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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186608212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18660821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18660821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-21
- Monat1866-08
- Jahr1866
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.08.1866
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4914 lein Brauny legen eS unS nahe, hier nun noch der in den letzten Wochen an unserem Theater therlS schon vor sich gegangenen, theils in Bälde bevorstehenden Personalveränderungen zu gedenken. Be reit« schieden au« und verließen Leipzig die Damen Kropp und Wilde. Ersterer haben wir seiner Zeit ein Wort ehrenden Nach rufes gewidmet, Letztere konnte der hiesigen Bühne im Ganzen nur wenig wichtig werden. Ausgetreten ist ferner schon da« allerdings jetzt noch in Leipzig verweilende Fräulein Karg. Sie geht dem nächst in ihren neuen Bestimmungsort Cassel ab, kann aber getrost das Bewußtsein hegen, daß die Kunstfreunde unserer Stadt ihr immer die freundlichste und wärmste Erinnerung bewahren werden. Es ist in den Annalen der Leipziger Theatergeschichte dauernd ver zeichnet, wie sehr sie früher als Soubrette der Oper, deS Vaude ville und der Localposse, später als dramatische Sängerin sich ver dient zu machen gewußt hat. Ihre Nachfolgerin ist nun eineStheilS eben Fräulein Brauny, ayderntheilS das neulich beim ersten Auftreten nach der Genesung mit so unzweideutigen Beweisen öffentlicher Gunst empfangene Fräulein Blaczek. Zum 1. Sept. resp. 1. Oct. verlassen uns nun noch Hr. Krafft, Frl. Lemcke, Frl. Huber, Frl. Porth, Frl. Richter, Frl. Meltzer, Frl. Blondig und einige Andere von geringerer Bedeutung. Herr Krasft, der nach BrcSlau geht, hat hier eben sowohl eine zweijährige Thätigkeit am ehemaligen Sommertheater, wie eine zweiundeinhalbjährige an der städtischen Bühne hinter sich; Frl. Lemcke war mit Unterbrechung drei Jahre, Frl. Huber nicht weniger alS vierzehn Jahre unter uns heimisch. Sie Me dürfen mit Genugthuung und Befriedigung auf die in Leipzig verlebte Zeit zurückblicken, und auch wir werden ihrer immer gern gedenken. Von Interesse ist eS, daß Frl. Huber sich nach Mann heim wendet, um dort die Nachfolgerin der einst ebenfalls hier ungemein beliebten Frau Therese Defsoir (geb. Reimann) zu wer den. Die neuen Engagements und überhaupt den Personalbestand für die Wintersaifon besprechen wir sobald als thunlich. Wie man sich vorstellen kann, liegt der Direction ernstlich an befriedigender Completirung der entstandenen oder noch entstehenden Lücken, und da mag es denn ein gutes Zeichen fein, daß eS ihr mit den Damen Blaczek, Brauny und Guinand (für Frl. Porth) bereits so erfreulich glückte. vr. Emil Kneschke. Verschiedenes. * Leipzig, 20. August. (Politische TageSneuigkeiten.) Die größte Neuigkeit des Tages ist die Entlassung deS StaatS- ministers v. Beust aus seiner Stellung im sächs. Staatsdienst. Wie daS „Dresdner Journal" meldet, hat „zufolge einer an die Landescommisston am 19. August gelangten allerhöchsten Ent schließung Se. Maj. der König dem Herrn Staatsminister Frhrn. v. Beust die von demselben erbetene Entlastung allergnädigst be willigt". Auch die übrigen Staatsminister hatten sich dem Beuft- schen Entlastungsgesuche angeschlossen, doch hat der König diese Gesuche nicht angenommen, indem er „die für daS Beust'sche Ge such angeführten Beweggründe für die übrigen Mitglieder des GesammtministeriumS als maßgebend nicht zu befinden vermochte". Die Aeußerungen deS französischen Botschafters Herrn Benedetti, der nach Berlin zurückgekehrt ist, sollen an der vorläufigen