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Sächsische Volkszeitung : 15.05.1924
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192405156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19240515
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19240515
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1924
- Monat1924-05
- Tag1924-05-15
- Monat1924-05
- Jahr1924
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.05.1924
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Donnerstag, den IS. Mai 1924 Tagesneuigketten Aufgerusene Neich»bauk«ote DI« Reichsbank löst die ausgerusenen Noten zu S Billio nen Mack (1. und 2. Ausgabe-, zu 10 Billionen Mark (1. und 2. Ausgabe) und zu 100 Billionen Mark (1. Ausgabe), die bereit» seit dem S. beziv. 20. April nicht mehr gesetzliche Zahlungsmittel sind, nnr noch durch die Reichsbankhauvtkasse, Abteilung Tür aufgerufen« Neichsbanknoten, Berlin SW IS, Kur straße 38, ein. Die ausgerusenen Noten sind daran erkennbar, daß sie im Gegensatz zu den späteren Emissionen derselben Werte auf der Rückseite unbedruckt sind. Ausbau der Leipziger Messe Leipzig, 13. Mn«. Vom 31. August bis 6. September d. I. Ivird gleichzeitig mit und im Rahmen der Leipziger Messe im »«tuen Rathause die 11. Entwurfs- und Mustermesse abaehalte». Es werden künstlerisch« Entwürfe für alle auf der Leipziger Messe vertretene» Industrien zugelassen. Der Aus- stellungsplatz ist für Künstler kostenlos. Auskunft erteilt das Leipziger Messeamt. Der Eisen- und Stahlwerkindustriebund in Elberfeld hat in einer starkbesuchteu Jnteressenversammlung einstimmig beschlos sen, vom Herbst 1924 ab eine Kollektivausstellung der deutschen Eisen- und Stahlwerksiudustrie auf der Leipziger Messe zu veranstalten. Als Ausstell,uigplap wird die Halle 12 und ihre Nebenhallen dienen, die bisher vom Verein deutscher Werkzeugmaschincusabriken benutzt wurden. Dieser selbst siegelt bekanntlich in die große im Bau begriffene Halle 9 über. Unsere Politik der Sorge für Schwache und Hilfsbedürftige Von Frau Abg. Ehr. Teusch (Köln). f Eifersuchtstat unter Marokkanern. Havas meldet aus Ludwigshafen: Am Freitagabend wurde in einem Kleefelde un weit der Frankenthaler Straße die Leiche eines marokkanischen Soldaten gefunden, dem der Hals bis auf die Wirbelsäule durch schnitten war. Es wird vermutet, daß eine Eifersuchtstat eines Kameraden des Ermordeten vorliegt. T Der vermißte Weltflieger gefunden. Nach einer Reuter- mcldung aus Seattle (Washington) besagt eine Nachricht, daß der vermißte amerikanische Weltflieger Martin mit seinem Me chaniker bei Port Möller (Alaska) lebend aufgefunden worden ist. f Die Hitzewelle ln Süditalien. Nachdem es in diesem Mucker auch in Italien empfindlich kalt gewesen ist, es selbst in Süditalien wiederholt geschneit hat, und zum Beispiel in Nom bis in den April hinein kaltes und regnerisches Wetter herrschte, ist nun eine Hitzewelle aufgetreten, die ebenso unnatürlich Ist wie die frühere Kälte. Besonders Neapel ist davon heimgesucht. Das Thermometer ist bis auf 26 Grad Celsius im Schatten gestiegen: seit zlvei Wochen hat es nicht mehr geregnet, und ein geradezu unerträglicher Staub erfüllt die Straßen. Das Meer ist bereits voll von Badenden, und der Neapolitaner scheint seinen alten Aberglauben, daß man nicht vor Peter und