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Dresdner Nachrichten : 17.05.1863
- Erscheinungsdatum
- 1863-05-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186305172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18630517
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18630517
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1863
- Monat1863-05
- Tag1863-05-17
- Monat1863-05
- Jahr1863
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 17.05.1863
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nerstag: Der Freischütz. (Jrl.Hanisch) — Kr<Äag au« Lowood. (Herr Mil Devrient) — Sonnabend: N. e Zampa. — Sonntag: Vsvst. — Montag: Egmont (Herr' Emil Devrient.) — Dienstag: Rienzi. — Elb höhe: Sonnabend Mittag: 1 " 7" unter 0. — Politische Plaudereien. (Schluß.) In Pari- schwärmt man jetzt für unsere» Weber'« allen, ewig jungen „Freischütz", den man aller Zukunfts-Musik mit Recht rorzieht, und ich will Ihnen, um Sie deute nicht allzu ernst zu stimmen, die allerliebste Geschichte übersetzen die Hektar Berlioz, der ebenso geniale Fruilletonist wie Componist, der schon so viele Jahre eine Zierde de« „Journal des Döbat«" bildet, unter dem Titel: „Ein Debüt rm Freischütz" erzählt. Sie lautet also: „Im Jahre 1872 bewohnte ich in Paris da« Quartier Latin, wo ich, wie meine Eltern sich einbildeten, Medizin studirte. Al« im Odeon Weber'! „Freischütz" in der Verballhornung von Lastil - Blace zur Aufführung kam, ging ich jeden Abend in'« Theater, um Carl Maria'« Meisterwerk zu hören. Einer meiner Ez-Kameraden, Dubouchet, der später einer der beschästigsten Arrzte von Paris ward, begleitete mich oft in « Theater und theilte meinen musikalischen Fanatismus. Bet der siebenten Vor- stellung fiel e« einem dicken, rothhaarigen Bengel eia, die Arie Agathens im zweiten Act auszupfeifen; er behauptete, da« sei „barocke" Musik, und an der ganzen Oper sei nichts Gute«, außer dem Walzer und dem Jäger-Chor. Dieser Barbar wurde natürlich an die Luft gesetzt, denn da« war damals unsere Manier, Diskussionen zu führen, und Dubouchet rief, indem er seine etwa« zerknitterte Cravatte wieder in Ordnung brachte: „Den Kerl kenne ich, es ist ein Gewürzkrämer»Commis aus der Straße St. Jaques." Da« Parterre applaudirte unsere Heldenthat wie verrückt. Sech« Monate später wurde dieser arme Teufel krank, weil er sich bei der Hochzeit seine« Brodherrn den Magen überladen hatte, ei ward in's Hospital gebracht und starb. Begraben ward er nicht gleit Zufällig kommt seine Leiche Dubouchet vor die Augen, der seinen Mann erkennt. Der unerbittliche Jünger Aeskulap« widmet seinem besiegten Feinde keine Thräne, sondern kauft sofort seine Leiche und sagt zum Anatomie-Diener: Franz, der Mann ist „trocken zu präpariren", mach' die Sache ordentlich, es ist einer meiner Bekannten. Fünfzehn Jahre gehen hin, fünfzehn Jahre! Wie lang ist das Leben, wenn man nicht weiß, was man damit anfangen soll- Der Director der Oper vertraut mir die Somposition der Recitative im „Freischütz" an. Duponchel war Ober - Garderobier und Requisiten - Inspektor. Ich sage zu ihm: „Ach ja» ich muß noch einen Todtenkopf haben bei der Scene in der Wv>s«< schlucht, wo Samiel gerufen wird, und dann auch Skelette als Lisch«, nungen, ich hoffe, Sie werden mir wirkliche Gerippe geben, keine von Pappe wie neulich im „Don Juan". — „Lieber Freund, eS geht nicht ander«." — „So? Wenn ich Ihnen aber «in wirkliches Skelett gebe, was dann?" — „Ja, dann wär' ich sehr zufrieden." — „Nun gut, warten Sie nur, Sie sollen haben, was ich Ihnen versprach!" — „Ich nehme ein Cabriolet und fahre zum Doctor Bidal. „Kannst Du mir ein Skelett pumpen ?" — „Nein, aber «inen gut konservirten Todtenkopf. Er stammt von einem deutschen Gelehrten her, der vor Hunger starb. Ruinire ihn aber nicht, ich halte große Stücke darauf." — „Sei ruhig, mein Junge, ich bürge für seine Erhaltung." — „Ich lege den Tobten köpf de« Direktors in meinen Hut und treffe Dubouchet, den ich viele Jahre nicht gesehen hatte, zufällig auf dem Boulevard. Wie gehl's?" — „Gut, aber darauf kommt'« nicht an. Wie gehl'« unserm Gewürz- trämer. den wir au- dem Theater hinauswarfen, weil er Weber s Musik auspfiff, und den Franz so gut „präparirt" hat." — „O, dem geh»'« sehr gut. sein Gerippe steht in meinem