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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186702103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-02
- Tag1867-02-10
- Monat1867-02
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1867
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982 Die Wahl n»» Reichstage. Es ist für einen Leipziger erfreulich zu beobachten, wie sich in unserer Stadt die Wahlmeinungen nach und nach abklären und wie sich auf einen würdigen Kandidaten immer mehr Stimmen vereinigen. Das arone Wahlcomite, welches unfern Herrn Bieebürgermeister Stephani aufgestellt hat, rührt sich tüchtig mit Plakaten, Inseraten und wie diese gebräuchlichen Mittel sonst heißen. Darauf ist auch die sogenannte nationale Partei endlich aus ihrer Zurückgezogenheit herausgetreten und hat sich was zu rühmen ist, für denselben Kandidaten unserer Bürgerschaft erklärt. Dann ist Herr Stadtrath Rose, welcher von vielen unserer Arbeiter gewünscht worden war, sehr wacker und mit hochherzigem Sinn ebenfalls zu Gunsten unseres Herrn Vicebürgermeisters zurückgetreten. Wir Leipziger werden ihm diese Selbst verleugnung nicht vergessen, und sie ist, weil selten, eines allgemeinen öffentlichen Dankes würdig. Aber noch ist die Einigkeit nicht groß genug, um eine sichere Majorität für den Herrn Kandidaten Ste phani zu verbürgen, und es ist immer noch Gefahr, daß die Stimmen unter mehrere Kandidaten zersplittert werden und deshalb eine Nachwahl nöthig wird. Jede Nachwahl ist nun aber eine Katzenjammerwahl. Es g ht flau dabei zu, und es ist ganz unsicher. waS herauskommt. Deshalb müssen wir sie zu vermeiden suchen. Wir wollen Nichts gegen die übrigen Kandidaten sagen. Wir können das aber nicht denken, daß Männer, welche Zeit ihres Lebens mehr um andere Dinge sich gekümmert haben, als um die Verhältnisse unserer Stadl und unseres lieben Sachsens, die richtigen Kandidaten Leipzigs für ein Norddeutsches Parlament sind. Der eine davon ist ein geborner Würtemberger, der andere ein geborner Preuße, — und das ist nicht gut. Wir wollen lieber einen echten Sachsen schicken, der unsere Art versteht und der auch unfern guten König genau genug kennt, mn zu wissen, daß ihm sein gegebenes Wort heilig ist und daß er lieber Sachsen im Parlamente sehen wird, die aus dem neuen Bundesverhältaiß möglichst viel Vortheil für Sachsen zu ziehen suchen. als Nichtsachsen, welche den Bund gar noch Hintertreiben zu können hoffen und damit vielleicht Preußen nöthigen, uns Manches vorzuenthalten, was wir bei klugem Auftreten jetzt noch gewinnen können. Man hat freilich hier und da Herrn Vicebürgermeister Stephani in den Blättern einen Annexionisten g nannt, offenbar, um ihm einen Theil der Stimmen abwendig zu machen. Es ist ungerecht, und es ist Unsinn, dergleichen zu schwatzen. Von Annexion ist überhaupt gar keine Rede mehr, die Preußen selbst wollen sie nicht, weil sie wissen, daß jetzt das ganze Europa dagegen aufstehen würde. Die Zeit ist vorbei. Sie haben mit unserm Königshause einen Bund errichtet und jmit demselben die^ Verträge wahrscheinlich schon abgeschlossen, welche dem Reichstage als seine Vorlagen zugehen sollen. Unser Herr Kandidat Stephani hat sich bis jetzt von aller Theilnahme an Partei-Politik fern gehalten, weil er das in dieser schweren Zeit für seine Pflicht als städtischer Beamter gehalten hat. Gerade das gefällt uns an ihm. Seine Pflicht ganz thun und völlig thun, das ist sein Wesen, wie man auch aus seiner braven ehrlichen Erklärung ersieht, die er neulich abgab. Er wird auch auf dem Reichstage ebenso seine Pflicht gegen Stadt und Vaterland ganz und völlig thuu und sich dabei nur durch seine Ueberzeugung leiten lassen. Solche Männer brauchen wir. Wer aber Gelegenheit gehabt hat, seine Arbeiten seit Jahren zu beobachten, der weiß wohl, daß er ein großartiges Urtheil hat und über die Acten weg auf das Ganze sieht. Er war schon als Secretär des Gustav-Adolf-Vereins so zu sagen die thätige Seele dieser Verbindung, er hat dabei Kirche und Schule und die Bedürfnisse von viel tausend Menschen im Inland und der Fremde kennen gelernt. In dem Armendirectorium hat er Jahre lang eben so unermüdlich in einer wahrhaft schöpferischen Thätigkeit, als in der strengsten Überwachung eines seiner Aufgabe nach bis jn die kleinsten Details gehenden Mechanismus gewillt. Die Finanzdeputation der Stadtverordneten kennt aus seinem Vorsitz die Klarheit und Schärfe seines Unheils auch über finanzielle Fragen. Und endlich srage man doch nach, was unser allverehrter Herr Bürgermeister Koch und seine Herren Kollegen von seinem Talent und seinem geistigen Wesen halten. Gerade solche Personen, schlicht, gründlich und dabei auch entschlossen und unerschütterlich, zuverlässig beim Rath und bei der That, solche sind es, welche die neue Zeit braucht. Die Schöllredner thuns nicht mehr. Womit nicht gesagt sein soll, daß derselbe nicht auch zu reden wüßte. Im Gegentheil. Wenn Leipziger aber uns fragen, wie wir zuerst gerade auf ihn verfallen sind, so war es doch vor Allem sein männliches, sicheres und echt sächsisches Verhalten während der Occupation, was ihn uns Werth gemacht hat. Er war damals bei Tage und Nacht für die Stadt thätig, höflich aber fest gegen die fremden Truppen und hat uns Leiden erspart, wo er konnte. Es ist schon einmal gesagt, aber es soll wieder gesagt werden, damals hat er sich den Dank der Stabt verdient, und diesen Dank wollen wir ihm jetzt abttagen, indem wir ihn, Herrn Bieebürgermeister Stephani, ZUM Abgeordneten unserer Stadt für de« Reichstag wählen. Einer für Viele.
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