Paul, das ist vor dem 29. Juni, baden dürfe, gänzlich vergessen zu haben. s- lknwrttcr in Oberitallen. Auf dem Lago Maggiore sind nach einer Meldung aus Mailand, heftige Gewitter uiedergegangcn. Eins der neuen mit Oelseueruug versehenen Lichtste wurde infolge eines Motordefckts steuerlos und ans llser wo es scheiterte und versank. Die Reisenden konnten jedoch alle gerettet werden. Trotz mehrmaliger HebnngSversuchc ist es nicht geluii««, das Schiff wieder flott zu machen. Der See ist um 1,5 Meter gestiegen. Aus den Höhen ist bis zu 2000 Meter herunter Schnee gefalle». Aus verschiedene» italienischen Tälern wird starker Hagelschlag gemeldet, durch den an den Kulturen schwerer Schaden angerichtet wurde. ck Der deutsche Ursprung deS Namens Amerika. Uebcr die Entstehung des Namens Amerika hat der deutschamsrilanische Ge lehrte Heinrich Charles Untersuchungen angestellt, die zu folgen dem Ergebnis geführt haben: Der Name Amerika ist tatsächlich auf den florentinischen Seefahrer Amcrigo BcSpucci zurückzu- führen. Das; er aocr astgemein gebräuchlich wurde, ist das Ver dienst des deutschen Humanisten Mathias Ringmann (1482 bis 1511), der in seinem lateinisch geschriebenen Büchlein: Ein führung zur Kosmographie (1507) den Namen Amerika Vorschlag. Er leitete den Namen von dem latinisierten Americus ab, unter dem Eindruck der Neiseschilderung Amerigo Vcspuccis, dem zuerst bewußt wurde, das; eine neue Welt entdeckt worden war, während Kolumbus bekanntlich bis zu seinem Lebensende in dem Glauben verharrte, er wäre über den westlichen Ozean nach Indien gelangt. Der Freund und Mitarbeiter Ningmanns der badische Karten zeichner Martin Waldsee müller verschaffte dem vorge- schlagencn Namen Amerika für die neue Welt dadurch wissen schaftliche Anerkennung, daß er ihn auf seiner großen, Kaiser Maximilian gewidmeten Welt- und Wandkarte des Jahres 1507 einzcichnete. Heinrich Charles weist auch noch darauf hin, daß der Personenname Amerigo cbcnfasts germanisch ist: es ist die romanisierte Form deS gotischen Ämalri-H. Von demselben Namen abgeleitet sind auch die Namen der Stadt Ammerschweier im Elsaß und Montfort l'Amaury in Frankreich. -f Bakteriologische Nntersuchung Uber Papiergeld. Bei der Untersuchung der verschiedensten Arten Papiergelder <446 Stück während der Nachkriegszeit wurde ermittelt, das; sich überast eine sehr reichliche Keimmenge darauf niedergelassen hatte. Zum Beispiel enthielten mittelmäßig bis stark gebrauchte Ein- und Zweimarkscheine 13 000 bis 143 000 Keime. Art und Zahl der Keime stehen aber nicht in Beziehung zu dem Gebrauchsgrade der Geldscheine. Es kommt sehr auf das Papier an. Glatte Scheine enthalten weniger Bakterien als gerippte oder rauhe. Die Her kunft der Scheine, ob aus Schlächtereien, aus Bäckereien, vom Markte usw. spielte keine große Nolle. Versuche über die Lebens dauer der verschiedenen Keime auf den Scheinen ergaben: 54 Stunden, 93 bis 127 Tage. 87 bis 138 Tage. 11 bis 96 Tage. 25 bis 138 Tage. 17 bis 62 Tage, 48 bis 134 Stunden. 