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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186004268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600426
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600426
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-04
- Tag1860-04-26
- Monat1860-04
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.04.1860
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1986 . schimen die Pianoforte-Leistungen der Fräuleins Rosamunde und Clara Barnett aus Cheltenham. Erstere spielt» den ersten Sah von Beethovens L» äur-Coaeert mit schönem volles Ten und beachtenswerther Fettigkeit, auch zeigte ihr Dorttag Wärme, Empfindung, überhaupt Crgriffensein von der hohen Bedeutung des gewählten Werks. Dasselbe gilt im Allgemeinen auch von Clara Barnetts Wiedergabe des k* moU-Concert- von Chopin (erster Satz). Die technische Fertigkeit der Letzteren erschien Re ferenten noch größer, die Nuancirung im Detail noch feiner, wäh rend bei Fräulein R. Bar nett die Auffassung mehr eine auS dem Großen und Ganzen genommene war. Die Wahl, welche die beiden jungen Damen getroffen, dürfte daher eine glückliche und — täusche ich mich nicht — ihren künstlerischen Naturells entsprechende gewesen sein. Fräulein R. Barnett zeigte sich ferner auch als Sängerin mit dem Recitativ uiid der darauf fol genden äi taut! palpiti-Cavatine auS Rossini'- „Tancred". Wie alle unS bekannten Schüler des Herrn Prof. Götze giebt auch der Gesang dieser jungen Dame einen Beweis für die vor zügliche Schule, in der sie singen gelernt hat. Dennoch steht bei dem nur beschränkteren Maße ihrer Stimmmittel ihre Leistung als Sängerin nicht auf gleichem Niveau mit ihrer bereit- erlangten Leistungsfähigkeit als Pianistin. Sie wird sich demnach was dm Gesang betrifft nur auf das kleinere Genre des SolovottragS be schränken müssen, innerhalb desselben aber gewiß sehr Braves leisten. Ein recht lobenswerther Pianoforte-Vortraq war ferner der des ersten Satze- des als Quintett eingerichteten Septetts von Hum mel durch Fräulein Marie Hellraeth aus Cleve. Neben Correctheit, Sicherheit und gut gebildetem Anschlag zeichnete sich das Spiel der jungen Pianistin durch entsprechendes Verständnis aus. Sie selbst wie die übrigm mitwirkenden Schüler des Con- iervatoriums (die Herren Conrad Schmidt au- Bremen — Violine, E. Alb recht aus Petersburg — Bratsche und Emil Hegar au- Basel — Violoncell) fanden bei dieser Leistung, unter stützt von dem trefflichen ersten Contrabafsisten unseres Orchesters, Herrn Backhaus, bei diesem Vortrage Gelegenheit, ihre Gewandt heit im Ensemble-Spiel zu bethätigen. AlS ein solider, im Technischen geschickter Violinist zeigte sich Herr Eugen Albrecht aus Petersburg mit dem Vortrag deS ^.moU-Concerts von Molique (erster Sah). Ein höherer Grad von Wärme und Schwung im Spiel wird dem jungen talent vollen Geiger bei seiner tüchtigen Technik leicht zu erreichen sein. Die große Aufgabe, welche Altmeister I. S. Bach in der Cha conne dem Violinisten stellt, ward von Herrn Carl Rose aner- kennenswerth im Technischen und nicht ohne Verständniß des bedeutenden Inhalts des Stücks gelöst. — Die für diesen Abend hervorstechendste und am meisten Anklang findende Violinleistung war die des Herrn Henry Schradiek aus Hamburg (Andante und Finale aus Ferd. Davids LmvU-Concert). Schöner, voller Ton, leichte Beherrschung der technischen Schwierigkeiten, Bravour und Leben im Vortrage sind als Vorzüge dieses Violi nisten zu bezeichnen, dem allerdings auch mit der Composition Davids die