GESCHICHTE UND DOGMA erst die untere Schicht der Geschichtwerdung. Daß ich mich zu Geschehenem oder Bestehen dem überhaupt verhalte, ist zwar, so wie jede menschliche Begegnung, eine Tatsache, ent behrt aber zunächst der Geltung. Das Verhält nis kann erfreulich oder nutzbringend, auch ge fährlich sein, auf jeden Fall entbehrt es der Bewährung. Erst wo solche Bewährung statt fand, steht die Kategorie des Verhältnisses fest, widerruflich vielleicht, aber vorläufig fest. Die Bewährung ist auf der Erlebnisseite eben das, was die Kategorie auf seiten des Erlebten. Eine endlose Summe von Erlebnis kann keine Be währung zustande bringen. Das bloße Zusam menleben zum Beispiel, auch das glückliche und selbst auf Lebenszeit, würde keine Ehe sein. Erst der Entschluß, daß es in Zukunft so zu gelten hat, schafft die Bewährung. So sehr die Bewährung im Erlebnis der Vergangenheit wur zelt, so sehr ist ihr Wille in die Zukunft ge richtet, und zwar deshalb, weil der Entschluß die Zukunft gültig vorwegnimmt. Die Bewährung des Entschlusses ist diejenige Form, die menschliches Verhalten aus der Gleichgültigkeit in die Geltung der Verantwor-