87 bis 138 Tage. Wahrscheinlich hat das Papiergeld alz Keimüberträger eine viel größere Bedeutung als viele andere Gebrauchsgegen stände. ch Die Kraft de» Willens zum Leben. Ein ergreifendes Bei spiel für die Willenskraft des Menschen, dem Tod zu widerstehen, bot ein Kranker in einem Londoner Hospital, der mit einem unheilbaren Leiden behaftet, fast sterbend eingeliefert wurde. Eine Operation erschien aussichtslos. Als man ihm sagte, daß er bald sterben müsse, drückte er das lebhafte Verlangen aus, noch einmal seinen jüngsten Sohn zu sehen, der nach Australien auS- gewandert war. Es wurde ein Telegramm an den Sohn abge- sandt und mit dem Kabel kam die Antwort daß er sich sofort auf den Weg gemacht habe. Der Todkranke ließ sich ein« Karte ans Bett bringen, auf der er den Weg verfolgte, den sein Junge zurücklegte. Jeden Tag beobachtete er die Stationen, die er gerade erreicht haben konnte, und blickte sehnsüchtig nach diesem Punkte der Karte. So vergingen Woche um Woche. Der Kranke schien nur noch in diesem einen Gedanken zu leben, und die Aerzte erklärten, daß allein sein starker Wille, den Sohn noch einmal zu sehen, den Tod sernhalte. An dem Tage, an dem der Dampfer mit dem Sohne in Southampton anlegte, erwachten seine Lebensgeister zu einer erstaunlichen Frische, und als der sehnlich Erwartete- in seinen Armen lag, da bot der Vater das Bild Wunschlosen Glückes. Eine Stunde nach dem Wiedersehen ver schied er still und friedlich. Notel MAenhot' Mprig «Ne »Immer mu «sw mul Wsrmwassier ro v»aer MAAg «ooftrmn»ie Nach vierfacher Hinsicht kann über die Politik der Zen» trumspartei in den letzten Jahren berichtet werden. Die Zen trumsfraktion des Reichstages l-at sich bemüht um die Wirt schaft l i ch S ch m a ch e n, um die g e s u n d h e i t l i ch S ch iv a- chen, um die sittlich und geistig Schwachen und um die Hilfsbedürftigen und Verarmten. Grundlegende Hilfe für die wirtschaftlich Schwa chen ist die Festigung der 'Währungs- und Wirtschaftsverhält nisse gewesen. Es gab und gibt auch heute noch eine große Schar von Lohn- und Gehaltsempfängern, von Erwerbslosen und Kurzarbeitern, von besonders schwachen weiblichen und ju gendlichen Arbeitskräften, denen unsere Sorge und die politi sche Arbeit vor allem nötig war. Grundsätzlich sei zu dieser Frage im Zusammenhang mit den Gedanken der Hilse und Für sorge, die wir-hier zu entwickeln haben, nur erwähnt, daß die Regelung der Lohn- und Gehaltssrage stets im Hinblick auf die Familienverhältnisse und die Berufsausbildung des Ar beiters und des Beamten gefordert worden ist: zum Beweise dafür können die Zentrumsanträgs aus dem 6. (sozialpolitischen) Ausschuß, aus dem 23. (Beamten-) Ausschuß und aus dem Spar- ausschus; angeführt werden. Im sozialpolitischen Ausschuß sind diese Gesichtspunkte von den vier ständigen Zentrumsmitglie- deni, Esser, Andre, Baumann, Frau Teusch (Köln), von denen der erste zugleich auch Vorsitzender des gesamten Ausschusses mar, behandelt worden. Die sozialen Belange für die Gehaltsempfän ger (Beamten und Beamtinnen) sind vor allem von den Frak tionsmitgliedern Dr Höfle, Allekotte und Frau Teusch (Köln) vertreten worden. Eine besondere Sorge galt dabei den kinder reichen Beamten und der Beamtin. Die Zunahme der wirtschaftlich Schwachen zeigte sich am deutlichsten in dem erschreckenden Anwachsen der Erwerbs- losenziffer. In der Fürsorge für die Erwerbslose» hat die Zenlrumsfraktion sowohl in der Zuwendung von Mitteln, wie in der Schaffung von Arbeitsgelegenheit führend mitgewirkt. Be sondere Sorgfalt wurde dabei den jugendlichen und weiblichen Erwerbslosen zugewandt. In zweiter