DAS ZENTRUM DER PARTEI UND DIE KRIEGSFRAGEN. DIE AUSSICHTEN DES IMPERIALISMUSi). S chon in den ersten Diskussionen im Jahre 1911, die die Schei dung zwischen Linksradikalen und Zentrum anbahnten, spielte die Frage von der Zukunft des Imperialismus eine entscheidende Rolle. Wir vertraten die Auffassung, daß er d i e Politik des Kapi talismus in seiner letzten, dem Sozialismus vorangehenden Epoche sei. Nicht als ob er die Interessen aller Schichten der Bourgeoisie direkt verträte. Er vertritt die Interessen nur der führenden Schich ten des Kapitals. Aber diese Schichten (das Finanzkapital, die schwere Industrie) gewinnen in den kapitalistischen Staaten immer mehr an Gewicht, und es ist eine reaktionäre Utopie, ihre Politik in die friedlich-freihändlerischen Geleise zurückführen zu wollen. Die im perialistische Politik bedeute aber nicht nur die Verschärfung des Konkurrenzkampfes auf dem Weltmarkt, sondern auch in der Welt politik, und sie müsse schließlich zu einem Weltkrieg führen, wenn das Proletariat nicht die Gewalt an sich bringe. So behaupteten die Linksradikalen. Demgegenüber vertrat K a u t s k y die Auffassung, daß die inter nationale Versippung des Kapitals einen wichtigen Friedensfaktor darstelle, der durch die Friedensinteressen gewisser Teile der Bour- *) Wenn auch nicht zur Vorbereitung der von der Arbeitsgemeinschaft einberufenen Konferenz geschrie ben, so erscheinen die Artikel Karl Kautskys über die Kriegsfragen (Nr. 13, 14, 19 und 20 der ,,Neuen Zeit“) sehr glücklich vor ihr, um die zentrümliche Politik in allen ihren Widersprüchen zu zeigen, und den oppositionellen Arbeitern vorzudemonstrieren, daß das ,»vorläufige Banner“, das ihnen die Zentrumsleute mit der unschuldigsten Miene in die Hand drücken wollen, kein Kampfbanner des Sozialismus, sondern ein aus pazifistischen und sozialpatriotischen Fetzen zusammengeflickter durch löcherter Regenschirm ist, mit dem man sich kaum in die Stürme der Zeit hinauswagen kann. Gleich zeitig mit den Kautskyschen Artikeln erschien in Bern eine Broschüre Spektators: „VaterlandsVer teidigung und Auswärtige Politik der Sozialdemokratie“ (31 S.). Spektator ist ein ehrenwerter Mit arbeiter der „Neuen Zeit“, er hat mehr Bücher gelesen, als er verdauen kann. Ein solch gelehrtes Haus verdient achtungsvolle Behandlung. Da er aber Kautsky nur abgeguckt hat, wie er sich räuspert und spuckt, wird er uns nicht verübeln, wenn wir ihn nur da heranziehen, wo er die Argumente Kautskys „ergänzt“. Daß wir den Famulus nur in Fußnoten behandeln, erfordert die Achtung vor dem Magister.