzlichen Entente mit England zu entsagen. Türket. — Neue Unruhe» werden aus Kerak (Palästina) ge meldet. bei denen auch Beamte ermordet wurden. Infolge davon sind 18 Bataillone dorthin abgegangen, sodaß wegen der Beförderung dieser Truppenmassen der Bahnverkehr für Reisende eingestellt werden mußte. In den Bezirken Nazareth und Liberias ist die Entwaffnung durchgeführt Der Walt von Damaskus ist telegraphisch nach Konstantinopel berufen worden. Seine Berufung steht im Zusammenhang mit den Beduinenunruhen und den Differenzen zwischen ihm und Sami-Pascha. Griechenland. — DaS Gesamtergebnis der Wahlen ist folgendes: ES wurden gewählt als Angehörige der Wahlverbände der Regierung 277 Abgeordnete, als Unabhängige 85, doch wird auch davon ein Teil, der gleichfalls liberale Ideen vertritt, sich aus Seite von VenizeloS stellen. Jedenfalls wird die Opposition in der Nationalversammlung kaum mehr als 40 Mann zählen. Die Revision der Verfassung wird binnen längstens zwei Monaten beendet sein und die Nationalversammlung aufgelöst werden. Asien. — Da» Fest der Mohammedaner mit dev Knh-Opfe- rnugrn in Indien ist ohne Zwischenfall verlaufen. Die Moschee des Amiratolla-Viertels, die tags vorher von den Hindus zu stürmen versucht worden war, und in der fünf Kühe geopfert wurden, war von Truppen umgeben. Polizei hatte die umliegenden Straßen abgesperrt. 32 Pali- zisten hinduischer Abstammung weigerten sich, gegen ihre StammeSgenossen vorzugehen, und hielten die Mohammedaner vom Zugang zur Moschee ab. Sie wurden verhaftet und sehen einer schweren Bestrafung entgegen. Die Behörde befürchtet für die kommenden Tage neue Ausschreitungen, da die Hindus lebhaft gegen die Mohammedaner agitieren und Waffen verteilen lassen. Au- ven »rutsche« K»l»«ie«. — AuS Ostafrika anSgewiesru. Der Herausgeber der Deutsch-Ostafrikanischen Zeitung van Roy und der Brrch- druckerelbesitzer Klein in Dar-eS-Salam waren vom kaiser lichen Obergericht bekanntlich wegen Beleidigung deS Gou verneurs v. Rechenberg rechtskräftig verurteilt, ersterer zu fünf Monaten Gefängnis, der Verleger zu einer Geldstrafe. Beide wurden vom Gouverneur aus dem Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika ausgewiesen. Aus Stadt und Land. Dresden, den IS Dezember 1S10. —* Die 9. ordentliche evangelisch lutherische Laude-» synode für das Königreich Sachsen, die ursprünglich für daS Frühjahr 1911 in Aussicht genommen war. ist nun- mehr auf den Herbst 1911 verlegt worden. Die Haupt- ausgabe derselben besteht in der Stellungnahme zu dem Entwürfe einer Volksschulreform, der. bekanntlich gegen- wärtig im Kultusministerium bearbeitet wird und der dem voraussichtlich im November zusammentretenden Landtage vorgelegt werden soll. —* Uebrr Sachsen und die elsaß-lothringische Ver- fassungs- und Wahlrechtsreform sind in diesen Tagen Mit teilungen durch die Presse gegangen, in denen die Anträge der Sächsischen Regierung für die Verfassungs- und Wahl rechtsreform in Elsaß-Lothringen besprochen und Einzel heiten aus denselben mitgeteilt worden sind. Bekanntlich war Sachsen mit der Bearbeitung der diesbezüglichen Ge setzesvorlagen beauftragt. Wie unser Dresdner Vertreter auf Erkundigungen an maßgebender Stelle mitteilt, hält sich die sächsische Staatsregierung für verpflichtet, die ganze Angelegenheit vertraulich zu behandeln, weshalb sie auch nicht in der Lage ist, zu den in der Presse