Linie ist die Zentrnmsfraktlon für die gesun d- heitlich und körperlich Schwachen eingetrelen. Von den oben bereits erwähnten wenigen interfraktionellen Fraucn- ontrögen des Reichstages gehören drei zu diesem Gebiet (Nr. 3222, 4413, 4414). Von verschiedenen Fraktionen ist versucht worden, die wertvolle Errungenschaft des „Stillgeldes" nicht mehr in einem festen Betrog, sondern in Form des Preises von 1 Liter Milch zu geben. Die Zeickrumssraktion hat sich stets gegen eine solche Art der Leistung ausgesprochen und ist bis zu letzt mit Erfolg für die Gewährung eines festen Geldbetrages eingetreten. Es Hot mehrfach im sozialen Ausschuß scharfe Aus einandersetzungen gegeben über die, wenn auch nur teickveise Beibehaltung des Kapitaldeckungsverfahrens in der Sozialver sicherung. Es ist asten, auch der Zentrumsfraktton dabei klar ge wesen, das bei den Instations- und Entwertungserschcinungcn die Zinserträge aus den eingezahlten Beiträgen die Leistungen nicht annähernd decken können. Ein Umlagevcrfahren, das von den setzt im Wirtschaftsleben stehenden Arbeitnehmern und Arbeitgebern Beiträge einzieht, um die Leistungen für die alt und arbeitsunfähig gewordenen Arbeitnehmer zu erhöhen, mußte ergänzend dabei eingeführt werden. Die finanzielle Notlaae des Reiches und der Versicherungsträger einerseits und vieler vollständig hilflos und arm gewordener Rentcnbesitzer ander seits ist so groß geivesen, daß mit dem wenigen, ivos da war. denen, die es am meisten nötig hatten, am ehesten geholfen werden mußte. Für die Bolksgesundheit im allgemeinen trat das Zentrum ourch seinen Sprecher im Haushaltausschuß, vor allem Abg. Dr. Schreiber ein, eingehend auf die Aufgabe des Hygiene- Museums, er forderte die Entwicklung des Reick^aesimdheits- uutes, beantragte die Ueberweisung besonderer Mittel an die Krüppelfürsorge, wies mehrfach auf die körperliche Ertüchtigung der Jugend in Spiel und Sport. Für bahnbrechende Tätigkeit auf dem Gebiete der Psychopathenfürsorge hat die Zentrums- abgeordnete Frau Dransfeld vieles geleistet. Die wirtschaftliche Notlage und die gefährdete Volksgesundheit haben viele schwa che und arm Gewordene auf den Weg der sittlichen Verwahrlo sung und Verderbnis geführt. Es geschah um so leichter, se mehr bei den Gefährdeten eine geistige Minderwertigkeit vorlag. Auch ihrer hat sich das Zentrum warmherzig und zielklar an genommen. In diese Arbeitsgruppe gehört auch vor allem das Bemühen für unsere hilfsbedürftige Jugend, sei es nach der vorbeugenden ivie nach der rettenden und helfenden Seite. Am augenschein lichsten und wirksamsten zeigt sich auf diesem Gebiete die Mit arbeit des Zentrums am Zustandekommen des Neichsgesetzes für Iugendwohlfahrt. Noch für eine andere Akt von Hilfsbedürftigen, die viel leicht wie keine anderen der besonders intensiven Hilfs- und Rettnngsarbeit bedürfen, hat das Zentrum sich stark eingesetzt in dem Gesetz zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten. Nicht nur sittlich und geistig Schwacher, die im eigenen Vaterland le ben, haben wir uns angenommen, sondern auch an senc gedacht, die als Auswanderer in fremden Ländern Arbeit und Verdienst suchen. Durch Anregung weiblicher Abgeordneter der Zen trumsfraktionen des Reichstages und des Preußischen Landtages ist aus einer gemeinsamen Frauenbesprechung an die