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Feierabend : 05.10.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id497197782-191310051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id497197782-19131005
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-497197782-19131005
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFeierabend
- Jahr1913
- Monat1913-10
- Tag1913-10-05
- Monat1913-10
- Jahr1913
- Titel
- Feierabend : 05.10.1913
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— ISS — girten Werkes, das sonst unS zu gute komme, ihnen, den armen Seelen, zuwenden. O wie viele und reiche Mittel haben wir da in der Hand! Jedes Gebet, jede Liebesgabe, die wir den Armen reichen, jede Hebung der Geduld und Selbstverleugnung kann den armen Seelen eine Linderung ihrer Schmerzen, oder, well sie das weniger wollen, einen Trost, eine Freude gewähren, kann ihnen die Jahre ihrer Verbannung abkürzen, wenn wir es für sie aufopfern. Die armen Seelen find unserer Hilfe endlich auch wür dig. Sind es denn Ruchlose, find es Verworfene, die bis an das Ende in der Bosheit verharrt haben? Nein, es sind büßende Seelen, die im Stande der Gnade geschieden find. ES sind Freunde, Lieblinge, Auserwählte Gottes, die er so fort in den Himmel aufnehmen würde, wenn er nur gut und barmherzig und nicht auch gerecht wäre. Wer sind diese Leidenden? Es find Glieder unseres Geschlechtes, Kinder Gottes/ Es find diejenigen, die einst im Lebensverkehre mit uns standen und durch die engsten Bande mit uns ver bunden waren, es find unsere Wohltäter, Eltern und lieben Angehörigen. Es find vielleicht diejenigen, denen wir Ge legenheit und Reiz zum Bösen gegeben haben. Sind wir da nicht verpflichtet, ihnen zu helfen? Ach ja, es ist der Notruf derer, die durch die heil. Bande des Blutes und der Pflicht und der Gnade mit uns verbunden sind. Und wir konnten hartverstockten Herzens sein, Lenn sie uns zurufen: Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner, wenigstens ihr, meine Freunde? O, gedenken wir schließlich, daß wir selbst Wohl einst sein werden, waS sie jetzt sind, wenn wir in der Büßfertigkeit sterben. Wer aus uns darf vermessentlich hoffen, er werde gleich nach seinem Tode der Anschauung Gottes gewürdigt werden. Verschließen wir darum nicht unser Herz; trösten wir die Trauernden, helfen wir den armen Seelen in ihren Lei den. Bringen wir Opfer des Gehorsams und der Liebe, - verrichten wir Gebete und Werke des Almosens ihnen zu Liebe mit dem frommen Gebete, den versprochenen Lohn dafür wolle Gott in seiner Barmherzigkeit nicht uns, son dern ihnen auSzahlen. Und willst du noch einen Beweg grund, den armen Seelen zu helfen, dann bedenke, daß sie in Ewigkeit deine Liebesdienste nicht vergessen und auch dir durch ihre fromme Fürbitte in den Himmel helfen werden. Siehe, da kannst du dir durch deine Liebe zu den armen Seelen Freunde bei Gott erwerben, Freunde, deren Dank Wahrhaff unsterblich ist. Es ist darum nicht zu viel gesagt: Durch die Andacht für die armen Seelen bauen wir uns selbst im Himmel an. So ermüden wir denn nicht in der Sorge und Liebe um die Toten, die noch nicht bei Gott sind. Unsere heilige Mutter, die Kirche, vergißt ihre abgeschiedenen Kinder in keiner heil. Messe, sie empfiehlt sie bald nach der heil. Wand- lung dem Erbarmen des himmlischen Gotteslammes. Nicht wahr, auch du wirst auf dieses Liebeswerk keinen Tag ver gessen? Solltest du vergessen, dann laß dich wie durch eine Allerseelenglocke mahnen durch das Wort des Herrn: „Selig find die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.