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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186009144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18600914
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18600914
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-09
- Tag1860-09-14
- Monat1860-09
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.09.1860
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Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. !^!" 258. Freitag den 14. September. 1860. Bekanntmachung. DaS Wasser wird Sonnabend den LS. dieses Monats wieder in die Pleiße treten. Indem wir dies hierdurch bekannt machen, fordern wir alle Adjacenten hierdurch auf, die noch vorhandenen Schlamm hausen ohne allen Verzug und spätestens bis zum 15. dieses MonatS Abends abfahren zu lassen. Leipzig am 13. September 1800. . Der Rath der Stadt Leipzig. ' vr. Koch. Schleißner. Mer preußische Han-werkertag i. Als vor einiger Zeit die Vorstände der Berliner Innungen einen Aufruf zur Abhaltung eines preußischen Handwerkertags er ließen, da fand dieser Vorschlag nicht blos bei dem Handwerker stand aller Provinzen des preuß. Staates lebhaften Beifall, sondern auch außerhalb des eigentlichen Handwerks, bei Allen, welche Sinn und Interesse für die Entwickelung der so überaus wichtigen Ge- wnbefrage haben, mußte die Idee Anklang finden, daß endlich einmal eine bedeutendere Anzahl von Gewerbtreidmden zufammen- kommen, über den Zustand des Handwerks sich aussprechen und über Das, was etwa Noth tbue zur Hebung und Festigung des selben, Raths pflegen würde. Je seltener bisher, trotz aller äußern Anregungen, gerade aus der Mitte des Gewerbestandes selbst Stimmen gehört worden waren, welche sich an den allerwärts so äußerst lebhaft geführten Verhandlungen über Gewerbefreiheit be theiligt hätten, um so grösser war in weiten Kreisen die Spannung, mit welcher dem Handwerkertage entgegengesehen wurde. Man durfte ja wohl hoffen, daß die großen geistigen Kämpfe, welche namentlich in den letzten Jahren auf dem Gebiete des Gewerbs- lebms geführt worden, daß die allgemeine Strömung der Zeit, welche, wie nach Entfesselung des Verkehrs, so nach vollständiger Freiheit der Arbeit unablässig hinstrebt, daß das belehrende Wort der Wissenschaft, wie das überzeugende Beispiel anderer Länder und Völker — daß dies Alles nicht ohne wirksamen Einfluß auf die Anschauungen und Bestrebungen des so gebildeten und achtungs- werthen preußischen Handwerkerstandes geblieben sei, und man durfte sonach erwarten, daß auf dem jetzt zusammentretenden Handwerkertage ganz andere Verhandlungen geführt werden würden, al- jene warm, welche dem im Jahre 1848 zu Frankfurt a/M. abgehaltenen Handwerker-Congreß zu trauriger Berühmtheit ver- halfen haben. Denn wenn damals die volkswirthschaftliche Un reife, während sie auf Abschaffung aller Rechte und Vorrechte von Fürsten, Ständen und Obrigkeiten drang, zugleich die eigenen Vorrechte (der Zünfte rc.) nicht nur erhalten, sondern auf Kosten Anderer noch ausdehnen wollte, so konnte man diesen Widerspruch, diesen Mangel an würdigen Grundsätzen und vernünftigen An schauungen sich wenigstens erklären durch die allgemeine Erregtheit einer Zeit, die ja auf allen Gebieten des staatlichen und gesellschaft lichen Lebens Ungeheuerlichkeiten jeder Art entstehen sah. In unfern Tagm aber, nachdem eine lange und lehrreiche Zeit der Ernüchterung alle Ausschreitungen auf den verschiedenen Lebens bereichen verurtheilt und geradezu unmöglich gemacht hat, kann — so mußte man hoffen — auch der Gewerbestand nicht mehr zu rückgeblieben sein in seinen volkSwirthschaftlichen Ueberzeugungen, auch er muß sich muthig aufgerafft haben, überwundene Stand punkte zu beseitigen und in der vollen Strömung der Zeit zu schwimmen. Aber wmn je eine Hoffnung gründlich