GESCHICHTE UND DOGMA her die konkreten Aufgaben bestimmt werden, deren Verwirklichung alle Gegenwart dienen soll, so bezeichnet auch Goethes Leben die An gelpunkte, an denen sich die Geschichtlichkeit menschlichen Lebens in alle Zukunft erprobt: Beruf und Ehe. Es muß das mythische Bild des Olympiers, das bis in die Jetztzeit fortwirkt, aus seiner erhabe nen Ruhe aufgestört und auf den Kern seiner Berechtigung hin untersucht werden. Goethes Werk, an sich genommen, ist ein auf unge wöhnlicher Breite aufgeführter Torso. Aber Goethes Werk kann nicht an sich genommen werden. Es ist undenkbar, daß wie bei Shake speare Goethes sämtliche Werke erhalten wä ren, wir aber von Goethes Leben nichts wüßten. Goethe hat seine literarischen Werke als Beichte geschrieben und bekannt. Sie sind nur von sei nem Leben aus verständlich. Dieses Leben aber in der Verklärung des Olym piers als erfülltes zu sehen, ist eine Verkennung seiner eigentlichen Größe. Wozu die Notwen digkeit einer so umfassenden Beichte, wenn dieses Leben in Ordnung wäre? Deutet nicht vielmehr die Tatsache der Beichte darauf hin,