Er haltung deS Friedens nicht mehr zweifeln lasten. Die Behaup tung, daß wegen der CompensationS-Angelegenheit, welche für jetzt erledigt ist, ein förmlicher Noten - Austausch oder Depeschenwechsel Glatt gefunden habe, wird von allen Seiten als vollständig un begründet bezeichnet. Ueber Darmstadt hört man noch, daß außer Rußland sich auch England für daS Verbleiben Oberheffens bei Darmstadt verwendet hat. Man glaubt indessen, Preußen werde außer der Arrondirung, (zu welcher auch die Annexion der Landgrafschaft Heffen-Homburg gehören dürste) noch daS ausschließliche BefatzungSrecht von Mainz behalten. In Franken soll eine Gebietsabtretung bei Hof mit etwa 300,000 Einwohnern in Aussicht genommen sein. Mit Baden hat Preußen Frieden geschlossen. Es bleibt in seinem territorialen Bestand erhallen und zahlt 6 Mill. Gulden Kriegskosten. Die große Wichtigkeit der bereits erwähnten Rede deS Grafen von Bismarck in dem preuß. Abgeordnetenbause veranlaßt unS, dieselbe ausführlich mitzutheilen: „Nach den Fnedens-Prälimmarieu ist die Regelung der nationalen Beziehungen deS süddeutschen Bunde- zu dem norddeutschen Vorbehalten. Sie ist also nicht aus geschlossen, und die Art derselben wird wesentlich davon abhängen, ob daS Bedürfniß dazu von Süddeutschland sowohl in feinen Re gierungen wie in seinen Völkerschaften lebhafter empfunden wird, als wie dies gegenwärtig der Fall ist, wo wir sehen, daß preußi sche MilitairS, die sich jenseit der Demarkationslinie zeigen, den AuSbrüchen der Volkswuth auSgesetzt sind. Zunächst kam eS unS darauf an, dem neuen Bunde feste Grundlagen zu geben. Ich glaube, daß sie um so weniger fest auSfallen würden, je ausge dehnter derselbe wäre; wir könnten unmöglich einem Staate wie Bayern solche Zumuthungen stellen, wie wir sie im Norden jetzt erheben müssen. Die erste dieser festen Grundlagen suchen wir in einem starken Preußen, so zu sagen, in einer starken HauSmacht des leitenden Staate-, den wir deshalb in seinem direkten Besitze erheblich verstärkt haben. DaS Band deS engeren Bundes durch das wir außerdem Norddeutschland verknüpfen wollen, wird da gegen so fest wie die Einverleibung nicht auSfallen. Indeß gab es, um der Wiederkehr solcher Dinge vorzubeugen, daß befreun dete und verwandte Volksstämme, durch ihre Regierungen genö- thigt, uns im Rücken unserer Heere entgegentreten konnten, nur zwei oder eigentlich drei Methoden. Die eine ist eben die Ein verleibung und die vollkommene Verschmelzung mit Preußen, selbst bei widerstrebender Bevölkerung, namentlich widerstreben dem Beamten- und Officierstande, die sich durch ihre Treue an die früheren Regierungen gebunden fühlen. Die Regierung denkt die Schwierigketten derselben auf deutsche Art zu über winden, durch Schonung der Eigenthümlichketten und allmälige Eingewöhnung, nicht, wie eS bei romanischen Völkern üblich ist, mit Änem Schlage. Die zweite Methode ist die Theilung der HohettSrechte, so daß eS gewissermaßen einen Militairherrscher und einen Civuherrscher giebt; durch die Umstände genöthigt, werden wir diese Methode in Sachsen versuchen müssen. Früher hatte ich eine lebhafte Neiguna für dieses System. Nach den Eindrücken aber, die mir bei Gelegenheit der Aufstellung der Februar-Be dingungen gegenüber von Schleswig-Holstein geworden, befürchte ich, daß ein solches System eine dauernde Quelle von Verstim mungen bilden wird, eine Quelle, die länger fließen dürfte, als die Abneigung gegen den neuen Herrscher bei wirklich annectirten Ländern. Bei jener Gelegenheit hielt man mir daS einschneidende Wort entgegen: „Wir wollen nicht Preußen zweiter Classe sein!" Aber ganz abgesehen von solchen Empfindungen, hat dieses System den