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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186703054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670305
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670305
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-03
- Tag1867-03-05
- Monat1867-03
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.03.1867
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(15 —16. September 1859) Gründung de-Nationalvereins, dessen Präsident von Bennigsen bis jetzt gewesen. — Der erste Vice - Präsident des Hauses, Herzog von Ujeft, gehört der gemäßigt conservativen Partei an, doch fehlt eS unS an AnhaltS- puncten für die Beurtheilung, wie weit diese „Mäßigung" geht. Hugo, Fürst zu Hohenlohe - Oehringen, ist am 27. Mai 1816 zu Stuttgart geboren; am 1. Januar 1849 trat er auf Grund der Abtretungsurkunde seines Vaters und eines FamilienvertragS in den Besitz des FürstenthumS Hohenlohe-Oehringen in Württem berg und der Majoratsherrschaften ; seine Besitzungen in Schlesien (Kreis Cosel) sind durch Cabinetsordre deS Königs vom 18. October 1861 zum Herzogthum Ujest erhoben, und ist ihm der Herzogs titel verliehen worden. Umsatz bei der Sparraffe und dem Leihhause im Monat Februar 1867. Es wurden bei der Sparcasse 44,759 Thlr. 17 Ngr. 9 Pf. eingezahlt und 44,768 - 9 - 1 - zurückgezogen, überhaupt aber 3299 Bücher expedirt, worunter 320 neue und 139 erloschene. Das Leihhaus hat 36,663 Thlr. 15 Ngr. auf 10,045 Pfänder ausgeliehen und 49,135 - 15 - auf 13,207 eingelöste Pfänder zurück empfangen. Verschiedenes. * Leipzig, 3. März. Der gestern von einer noch zahl reicheren Zuhörerschaft als beim ersten stattgefundene zweite Vor trag Herrn Professors vr. Ludwig Eckardt stellte dessen tiefes Kunftwissen und außerordentliche Rednerbegabung in noch hellerem Glanze dar. Als Vorwurf desselben diente die Entfal tung der neuen deutschen Malerei, von deren ersten Begründern, Winkelmann und Carstens, an, durch da« Stadium der Düssel dorfer und Münchener Schulen unter Cornelius und Schnorr v.on CarolSfeld hindurch bis zum Maler-Heros der Gegenwart, Wilhelm Kaulbach. dessen Entwickelung und Leistungen den Haupt inhalt bildeten. Reichhaltig war der Stoff, zu reichhaltig vielleicht für den kurzen Zeitraum von anderthalb Stunden, wenn auf der Tribüne ein Anderer gestanden. In Prof. EckardlS schwungvoller Rede aber lag, trotz ihrer taktischen Gedrängtheit, eine solche Fülle historischer Data, ästhetische kritischer Darstellungen und kunstphcko- fophischer Betrachtungen, daß jeder Zuhörer sicherlich außer der unwillkürlichen Begeisterung wie für den glänzenden Rhapsoden KaulbachS so auch für den genialen Künstler selbst, auch noch ein volles charakteristisches Bild vom Leben und Schaffen des Letzteren mit sich nahm. Kaulbach war Zeitgenosse der Iungdeutschen und hotte mit ihnen den ersten Napoleon siegen und stürzen gesehen, die Idee der Revolution an der Brust der Mutter getrunken, die Leiden der Vä ter unter dem Drucke der Restauration erlebt. Ein echter Sohn der Zeit, trägt er den Kampf derselben in der Brust und verbindet die wider strebendsten Elemente zu einer neuen eigenthümlichen Künstler- erfcheinung, wie sie nur in der Mitte unseres Jahrhunderts möglich war. Wir schauen unS im Spiegel, wenn wir in seine Seele blicken! Auf „rother Erde" 1805 geboren, Sohn eines Vaters, der getrieben von innerer Unruhe und heißer Sehnsucht nach Kunst, die höheren Stufen derselben zu erklimmen gleichwohl nimmer vermochte und abwechselnd Uhrmacher, Mechaniker, Goldschmied, Stempelfchneider, Porträt- und