* Kehle Kosen Don M. Schifferings Narbdruck verboten Graue, dichte Nebelmassen umwobcn die Höhen gleich :inem uferlosen Meer. Gewaltige Bnumriesen wuchsen aus )em weißen Dunst, höher, immer höher empor. Gipfel um Nipfel wurde frei — und nun erschien die Morgensonne, überflutete die weiten Höhen und goß ihr goldenes Licht über daS herbstliche Land. Sie schien auch warm und hell in Roberta Wetzels klei- nem Reich. DaS große, schlanke Mädchen stand am Fenster und blickte in dg»l schvnen, bunten Herbstmorgen hinaus. AIS grübele sie über ernste Dinge nach, so schwermütig war ihre Miene. Ruhe war rings. Aus den Baumkronen klang hier und da leises Zwitschern, seltsam verloren, wie ein zittern de- Gesumme. Roberta Wetzels blätterte im Jugendbuch . . . dachte an ihre Jungmädchenzeit, da sie nicht glauben konnte, nicht wollte, daß es im Leben Wege gibt, die nicht der beste Wille, der größte Mut und die tiefste Liebe gang gar machen könnten. Und sie hatte solche Wege ge funden. — Nun stand sie am Geburtstagstisch, den die Mutter her gerichtet und überflog die Gegenstände. „Fein, Mutter!* lobte sie die körperlich und geistig regsame Frau. Und als wollte sie die Mutterhände nicht sehen, die sich ihr entgegen streckten, sang sie, um die eigene weiche Stimmung zu be täuben: „Schier dreißig Jahre bist du alt, hast manchen Sturm erlebt." „Kind," mahnte die Mutter, die unangenehm berührt war und nicht rügen wollte. „Ach was," sagte Roberta, „laß doch, ich bin doch heute 38." „Es sieht dir keiner an," meinte die Mutter. „So? Das ist schön." Es klang etwas höhnisch. „Also freuen wir uns des Lebens, weil noch das Lämpchen glüht." Dann betrachtete Roberta eingehend die neue Bluse und den schweizerischen Regenschirm, griff in die losen Rosen, die eine Torte umgaben und sagte: „Letzte Rosen." Weißt du noch Mutter, vor 18 Jahren, als Arwed Heins mir den letzen Strauß letzter Rosen brachte?" — Wie gequält wandte Frau Wetzels sich ab. „Laß doch, Roberta." „Nein, ich lasse es nicht," Mutter," klang es erregt, „immer um diese Zeit muß ich daran denken. Warum durfte ich nicht glücklich sein? Warum stellte das Leben so nüchterne, bittere Anforderungen an uns?" „Kind," sagte Frau Wetzels, und ihre Hände zitterten, „wir haben es doch gut. Was konnte Arwed Heins dir bieten?" — „Alles, Mutter — alles," klang es bitter, „ein Heim und ein Herz, aber er war ein einfacher Beamter und ich die Tochter eines Bankiers, ich durste nicht hinabsteigen zu ihm, mußte ihn ziehen lassen, um auf der Höhe zu bleiben. Da kam das Schicksal und trieb uns erbarmungslos aus dem Hause des Reichtums und machte uns zu Arbeitern, die um ihr Brot kämpfen." „Ich bitte dich," fiel die Mutter ein, „denke, daß du mein Glück bist, daß ich mir eine Zukunft ohne dich nicht vor stellen kann, daß es keine Freude für mich gibt, ohne dich, kein Leid, solange ich dich habe." Frau Wetze! sah wie durch einen Schleier die Tochter, die mit verschlungenen Händen da stand. Und plötzlich sah diese auf die Mutter. Gereist durch des Lebens Härte der- stand sie das Weh, das im Herzen der Mutter zitterte. Und ihre erregten Worte zu mildern, legte sie den Arm um die Schultern der Mutter und sagte: „Laß gut sein, es hat Wohl halt so sollen sein. Wir verstehen uns, nicht wahr? Ich ziehe die neue Bluse an und spaziere ins Kontor. Fragt man mich, wieviel Lichtlein den Geburtstagskuchen geziert, singe ich wie das trotzige Dirndl: „Das möchten's halt wissen, i sag's aber — net." Die Künine weinen Ein Hc b^märchrn Draußen jagen sich die Nebel. In Ballen wälzen sie sich über Felder und Wälder, über Gestrüpp und Gesträuch, und Überhängen alles mit ihren grauen, scheuen Schleiern: Baum, Tier und Menschenherz. Es ist ein Herbsttag. Und wo die scheuen, grauen Nebelschwaden durchstreifen durch das blattlose Geäst, da weinen die Baume. Träne um Träne perlt in das Gras, matt und trüb, ohne den ver klärenden Schimmer des Sonnenlichtes. Es ist ein schmerz- liches Weinen, von verlorenem Glück, von vergangener Pracht. Die Bäume weinen.
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