für den äußeren Erfolg günstigste Aufgabe geworden war. Die Art und Weise des ViolinspielS der bei dieser Gelegen heit vorgeführten Zöglinge des Conservatoriums — namentlich deren treffliche, auf Erzeugung eines großen Tons berechnete Bogenführung, ihre Fertigkeit in Doppelgriffen und Arpeggien, ihre im Ganzen sehr glückliche Nuancirung der Gesangsstellen — stellte die Vorzüge der Schule David's und Dreyschock's in ein besonders vortheilhafte- Licht, ebenso wie die Pianoforteleistungen die gediegene Vertretung dieses Unterrichtszweiges beim Leipziger Consirvatorium bewiesen. Der Solo-Gesang war in dieser Prüfung besonder- zahlreich repräsentier. Recht brav trug Fräul. Marie BüschgenS aus Crefeld die Säur-Arie des Sextus aus „Titus" von Mozart vor. Ein größerer Schwung und tieferes Erfassen der Situation, für welche die Arie geschrieben, ist diesem Musikstück gegenüber von einer noch jungen Sängerin kaum zu verlangen. Der Mezzo sopran der jungen Dame ist wohlklingend und besonder- in der mittleren und hohen Lage auch von genügender Ausgiebigkeit. Leb haften Anklang — wie stets die dem Sänger günstige neuitalienische Musik, sobald als sie nur befriedigend gesungen wird — fand die von Fräulein Anna Schmidt aus Bückeburg vorgetragene erste Scene und Arie der Amina aus Bellini's „Nachtwandlerin". Auch die Stimme dieser Sängerin ist keine große, in dm höchsten Tönen derselben ist selbst leichte Ansprache und vollkommene Rein heit nicht immer ohne Anstrengung zu erreichen, aber dafür hat das Organ einen sehr ansprechenden Timbre, dessen Wirkung durch reine Intonation und Sauberkeit in den Coloraturen erhöht wird, was bei etwa- mehr südländischer Verve in noch gesteigertem Maße der Fall sein würde. — Herr Wilhelm Haenselmann aus Braunschweig trug mit recht guter Empfindung die bekannte Tenor- Arie aus Glucks „Jphigenta auf Tauris" vor und bewährte fich dabei auch als ein auf tüchtiger technischer Grundlage stehender Sänger. Herrn Haenselmann- Stimme ist ein tiefer Tenor mit einiger Beimischung der Bariton-Klangfarbe. Deshalb ist da- Organ auch in der Höhe minder ansprechend, als in der mittleren und der tiefen Lage. Kas Hesultatder diesmaligen Prüfung ist ein für unsere Musikschule, wie für die an ihr wirkenden Lehrer besonders ehren volles. Im Interesse der Kunst ist dieser fich einer schönen Blüthe erfreuenden Anstalt zu wünschen, daß es ihr nie an wirklichen jungen Talenten zur Heranbildung für den höheren Künstlerberuf fehlen möge. ^ F. Gleich. Die Virtuosen Schutz und Stägtich und die Goneerte in den Sälen de- Schützenhause- und der Eentralhalle. In dem eleganten großen Saale de- Schützenhauses, der be kanntlich in seiner neuen Gestalt, durch seinen schönen Bilder schmuck, seine kunstvoll ausgeführten Statuetten und reichen Ver zierungen schon an sich werth ist, besucht zu werden, gab Ende voriger Woche Herr Schulz im Concerte des Herrn Menzel Proben seiner außerordentlichen Virtuosität als Trompetenblaser und wußte seinem Instrumente so sanfte, so weiche Töne zu ent locken, wie man kaum erwarten sollte. Die Behandlung feines Instrumentes ist überhaupt so außerordentlich, daß es nicht zu ver wundern war, wenn er durch seine famosen Leistungen zu stür mischem Beifalle hinriß. Herr Menzel ist aber auch unermüdlich, durch die Leistungen seines Musikchores die Abende der Messe den Fremden wie den Einheimischen zu genußreichen zu machen. Die Wahl der Concertstücke, die er zur Aufführung bringt, ist fast immer eine glückliche, und ihre Executirung so gelungen, daß es an rauschendem Beifalle