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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186502164
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18650216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18650216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-02
- Tag1865-02-16
- Monat1865-02
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1865
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870 wo e- sehr Iheuer war, Mid Hai so neben einem Vr. Wolf und A. Hänsel in Kirche und Schule mit großem Segen in aller Demuth gewirkt. Seine Verdienste blieben aber auch nicht unbe- lohnt, er sah, wie die Zahl seiner Beichtkinder sich mehrte, fand für seine treue Wirksamkeit die Anerkennung der Behörden und wurde bei seinem fünfzigjährigen Amtsjubiläum 1863 von dem Könige mit dem Ritterkreuze de- AlbrechtsordenS geschmückt, von der theologischen Facultät aber im Jahre 1864 zum Doctor der heiligen Schrift ernannt, weil er „arüwi mgevuitate ae temps- rtmli» iusiKuis, iockekssso »tuäio praeelarus, vitas inte^ritate et siuevrilLtv prvdatus, ruuuere eeelesiastieo per aaaos xiv ae Lckeliter perkuaetus, üe äoetriL» evavgeliea et exeoleacka et provulltiaacka deue lveritus" sei und diese höchste Würde der Kirche verdiene. Und durch seine fünfzigjährige Amts führung hat der Verstorbene in der That bewiesen, daß er ein rechter Doctor der heiligen Schrift gewesen ist, der sein Lebelang sie fleißig studiret, treulich und lauter gepredigt und gelehret hat. Stadttheater. Die Oper: „Dell" kann sich nicht rühmen, am 14. Februar hier eine gleich gute Aufführung gefunden zu haben, wie am letzten Schillerfeste da- gleichnamige Drama. Streng genommen können wir nur zwei Vertretern kleinerer Partien, dem Jenny der Frau The len und dem Baumgarten des Herrn Hock, uneingeschränktes Lob spenden. TellS Knabe machte einen durchweg sympathischen, lieblichen Eindruck, während erwähntem Herrn da- Verdienst ge bührt, der Erste gewesen zu sein, der in die von Anfang unge wöhnlich schläfrige und ausdruckslose Darstellung der Oper einiges Leben brachte. Der Tell des Herrn The len litt von Beginn an besonders an diesem nüchternen, undramatischen Wesen, doch gelang eS ihm im dritten Act, das Eis einigermaßen zu brechen und — um im Bilde fortzufahren — etwas aufzuthauen. Vielleicht er hält seine bis aus einiges plötzlich an ihm hörbares Tremoliren gesanglich nicht üble Leistung später noch größere Bedeutung auch nach Seiten der Charakteristik und des Spiels hin. Herr Grim min ger als Arnold erfreute uns durch wirklich schöne Action bei der Stelle, wo er den Tod seines Vaters erfährt. Sein Duett mit Mathilde und sein Terzett mit Tell und W. Fürst im 2. Act gthörten zu dem relativ Gelungensten des Abends. Frl. Kropp als Prinzessin und Herr Hertz sch als W. Fürst genügten im Ganzen, doch kann aus beiden Rollen hier und da noch mehr gemacht werden. Der Geßler geht über die Kräfte unseres braven Gitt; wenigstens in Hinsicht auf den vocalen Theil der Partie wäre unbedingt ein Tausch mit Herrn Birk in ger zu empfehlen. Letzterer könnte als Melchrhal das Alter noch mehr markiren, ein weißer Bart allein thuts nicht, auch Frl. Harken als Hedwig erschien gar zu jugendlich, zu wenig frauenhaft. Herr Konewka als Fischer sang sein Lied am Anfang zwar technisch im Ganzen richtig, doch war er stimmlich weniger disponirt als je. Herr Lück als Rudolph der HarraS ließ sich mehrere Versehen zu Schulden kommen. Chöre und Orchester befriedigten, letzteres gab nament lich in der Ouvertüre eine treffliche Leistung. Beiläufig werfen wir indeß die Frage auf, wie es zu