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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186909087
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18690908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18690908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-09
- Tag1869-09-08
- Monat1869-09
- Jahr1869
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.09.1869
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WpMer.TagMIl Anzeiger. Amtsblatt dlk Kmal. BqirkSariichtS und diS Raths dn Stadt Schjiz. W LSI. Mittwoch den 8. September. 186V. Bekanntmachung. Das 14. Stück des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ist bei uns cingegangen und wird bis zunr 24. d. Mts. auf dem Nathhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich auShängen. Dasselbe enthält Nr. 66. Verordnung, die Ausführung des Gesetzes über die Besteuerung des Zuckers vom 26. Juni 1869 betreffend, vom 21. August 1869. - 67. Verordnung, Ernennungen für die I. Kammer der Ständeversammlung betreffend, vom 23. August 1869. - 68. Verordnung, die Aufhebung des Sportelfiscalais I. und die Vertretung des Sportelfiscus im Prozesse betreffend, vom 26. August 1869. - 69. Verordnung, das Wegfallen der Vormundschaftstabellen betreffend, vom 28. August 1869. Leipzig, den 6. September 1869. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Koch. Eerutti. Finanzieller Wochenbericht. Endlich einmal eine Liquidation, wo die Baisse auf der ganzen Linie siegte und für so viele erlittene Niederlagen Revanche nehmen konnte. Freilich waren die Streitkräfte, mit denen sie namentlich in Wien ins Feld rückte, so stark, daß jeder Widerstand vergeblich sein mußte. Am Abrechnungstage bedeckten daher weithin schwerer und leichter Verwundete, weggeworfene Waffen, Schutt und Trümmer die Wahlstatt. Es war keine Schlacht, sondern eine bloße Flucht. Was noch stehen blieb, das stürzten die folgenden Lage zu Boden. Denn das Ungewitter hatte sich keineswegs ver zogen. Zwar schienen am ersten Tage des neuen Monats in Folge besserer Pariser Course einzelne Sonnenstrahlen das finstere Gewölk durchbrechen zu wollen, bald aber folgten neue Schläge, welche die wieder aufkeimende Zuversicht der Börse vollständig ins Wanken brachten. Das abgenutzte „flau" machte dem stereotypen „sehr flau" in den Wetterbullelins der verschiedenen Plätze Raum, und die Speculation sah sich plötzlich Eventualitäten gegenüber, welche sie längst außer aller Berechnung gelaffen hatte. Gewöhnt an stets heitern.Himmel erblickte sie sich mitten im Leuchten der Blitze, vernahm nichts als das Rollen des Donners. In ihrem Aberglauben an die Allgegenwart der Haussesyndicate, deren Taschenspielerkünste für sie der Leitstern gewesen waren, hatten die Spieler alle Tage die Course höher gesteigert und der Vernunft in frechster Weise den Fehdehandschuh hingeworfen. Als nun die Stunde der Rechenschaft erschien und die geträumte Bann formel, um die bösen Geister zur Ruhe zu beschwören, ausblieb, da erfolgte das Heruntersteigen von der Leiter noch viel eiliger, als daS Aufwärtssteigen gewesen war, und manche der Himmels stürmer stiirzten zerschellt in den Abgrund. Wie gering ist aber die Schuld Derjenigen, welche der Strahl traf, gegen die jener privilegirten Schwindler, welche den Mißbrauch des Vertrauens u ihrem Geschäft machen und der modernen Gesellschaft einen so häßlichen Makel aufdrückten! In unserem vorletzten Berichte, kurz vor Ausbruch der Krisis, hatten wir den Zustand der Börse, wo der „Wahnsinn seinen Scepter schwinge", einen umheimlichen genannt und Heilung nur von einem weithin verheerenden furchtbaren Gewitter erwartet. Rasch genug ist das Sturzbad erfolgt, um den Patienten zur Be sinnung zu bringen. Leider sind es nur die kleinen Spieler, welche das Verderben trifft; die eigentlichen Urheber der Katastrophe haben sich bei Zeiten salvirt und genießen der Früchte des Lugs und Trugs, mit dem die Syndicatswirthschaft jeder vernünftigen Anschauung entgegen