ebenfalls nicht fehlt. In dieser Messe spricht u. A. Menzels Potpourri „Ein Leipziger Meßsonntag", ein treues musikalisches Gemälde de- Thuns und Treibens in der Messe, vorzüglich an. Der zweite obengenannte Virtuos, Herr Stäglich aus Bres lau, ließ sich in dem großen und in dieser Messe durch reichen Blumenschmuck verzierten Saale der Ceutralhalle hören und zwar auf einem Instrumente, von dem man noch weniger eine so außer ordentliche Wirkung erwarten sollte, als von der Trompete Er bedient sich nämlich 15 verschieden gestimmter, übrigens ganz ge wöhnlicher, einfacher Mundharmonikas, weiß mit denselben ein ganzes Orchester von Blasinstrumenten zu ersetzen und ihnen so herrliche Töne zu entlocken, daß man ihnen in Entzücken lauscht. Herr Stäglich hatte bereits die Ehre vor mehreren Fürsten Deutsch land- und in mehreren größeren Hof- und Stadttheatern, z. B. in Hannover, Dresden und Hamburg, seine Kunst zu zeigen und überall machte er Furore, wie am letzten Sonnabende im großen Saale der Centralhalle, wo er von dem zahlreich versammelten Publicum mit Beifallsbezeigungen wahrhaft überschüttet wurde. Er spielte das Lied „Von der Alpe tönt das Horn", einen von ihm selbst componirten Walzer, und „Die letzte Rose" von Flotow und alle drei Produktionen waren von groß" Wirkung. Herr Riede, der als einer unserer tüchtigsten Musikdirektoren bekannt, leistete an jenem Abende mit seinem trefflich eingespielten Musik chore sehr Lobenswerthes und hatte sich manches Applauses zu erfreuen. Namentlich fand sein Potpourri „Humoresken" großen Beifall und wir müssen es in der That zu einer der besten Cornpo- sitionen dieser Art zählen. Daß übrigens sowohl Herr Hoffmann im Schützenhause, wie Herr Reusch in der Centralhalle bemüht sind, ihren Gästen den Aufenthalt zu einem in jeder Hinsicht angenehmen zu machen, ist bekannt, und wir bemerken daher nur noch, daß Ersterer die Illumination seines Gartens mit Gas flammen, so wie die Beleuchtung im Vorhause wesentlich verbessert hat und seine Gäste in dieser Beziehung durch manches Neue überrascht. . —. Die Sehenswürdigkeiten der Leipziger Messe. 1) Vorstellung der modernen Magie des Herrn Le Tort. Wir haben schon in diesen Blättern erwähnt, daß Herr Le Tort in Schweden und Norwegen, wo er fast zehn Jahre hindurch seine Zauberkünste gezeigt, den Namen „der nordische Bosco" erhalten hat, und in der That erinnert er mehr als irgend ein Anderer unserer Zeit an den weltbekannten BoSco, einmal durch die enorme Fingerfettigkeit und die überaus geschickte Handhabung der elegan ten Apparate, dann auch durch dm unverwüstlichen Humor, mit dem er seine Produttionen zu würzen weiß, und durch den er die französische Eleganz eine- Robin zu ersetzen versteht, endlich aber äuch durch da- gebrochene Deutsch, das er spricht und da- dem Ganzen, wie bei BoSco, einen elgenthümlichen Reiz giebt. Da- Innere der Bude ist nobel eingerichtet und die mit Gas beleuch tete Bühne wahrhaft glänzend decorirt. Herr Le Tort ist, was seine Produktionen betrifft, nicht etwa ein ängstlicher Nachahmer Bosco's, sondern steht selbstständig da; viele seiner Jauberstücke sind uns aanz neu, und von schon hier gesehenen hat er nur die vorzüglichsten von denen ausgewählt, die wir bet Bosco, Robin, Hermann, Döbler, Frickel u. s. w. bewunderten, auch führt er diese nie aus, ohne etwas Neues hinzugefüat zu haben. Was seine große Fingerfertigkeit und Gewandtheit überhaupt betrifft, ft zeigt sich diese schon bei seinen bewundernswerthen Kartenkünsten
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