Miniaturmaler war, schien der Knabe Kaulbach anfangs nur mit Unlust sich den Zeichnenstunden zu unterwerfen, um so mehr, als das im elterlichen Hause herr schende Elend ihn keineswegs zum Betreten der Kunstbahn zu locken vermochte. Weit lieber wäre er hinterm Pfluge hergegangen. Doch waren ihm die vaterländischen Dichter jener Zeit nicht un bekannt, namentlich verehrte er Schiller, so wie er eS liebte, den alten Sagen und Geschichten seiner Gegend (Mühlheim) aus dem Munde alter Landleule zu lauschen; aber — noch schlummerte der Künstler in ihm. Da bringt ihm eines Tages ein Schulfreund einen Almanach mit Kupfern von Schwertgeburt zu Schillers Dramen. Und plötzlich leuchtet es blitzend auf in des Knaben Seele: was bisher nur sein inneres Auge geschaut — dieses Bild, jene Gestalt aus den Schöpfungen seines LieblingSpoeten — hier, da stand eS deutlich vor seinem leiblichen Auge! Und nun schwört er zur Kunst mit der ganzen leidenschaftlichen Gewalt semis Herzens, mit jener mächtigen Aufregung aller seiner Kräfte, die diesen Kunstheroen kennzeichnet und jeder seiner großen Ar beiten auf jedem Lebensschritte zur Seile steht. W,e in Rvb Schumann der neuen Musik, so gaben in Kaulbach auch der neuesten deutschen Malerei deutsche Dichter Anstoß und Stoffe. Und wie Poesie und Geschichte zu Erzieherinnen deS Künstlers wurden, so sind sie auch stets, bis heute noch, die Hauptquellen seines Schaffens geblieben. Nicht gestattet unS der beschränkte Raum weniger Zellen, die Lebensschicksale deS Künstlers alle zu verfolgen, aber noch weniger vcrmag unsere schwache Feder die glühenden Farben wiederzugeben, mit denen es allein der eminenten Begabung eines solchen Redners wie Prof. Eckardt gelingen kann, Schilderungen de- Worte-m wahrhaft lebendigen, fast greifbaren Gestalten vor daS geistige Auge deS Zuhörer- zu führen. Man muß sie von ihm vernom men haben, diese gewaltigen Wogen seiner Rede bei den Beschrei bungen der Meisterwerke KaulbachS: des Narrenhauses, der Hunnen- schlacht, der Zerstörung Jerusalems, der vielen Berliner und Münchener Freskogemälde. — Selbst ein Sohn einer Zeit deS UebergangeS, stellte Kaulbach Nichts wirksamer dar, als die Augen blicke der Weltentwickelung, in denen zwei Weltalter mit einander ringen. ES zieht unS mit ihm zu diesen Übergangszeiten, tvnl wir mit ihm UebergangSmenschen sind, wir Alle! Der Geister- kampf, zu dem noch die Gefallenen herbeteilen, um ihn mit zu schlagen, wogt noch heute über uns! — Kaulbach schuf dre Malerei zu einer ideal-realen Kunst, indem er die Momente der Geschichte nicht anecdotisch, sondern im Sinne ihres Zusammen hanges mit Vergangenheit und Zukunft und ihrer großen Nach wirkungen auf dre allgemeine Menschheit zu erfassen wußte: als genialer Künstler, als echter Dichter durch Zeichnung und Farben erschaut er die eigentliche Geschichte in der lebendigsten Abspiegelung derselben, in der Phantasie der Völker, in der Sage. So entstanden seine unsterblichsten Schöpfungen, die 6 berühmten Wandgemälde rm Treppenhause deS neuen Museums zu Berlin. „Mag man sie auch immerhrn angreifen, — trotz der Meisterschaft in Zeichnung und Gruppirung, in Farbe und Beleuchtung —, mag man sie eine Gedankenmaleree schelten, die an die Gedankenmusik Schu manns, — mit ihrer Ueberfülle von Motiven an Richard Wag- nerS überströmendes Orchester erinnern kann, — das Eine wnd doch feststehen: wir haben hier — m ihrer Gesammtheit genom men — eine der größten Schöpfungen der Menschheit vor unS, die weit über die Gegenwart hinauSragen, und uns selbst (die wir sie mit Kaulbach als seine Zeitgenossen