erklären sein dürfte, daß bei einer großen Oper, wie „Tell/ weder der eine, noch der andere unserer beiden Herren Concertmeister und ersten Violinisten an seinem Pulte zu erblicken war- In Bezug auf das Ballet wäre eS für sämmtliche Betheiligte, ebenso wie für das Publicum wohl das Allerbeste, man gäbe das weitere Experimenliren mit unzu reichenden Mitteln lieber ganz auf. Zum Schluß die Nachricht, daß zu der SonntagSvorstellung der „Jungfrau von Orleans" Frl. Ulrich behindert ist »u kommen, und wird die Partie des halb unsere treffliche Grösser geben, die mit derselben hier einst debutirte und sich damals gleich am ersten Abend ihres hiesigen Auftretens allgemeine Gunst gewann. Im Interesse eines En sembles ohne scenische Störungen würden wir übrigens Vorschlägen, den KrönungSzug, der bei dem Mangel an Raum hinter der Bühne im alten Hause nimmer zu einem entsprechenden Tableau werden kann, lieber ganz wegzulaffen. vr. Emil Kneschke. Verschiedenes. D Leipzig, 15. Februar. Nachdem bereits vorgestern Abend drei im hiesigen Pestalozzististe untergebrachte Mädchen von dort entlaufen waren, von denen jedoch eins noch denselben Abend durch seinen Stiefvater wieder dahin zurückgebracht worden, während die beiden andern Flüchtlinge bei ihren hiesigen Verwandten sich auf halten sollen, hat sich dieser Vorfall heute Morgen erneuert, denn e- find in der sechsten Frühstunde abermals zwei 13jährige Zög linge au- dem Peftalozzistifte entwichen, von denen gleichfalls zu vermuthen steht, daß sie ihre in der Umgegend wohnhaften An verwandten aufgesucht haben. Stuttgart, 13. Februar. Se. Maj. der König war von dem tragischen Vorfall, welcher die erste Vorstellung der Laube'schen »Karlsschüler" auf eine so beklagenSwerthe Weise unterbrach, tief ergriffen, ließ sich sogleich genau nach den obwaltenden Verhält nissen erkundigen und übernahm die Kosten de- Leichenbegängnisse- Birnbaum'- auf seine Privatcasse, wie auch für die Ausbildung des Hinterbliebenen unmündigen Sohnes deS Verstorbenen Sorge getragen werden wird, der außerdem bis zu seinem vollendeten 18. Jahre 300 fl. jährliche Unterstützung aus dem Pensionsfonds der Witwen und Waisen der Mitglieder de- k. Hoftheaters anzu- sprecheu hat. Birnbaum wird einem früher von ihm ausgespro chenen Wunsche gemäß in Cannstadt beerdigt, um dort au der Seite seiner ihm im Tode vorangegangenen ältesten Tochter, der Gemahlin des Prinzen Friedrich von Hanau, zu ruhen. Berlin. Vor dem königl. Obertribunal in Berlin kam am Sonnabend (11. Febr.) die in dem Gregy'schen Proceffe von den drei Angeklagten Louis Grothe, Marie Fischer und Witwe Quinche gegen da- sie zur Todesstrafe verurtheilende schwurgerichtliche Er- kenntniß eingelegte Nichrigkeitbeschwerde zur Verhandlung. Nach langer Beralhung entschied der höchste Gerichtshof dahin, daß die Nichtigkeitsbeschwerde zurückzuweijen sei. — In vielen Gesellschaften und öffentlichen Localen Berlin- werden seit einiger Zeit Scherze mit dem sogenannten Düppel papier getrieben, da- m der Luft bei Berührung eine Flamme ver brennt, ohne eine Spur zurückzulaffen. Immer gehen dergleichen Scherze aber nicht ohne Schaden ab, vielmehr hat ein kürzlich vorgekommenes Ereigniß gezeigt, wie sehr vorsichtig man selbst mit diesem sonst harmlos verpuffenden Papier umgehen muß. Ein wohlhabender Mann feierte seines TöchterchenS Geburtstag und lud zu dieser Feier etwa ein Dutzend Schulkameradinnen des Geburtstagskindes ein. Nachdem der Gastgeber eine Menge Spiele arrangirt hatte, ließ er, um die Unterhaltung zu erhöhen, die ganze Gesellschaft einen Kreis schließen, holte ein Pack Düppelpapier