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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186403165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18640316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18640316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1864
- Monat1864-03
- Tag1864-03-16
- Monat1864-03
- Jahr1864
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1864
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1300 ligen Abenteurers, da- herrische Benehme« aegen den Diener schärfer und imponirertder zu marteren weiß. Das Cdampagner- lied tr«g Herr Degele in mehr italienischer Manier, fast Parlando und nur mit einzelnen tznedeckkchrenden sogenannten „Druckern" im GGmg 'b-d. BiellöiGt war dich Gcht nach Aller Geschmack, jedenfalls aber lieferte es einen BeMis M die vielfach geübte und kundige Technik des Künstlers. l Auch den Bois Guilbert in Marschners „Templer und Jüdin" (am 14. Märr) hätten wir uns an Herrn Degele'S Statt kaum zu einer Gastrolle erwählt. Dieser Künstler ist, wie sich nun üns ganz unbezweifelt herausgestellt hat, ein vortrefflicher, von der Natur so recht hierzu prädestinirter Sänger des Lyrisch sentimentalen, der Leidenschaft, wo sie in düsterer, schwermüthiger Färbung erscheint, doch gerade keinen heroischen Aufschwung nimmt. Seine Stimme ist gxwiß sehr schön und wohllautend, aber immer hin nicht, was man eine große nennt, seine Persönlichkeit trägt mehr die feinen, eleganten Umrisse und sein ganzes Wesen auf der Bühne hat vorwiegend etwas Zartes, Schmachtendes. Dies Alles jedoch paßt nicht zum Templer, der einen gewaltig packenden, wuchtigen Eindruck machen muß, von dem wir verlangen, daß er eine imposante Männlichkeit und echtes Heldenthum repräsentirt. Dies Bild vermochte denn Herr Degele nicht zu entwerfen, wobei, wir jedoch ausdrücklich hervorheben wollen, daß das löblichste streben da war und namentlich der letzte Act in mimischer Aus malung einige geniale und ergreifende Züge bot. Noch steht also im hiesigen Gastspiel des Künstlers sein Hans Heiling unerreicht da. Der „Vampyr" dürste die zweite bedeutsame Leistung werden. Schade, daß wir Herrn Degele nicht z. B. im „Nachtlager zu Granada" oder auch im „Zampa" hören können. Der Sonntag, 13. März, brachte das zwar schon an vielen Bühnen mehrere Jahre bekannte, hier jedoch erst jetzt gegebene Schauspiel Arthur Müller's: ..Wie gehts dem Könige?", eines jener patriotischen Tendenzstücke, die in Preußen durch den von der Regentschaft bewirkten Aufschwung der öffentlichen Zustände seit 1858 neu in Blüthe kamen. Die gegenwärtigen Zeiten sind freilich schon wieder ganz andere. DaS betreffende Werk spielt in der für den Staat so verhängnißvollen und spannenden Periode zu Anfang des Jahres 1813. Noch lastet die französische Herrschaft auf dem Lande; inzwischen treffen in der Residenz ldie Nachrichten vom Untergang der napoleonischen Armee in Rußland und von dem Abfall des ?)ork'schen Corps ein, und der patriotische Geist beginnt sich zu regen, wobei allmählich die Gestalt des thatenlustigen Blücher gegenüber dem zögernden, diplomatisirenden Kanzler Harden berg immer mehr in den Vordergrund tritt. Die geschilderten Vorgänge grupprren sich um den vereitelten Plan einer Gefangen nahme des Königs und um eine Privat-LiebeSintrigue, deren Be- standtheile indeß meist ins Gebiet abgenutzter Theaterbösewichtsstreiche gehören. Einen gewählteren Maßstab hält das Stück nicht aus; man muß darin nicht ein fein angelegtes, tief zeichnendes historisches Gemälde, sondern eine Darstellung in populärem Styl, ein mit frischen, manchmal auch grellen Farben gemaltes Genrebild suchen. Mit Borliebe und entschiedenem Glück, was treffende