Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1859

Anzeiger. Amtsblatt des Köuigl. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. Hd 294. Freitag dm 21. October. 1859. Bekanntmachung, die Aufhebung der Gebäcktaxe von Semmeln und Dreilinge« betreffend. Da die seit Aufhebung der obrigkeitlichen Tare für die sog. Franzbrode gemachten günstigen Wahrnehmungen die Erfahrung bestätigt haben, daß durch Zulassung freier Concurrenz die beiderseitigen Interessen deS PublicumS wie der betheiligten Ge- werbtreibenden am ausreichendsten gewahrt werden, so haben wir beschlossen, vom AL Oktober ». v. an bis auf Weiteres auch für die Semmeln und Dreilinge die noch bestehende Gebäcktare auszuheben. Wir werden jedoch von Zeit zu Zeit das Gewicht der gedachten Backwaaren bei den Bäckern revidiren lassen und das Resultat dieser Revisionen öffentlich bekannt machen,-so daß dem kaufenden Publicum Gelegenheit geboten wird, seinen Vortheil selbst wahrzunehmen. Leipzig, den 20. October 1859. Der Rath der Stadt Leipzig. , Koch. G. Mechler. Sitzung -er Stadtverordneten vom 19. October. Die Sitzung wurde mit Vortrag der Erklärung des Rathes über Aufstellung der Thaer-Statue eröffnet. Die Aufstellung wird in diesem Jahre noch, und zwar im Einverständnisse mit dem Herrn Prof. Rietz schel und Gen.-Dir. Lennö, so wie unter, früher schon vom vr. Crusius im Namen des Vereins deutscher Land- und Forstwirthe erklärter Zustimmung am Ende der vom PeterSlhore nach der Bürgerschule zu führenden neuen Straße er folgen. — Eine Auschrist des Rathes wegen Verlängerung des mit Herrn Herm. Ludwig Voigtländer abgeschlossenen, Ostern n. I zu Ende gehenden Pachtes über 12 Acker 136 lüRuthen vor dem Jeitzer Thore gelegenes Feld zu dem Preise von 15 Thlr. pr. Acker auf fernere 6 Jahre wird dem Ausschuß zum Oekonomie- wesen zuqewiesen. — Dem Beschlüsse des Rathes, die von der am 20. Juni d. I. verstorbenen I. C. L. Richter dem Johannis hospitale vermachten 100 Thlr. wegm der beigefügten beschwerlichen Bedingung der Pflegung und Unterhaltung zweier Gräber abzu- lehnen, trat die Versammlung einstimmig bei. — Die Mittheilung des RatheS, daß die königl. Kreisdirection ihm verstauet, die Ab gabe des grünen Buches auch auf den zweiten Termin zu erheben, da eine Entscheidung der gedachten Regierungsbehörde über den Difftrenzpunct noch nicht erfolgt, und ein Auszug aus der Ver ordnung derselben gelangten zum Vortrag. Herr vr. Vogel knüpfte hieran eine Anfrage: ob der Rath von dieser Berichtserstattung vorher den Stadtverordneten Anzeige gemacht habe? Diese Frage wurde zur Verhandlung in nächster Sitzung ausgesetzt. — Herr vr. Heine nahm hierbei Veranlassung sich darüber zu beschweren, daß die Deputation wegen der indirectm Abgaben noch nicht in Wirksamkeit sei. Der Vorsitzende erklärte die Mitglieder, welche dem Anträge de- RatheS gemäß von dem Stadtverordneten-Collegium zu dieser Deputation abzuordnen waren, seien längst schon gewählt und diese Wahl dem Rathe sogleich angezeigt worden. Die Wahl erfolgte am 30. August und die Anzeige an den Rath am 57^?