erschienenen No tizen Stellung zu nehmen. So weit sich der Inhalt der- selben auf Tatsachen beziehen sollte, dürfte diese Mitteilun gen nur durch eine grobe Indiskretion in die „Köln. Zeitg." gelaust sein. Ob die sächsische StaatSregierung in der Lage »st, in der nächsten Zeit zu der Angelegenheit Stel- lung zu nehmen, läßt sich jetzt auS den angegebenen Grün den noch nicht genau sagen. —* Das neue Gesetz über die LandeSbandversichernngS- anstalt tritt mit dem 1. Januar 1911 in Kraft. Die Ge samtversicherungssumme der bei ihr versicherten Gebäude und Maschinen betrug Ende Juni 1910 7,7 Milliarden Mark, die Summe der im Jahre 1909 erhobenen Bräu-Versiche rungsbeiträge 7,4 Millionen Mark, der bewilligten Schäden- Vergütungen 5,4 Millionen Mark. Es handelt sich dabei also »im ganz erhebliche wirtschaftliche Werte. Es war nun schon seit einer Reihe von Jahren in den Landtagen regel mäßig darüber geklagt worden, daß die Anstalt nicht mehr den Anforderungen entspreche, die im Interesse der allge meinen wirtschaftlichen Entwickelung an sie zu stellen wären. Besonders wurde durch das bestehende Gesetz mit seiner bis ins kleinste gehenden Regelung aller Verhältnisse die Ver waltung der Anstalt festgelegt und eine freiere, mehr kauf männischen Grundsätzen entsprechende Geschäftsordnung er schwert. Der auf deni letzten Landtage eingebrachte Ent wurf zeigte denn auch das Bestreben, in dieser Beziehung Abhilfe zu schaffen. Was bringt dieses Gesetz nun Neues? Vor allem also Selbstverwaltung der Anstalt. Die hierbei maßgebenden Körperschaften sind die ihr beigegcbenen zwei Verwaltungsansschüsse. Die Anstalt besteht aus zwei völlig von einander getrennten Abteilungen, der großen Abteilung für die Gebäudezwangsversicherung und der kleineren für die freiwillige Mobiliarversicherung. Die beiden Verwaltungsausschüsse bilden also gewissermaßen das Parlament der Anstalt. Die Verwaltungsausschüsse werden künftig auch über etwaige Abänderungen oder Neufestsetzungen der Beitragstarife zu beschließen haben. Bisher waren diese für beide Abteilungen gesetzlich festge legt. Hieraus ergeben sich notwendigerweise Härten und Unzuträglichkeiten für den Einzelfall. Eine Umarbeitung der gegenwärtigen Tarife kann jedenfalls nur auf Grund genauer Berechnungen und statistischer Unterlagen er folgen. Einstweilen soll die unter gewöhnlichen Verhält nissen regelmäßig mögliche Herabsetzung des ordentlichen jährlichen Brandversicherungsbeitrages (3 Pfennige auf die sogenannte Beitragseinheit) nicht gleichmäßig durchgefllhrt, sondern es sollen hierbei die Gemeinden nach dem Ver hältnisse berücksichtigt werden, in dem nach den« Ergebnisse der zehn letzten Jahre die Summe der von den Gebäude besitzern der Gemeinde bezogenen Brandschädenvergütungen zur Summe der von ihnen gezahlten Brandversicherungs beiträge steht. Es soll statt wie bisher durchgängig 2 Pfennige auf die Beitragseinheit künftig in der 1. (besten) Klasse IsX, Pfennig, in der 2. Klasse 2, in der 3. Klasse 2^. und in der 4. Klasse 3 Pfennige zu zahlen sein. Es ist anzu nehmen, daß diese Vorschrift insbesondere den Großstädten zugute kommen wird, aber nicht ihnen allein. Denn nach der dem Gesetzentwürfe beigegebenen Berechnung hatten z. B. auch mehr als 1000 Gemeinden 'mit weniger als 2000 Einwohnern Anwartschaft, in die beste Klasse zu kommen. Die Leistungen der Anstalt für die Verbesserung des