arbeitete. Die jetzige Krisis ist gewaltiger als die von 1856, denn es sind auch viel größere Sünden abzubüßen. Wer will Vorhersagen, wo der Alles mit binwegschwemmende Strom wieder zur Ruhe gelangen wird, welche Course die niedrigsten sein werden. Man wird gut thun, die Hausse des ganzen Jahres sich als verloren zu denken. Die Natur einer solchen Katastrophe bringt es mit sich, daß mit den Spiel- auch die solidern Werthe fallen, zum Theil auch, weil die Speculation, um ihre Verbind lichkeiten in ersteren erfüllen zu können, die letzteren loszuschlagen gezwungen ist und Kündigungen mitzuwirken pflegen. Möge der Sturmwind, welcher über die Börse dahinbraust, die seit lange an- s gesammelten Miasmen mit sich hinwegnehmen und für einige Zeit wenigstens zur Warnung dienen! — Von der Krankheit des Kaisers von Frankreich, so wichtig und eine entscheidende Rolle spielend dieser Moment ist, war wenig die Rede, obgleich die Journale ihre heißhungrigen Spalten mit Eon- jecturen über die Folgen des Abtretens Napoleons von der Welt bühne auszustaffiren nicht unterließen. Im schlimmsten Falle frei lich kann der Kaiser nicht kränker sein als die Börse. Diese politische Complication verschlimmert indeß die finanzielle Lage sehr. Paris vermochte keiner dauernden Erholung Raum zu geben und sandte, mit Ausnahme vom Dienstag, alle Tage niedrigere Course. Die Ueberladung des Platzes mit Hausse-Engagements machte die Liquidation schwierig und drängte zu immer neuen Realisationen, die auch in den folgenden Tagen fortwährten. Der Verlust der Rente beziffert sich in dieser Woche mit 85 Centimes, der der Italiener mit 1^ Francs, Franzosen (775) büßten 37 Francs ein, Lombarden (513) 34 Francs. Rente 71,92. 72,25. 71,85. 71,75. 71,65. 71,40. Italiener 54,95. 55,20. 54,95. 54,80. 54,70. 53,95. Am Sonnabend Abend wurden noch viel schlechtere Boulevard- Course gemeldet. Der starke Fall der Rente, trotzdem die Banken von Gelv strotzen, zeigt umsomehr, wie unbegründet und künstlich die vorher gegangene Steigerung dieses Effects war, als die täglichen An käufe Seitens der Regierung fondauern. Unter solchen Umständen sind noch viel schlimmere Course zu erwarten, wie denn die letzten Notirungen ein sehr übles Prognostiken für die Lage des Marktes stellen. Von dem italienischen Anleihegeschäft ist letzt Alles still; das türkische soll ganz in die Brüche gegangen sein. Aus Tunts schreibt man: Die Truppen sind aus der Provinz Ifap, wo sie in barbarischer Weise gehaust haben (um Steuern einzutreiben), zurückgekehrt. Die Zahl der Opfer, die theils durch das Schwert, theils durch Hunger und Durst umgekommen sind, wird auf 3 bis 4000 geschätzt. — Die einzige Beschäftigung des Beys besteht darin, Teskerehs (Papiergeld) eigenhändig zu stem peln. Im Jahre 1868 allein soll er für 160 Millionen Francs dergleichen gestempelt haben. Man kann sich denken, was sie werth sind, obgleich ihnen eine 12F Verzinsung zusteht. So kostet dem Bey ein goldgestickter Galarock sieben und eine halbe Million Teskerehs. — Der Pariser Gerichtshof hat in Folge der Klage eines Actionairs den Präsidenten des Verwaltungsrathö der Victor- Emanuel-Eisenbahn zu einer Entschädigung von 20,000 Frcs. auf 200 Actien verurtheilt, wegen Mißbrauchs seiner Stellung zur Ausführung einer den Actionairen nachtheiligen Operation, indem er diese Bahn gegen die sicilianisch-calabresische vertauscht und die diesfälligen Beschlüsse der Generalversammlung mittelst Über rumpelung und Verheimlichung wichtiger Thatsachen durchgesetzt, um die in seinem Besitz befindlichen völlig entwerteten sicilianisch- calabresischen Actien für mehr als eine Million der neuen Ge sellschaft zu verkaufen. (In Frankreich präcludiren Generalver sammlungsbeschlüsse nicht die Ansprüche dissentirendcr Actionairc. Dort würde kein Stroußberg ungestraft Fusionen erzwingen, um sich selbst aus der Verlegenheit zu helfen.) MiröS bläst schon wieder in die Trompete; bekanntlich eines
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