geschaffen haben) in den Augen der Nachwelt ehren wird. Man wird von uns sagen: sie schufen die erste Weltgeschichte in Farben!" — Ein anhaltender donnernder Applaus folgte diesen glänzenden, gewaltig wirkenden Schlußworten deS Redners, denn wohl keine Brust war im Saale, in welcher nicht lange noch die Begeisterung wogte, wohl kein Haupt, vor dessen Phantasie nicht in lebendigen Farben und scharfen Conturen die Schöpfungen des Meisters für immer sich hervorge rufen fanden durch die Zaubergewalt der unerreichbaren Schilde rungen eines ihm so nah verwandten Genius. Den ganzen Um fang jedoch des Enthusiasmus zu fassen, welchen Prof. Eckardt durch die Macht seiner Rede wie seines vielseitigen und dabei tie fen WrssenS im Stande ist, auf Kunstjünger jeden Alters auszu- üben, genügte eS vollkommen, den Redner nach dem öotel äe Vro8cke m d.e, noch am selben Spätabende erfolgte Versammlung der „Euphonia" (eines Vereins junger Tonkünstler) zu begleiten. Trotz der gehabten ungeheuren (physischen wie geistigen) Anstrengung, hatte Herr Prof. Eckardt die Liebenswürdigkeit, der Einladung des Vereins Folge zu leisten. Später erschienen auch mehrere vor zügliche Mitglieder des hiesigen SchriftsteUer-VereineS und einige andere Verehrer Eckardt's, welche die Euphonia (zu Ehren ihres verehrten Gastes) um freundlichen Besuch durch ihren Präses per sönlich ersucht hatte. So improvisiert, und folglich so einfach auä> dre kleine Feier erschien, so war sie gleichwohl sinnig und von gutem Tacte zeugend. Ein mit Guirlanden gezierter Lehnsessel in der Mitte der Tafel, und hinter jenem die umkränzte Photogra phie des Gastes bezeichnten den Ehrenplatz desselben. Ein Quar tett von Schumann (daS Letzte in ^.inoll) sowie die Chaconne von Bach, der Vortrag zweier Scenen auS Eckardt's herrlichrm (leider noch zu wenig gekannten) Trauerspiele „Sokrates", unb Vorlesung von ein paar nicht unwitzigen Aufsätzen der (geschrie benen) „Kneipzeitung" deS Vereines, so wie allgemeine, mt se parater abwechselnde Causerie Über Kunstgegenstände kürzten sehr angenehm die Zeit, und als Herr vr. Eckardt nach ein paar schnell verflossenen Stunden aufbrach, tönte auf Anregung des Herrn Präses ein allgemeines, jubelndes und doch harmonisches „Hoch!" dem einfach, aber desto herzlicher gefeierten Gaste. Gewiß ist, daß Herr Professor Eckardt durch diesen Besuch nachhaltig für die fer nere Anregung der jungen Künstler zur Entfaltung ihrer geistigen und seelischen Fähigkeiten gewirkt hat, wie er eS bereits schon mittelbar durch sein berühmtes Werk: „Die Vorschule der Aesthe- tik" gethan. Wir fügen schließlich noch die Mittheilung hinzu, daß die dritte Vorlesung Professor Eckardt's Mtttwoch den 6. März statlfinden und die Darstellung von Robert Schu mann' S Wirksamkeit zum Inhalt haben soll. Leipzig ward diesem Meister der Töne neuerer Zeit zur zweiten Vaterstadt. Wird es jetzt wohl stiefelterlich sich benehmen, in Betreff deS InteccsseS für euie ohne allen Zweifel musterhafte, echt dichterische Darstellung von Schvmanv.'s geistigem Schassen und Welten hier auf Erden ? Wir glauben — Nein! Aourij v. Arnold. H Leipzig, 4. März. Bei dem gestrigen Menschengedränge auf dem Thüringer Bahnhofe bei Gelegenheit der Einholung des Prinzen Carneval fiel ein 13 jähriger Knabe durch das Nachgeben einer Barriere in den Parthenfluß. Sein Hülfegeschrei verhallte anfangs in dem Hurrahrufen der Menge und so kam der Knabe in Gefahr zu ertrinken. Da bemerkte ein Packträger den Hälf- loscn, er sprang sofort in den Fluß und rettete den Knaben noch
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