hervor, riß so viel Stücke ab, als kleine Mädchen anwesend waren und gab jedem eins dieser Stücke. Den nicht unbedeutenden Ueberrest des Papier- behielt der Hausvater in der linken Hand. Darauf ging er mit der glimmenden Cigarre im Kreise umher und ließ dre Kinder da- Papier an derselben anzünden. Die meisten Kleinen machten das Experiment ganz tapfer durch und jubelten, wenn das brennende Papier in der Luft umherstog. Ein Kind aber war furchtsam und sah nicht, wohin eS da- brennende Papier warf, so daß dies unglücklicherweise dem Papier zu nahe kam, daß der Gastgeber in der Hand hatte. Im Nu war jetzt auch dies entzündet und in der Hand verpufft, letztere aber dabei so total verbrannt, daß die Aerzre zuerst glaubten, sie würde ab genommen werden müssen. So schlimm ist eS nun glücklicherweise nicht gekommen, einen dauernden Schaden aber dürste der Mann doch dieser Spielerei zu danken haben. — In Homburg wird bekanntlich das ganze Jahr gespielt, aber der Eintritt m die Spielsäle ist, namentlich in den Wmter- monaten, sehr erschwert und ohne Eintrittskarte Niemandem ge stattet. Da die Hazardspiele in Deutschland einmal bestehen, so ist diese Beschränkung nur anzuerkennen Auch wir, erzählt v. L. in der N. Fr. z r., mußten natürlich in dem Polizeibureau deS CurhauseS um Eintrittskarten nachsuchen. Vor uns waren sechs Personen eingetreten, welche es vom Bahnhof aus, wie eS schien, sehr eilig hatten. Dadurch waren wir genöthigt zu warten, bis Alle abgefertigt waren, und erlebten einige ergötzliche Scenen. Die beiden Ersten nannten sich Oekonomen und mögen auch ganz wohl habende Bauern gewesen sein, sie fanden aber keine Gnade vor den Augen des dienstthuenden Beamten, der mit vieler Schonung ihren »nicht ganz salonmäßigen Anzug" beanstandete. Der dritte Anwesende hatte schon im vorigen Winter eine Saisonkarte erbalten und erhielt auf Grund derselben auch für diese Saison eine solche, wir hörten ihn »Herr Graf" tituliren. Der Vierte nannte sich „Particulier", erhielt aber keine Karte, sondern er wurde wegen seines jugendlichen Aeußern bedeutet, zuvor einen Nachweis über seine Selbstständigkeit belzubringen. Er entfernte sich brummend und wie eS schien erkannt. Der Fünfte war ein Handwerker, der mit Berufung auf da- Reglement gleichfalls abgewiesen wurde. Endlich kamen wir an die Reihe; auf unsere Paffe hin wurden uns sofort die Einlaßkarten ausgefolgt. In den Spielsäleu hält sich auf diese Weise nur ein feine- und gewählte- Publicum auf, und man kann sich an allen Tischen frei und ungenirt bewegen. Auch ist es keine Frage, daß mit der energischen Handhabung dieser Maßregel viel Unglück verhütet wird, wie denn m der Thann den letzten zwei Jahren in Homburg kein Selbstmord vorgekommen sein soll. Wir traten später in ChevetS berühmte Restauration und speisten fein und umgeben von der äußersten Eleganz. Chevet ist unstreitig der größte Speisekünstler der Welt. Nur ein Gericht will ich hier erwähnen, welche- in Pari- bereit- allgemein, sonst noch nicht be kannt ist: der zu einer Hülfe verflüchtigte Erdapfel mit allem Aroma und Wohlgeschmack dieser weltbekannten Frucht, aber mit vollständig überwundener Masse. Wenn man von einem Styl in der Kochkunst reden kann, so speist man bei Ehevet klassisch. — 24 Todesfälle durch Kohlenoxydvergiftung sind, amtlichen Nachrichten zufolge, in diesem Winter bis jetzt allein in Berlin zu beklagen gewesen. Diese verbältnißmäßig so große Zahl von Todesfällen muß um so mehr überraschen, al- man doch denken sollte, daß da- Publicum durch so viele traurige Beispiele hin-
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