^' Allerdings aber sei eine Ein ladung derselben Seiten de- Rath- noch nicht erfolgt. Herr Vr. Heine beantragte hierauf, den Rath zu ersuchen, jene gemischte Deputation ohne längeren Verzug in Wirksamkeit zu setzen. Die Versammlung trat diesem Vorschläge einstimmig bei. — Herr vr. Heine stellte hierauf gleichen Antrag rückstcht lich der gemischten Deputation für da- Bauregulativ, zu welchem die Mitglieder aus der Reihe der Stadtverordneten am 6. Juni gewählt, wie am 7. Juni dem Rathe auch angezeigt worden, und auch hierin trat ihm die Versammlung einstimmig bei. Der Rath zeigte seinen Beschluß an, dem Organisten an der Neukirche, Herrn Kl. Anschütz, mit Rücksicht auf dessen 40jährige Dienstzeit auf seinm Wunsch einm Behülfen mit einer Vergütung von 25 Thlr. jährlich zu Lasten der Neukirche zu geben. Herr vr. Reclam äußerte sich hierbei dahin: Die Stellung diese-, auch dem Lehrerstande angehörigen Manne- und der Lehrer in Leipzig überhaupt sei eine so wenig günstige, daß die Stadt verordneten deren Wünsche, wenn dieselben an sie gelangten, ge wiß gern erfüllen würden. Der Herr Kl. Anschütz aber sei ein Mann, der durch seine Pflichttreue und seinen AmtSeifer sich rühmlichst bewährt und einen Ruf auch außerhalb unserer Stadt sich erworben habe, namentlich durch Herau-gabe eine- als Grund lage de- Gesanaunterrichts von ihm herausgegebenen Werkes. Es erfülle ihn kiit Freude, zu hören, daß dieser ehrwürdige Mann sich seine- Wirken- noch erfreue; über den Anspruch, den er hier ge macht, habe er nur zu sagen, daß er ein sehr anspruchsloser sei. — Die Versammlung trat dem Beschlüsse de- Rathe- einstimmig bei. — Die im Tageblatt bereit- mit Dank bekannt gemachten Legate des verstorbenen Mitbürger- Amy Louis Felix, be stehend in 1000 Thlr. für das Jacob-Hospital, 300 Thlr. für den Pensionfond der Armenschullehrer und 300 Thlr. für den Pension- fond des Theaters wurden vom Rathe den Stadtverordneten an gezeigt. — Derselbe theilte den Beschluß mit, bei dem Pachtzinse der an den Häusern zwischen dem Thomaspförtchen und dem Fleischerplatze gelegenen Gärten an 10 Pfg. pr. lüElle es zu be lassen; die Zuschrift hierüber wurde auf das Verlangen zweier Mitglieder zuvörderst an den Ausschuß für Vermischungen ver wiesen. — Eine Mittheilung des Rathes, welche die Verwerthung der ehemaligen Fleischbänke in der Reichsstraße betraf, und eine andere, welche die Herstellung des Brandsteges betraf, gelangten an den Bauausschuß. — Der Rath zeigte an, daß er beschlossen, die am ehemaligen Frankfurter Thore gelegene alte Ziegelei an Jemand, der zur Zeit noch nicht genannt sein wolle, aber durch einen hiesigen Sachwalter genügend vertreten sei, zu verkaufen. Diese- Grundstück enthält 17,278 lUEllen; der Kaufpreis dafür, einschl. der darauf stehenden Gebäude ist 17,000 Thlr. — Diese Mitthellung wurde ebenfalls dem BauauSschusse zugewlesen. — Eine ferner« Mittheilung de- RatheS über Verlängerung de- mit Herrn Stallmeister Vieler bestehenden, nächste Ostern ablaufenden Pachte- über den städtischen Reitstall unter Erhöhung de- Pacht zinses auf 800 Thlr. bi- zu Ostern 1869 gelangte an den Aus schuß für Vermiethungen. Der Vorsitzende zeigte an, daß eine während der Messe vor genommene schriftliche Abstimmung über eine Erwerbung von 95,43 Ellen Land vom Grundstücke der Frau v. Feder in der Marienvorstadt zur Erweiterung der Straße da- Resultat ein stimmiger Genehmigung gehabt habe. (Fortsetzung folgt.) Die Jahresversammlung des Vereins -ur Leier des 19. Oktobers. - Die heurige Feier de- denkwürdigen, dranzsalvollen neunzehnten October-, wie sie von dem seit 1814 bestehenden und namentlich in den letzten Jahrzehnten zu größerer Bedeutung gelangten ver dienstvollen Vereine, der davon seinen Ramm hat, am Mittwoch Abmd durch eine Jahresversammlung mit darauf folgmder Fest-