Rcichs- regierung eine Entschließung folgenden Inhalts gegeben worden: „Die Reichsregierung soll gebeten werden, auf die Länder dahin einzuwirken, daß in den Oberklassen der Volksschulen, in den Fortbildungsschulen und in der Jugendpflege eine plan- mäßige Aufklärung erteilt wird über das Auswanderungs« wesen, über seine Gefahren und Schwierigkeiten, über die Le bens- und Arbeitsverhältntsse des Auslandes und über die Für- sorgemaßnahmen der gemeinnützigen Vereine für die Auswan derer. Zu diesem Zwecke sollen an die Schulbehörden einschlä gige Schriften für Lehrende, sowie Lernende eingestellt werde»." Die letzte Gruppe von deutschen Staatsbürgern, denen Hilse aus öffentlicher Hand gewährt werden mußte, sind die durch die Zerrüttung der wirtschaftlichen Verhältnisse Verarm ten und in Not Geratenen. In erster Linie gehöre» dazu die Kleinrentner. Gleich beim Zusammentritt des Reichstages 1920 ist folgende Anfrage Nr. 401 der Zentrumsfraktion unter Füh rung des inzwischen verstorbenen Vorsitzenden Karl Trimborn und hervorragender Mitarbeiter von Frau Abg. Dransfeld u. a. gestellt worden. Der Reichstag soll beschließen: „Die Reichsre- giernng zu ersuchen: In der Erwägung, daß infolge der Ent wertung des Geldes die wirtschaftliche Lage der kleinen Rentner, die in erster Linie oder ausschließlich auf ihr Kapitalemkommen angewiesen sind, immer schwieriger wird, tunlichst bald — viel leicht im Anschluß an die Inoalidenversicherungsanstalten — -unter staatlick-er Beihilfe eine Versicherung in die Wege zu lei ten, bei der durch Kapitaletnzahlung, sei es allgemein, sei es im Falle der Erwerbsunfähigkeit, ein Anrecht auf eine fortlau fende Rente für di« Lebensdauer erworben werden kann." Diesem Antrag lourde insofern ckattgegeben, als seit Herbst 1921 vom Reich Zuschüsse an die Länder und Gemeinden iür die Kleinrentnerfürsorge gewährt wurden. Beim"Zustande kommen des Neichsgesetzes betretscnd Kleinrentncrsnrlorge und seinen Ausführungsbsstimmungen ist die Zentrumssraktim füh rend beteiligt geivesen. Den Anträgen des Zentrums im sozial politischen Ausschuß entspricht der Ausbau des Personenkrcises (z. B. Ei-ibeziehung alter Ordensleute), ferner die Angleichung in Art und Umfang an die Sozialrentncrsürsorge, drittens die Vermeidung von Härten bei der Untersuchung der Bedürftigkeit und bei der Feststellung von Gegenleistungen (Vermachung von Hausrat usw.) In diesem Zusammenhang muß dann noch auf eine andere Folge der dritten Steuernotverordnung, d. h. auf die neue Rege lung der Fürsorge für die Kreise der Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen, der Rentenempsäuger aus der Invaliden- und Angestelltenversicherung der Kleinrentner und Schwerbe schädigten, der hilfsbedürftigen Minderjährigen und Wöchner innen hingewiesen werden. Durch die Verordnung vom 13. Februar 1924 ist sie nämlich auf die Landes- und Bezirkssiirsorge» verbände übergegangen. Die Länder haben durch Erschließung neuer Steuerguellen die Erledigung einzelner sllrsorgerischer Ausgaben selbst in die Hand bekommen. Es ist dabei von Wich tigkeit, zu betonen, daß vom Zentrum aus alles geschehen ist lvergl. Rede Ioos, Reichstag, 27. Februar 1924). um in den Ländern die Fürsorge für die oben erwähnten Kreise in ihrem bisherigen Umfang ausrecht zu erhalten, und die Grundsätze, die das