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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186510074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18651007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18651007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-10
- Tag1865-10-07
- Monat1865-10
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1865
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sentiren weiß. Wir erinnern an ihre schöne« Leistungen m den Lustspielen: ,Ein schlechter Mensch", „Der Cassenschlüffel" u. s. w. WaS jedoch, gerade wie Leonie, noch so vernehmlich an die aller ersten Frühlingstage der liebenden Seele, wie an die letzten des Pensionats anklingt, das würden wir, führten wir die Regie, an deren Händen überlaffen. Herr Herzfeld bewegte sich im Ganzen mit erfreulicher Leich tigkeit und Lebendigkeit, doch dünkt uns, hätte Henri de Flavigneul immer noch mit mehr sprudelndem Uebermuth und kecker Jugend- lust gegeben werden können. WaS endlich Herrn Claar anlangt, so hat derselbe seinen Zweck vollständig erreicht, wenn letzterer nicht weiter ging, als dahin, eine rein komische Figur hinzustellen. Jedoch Grignon soll nicht bloS belustigen; er muß einen eigen- tbümlich gemischten, rührend humoristischen Eindruck wachen. Herr Claar lieh der Empfindung dieses Wackeren für die Gräfin zu wenig Ernst und Tiefe, er ließ das Herz zu leise milsprechen. — Wir erwähnen zum Schluß, daß dem Scribe'schen Stück eine Wiederholung von »Sie hat ihr Herz entdeckt" vorauSgina, worin Fräulein Huber zum ersten Mal als Neuengagirte auf- trat und bei ihrem Erschemen des freundlichsten Empfangs theil- haft ward. vr. Emil Kneschke. Oeffentliche Gerichtssitzung. Leipzig, 6. October. Eine kurze Hauptverhandlung beschäf tigte heute Vormittag das kgl. Bezirksgericht unter dem Präsidium des Herrn Gerichtsraths Albani und bei Vertretung der Anklage durch Herrn Staatsanwalt Löwe. Seinem offenen Geständmß zufolge hatte der Flurbeiwächter Friedrich August Naumann aus Liebertwolkwitz, 28 Jahre alt, ein polizeilich wiederholt bestrafter Mensch, am Nachmittage des 12. v. M. aus dem an der Johannis pforte belegenen verschlossenen Bahnwärterhäuschen der Verbin dungsbahn nach Erbrechen einer Fensterscheibe eine Taschenuhr nebst Kette und Schnur im Gesammtwerrhe von 1 Thlr. 21 Ngr. entwendet und solche bei einem hiesigen Trödler für 1 Thlr. 15 Ngr. verpfändet ES traf den Angeklagten, der auf eine Verteidigung verzichtet hatte, wegen dieses ausgezeichneten Diebstahls eine ArbeitS- hauSstrafe in Dauer von fünf Monaten. Verschiede«»». ** Leipzig, 6. October. Wir theilten unlängst (Nr. 265 d. Bl.) mit, daß der vormalige GerichtSrath Herr vr. Herrmann hier zum Bezirksgerichtsdircctor in Meißen ernannt und die hier durch erledigte Stelle eines RathSmitgliedes beim hiesigen kgl. Be zirksgericht dem vormaligen Hrn. GerichtSamtsassessor Vieweg unter dessen Ernennung zum GerichtSrath übertragen worden sei. Heute Vormittag 9 Uhr fand die feierliche Einweisung des Letzteren vor dem gesammten Beamtenpersonal des königl. Bezirksgerichts sowie m Gegenwart mehrerer Mitglieder des hiesigen Raths und der Stadtverordneten statt. H Leipzig, 6. October. In vergangener Nacht kam rS in unserer Burgkellerrestauration zwischen zwei erhitzten Gästen zu einem blutigen Rencontre. Der eine, ein hiesiger Tapezierer, sollte dem andern, einem Fischermeister, verschiedene Unehrlichkeiten vor geworfen habln. Kurz, wir sahen, wie letzterer sein Bierglas er-; griff und es auf dem Kopfe seines Gegners niederschlug. Nun war allerdings der Spaß ouS, der Fischermeister wurde von der Polizei abgeholt und inhaftirt, während dem Tapezierer eine durch den Schlag mit dem Biertöpfchen beigebrachte ziemlich bedeutende Wunde von einem Arzte zugenäht werden mußte. — Am Eingänge zu Rappo's Theater entfiel gestern Abend! einem Manne, der als Zuschauer daselbst eintreten wollte, plötz lich ein geladenes Terzerol, das er im Rocke stecken gehabt hatte. Dies erregte natürlich Aufsehen, es wurden allerhand VerdachtS- Lußerungen laut und man fand es für gerathen, den Mann nach dem Naschmarkt zu tranSportiren. Dort klärte sich aber bald das Dunkel auf. Der anscheinende Uebelihäter war ein ganz un schuldiger Feldwächter aus Zweinaundorf, der sich das Terzerol hier gekauft hatte, um damit Schreckschüsse auf dem Felde abzufeuern. Wider Willen war ihm das Terzerol aus der Tasche gerutscht. — Aus der ersten Etage eines Grundstückes im Barfußgäßchen rief heute Morgen gegen 7 Uhr ein Mann mehrmals zum Fenster hinaus um Hülfe. Man eilte hinzu, fand aber, daß der Mann von Niemandem gefährdet war. ES war ein zur Messe dort ein- logirter fremder Einkäufer aus Mönchhausen, der Plötzlich in Gei steskrankheit verfallen war und sich in seiner Einbildung von Ge fahren umgeben gewähnt hatte. Der arme Mann wurde seilen des Raths im Georgenhospitale untergebracht. — DaS Aushängebild einer Meßschaubud« auf dem Roßplatze,: worin eine Riesendame »Alma" gezeigt wird, hat an mehreren Abenden und so auch gestern wieder Veranlassung zu Aufläufen und feindlichen Demonstrationen gegeben. Das nunmehr beseitigte Bild besagte, daß die Dame 400 Pfund schwer sei und sechs Schneider aufwiege. ES ist dies verletzend erschienen und hat böses Blut erregt, denn man bat sich an dem Bilde ver griffen und dasselbe durch Abschneide« der Aufziehstricke herunter- geworfen. Gestern Abend war wegen dieses Bildes wieder ein ganz gehöriger Tumult vor der Bude und alles voller Menschen Obwohl das Bild bereits verschwunden war, fielen höchst unziem liche Aeußerungen, als deren Urheber man einen Schneidergesellev festhielt, eben so bemächtrgte man sich eines andern Schne'derge- sellen, der eine große Scheere bei sich trug und deshalb dm Verdacht auf sich gelenkt hatte, daß er BöseS im Schilde führe. — Die bekannte Schrift von A. Rogeard „kauvrs Trance" ist hier polizeilich mit Beschlag belegt worden. * Leipzig, 6. October. Die Dresdner Straße wird gepflastert — eine wahre Wohlthat für die ganze östliche Vor stadt. In der Salomonstraße ,st mit Pflasterung des Fußweges begonnen worden — ebenfalls eme recht dankenSwerthe Maßregel. * Leipzig, 6. Octbr. DaS Aeltesten-Collegium der Berliner Kaufmannschaft hat sich mit der Verlegung der Leipziger Neujahrmesse auf die Zeit vom 2.—14. Januar einver standen erklärt. Leipzig, 6. October. Wie wir hören, hat auf Veranlassung der hiesigen Kreisdirectiou Professor vr. Sonnenkalb sich dura eigenen Augenschein von dem Zustande der Cholera in unsenr Nachbarstadt Altenburg überzeugt, und wird Geh. Medicinal- rath vr. Walther in gleicher Absicht sich in diesen Tagen nochmals dahin begeben. Die Epidemie ist daselbst noch immer nicht vorüber. (D. A. Z) * Bei Gelegenheit der ersten Hauptversammlung der Gesell schaft zur Förderung der Bildung Schwach- uud Blödsinniger, welche vom 18. bis 20. September in Hannover stattfand, ist auch das Thema: „Schulen für schwachbefähigte Kinder" zu eingehender Besprechung gekommen. Referent war der Taub stummenlehrer Stötzner von hier, welcher in seinem Vorträge auf Grund seines in der Winter'scheu Buchhandlung erschienenen und denselben Gegenstand behandelnden SchriftchenS zuerst die Nothwendigkeit und Dringlichkeit solcher Schulen nachwies. In den Leipziger Armenschulen stellt sich heraus, daß 2/4 Procent der Schüler schwachsinnig sind, in den Bürgerschulen etwa »/z Procent- im Durchschnitt mithin r/r Procent. Unter einer Schülerzahl von 10,000 finden sich demnach 50 schwachsinnige Kinder, welche die Schule fast ganz erfolglos besuchen. In andern größer« Städten wird sich das Verhältniß zum Theil noch schlimmer Herausstellen. Ein guter Theil dieser Kmder, meist den ärmsten VolkSclassen angehörend, ist es, der später in Folge seiner geringen Bildung der Gemeinde, dem Staate zur Last fällt, der später das Armen haus bewohnt und in Rettungshäusern untergebracht werden muß; dec der Prostitution verfällt und die Zuchthäuser bevölkern hilsi. Die Volksschule kann sich dieser armen Kinder nicht annehmen, sie kann um eines, zweier Schüler willen nicht die große ZaU der Uebrigen zurückhallen. Gerade in unserer Zeit, wo sich d,e Forderungen an die Schule mehr und mehr steigern, muß sie, um ihrem Ziele nahe zu kommen, die armen Schwachsinnigen fallen lassen und sucht sich ihrer mehr und mehr zu entledigen. Wer nimmt sich aber dieser Stiefkinder der Volksschule an? Bis jetzt Niemand; denn die bestehenden Jdiotenanstallen können selbst verständlich nur den Reicheren Hilfe bieten, sind auch bei Weitem nicht ausreichend, das Bedürfniß zu decken. Man muß also, ba schwachsinnige Kinder wohl bildungsfähig sind, wie die Erfahruug bereits bewiesen, für sie besondere Schulen einrichten, in denen sie durch besonders für sie berechneten Unterricht und durch geeignete Persönlichkeiten zu verständigen, brauchbaren Menschen herav- gebildet werden. Referent führte weiter aus, indem er auf Wesen, Einrichtung und Lehrgang dieser Schulen einging, daß sich hier ein besonderer Zweig der Pädagogik bilde, der dieselbe Berech tigung wie der Blinden- und Taubstummenunterricht habe. Es genüge demnach nicht, daß den verschiedenen Schulen bcsondeie Classen für die Schwachbefähigten angehängt würden; die ganze Einrichtung und der UnterrichtSgang erfordere soviel besondere Hilfsmittel, deren die Elementarschule nicht nothwendig bedarf, daß eS außerordentlich kostspielig sein würde, auf diese Weise die Sache auzugreifen. Viel einfacher und wirklich Hilfe bringend würde es sein, eine wohlorganifirte Schule ins Leben zu rufen und diese auf'S Zweckmäßigste auSzustatten. Nach eingehender Debatte, bei welcher sich herausstellte, daß auch für Dresden, Berlin und Hannover ähnliche Schulen erstrebt werden, vereinigte sich die Versammlung — eS waren fast sämmtliche Jdiotenanstalun Deutschlands vertreten — zur vollsten Befriedigung des Referenten zu dem Satze: In allen größeren Städten gründe man für die zurückgebliebenen Kinder, soweit sie nicht Jdiotenanstalten zu über weisen sind, besondere sNachhilfe-f Schulen, damit diese, die später zum großen Theile der Gemeinde zur Last fallen, durch geeignete Persönlichkeiten und zweckmäßigen Unterricht zu brauchbaren Men schen herangebildet werden. — — Ein Vater in Prag als Mörder seiner zwei Kinder. Wer entnehmen verschiedenen Berichten aus Prag die Einzelheiten eines erschütternden Verbrechen-, da- zwar eine, wenn überhaupt szuläsfige Entschuldigung in der bis aufs höchste gesteigerten Noth und Verzweiflung findet, doch de» betrübendsten Beweis von dem immer mehr um sich greifenden Mangel an Gottvrrttaue»
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