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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1860
- Erscheinungsdatum
- 1860-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186011201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18601120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18601120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1860
- Monat1860-11
- Tag1860-11-20
- Monat1860-11
- Jahr1860
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1860
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5578 ntchfaltigsten Füße, die in den «annlchfaltiaster; Gapgtzttey über das eiserne Gitter wandeln und schreiten, schweben und laufen, vom klappernden Pantoffel deS galopplrenden Schustereleven bis zur feinsten Chaussure eines RehfüßchenS, dem elegante Lackirte oder raffelnde Kanonen Nachtreten. So folgt ein Schatten dem andern und streift flüchtig über das Gitter hin, und Du siehst nur Füße. Bei dieser Weltanschauung von Unten würdest Du Dich im Geiste in einen Kerker versitzen können, Kerkerluft ath- men und nach der Freiheit der Rehfüßchen schmachten, die eben leicht und flüchtig das Gitter Deines Gefängnisses berührm, wenn nicht die Flasche vor Dir stände, wenn nicht die Region der HäringSluft den Traum zerstörte. Hier konnte eS Goethe'S Stu denten ganz kannibalisch wohl sein als wie fünfhundert Säuen, und die alte Geschichte bleibt ewig neu, daß, wer heute selig in die Unterwelt Hinabstieg und selig das Tageslicht am frühen Morgm begrüßte, morgen mit halbverrückten Sinnen und die Verzweiflung im Magen wieder hinab muß. Der Eine geht dann still und bleich, der Andere laut jubelnd und mit glühen den Wangen, und Beide loben die weise Einrichtung der Keller, daß die Treppe in der schwersten Stunde aufwärts und nicht ab wärts führt, daß oben Morph uS winkt und unten Lethe fließt, an dessen Ufern alle die Ingredienzen aufgestellt sind, die ewiges Vergessen bringen. Da Leipzig viele Keller besitzt, muß eS wohl auch viele Keller würmer geben, und Nacht- um die zwölfte Stunde, wann die Bterkäfer durch die geschlossenen Thüren daS fürchterliche Wort „Feierabend!" flüstern, beginnen sie ihre Runde. Tamino klopft dann vergeblich an diverse Pforten um Einlaß. „Zurück! Den wirst Du hier bei unS nicht finden!" murmelt der grausäme Knabe, der stehend und gehend, überhaupt in jeder Körperlage schlafen kann. Dann speit die „Wolfsschlucht," ein beliebtes aber in seiner Bauart lebensgefährliches Versammlung-local von Bier verständigen, all ihr Gethier heraus, und die Nachfrage nach Kellern sängt an stark zu werden. Selbst Leipzigs größter Sa- rastro, Theodor, poltert vergeben- um Einlaß, er kämpft zwar nicht mit Göttern, aber mit Köttern vergebmS um einen Trunk „Zurück! Sarastro herrschet nicht in diesen Gründen!" Da wen det sich Sarastro mit Grausen und steigt in die feurige Oeffnung der Unterwelt, in andere Gründe, die keine- Menschen Sohn einen Trunk versagen, Tamino steigt nach und die ganze Wolfs schlucht - Menagerie im Gänsemarsche hinterdrein verschlingt die Mutter Erde. „Im tiefen Keller sitz' ich hier!" dröhnt dann aus der Her- kuleSbrust und der ehernen Kehle Sarastro'-, Tamino bläst die Gnadenarie auf seinem Haarkämmchen mit Ausdruck und Ge fühl, ein alter Herr erzählt auf allgemeinen Wunsch eine seiner schönsten Jagdgeschichten, Sarastro und Tamino singen ein Duett und C. ein Recitativ, in das zum