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Feierabend : 23.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-190504235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19050423
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19050423
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-23
- Monat1905-04
- Jahr1905
- Titel
- Feierabend : 23.04.1905
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II. Kolies Ziel. Original-Erzählung von W. Dora. 1. Fortsetzung. (Nnchdruck verboten.> Jsabella hatte keine Zeit, ihrem Pater zu antworten, denn der Erwartete trat in den Saal. Der Graf ging ihm voll Herzlichkeit entgegen und stellte il,n den Damen vor: „Dr. Neinhold Schönberg — meine Schwester, Frau von Lastors — Jsabella, meine Tochter." Ueberrascht schaute Jsabella auf die große, stattliche Gestalt des Fremdeil mit dem kraftvoll, edlen, aber ernsten Antlitz, das ein Paar Augen weich und tief seltsam belebten. Das also war der Mann, von dem sie mit solchem Vorurteil gesprochen — den sie befangen und linkisch genannt? Mit der Sicherheit des gewandteil Weltmannes nahm er den Stuhl, den sie ihm bot und führte die Unterhaltung. Man sprach voll diesem und jenem. Von Kunst und Wissenschaft, von Schloß Heimbach und seiner Umgebung und selbstver ständlich auch von dem, was den jungen Gelehrten hierher geführt — dem Archiv des Schlosses. „Sie sind also Archäologe?" sagte Jsabella, „gewiß ein interessanter, lohnender Berns." „Nein," erwiderte Schönberg, „ich bin nur Laie in allen Zweigen der Wissenschaft. Ehe ich meine Studien voll endet hatte, tvard ich durch den Tod meines Vaters ge zwungen, den Beruf, den ich mit der ganzeil Liebe und Be geisterung meiner zwanzig Jahre erwählt lind ersaßt hatte, an'zugeben." Jsabella bätte gern gefragt, was das für ein Beruf gewesen, von dem er sprach, aber sie wagte es nicht. Es lag etwas in dem ernsteil, imponierenden Wesen des Fremden, was sie verstummen machte. Sie vergaß ganz, daß er nicht ihresgleichen war und als er sich bald darauf erhob, um zu gehen, drückte sie ihm die Hoffnung aus. ihn recht viel in ihrem Familienkreis zu sehen. „Siehst du wohl," rief der Graf, als Dr. Schönberg den Saal kaum verlasseil hatte, „siebst du wohl, Jsabella, daß ich Recht hatte?" Es gibt viele Frauen, die eine einmal ausgesprochene Meinung eigensinnig sesthalten, auch wenn sie sich von deren Unrichtigkeit überzeugt haben, nur uni ihr Unrecht nicht eingestehen zu müssen. Jsabella aber gehörte nicht zu diesen engherzigen Naturen. „Ja. Papa," sagte sie freimütig, „du hattest Recht; ich bekenne mich besiegt und gebe meinen Widerspruch auf: dieser Mann hat einen ganz eigentümlichen Eindruck auf mich gemacht." „Tie Sicherheit seines Auftretens zeugt von großem Selbstbewußtscin," sagte Frau von Lastors, die stets gerne einen Tadel aussprach. „Sage doch lieber edlem Selbstgefühl," verbesserte sie der Gras, der ganz im Gegensatz zu seiner Schüiester, stets bereit war, das Gute an dein Menschen herauszusuchen, „ein Mann kann bei aller Bescheidenheit das volle Bewußt sein 'eines Wertes haben." „Gleichviel," rief Jsabella lebhaft, „sei es edles Selbst bewußtsein. sei es überhebendes Selbstgefühl, er ist jeden falls an Geist und Körper eine hervorragende Erscheinung in unierer heutigen oberflächlichen, verflachten Männar- welt!" Es darf.sich min die Welt nicht mehr um mich bemühen. Sie wird mein Herz doch-mcht zu ihrer Liebe ziehen. I. «cheffler. Heiß und glühend senkte die Junisonnc ihre Strahlen nieder und selbst die dichtbelaubten Bäume im Parke von Schloß Heimbach waren um die Mittagszeit nicht wehr ini stände, Kühlung zu verbreiten. Die Blumen ließen dürstend ihre Köpfchen hängen; die Vögel waren verstummt und nur die Bienen snmmten unermüdlich von Halm zu Halm. Auf dem Boden einer Gaisblattlaubc kniete ein Mäd chen, eifrig besänftigt, mit Hilfe von zwei Torfkindern einen Kranz von blühenden Rosen zu winden. Die licht braunen Locken hingen ihr tief in die Stirn, der Strohhut lag neben ihr am Boden, er hatte sic bei der Arbeit gestört und sie achtete der Sonnenstrahlen nicht, die ihr auf Gesicht und Nacken brannten. Eins der Kinder reichte die Blumen zum Kranze, das andere brach noch immer mehr der duftenden Blüten und trug sie iu die Laube, da schaute das Mädchen endlich von der Arbeit auf. „Laß, cs sind nun genug der Rosen, Lieschen," sagte sie, „ich brauche nur noch wenige zum Kranz, fülle diese in die Vasen ein, die dort am Boden stehen." Dann strich sie die Locken zurück, hob den Kranz in die Höhe und betrachtete zufrieden die gelungene Arbeit. „Ist er nun fertig?" fragte das Kind, daS die Blumen reichte. „Nicht ganz, hier muß ich noch ein Paar Rosen ein- fügen." „Wenn er aber fertig ist, tragen wir ihn in die Kirche, nicht wahr?" „Ja, wir wollen den Tabernakel damit schmücken, mor gen ist ja Festtag." „O, der Heiland wird sich freuen, wenn wir ihm so schöne Blumen bringen," rief das Kind und klatschte jubelnd in die Hände. „Aber nicht nur Blumen, Martha, auch unsere Herzen müssen wir den, Heiland bringen!" sagte das Mädchen, „und hört ihr, daß ihr nicht wieder so schüchtern und verzagt das Segenslied singt, das wir zusammen gelernt haben. Frisch und mutig laßt es aus den Kehlen dringen, daß eS wie freudiger Jubelgesang den Herrn begrüßt." „Ja. ja," beteuerte die Kleine, „heute will ich laut und l rüstig singen, wir haben das Lied ja nun so gut gelernt," und mit frischer Stimme begann sie das Lied zur Probe. Lieschen fiel ein und das Mädchen vollendete es, näh rend sie die letzten Rosen in den Kranz cinfügte. „Aber Cäcilia, was machst du denn hier?" frug da plötzlich Frau von Lastorfs scharfe Stimme, den lieblichen Gesang unterbrechend. Ueberrascht wandte die also An- geredete sich um und sah sich zu ibrcm nicht geringen Schrecken ihrer Mutter und Jsabella gegenüber. Eine noch tiefere Glut übergoß ihr erbitztes Gesicht; sie strich ihr .Haar zurück, schüttelte die Blumen von, Schoß und wollte auf springen, doch Lieschen stand mit beiden Füßen auf ihrem Kleid. Cäeilie hob das Kind hinweg und stand auf, aber die dickk»schmutzten Schuhe der Kl»in«n hatten traurige
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