Charakteristik anlangt, hat der Verfasser den alten Blücher behandelt, Herr Julius aber denselben sich zu einer wahren Cabinetsleistung aus gestaltet. Wie es versckstedene besonders meisterliche Repräsentanten des alten Fritz fz. B. Heinrich Marr) und des alten Dessauers (z. B. Friedrich Haase) giebt, so gesellt sich diesen der Vorgenannte als Schöpfer eines überraschend treuen Porträts de- echten „Mar chall Vorwärts", so wie er leibte und lebte, ging und stand, cherzte und aufbrauste, betete und fluchte, zu. So sehr aewanm ich diese in jedem Worte und jeder Bewegung die genaueste und äuschendste Copie^es -alten Haudegens in seinem ersenfresserischen Humor und seiner derbdrolligen Liebenswürdigkeit bietende Gestalt die Sympathieen d-S gefüllten Hanfes, daß Herr Julius allein nach dem 2. Act drei Mäl hinter einander und im Ganzen nicht weniger als 8 Mal gerüftn wurde. Wir lieben zwar zu Überschwengliche Beifallsbezeigungen nicht, indessen der Leistung, die hier in Rede stcht, gegenÄer beweisen sie nur, daß dieser dem wackeren „Vater Blücher" zujubelnden Menge das Herzauf dem rechten Flecke saß. Köstlich gelungen fanden wir bei Herrn Julius besonders auch die durchaus mcht übertriebene, sondern in den diScretesten Schranken sich haltende, ungemein humoristisch wirkende Anwendung des mär-ischen Dialekts. Wir sind überzeugt, daß dem trefflichen Charakterdarsteller die Hauptrolle des A. MÜller'fchen Stücks in Leipzig ebenfalls noch so glänzende und nachhaltige Erfolge einträgt, wie vor zwei Jahren thm dies in Berlin geschah. Keine der übrigen Partieen des Stücks tritt neben Blücher in den Vordergrund. Den Jntriguanten (Cheminal) gab Herr KühnS in seiner gewohnten scharfen und verständigen, doch gerade nicht ausgesucht feinen Weise. Einige d>er Sittlichkeit doch gar zu sehr ins Gesicht schlagenden Worte zu Melanie hälfen, «erm der Autor hier einen Verstoß beging, vom Sprecher gemildert und- umgangen werden können. Ferner müßte die Scene, wo der Leutnant und der Baron diesen Sckurken unschädlich machen, anders agirt werde«. Sie Äbermannen ihn nur, werfen, ihn zu Boden «nd! fesseln ihn ; sie dürfen ihn deshalb auch keinen Moment- liegen lassen, ohne ihn zu halten. Wir empfingen fälschlich d» Eindruck eines wol gar Getbdteten. Ueberhaupt aber ist der ganze Anstritt roh und widerwärtig. vr. Emil Kneschke. Die Krähen im Parke. Diese Überschrift wird gewiß bei vielen Lesern des Tageblatts sogleich eine unangenehme Erinnerung erwecken, denn sie werden dabei unwillkürlich an die abscheulichen Concerte denken, welche die Krähen seit einer Reihe von Jahren in den schönen Lenzmonaten vom frühen Morgen bis zum späten Abende ununterbrochen zu Gehör gebracht und dadurch den Park für Spaziergänger für diese Zeit gewissermaßen abgeschlossen haben. Hätten die Krähen nicht ein schlechtes Gevächtmß, so würden sie den Park schon längst gemieden haben. So aber steht zu befürchten, daß uns auch dies mal wieder, und zwar schon in den nächsten Tagen eine ansehn liche Schaar jener lästigen Gäste heimsuchen wird, um hier zu nisten. Es kann als allgemein bekannt angenommen werden, daß in den Jahren, wo die Krähen anfingen den Park als einen für sie geeigneten Brüteplatz anzusehen, wohl kein Mittel unversucht ge blieben ist, das geeignet schien die schwarzen Ansiedler zu vertreiben. Da diese jedoch hartnäckig auf einem angemaßten Rechte beharrten und nicht vom Platze wichen, so glaubte man am besten zu thun sie ruhig ihre Nester bauen zu lassen und den Zeitpunct abzu warten, wo sie gebrütet, zum Theil wohl auch schon Junge gehabt haben. Nachdem man nun bis dahin das widerliche Geschrei und andere Unannehmlichkeiten der gefiederten Einquartierung! hatte zu ertragen gehabt, wurde