Schluß der Chor einfällt: „Der liebe, der gute, der liebe Herr von ;" dann führt man dm Handschuh von Schiller auf und eS lagern sich die greulichen Katzen und die Nilpferde, bis endlich der Kellerriese schüchtern das Lied vom Feierabend vorschlägt und Jeder als Schwalbe heimwärts zieht. L. S. Dienstag de» 20. Nov. wird der Nachfolger de< verstorbene« Vülau in der Professur der praktischen Philosophie und Politik — Herr vr. AhcenS — seine öffentliche Antrittsvorlesung über die ethischen Grundlagen der Rechtswissenschaft in der Aula der Univer sität von 12 — 1 Uhr halten. Herr vr. AhrenS war bis zu« Jahr 1848 Professor der Philosophie an der Universität Brüssel, war alsdann, von seinem GeburtSlande Hannover zum National- Vertreter gewählt, Mitglied de- deutschen Parlamente- und de- kleidete von 1850 an eine Professur der Rechte in Gräh. Die königl sächsische Staatsregierung hat ihm bei der Berufung nach Leipzig den Titel eine- HofrathS beigelegt. Eine neue Einrichtung hinsichtlich der Eisenbahnbittets. Eine bei der rheinischen Eisenbahn bereit- getroffene Ein richtung in Beziehung auf die Gültigkeit der gelösten Fahrbillets scheint unS in hohem Grade die Beachtung sämmtlicher Eisin bahnverwaltungen zu verdienen, damit derartigen, im allgemeinen Interesse liegenden Einrichtungen auch die allgemeine Verwirk lichung verschafft werde. Auf der rheinischen Bahn haben nämlich die gelosten Personen - Billets erster und zweiter Classe eine fünftägige, diejenigen dritter Classe eine dreitägige Gültigkeit und außerdem ist den mit BilletS erster Und zweiter Classe ver sehenen Reisenden gestattet, die Fahrt zweimal zu unterbrechen, insofern dieselben ihre BllletS Auf den Awischenstationen durch den Stationsvorstand zur Weiterfahrt visiren lassen; diejenige« Retour- Biller-, die nicht am Tage der Ausgabe zur Rückreise benutzt werden, müssen auf der gmanntm Bahn bei Antritt der Rück fahrt auf der Anfangsstation als gültig abgestempelt werden. Ohne Frage ist die gegenwärtig von den anderen Eisenbahnen noch festgehaltene Bestimmung, wonach immer nur, wenige Aus nahmefälle ungerechnet, ^ie BilletS für die einzeln bestimmte Fahrt gelten, dm Bedürfnissen und dm Anforderungen de- PublicumS nicht mehr enchrrechend, ja es wird eine Amderung hierin, analog dem in Vorstehendem mitgetheilten Verfahren, sicherlich zu einer vermehrten Benutzung der Eisenbahnen bei ttagen, wie ja überhaupt jede Erleichterung der Communication in deren Vermehrung ihre naturgemäße Folge findet. Um so nothryendiger aber erscheint eS unS auch, daß die sämmtlichen Eisenbahnen nicht länger zögern, den Wünschen de- Publicum- in dieser Beziehung entgegm zu kommen und Befriedigung zu verschaffen. Hierzu erneuert anzuregm ist der Zweck dieser Aeilm. Verschiedenes. Die Neue Preuß. Zeitung schreibt: „Auswärtige Blättn brin gen folgende Mittheilung: Die verewigte Kaiserin-Mutter von Rußland hatte als preußische Prinzessin eine Schweizerin zur Gouvernante, Madame Wildermatt, die einst in ihre Heimat reisen mußte, um eine ihr zugefallene Erbschaft in Besitz zu neh men. Als sie wieder in Berlin angekommm war, zeigte sie ihrer erhabenen und schönen Gebieterin mehrere Schmucksachen, die sie durch jene Erbschaft erhalten. „„Da- ist ein sehr alter Ring", sagte die Prinzessin Charlotte, indem sie einm ganz kleinen alter- thümlichen goldenen Ring an ihren Finger steckte. „„Er hat etwa- Seltsames an