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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185912069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18591206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18591206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1859
- Monat1859-12
- Tag1859-12-06
- Monat1859-12
- Jahr1859
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1859
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts nnd des Raths -er Stadt Leipzig. M 34V. Dienstag den 6. December. 18S». Die „alte gute Leit". Gustav Freytag halben ersten Band eine- neuen trefflichen Buches erscheinen lassen: „Bilder auS der deutschen Vergangen heit" (Leipzig, Hlrzel). Hören wir, wie er die alte Zeit schildert, die man so oft die gute nennt: Sehr viel härter und ärmer als jetzt ist das Leben in jeder Periode deutscher Vergangenheit. Aber nicht einzelnes Unerträg liche macht unS die alte Zeit so unheimisch; in der ganzen Methode zu leben, ln allem Denken und Empfinden ist etwa- Grundver schiedenes. Und steht man näher zu, so liegt diese Verschiedenheit zwischen einst und jetzt zumeist darin, daß in jeder Generation unserer Ahnen die Seele deS Einzelnen viel unfreier und gebundmer der ihren Mitgliedern aufirgt. Di« Zunft schreibt dem Handwerker vor bis zu den letzten Kleinigkeiten, wie er arbeiten soll, den Sloff, die Form, den Preis seiner Waare. Jeder Zunft wird wieder durch die größere Genossenschaft der Stadtregierung bis ins Kleinste verordnet, welche Arbeit fie schaffen darf, welche nicht ; endlos sind die Collisionen der Zunftlnteressen, Eifersucht und polizeiliche Ver ordnungen. Und wie die Arbeit, so überwacht die Gemeinde auch alle- andere Thun ihrer Bürger: waS jeder nach seinem Stande an Schmuck und Kleider» tragen darf, wie viel Gerichte bei Hoch zeit und Taufen, wie viel Gpielleute erlaubt sind, was an Lohn, waS an Geschenken zu geben. Alle- ist festgestellt, geordnet jede Leistung und Gegenleistung. Noch gab eS keine öffentliche Meinung. Von dem guten Zutrauen der Genossen hing da- Selbstgefühl des Einzelnen ab, Seele deS Volks untergeordnet war. Da- ist noch auS den letzten I der ihnen stand seine Ehre, Freude, Erwerb und da- Fremdartige deS Mittelalter-. , ^ . Sicherheit; Jahrhunderten deutlichen erkennen. Vor Allem aber beruht daraufs in ihnen empfand er die Berechtigung seiner Existenz. Zwingend mg nach Vereinigung. Jede neue L erst war auch daher der Drang nach Vereinigung. Jede neue Lage Durch Ordnung und Zucht ist seit deutscher Urzeit der Einzelne s trieb schnell zu neuem Zusammenschluß mit Gleichen. Gehr au - ^ Sitte, in " ^ " an sein Volk geschlossen. Aber in Gemüth und ältester 1 fallend erscheint zuweilen die- alt« Bedürfnis Man denke an d e Sprache, in Glauben, Poesie und Recht erscheint unS die schaffende s Clubhäuser der Hanseaten ln ihren nördlichen HandelSstationen, Kraft de- Individuums noch gering. In ganz anderem Si » ist der Einzelne im Mittelalter ein Theil der VolkSkraft von unS. Denn der Einzelne an sich war rechtlos und schutzlos. Sicher-s landS liefen die Landsknechte in ein Fähnlein zusammen, und sö- heit vor dem Verderben, jede Förderung seine- Leben- erhielt er ! gleich Übten sie feste Ordnung, durch welche sie sich die DiSeiplin nur durch enueu Anschluß und Unterordnung unter Genossen. Die ! erhielten, sie selbst Kläger und Richter über ihresgleichen. Vor der Familie und Blutsverwandtschaft ist nicht nur wie jetzt der gemüth-> Meerfahrt wählte die Gesellschaft der Reisenden sich Schultheiß, liche Mittelpunkt, von welchem da- einzelne Leben erobernd in die ! Richter und Beamte, welche Recht sprachen, mit Geld büßten, ja Weite strebt, sie ist auch die schützende Mauer, welche dem Ange-ß Körperstrafen verhängten, und wenn am Schluß der Reise der hörigen im Kampf mit den Fremden Angriff und Vertheidigung! Einzelne de- Zwange- ledig wurde, mußte er ihnen schwören, keine sichert. Die Pflicht gegen Angehörige steht höher, als gegen dass Rache zu üben wegen Krmkung oder Beschädigung, die er unter gemeine Gesetz Ob ein Blutgenosse geftevelt habe, eS ziemt, ihn ! dem SchiffSgesetz erlitten. Aehnlich bei Pilgerreise» nach dem zu vertheidkgen, vor dem Verfolger zu retten, ja vor Gericht sein I heiligen Lande, überall, wo ein gefährliche- Unternehmen zu be- EideShelfer zu werden. Auch die Ehe ist noch vorzugsweise eine I stehen war. Als im Jahre 15ZS fünfundzwanzig Männer auS Verbindung zweier Familien, in welcher beide da- eigene Interesse I Amberg wagten, die Höhlen de- „ungeheure»" Berge- zu er suchen. Wie ungerecht da- Begehren an Andere sei, den Ange-1 forschen, war da- erste, daß sie am Eingang der Höhlen „han- hörigen ist löblich, auch^ zum Schaden Fremder auf der Sekte ihre- ! betten", sich zwei Hauptleutr verordnet«» nnd den Schwur thaten. Manne- zu stehen. Wo nicht Gewalt hilft, da hilft Bestechung! gehorsam zu sein und Leib und Leben bei einander zu lassen. Und und List. Da- Regiment der Landesherren wie der Städte istle- wurde.ernst genommen mit solchem Gelöbniß. voll Gunst und Animosität. Auch die Mehrzahl der hohen RilchS-1 Auch in der Kunst de- Mittelalter- ist derselbe Grundzug. fürsten ist der Bestechung zugänglich. Ader wie schwach da- Gesetz, I Zunächst in dem Leben der Künstler. Die großen Gebäude der wie ungebildet der Sinn fiir Recht auch sein mochte, einiger Ersatz ! würdigsten Genossenschaften, Kirchen und fchmuckvolle RathhLuser, war vorhanden. Lief lag in dem Wesen der Deutschen daS Ge-1 sind durch die Geselle» der Bauhütten aufgerichtet. Glasmaler fühl für Billigkeit, sehr mächtig war ein gleichmäßiger Sinn, i und Bildermaler sind Mitglieder von Handwerkerinnungen, sogar der die Verhältnisse der -eben- unbefangen abwog. Und dieser Idle Dichter, ritterliche Liedersänger und Meistersänger der Städte, Sin«, in unsicher« und ungesetzlich« Zelt« der unermüdlicheI spielen in solchen Verein«. Und wieder in den Gedichten, wie Feind auSschrettender Selbstsucht, bewahrte Familie und Volk vor ! sehr tritt da- Genossenleben in dm Vordergrund. In den deutschen Verwilderung. ! Heldenliedern kämpft Genossenschaft gegen Genossenschaft, je volkS- Der größte Theil menschlicher Thätkgkeit wurde unter dem! Mäßiger die Sage wuchert, desto künftiger werde» die Kämpfe, Schutz einer Gesellschaft gewagt. Gesellig lebt« schon die deutsch«! z. B. in d« Gedicht« von Chrlmhild'S Rosengarten. Derb, oft Heidenaötter, in großer Stammgenoffenschaft schwebten As«, Ries«,! drollig ist die Laune, welche in den gereimt« Erzählungen und «eine Geister verbünd«, gemeinsam ist da- Schicksal, welche- sie s Fastnacht-scherz« zu Tage kommt, auch hier sind eS nicht vor- Jüge einzelner unsittlicher Individuen, eicht der Geizige, nicht der Heuchser, es Drache, dte sinsirre ZLodesgomn. Auch da- Christenthum folgte I sind die Thorheit« großer Genossenschaft«, der Bauern, Pfaffen, dem Auge der jung« Völker, auch seine Engel und Heiligen ord-1 fahrend« Schüler, Aerzte oder ganger Stadtcommune»: Kalen- neten sich gern in Schaar«, L1PV0 Jnngftauen, 10000 Ritter, I berger, Schildbürger, oder der Lltestg» Mitglieder einer Genoffen- auch da- gemeinsame Hausen der Mönche unter einem Dach istischaft, der Eheleute. Und die reiche, schöne SpruchweiSheit de- deutscher Natur gemäß. Jede politische Krastentwlckelung erscheint I Mittelalter- vom Freibank bi- zu den Sprichwörtern de- Volke-, in Form eine- Bündnisse-, Rittrrbünde, Städtedünde, die Hansa. I beruht sse nicht auf demselben Bel Immer zus Kreis«, üb« ihr sucht sich , , ansa.l beruht sie nicht auf demselben BedÜrfniß, gemeinsame Ordnung Gleichberechtigte, dir sich so! und gültige Formel zu find«, welcher sich da< innere Leb« de- an- viel« solchen! Einzeln« unterordnet) . —, die Kurfürst«, I So kam überall da- Leb« det Jndividnums erü in der Ge- 1n hoher Genossenschaft. Jede solche Verbindung I metnschaft znm voll« AnSdruck. Und nach Außen abzuschließ«, sich nach Inn« durch l heit der jung« Volksseele empfind« w e- in der Hauzüsache Gleichberechi eß«, die gesammte Nation besteht < k die höchst« Häupter de- BolkeS eine Organisation zu befestig«. Gewaltig ist der Zwang, den sie I eine- leb una« hast«
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