zu deren Ausquartierung ein Mittel er griffen. das allerdings ein radicales gewesen, denn es hat jedesmal das sofortige Verschwinden sämmtlicher Krähen zur Folge gehabt. Wir meinen das wohl schwerlich bei irgend Jemandem im freund lichen Andenken stehende Herunterwerfen der Nester von den Bäu men und die dadurch bewirkte Vertilgung der ganzen Brut. Jeder Thierfreund wird dieses Verfahren ein grausames nennen; ja dasselbe muß außerdem als eine für das Allgemeine höchst nach theilige Ausrottung bezeichnet werden. Die Saatkrähen, denn mit ihnen haben wir es zu thun, gehören unbedingt zu den laud- und forstwirthschaftlich nützlichen Vögeln, deren Schonung das Gesetz vorschreibt. Es soll keineswegs verschwiegen werden, daß auch diese Krähenart Schaden anrichtet, allein dieser ist in Wirk lichkeit nicht so erheblich.wie manche Menschen glauben und andern glaubend machen wollen. Wer vorurtheilsfrei an die Prüfung aller Eigenschaften der Krähen gebt, wird ihren Schaden gewiß nicht allzuhoch stellen, weil er gar bald die Ueberzeugung gewinnt, daß diese Vögel für uns vom allergrößten Nutzen smd durch die Vertilgung einer unglaublichen Menge der schädlichsten Thiere, aus denen größtentheils ihre Nahrung besteht. Soll man denn aber den Krähen den Park ungestört als Brüte platz überlasten? O nein! Man muß sie vielmehr gar nicht zum Nestbau daselbst kommen lassen, sondern durch ein Verfahren fort scheuchen, das, wie Einsender dieses in Erfahrung gebracht hat, auch anderwärts schon mit bestem Erfolge in Anwendung gekommen ist. Es bedarf nämlich nur der Anstellung einiger zuverlässiger Leute, die mit Feuergewehr umzugchen wissen. Sobald nun die ersten Krähenpaare — gleichsam die Quartiermacher — eint reffe«, müssen sie durch Blind schießen in die Bäume, auf welche sie sich niederlassen, sofort immer wieder ausgescheucht werden. Be sonders darf nicht zugelafsen werden, daß auch nur ein Paar irgendwo Posio faßt und den Nestbau beginnt. Vielleicht wird schon nach einigen Schüssen die Anwesenheit von Menschen mit Schießgewehren die Krähen so -unruhig machen, daß sie sortziehen, um anderswo in der Umgegend zu brüten. Sollte dies über »icht der Fall sein (die Oertlichkeit könnte dazu beitragen), so darf das Blindschießen doch nicht eher eingestellt werden, als bis alle Krähen das Weite gesucht haben. Es versteht sich, daß man ihnen auch nicht zulassen darf, die -Bäume im Pckrke als Nachtquartier zu be nutzen, weshalb denn auch in der Abenddämmerung fleißig auf sie zu vigiliren sein würde. Ueberhaupt muß dieses Geschäft von Tagesanbruch an bis zum völligen Emttitt der Nacht Mit aller Beharrlichkeit betrieben werden, wenn der Zweck erreicht werden soll. Und er wird auf diese Weise sicher erreicht werden, wenn namentlich gleich von Anfang an die ganze Procedur gehörig ge- handhabt wird, wodurch auch deren Dauer sich sehr aMrzt. Doch ich höre schon von mehr als einer Seite äußern: das Schießen ist ja aber noch lästiger wie das Geschrei der Krähen und dazu auch noch gefährlich. Dkm stelle sich das nur nicht so schlimm vor. ES muß fteilich zugestanden werden, daß da- Schießen, d. h. der Knall, den dasselbe verursacht, für viele Menschen un angenehm ist. Das unaufhörliche, widerliche und bei manchen Gelegenheiten sogar sehr störend werdende Geschrei der Krähen cheint uns doch noch viel unangenehmer sein. Eine Gefahr st aber mit dem in Vorschlag gebrachten Schieße« durchaus nicht verbunden, weil nur mit Pulver und ohne Schrot geschossen werden M. Und will man das ohnehin gar nickt nothwendige zu starke Knallen verhüten, so verordne man beim Laden der Gttvehre blvs einen halben Schuß Pulver zu verwenden.
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