sich. Vielleicht ist e- gar ein alter Talis man."" Sie wollte nun den Ring an Madame Wildermatt zurückgebeu, konnte ihn aber nicht wieder von dem Finger ziehen. Ich möchte ihn wohl behalten"", setzte sie hinzu. Und sie be hielt den geheimnißvollen Ring. ES verging einige Zeit. Einst wollte die Prinzessin jenen alten Ring genauer betrachten, und es gelang ihr, denselben von ihrem Finger abzuziehen. Auf der innern Fläche waren einige Worte eingeschnitten, die, obwohl ziemlich verwischt, doch noch zu lesen waren. Sie lauteten: „„Kai serin von Rußland."" Es vergingen viele Tage. ES war von einer Verheirathuna zwischen ihr und dem Großfürsten NicolauS von Rußland die Rede. Dieser Bruder Alexander'-, der damals nicht nächster Thronerbe war, machte eine Reise nach Berlin, sah die schöne Tochter des König- von Preußen, und sein Entschluß stand fest. Bei Tafel saß er neben ihr und sprach von seiner nahen Abreise. „„ES würde nur von Ihnen abhangen, daß ich hier bliebe"", sagte der Großfürst. — „„Was müßte ich dann thun?"" antwortete lächelnd die künftige Kaiserin von Rußland.— „„Sie müßten meine Huldigungen nicht zurückweisen."" — „„Weiter nicht-?"" — „„Mich in meinem Bestreben ermuthigen, Ihne« zu gefallen."" — „„Das ist schon schwieriger. Der Augenblick lst nicht gut gewählt."" — „„Es brauchte nicht gesprochen zu w rden, es genügte, wenn Sie mir ein Pfand gäben. Sie haben da einen kleinen Ring, dessen Besitz mich glücklich machen würde. Wenn Sie mir denselben geben wollten!""— „„Hier? Vor allen Leuten?"" — „„ES kann geschehen, ohne daß eß Jemand be merkt. Drücken Sie den Ring in ein Stückchen Brod, lassen Sie dieses neben Sich liegen, ich werde den Talisman an mich nehmen."" — „„Es ist wirklich ein Tali-man. Ich ahnte eS wohl."" — Der Ring ging in die Hand de- Großfürsten über, und die Ehe wurde bekanntlich geschlossen. Den geheimnißvollen Ring hat, wie man erzählt, der Erbe Alexanders nie abgelegt; da er ihn aber nicht an den Finger stecken konnte, so trug er ihn an einer Kette am Halse." Echtfarbige Seidenstoffe zu waschen. Die„Deutfche Musterzeitung" giebt folgende- Verfahren an: Seide wird stet- kalt gewaschen. Um ein seidenes Kleid zu waschen, stiiyntt man 10 Maaß Flußwasser, Seife nach Verhältniß und giebt ein Maaß Ammoniakflüssigkeit hinzu. Mit dieser Mischung wäscht man da- Kleid tüchtig durch und spült es nachher in fließendem Wasser gehörig auS. Auf diese Weise erhält man den Stoff fttst wie neu. Auch unechte Seide kann man in dieser Flüssigkeit waschen, nur muß man gewärtigen, daß die Farbe sich verändert. Oft jedoch erhält auch diese Waare eine schönere Farbe, al- sie vorher gehabt hat. Die- ist besonders bei gelb-, zuweilen auch bei blaugefärbten Stoffen der Fall. Oder man reibt die Seide mit Eidotter, als wenn man dieselbe mit Seife einreiben wollte, wäscht da- Zeug mit lauwarmem Wasser so lange, bis eS rein ist, spült es mit kaltem Wasser nach und läßt eS bei gewöhnlicher Temperatur trocknen. Dann schüttet man in ein Glas Wasser: 1 Quentchen Traganth - Gummi und 1 Quentchen Flohsaamen, läßt diesen Ansatz 12 Stunden lang stehen, kocht denselben wie eine dünne Stärke ein, seiht da- Gekochte durch ein Tuch, zieht die Seide hindurch und mangt sie so lange zwischen zwei Tüchern bis sie trocken geworden ist. Dtp SSathhauSuhr ging Montag den 19. November um 8 Uhr Morgen- 54 Sekunden vor.
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