getäuscht hat, so ist es diese! Die Verhandlungen des Handwerkertags in Berlin (28. August u. folg. Tage) sind reich an großen Enttäuschungen und an niederschlagenden Erfahrungen, und wmn nicht bei jedem Freunde der Gewerbe und ihrer freim Entfaltung die ernstesten Gefühle aufrichtigen Bedauerns über jme beklagmswerthe That- sach«, vorwalten müßten , so gäbe es keinen dankbarem Stoff zu den beißendsten Spöttereien, als die Fülle von nebelhaften Redens arten, welche drei Tage lang von den Lippen der Redner des Handwerkertags flössen. Die Belege zur Begründung dieser Be hauptung werden im Nachstehenden nicht vermißt werden. Als bezeichnend für den Geist, der einen großen Theil deS Handwerkerstandes oder vielmehr der Handwerksmeister beseelte, sei gleich von vorn herein erwähnt, daß der einzige Mann, wel cher in der Versammlung der Gewerbefreiheit das Wort zu reden den Muth hatte, sich wiederholt den bittersten und oft höchst un anständigen Angriffen ausgesetzt sah. Ein Potsdamer Schneider meister Namens Schulte erklärte nämlich, er habe durch lange Erfahrung sich die Ueberzeugung gebildet, daß dem Handwerke durch nichts Anderes aufzuhelfen sei, als durch volle Gewerbefrei heit; daß alle Prüfungen (Meisterstücke rc.) Nichts nützten, da das Publicum doch immer der beste Prüfungsmeister sei; daß trotz aller Prüfungen auch jetzt genug unbefähigte Meister ausge bildet würden; daß seit der Beschränkung der früher bestandenen Gewerbefreiheit in Preußen der Handwerkerstand weniger erfinde risch, weniger befähigt, weniger „gewiegt" sei als früher; daß in Belgien und Frankreich, wo keine Prüfungen beständen, sondern Gewerbefreiheit, die Gewerbe eine solche Höhe erreicht hätten, daß die unseren Viel davon lernen könnten. Was Herr Schulte des wegen an harten Worten zu hören bekam, wollen wir übergehen, aber eine hochkomische Widerlegung seiner Ansichten, die ihm von einem Kölner Schneidermeister zu Theil wurde, verdient schon deshalb Erwähnung, weil sie recht eigentlich als Muster der Phrasendrescherei gelten kann, deren sich die meisten Redner be fleißigten. Herr Krämer also, der Kölner Schneider, behauptete kühn und keck: „bei dm Schneidern sei es THatsache gewesen, daß vor 1849 die ausgelernten Lehrlinge zum größten Theile kaum eine Arbeitshose zu fertigen im Stande gewesen seien; seit Ein führung der Verordnung über die Prüfungen scheuten die Meister sowohl wie die Gesellen und Lehrlinge weder Mühe noch Kosten, um die Prüfung möglichst glänzend abzulegen." Ist das nicht wundervolles Geschwätz? Und wie tief seht dieser Handwerker seine Standesgenossen herab, wenn er ohne Scheu in die Welt hinaus posaunt, dieselben seien nur erst fleißig und strebsam, seit dem der Zwang hinter ihnen stehe! Gehen wir nun auf die eigentlichen Verhandlungen über. Die erste Nummer des Programms war: „Austausch der Erfahrungen, welche nach dem zehnjährigen Bestehen der Verord nung vom 9. Febr. 1849 über dieselbe und deren Werth für den Handwerkerstand in allen Provinzen gesammelt worden sind, ins besondere ») über die Frage: ist die Prüfung als Bedingung zum Betriebe eines Handwerks nothwmdig oder nützlich? d) über die Gesellenprüfung, o) über die Freizügigkeit, ä) über die Vertretung des Handwerkerstandes, e) über das Eoncessionswesen." Von einer Scheidung der einzelnen Punkte war bei den Verhandlungen nicht die Rede; Jeder sprach über alle zugleich. Darüber waren viele der eifrigsten Redner einig, daß die Gewerbefreiheit für Preußen schädlich gewesen sei und da- Proletariat gefördert habe, und daß sie da- Handwerk gänzlich zu Grunde gerichtet haben würde, wenn nicht die Gesetze von 1845 und 1849 dasselbe ge rettet hätten. Ein Berliner Meister meinte, die Gewttbefreiheit werde nur von den sogmannten Principimreitern vertheidigt,
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