Nachtheil, daß der eine der beiden Herrscher, der Milttair- herrscher, der fremde, immer nur mit Anforderungen kommt, während alle wohlthätigen Einflüsse der Civilverwaltung in den Händen des alten Landesherrn bleiben. Ich bedaure, daß wir, wie gesagt, genöthigt sein werden, dieses Expe riment in Sachsen zu machen. Die dritte Methode endlich wäre die Zerreißung des bisher bestandenen Gemeinwesens; daS haben wir verschmäht, ein sehr verkleinertes Hannover, Sachsen, Kurhessen rc. Mit diesem System haben wir 1815 in Sachsen trübe Erfahrungen gemacht. Zwar sind die an Preußen gekom menen Thecle völlig mit diesem Staate verwachsen, aber in dem selbständig gebliebenen Theile hat sich von da ab eine entschiedene Abneigung gegen Preußen erhalten; deßhalb haben wir dieses System, daS unS suppeditirt wurde, dieses Mal völlig beseitigt, wir haben daS Interesse der Regierten über daS der Dynastieen gestellt. Es ist wahr, es macht dies vielleicht den Eindruck der Ungerechtigkeit, aber die Politik hat nicht die Aufgabe der Nemesis; die Rache ist nicht unser, sondern wir haben zu thun, was für den preußischen Staat eine Nothwendigkeit ist, und deßhalb haben wir unS durch kein dynastisches Mitgefühl leiten lassen. Und deßhalb haben wir aus diesen Ländern selbst schon Anerkennung gefunden, »annoveraner haben sich mir gegenüber so ausgesprochen: „Erhalten Sie uns unsere Dynastie, wenn das aber nicht möglich ist, dann zerreißen Sie wenigstens nicht unser Land, sondern nehmen un- ganz." Was unsere Bundesgenossen betrifft, so haben wir nur deren wenige und schwache gehabt, aber eS ist nicht blos eine Pflicht, sondern eben so gebietet eS die Klugheit, auch dem kleinsten unser Wort zu halten. Je rückhaltloser Preußen zeigt, daß eS seine Feinde von der Landkarte wegfegen kann, um so pünktlicher muß es seinen Freunden Wort halten. Gerade in Süddeutschland wird dieser Glaube an unsere politische Redlichkeit von großem Gewicht sein. Was die Reichsverfassung angeht, so ist auch sie nur eine der Formen, in denen das von mir angedeutete Problem gelöst wird. Ich gebe zu, daß sie daS, theoretisch genommen, schärfer und richtiger thut, als unser BundeSproject, indem sie die Fürsten gewisser Maßen zu Unterthanen, zu Vasallen deS Kaisers macht; diese werden aber viel mehr geneigt sein, einem Mitverbündeten, einem Beamten des Bundes Rechte einzuräumen, als einem eigent lichen Kaiser und Lehnsherrn." rv Leipzig, 20. August, (vr. tdool. G. Fricke's Feld predigt bei Hetzendorf in NLederösterreich.) Am22.v.M. war ein großer Theil der königl. sächs. mobilen Truppen auf den Feldern bei Hetzendorf in der Nähe von Wien aufgestellt, um die KriegSdecorationen vertheilen zu sehen, die an eine Anzahl tapferer Officiere und Soldaten unserer Armee in feierlicher Weife auS- gehändigt werden sollten. Diesem Acte gingen eine Messe, dann ein Choral („Befiehl Du Deine Wege") und eine Feldpredigt de- FeldprobsteS der sächs. Truppen, Oberkatechet vr. tdeol. Gustav Fr icke von hier, voraus. Diese Predigt liegt jetzt gedruckt vor. ES wäre wohl zu wünschen, daß eine Leipziger Buchhandlung sich be mühte, den Verlag derselben zu erhalten. Denn zur Zeit ist eS zu umständlich, sich Exemplare derselben über Wien, woselbst die Schrift im Selbstverläge des Verfassers erschienen ist, zu verschaffen. Die kleine Broschüre führt folgenden ausführlichen Titel: „Predigt, gehalten beim Feldgottesdienst des königlich sächsi schen ArmeecorpS auf freiem Felde bei Hetzendvrf, den 22. Juli 1866 vor der Verkeilung von Dekora tionen für ausgezeichnetes Verhalten rndemGefechte bei Gitschin am 2S. Juni und in der Schlacht de; ^' WMWM
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