Feuer schutzes bleiben nicht nur wie bisher bestehen, sondern sind zum Teil sogar nicht unwesentlich erweitert worden. So sind die den Gemeinden für ihr« Feuerlöscheinrichtungen zu gewährenden Anteile an den Brandversicherungs- beiträgen durchgängig um 1 Prozent und für die Groß- städte um 2 Prozent der Beiträge erhöht worden. Neu ist ferner die Ermächtigung der Anstalt, zur Einrichtung und Ausrüstung von Feuerwehren an unbemittelte Gemeinden Beihilfen bis zu einem jährlichen Gesamtbetrag« von 16 000 Mark zu gewähren. —* Neber die Gcwcrbcaufsicht im Königreiche Sachsen im Jahre 1909 geben die soeben erschienenen Berichte der Königlich sächsischen Gewerbeaiifsichtsbeamten Aufschluß. Außer den sieben Bezirken der Berginspektion befinden sich in den fünf Kreishauptmannschaften noch 15 Gewerbe inspektionsbezirke. Der Gewerbeinspektiou unterstanden im Berichtsjahre 27 524 Fabriken und ähnliche Anlagen. Hier zu kamen noch 145 Anlagen im Bergbetriebe und 53 Be triebe in den nicht unter die Berggesetzgebung fallenden ganz oder teilweise unterirdisch betriebenen Brüchen und Gruben. Die Gcwerbeinspcktion nahm insgesamt 26 640 Revisionen vor, wovon auf die Textilindustrie 6395, Nah- rungs- und Genußmittel 4160, Steine und Erde 2926, Holz- und Schnitzstosfe 2813 und auf die Bekleidungsindustrie 2775 entfielen. In den Fabriken wurden insgesamt 697 862 Arbeiter und Arbeiterinnen beschäftigt, davon entfallen auf die revidierten Betriebe allein 622 471. Auf sämtliche der Gewerbeinspektion unterstehenden Anlagen kommen 640 237 Erwachsene und zwar 421232 Männer und 219 006 Frauen und Mädchen. Den Erwachsenen stehen 66 403 Ju gendliche und 2222 Kinder unter 14 Jahren gegenüber. In ten Bergwerken wurden 2744 Revisionen vorgenommen und 334 in denjenigen Brüchen und Gruben, die dem Berggesetz nicht untersteheil. In den ersteven wurden 32 820 Per sonen beschäftigt, in den letzteren 926. Ans die Gewerbe lnspektion entfallen 1388 Unfalllintersuchungen, auf Berg werke 981 und auf Brüche und Gruben 22. Zuwiderhand lungen gegen die Schutzaesetze und Verordnungen, betreffend die Beschäftigung jugendlicher Personen, wurden von den Aufsichtsbeamten in 2335 Anlagen ermittelt. Es mußten deshalb 49 Personen bestraft werden. Bei unerlaubter Nachtarbeit wurden tu neun Fällen 33 Personen betroffen. 349 Betrieben mit 17 243 Arbeitern wurden 187 383 Stun den Sonntagsarbeit an 759 Sonn- und Festtagen gestattet. In einer Anzahl von Betrieben der Leipziger Maschinen- indiistrie wurde von der 10 bis lO^stündigen Arbeitszeit bis auf eine Os^stündige herabgegangen. Eine der größten Maschinenfabriken hat sogar die 9stündige Arbeitszeit auf 8 Stunden herabgesetzt. —* Wetterprognose der König!. Sächs. Landes» Setterwarte zu Dresden für den IS. Dezember: Südwefi» wind, wolkig mild, zeitweise Regen Bericht vom Pöhlberge: Slänzender Sonnenonter-und -aufgang, HimmelSfärbuog orange vezw. gelb. Bericht vom Aichtelberge: Berg nebelfrei. Nebel io de« Tälern, gute Schlittenbahn bis Oberwiekvthal, anhaltender Reif, glänzender Sonneaunter- und -aufgang, Mrad- und Morgenrot. —* Se. Majestät der König begab sich heute vor- mittag in Begleitung de» Fürsten zur Lippe zur Tier- gartenjagd nach Morttzburg. Heute abend wird der König mit dem Fürsten und dem Kronprinzen der Vorstellung im königlichen Schauspielhaus« beiwohnen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder