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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186511095
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18651109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18651109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-09
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1865
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6878 Eavael, Advocat Helfer, Advocat Schmidt, Märten- und Dolge (Instrumentmacher) mit in- Comitö eintreteu sollen. Der dritte Gegenstand der Tagesordnung war die Unter- breitung von Wahlvorschlägen an die Versammlung als Material für da- Wahlcomitö. Ls waren zu diesem Behuf« die Namen von LK5 Bürgern aufgestellt, welch« sofort verlesen werden sollten, damit die Versammlung sich in Bezug auf jeden Einzelnen er klären könne, ob er ihr Vertrauen habe ; diejenigen Namen, welche von keiner Seite beanstandet würden, sollten ohne Weitere- als angenommen gelten, die Beanstandung eine- Namen- dagegen sollte nur stattfinden können, wenn 20 der Anwesenden dieselbe unterstützten. ES begann nun die Verlesung der auf fünf verschiedenen Listen vertheilten Namen nach den Kategorien der Ansässiam, der Kauf leute und der Unansäsfigen. Als bei der zweiten Liste der Name de- Herrn vr. Heyner genannt wurde, erhob sich Herr SiegiS- mund, um — unter allgemeiner Heiterkeit — sich gegen den selben zu erklären ; da er iudeß nicht die vöthige Untersetzung von 20 Gesinnungsgenossen fand, so mußte er sein Vorhaben aufgebe». Bei der dritten Liste wurde die Aufstellung des Herrn Bäckermeister Schnurrbusch au- Gründen, die schon im vorigen Jahre zur Geltung gebracht worden, durch Herrn Madack beanstandet, und da diese Beanstandung mehr als ausreichend unterstützt wurde, so konnte Herr Madack seinen darauf gerichteten Antrag ausführ licher begründen. Schließlich entschied sich die Versammlung dafür, daß Herr Schnurrbusch nicht mit aufgestellt werde (statt seiner wurde später Herr Kaufmann Hermann Polter in die Liste aus genommen). Als bei der vierten Liste der Name des Stadtverordneten Häckel genannt wurde, erhob sich abermals Herr SiegiS mund. um sich gegen denselben zu erklären. Viele Stimmen aus der Mitte der Versammlung unterbrachen den Redner zu wiederholten Malen, so daß Herr vr. Joseph sich bewogen fand , für Herrn Siegis- mund Gehör zu erbitten, zumal da Andere hinter demselben stän den , als deren Organ er austrete. Herr SiegiSmund erklärte nun, daß er die Aufstellung de- Herrn Häckel zum Wahlmann hauptsächlich deshalb nicht empfehlen wolle, weil derselbe zum Stadt rath gewählt sei. Herr Häckel, der übrigens wenig Gewicht auf die ganze Sache legre, erwähnte nur, es wäre sonderbar, wenn er durch seine Erwählung zum Stadtrath das Vertrauen, welches ihm seine Mitbürger so lange geschenkt, verwirkt haben sollte. Herr vr. Joseph hob hervor, daß Herr Häckel erst vom 2. Januar 1866 Vormittags */r11 Uhr ab Stadtrath sei, gegenwärtig aber noch Ge- meindevertreter im Stadtverordneten - Collegiuw. Wollte die Ver sammlung sich jetzt gegen ihn erklären, so würde sie einem Manne, der eine Reihe von Jahren hindurch bei allen Wahlagitationen der Partei eine so hervorragende Rolle gespielt habe, ein in keiner Weise verdientes Mißtrauens-Votum geben, und Das könne doch keiner der Anwesenden wollen und wünschen. Da- Ende war, daß für die Aufstellung Herrn HäckelS sich alle Stimmen, mit Ausnahme seiner eigenen, erklärten. Als nun Herr vr. Heyner bat, es möge Herrn SiegiSmund nachträglich gestattet werden, die Beanstandung seines (HeynerS) Namens zu motiviren, erklärte Herr SiegiSmund, er verzichte aufs Wort. Herr Näser hob hervor, daß die Versammlung be reit- beschlossen habe, Heyner- Namen mit aufzustellen, und daß eine Abweichung von diesem Beschlüsse nun nicht mehr gestaltet sei; Herr vr. Joseph aber schloß sich dem hauptsächlich deshalb an, weil der Streit, welcher sich hier erheben könnte, doch nur ein rein persönlicher sein würde. Die Versammlung ging über die Sache zur Tagesordnung über. Nachdem die sämmtlichen vorgeschlagenen Namen von der Ver sammlung genehmigt worden, ersuchte Herr vr. Heyner die Mit glieder des Comitö, sich nicht zu entfernen, da die definitive Liste au- Rücksicht auf die drängende Zeit noch heute festgestellt werden müsse, und schloß dann die Versammlung. Städtisches. Die ausgezeichnete Rede unseres Mitbürger-, de- Stadt-Ver ordnet«» Moritz Lorenz über die neuesten Grundsätze de-Raths in Geldbewilligungssachen sucht am Schlüsse all« Schuld auf Einen za häufen und von den übrigen RathSmitgliedera abzuwenden Hieran aber thut Herr Lorenz Unrecht. Denn die Beschlüsse find vom Rath«, vom ganzen Rath« gefaßt und diese Beschlüsse find es, um deren Rechtmäßigkeit es sich handelte; die »subjektive Färbung" der bloßen Mittheilung dieser Beschlüsse ist ganz un gemein nebensächlich. Aber auch für diese »subjektive Färbung" ist und will nur verantwortlich sein der Unterzeichner der Schrift, der Herr Bürgermeister. Dieser liest genau und prüft sorgfältig da-, was er zu unterschreiben hat, ehe er e- unterschreibt. Dies wird er mit um so größerer Gewissenhaftigkeit thun, wenn er schon nach den ersten Sätzen der Schrift findet und finden muß, daß die Wirkung des Schreiben- in eine Verbreitung von LL.erlich- keit der Ansichten oder der Prätensionen der Stadwerordneten führt Solch« Schritte thut man wahrlich nicht leichtfertig, sondern nur wohlerwogen und in bewußter Uebereivflimmung mit dem Con- cipiente» der Schrift. Soll mit dieser Unterscheidung zwischen dem Verfasser und dem Unterzeichner — also dadurch zunächst allein verantwortlichen Vertretern der Schrift — eine Spaltung im Rathe herbeigeführt werden, so ist die- eine vergebliche Reflexion. Die anderen College» werden da- eine Mitglied nicht verlassen, nicht preisgeben, sie alle bestreiten den Stadtverordneten das Recht, nach den Mitteln bedeutender baulicher Ausgaben zu fragen und Zustimmung dazu geben zu wollen. ES würde wahrhaft eine Jgnobleffe sein, wollten sie den bloßen Concipiente», ihren College», über das Haupt des verantwortlichen Unterzeichners hinweg dtoS- stellen und fallen lassen. UebrigenS hätte Herr Lorenz sich leicht Kenntniß darüber ver schaffen können, daß «s mindestens Einen im Stadtrathe gegeben haben muß, der die im Schreiben, durch welche- die Stadtverord neten ihr Recht verletzt sehen zu müssen glauben, entwickelten Grund sätze entschieden getadelt und zurückgewieseu hat, also, wenn eine durch »subjektive Färbung" verrathene Schuld vorliegt, von dieser radikal frei ist Dies ist Herr vr. B. Vogel. Als Stadtverord neter hat er ähnliche Grundsätze de- Rath- in einem sehr um fassenden Gutachten, zu dem u. A. Kosten de- Abbruchs de- Wein- näpfchenS Anlaß gaben, entschieden gemißbilligt; er wird daher auch in eben so entschiedener Opposition gegen den Rath im Rathe rückfichtlich der von Herrn Lorenz beleuchteten Grundsätze sich be funden haben. Loucert. Das zweite Concert des Musikvereins Euterpe versprach in seinem Programm einen so herrlichen musikalischen Genuß, wie er trotz de- vielen Trefflichen, da- man zu gleicher Jahreszeit den Bewohnern unserer Stadt bereitet, selten geboten werden dürfte. Dank der Direktion der Euterpeconcerte für daö verdienstvolle Unternehmen, eins der größten Meisterwerke deutscher Kunst nach langer Verborgenheit für unsere Stadt wieder an da- Tageslicht gezogen und keinerlei Opfer gescheut zu haben, um sein Wieder- rrscheinen durch würdige Aufführung zu feiern. Orpheus und Eurydiee von Gluck wurde im Jahre 1762 componirt, gelangte bald darauf zur Aufführung und machte in den folgenden Jahren einen glänzenden Triumphzug über die hervorragendm Bühnen Europa'-. Der hohe Ernst, verbunden mit edler Einfachheit, der sich in diesem Werke kund giebt, verschaffte ihm bald ein Ansehen, wie eS nur den höchsten Erzeugnissen der Kunst beschieden ist und noch heute steht es da, ein kaum erreichtes Muster dramatischer Mufik, aus dem Jünger wie Meister noch Erbauung schöpfen und Vorbilder für ihre Ideale suchen können. Auch die Instru mentation gilt noch heute, trotz der Geringfügigkeit der Mittel, die hier zur Verwindung kommen, als musterhaft, und selbst die raffimrtesten Jnstrumentalisten der Neuzeit — ich erinnere vor zugsweise an Hektor Berlioz — haben es nicht verschmäht, die wunderbaren Klangeffecte zu studiren und auszubeulen, die das Glucksche Meisterwerk in seiner Partitur birgt. In der ursprünglichen Gestalt nun, soweit sie sich durch kritische Sichtung möglichst vollkommen Herstellen ließ, nur mit einigen mit Rücksicht auf den Concertsaal, wie eS uns dünkt, heilsamen Kürzungen (vorzugsweise in den Ballet-) ward uns da- hehre Werk durch den Mufikverein Euterpe zu Gehör gebracht und der umsichtigen Leitung de- Herrn v. Bernuth, so wie dem unver kennbaren Eifer aller Mitwirkenden ist eS zuzuschreiben, daß die Ausführung als eine im Ganzen recht wohlgelungene bezeichnet werden kann. Vorzugsweise gebührt diese Anerkennung Frau Flinsch für die Wiedergabe der Partieen der Eurydiee und des Amor. Wollte es uns auch bedünken, als hätten wir die geschätzte Sängerin schon besser disponirt gehört, so war nichtsdestoweniger die gebotene Leistung eine dem großen Meisterwerke vollkommen würdige und de- reichlichen Beifalls nur zu Werth, mit welchem da- Publicum dieselben belohnte. Die Partie de- Orpheus wmde von Frl. Agnes Baer aus Berlin mit anerkennenSwerthem Streben gesungen. Die Stimme der genannten Dame besitzt ohne Zweifel schätzeuSwerthe Eigenschaften ; nur wäre ihr größere Reinheit zu wünschen gewesen; auch vermißten wir hin und wieder die Innig keit der Empfindung, welche die Partie de- Orpheus erheischt, so namentlich in der Arie de- zweiten ActrS: »Ach erbarmt euch mein!" Dagegen wollen wir einen verfrühten Einsatz im ersten Acte der Sängerin weiter nicht besonder- bemerken. Der Chor leistete Im Allgemeinen recht Brave-; hie und da schien uns der Alt etwa- schwach ; auch zeigten sich zuweilen die Sopran« in ihrer Gesammtheit den höheren Lagen nicht völlig gewachsen. DaS Orchester endlich unter Leitung seine- trefflichen Dirigenten be kundete von Neuem ein löbliches von Erfolg gekröntes Streben; die Ausführung der Solopartiee» in den Flöten, Oboen und Clariuetten ließ gar nicht- zu wünschen übrig und zeigte einen höchst bemerken-werthen Fortschritt gegenüber den Leistungen de- ersten EoncerteS, in welchem die Holzbläser hi» und wieder zu kleinen Störungen Veranlassung gaben. Die Räume de- EoncertsaaleS waren vollständig gefüllt und gaben Zeugniß für da- Interesse, welches da- Publicum unserer Stadt an klassischer Mufik nimmt. Möge dieser Umstand oer
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