Reich in dieser Richtung auf Grund des § 6 der Verordnung bstr. Fürsorgepflicht zu erlassen hat, halten an der bisherigen Rechtslage für Invaliden, Kriegsbeschädigte usw. (Rcntenan- sprüche!) durchaus fest. Es ist also nicht richtig, zu behaupten, daß diese Verordnung die Verweisung aller dieser Fürsorgebe rechtigten an die Armenpflege bedeute. Die schnelle Auswer tung der Verordnung betreffend Fürsorgepslicht hängt zum we sentlichen mit dem Inkrafttreten der dritten Steuernotverord nung, die die Geldquelle erschließen soll, zusammen. Um die besonders notleidenden Fürsorgebcrechtigten im besetzten rhei nischen Gebiet nicht auf diese Leistungen warten zu lassen, geht der letzte Zcntrumscmtrag Nr. 6605 am Tage vor der Neichstaos- ausiösung dahin, „die Neichsregierung zu ersuchen, mit allem Nachdruck dahin zu wirken, daß die dritte Steuernotverordnung im besetzten Gebiet zugelassen wird, damit in den Fürsorgelei- stnngen. di« durch die Verordnung vom 13. Februar 1924 am 1. April 1924 vom Reich auf die Landes- und Bezirksfürsorgever bände übergehen, keine Unterbrechung eintritt, die für die be setzten Gebiete unerträglich sein würde." Ueberhaupt darf noch in aller Kürze auf die vornehmlich non den rheinischen Zcntrumsabgeordneten betriebene Hilfe für die Ausgewicsenen und politischen Gefangenen hingewiesen wer den. Es sind Anträge auf schleunigste Entschädigung der Aus- gemiesencn, auf deren baldige Rückkehr in die Heimat, auf Be freiung der politischen Gefangenen usw. gestellt worden. Zum Schluß müssen noch die parlamentarischen Arbeiten der Zen- trumssraktion angedcutet werden, die zur Fürsorge für noklei dende Studierende (z> D. Anträge Schreiber u. Gen.) und zur Unterstützung freier Berufe (z. B. Marx u. Gen.. Rechtsanwälte, Aerzte, Schriftsteller) mit guten Ergebnissen geleistet warben sind. Für die Kreise, deren Versorgung teils schon in der Vor kriegszeit, teils in der Nationalversammlung gesetzgeberisch ge- ordnet worden war (z. B. Kriegsbeschädigte und Kriegshinter bliebene, Auslandsgeschüdigte!) wurden die gesetzgeberischen Maß nahmen im letzten Reichstag wieder ausgebaut. Verbesserungen für die durch die Geldentwertung bedingte Notlage dieser Kreise sind auch von der Zentrumsfraktion mit angestrebt und erreicht worden. Ich erinnere an die Arbeiten des Abg. Sinn im Kriegs- bcschädigten-Ausschuß bei der Novelle zum Neichsversorgunas- gesetz und der Verordnung über das Verfahren im Bersorgungs- wesen, an die Mitarbeit des Abg. Dr. Fleischer bei der Entschädi gung von Ausländsdeutschen und das Bemühen um die nicht pen- sionsberechtigten Rcservcoffizierswitiven von seiten der Abg. Marx und Frau Teusch (Köln). In der gesamten Fürsorgcpolitik der Zentrumsfraktion von 1929/24 ist ein zweifacher Gesichtspunkt maßgebend gewesen: erstens das im Rahmen der Gesetzgebung mit parlamentarischer Mehrheit zu Erreichende und zweitens das bei der armen Fi nanzlage des Reiches Mögliche ist erstrebt und getan worden. In der Ausführung dieser Politik sind uns die christlichen Grund sätze der Liebe und Gerechtigkeit wegweisend gewesen. Wir er- strebten in erster Linie innenpolitische Beruhigung und außen- politische Freiheit, die aber nur erwachsen aus einem starken nationalen Gemeinschasts- und Opserwillen.
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