Cabinet, nicht ein Knöchelchen fehlt. Blos der Kopf ist ein wenig schadhaft." — „Du, den mußt Du mir geben, der Junge hat Talent, er soll« eine Rolle im „Freischütz" spielen." — Also geschah'« und sobald Samiel ruft: „Hier bin ich!" erscheint unser Gewürzkrämer, der Feind der Weber'schen Musik, als Ske lett in bengalischer Beleuchtung und schwingt nach Herzenslust seine brennende Fackel. Wer hätte je gedacht, daß der Bengel so viel drama tischen Berus hätte? Wer hätte geglaubt, daß er gerade in dieser Oper zuerst auftreten würde ? Jetzt hat er bessern musikalischen Geschmack und hält Weber'« Noten ganz gut aus." — Wir wissen, daß solche Skelette, wenn auch mit etwas Fleisch und Blut bekleidet, nicht selten an der Bühne Mitwirken, zu der sie gerade so unverhofft kamen, wie unser ehrlicher Bursche au« der Straße St. Jaques. Auch in der Po litik spielen sie eine Rolle, und dabei fällt mir rnr, daß ich Ihnen al« neueste Neuigkeit mitzutheilen habe, daß der deutsche Bund Holstein als Pfand annehmen will- Für Motttnschaden wird nicht garantirt, und wenn der Bersatzzettel verloren geht, so kann Hart Götte nicht« dafür. Wenn nachher Auktion ist, wollen wir uns da- hübsche Ländchen billig kaufen. Bis dahin freuen Sie sich auf da« neue Frankfurter Pfänder spiel! (Reform.) Die Tabakspfeife der Königin Victoria. Diese Tabakspfeife ist größer und merkwürdiger, als ir gend eine andere auf der Welt, selbst den Türkenkopf- aus dem Gedichte: „Gott grüß' Euch, Alter, schmeckt da« Pfeifchen?" nicht ausgenommen, und wir wollen eine kleine Beschreibung von dieser eigenthümlichen Pfeife geben. Mitten in den Lon doner Docks befindet sich dar sogenannte Entrepot der Königin, besonders das ausgedehnt« TabakSrnagazin, ^welches nicht weni ger als fünf Acre« im Umfange hat und wofür die Regierung MM W iMMd Sterung jährlichen Pacht zahlt. Hier liegen eine Anzahl Fäs ser mit Tabak, bisweilen 34,000 und mehr und in einem klei neren Raume die Cigarren und die feineren Tabakssorten. Die Tabaksfasstr bilden rechts und links lange Straßen und die ganze Atmosphäre ist mit Tabaksgeruch erfüllt; gehen wir in der mittelsten Straße eine Strecke fort, so erblicken wir bald einen Wegweiser, der die sonderbare Aufschrift führt. ,Zum Ofen". Verfolgen wir diese Richtung, so stehen wir bald in der Mitte des Magazins, und zwar vor der Tabaks pfeife der Königin oder Ouson's - pipe Wir treten durch eine Thür, über der sich das königliche Wappen mit den Anfangs buchstaben V. kl. befindet, in ein abgesondertes Local und er blicken in der Mitte desselben einen riesigen kegelförmigen Ofen; oberhalb der kolossalen Ofenthüre prangt abermals das könig liche Wappen mit den erwähnten Buchstaben. In dem Ofen brennt ein ungeheures Feuer und es heißt hier: zehn Schritte vom Leibe, wenn man nicht gebraten und geschmort sein will. Nur die an diese Hölle schon gewöhnten Heizer dürfen sich et was näher hinzuwagen, um den Riesen mit neuer Nahrung zu versorgen. Solche Nahrung ist bereits massenhaft um ihn her um aufgestapelt und besteht aus Ballen von beschädigtem Ta bak, Thee und verschiedenen anderen havarirten Maaren. DaS Feuer erlöscht nie, weder bei Tag noch bei Nacht, und wird fortwährend mit langen Eisenstangen geschürt, während nach einander Kisten und Ballen durch die offene Thür in die Flam men fliegen. Auch alle confiscirten oder unverkäuflichen Maa ren, welcher Art sie auch seien, werden durch die Tabakspfeife der Königin in Rauch und Asche verwandelt und bisweilen wird sie mit ganz eigenthümlichem Tabak gestopft. So geschah es vor Kurzem, daß 900 Stück Schöpsenkeu- len aus Australien der Tabakspfeife zum Opfer fielen; dieselben waren kurz vor der Aufhebung des Eingangszolles auf diesen Artikel in das Entrepol gebracht worden und da dem Eigen- thümer nicht gestattet wurde, sie zollfrei auszuführen, so hatte das Fleisch seinen Werth verloren, denn der Preis war der maßen gefallen, daß sich kaum der Zoll bezahlt gemacht haben würde Die Waare blieb also liegen und ward, als sie zu verderben begann, der Pfeife dargebracht. Bei einer anderen Gelegenheit mußte die Unersättliche Ta bakspfeife 130,000 Paar der feinsten französischen Glaeehand- chuhe, die eingeschmuggelt und confiscirt worden waren, in sich aufnehmen, die ihr übrigens, gleich den Schöpsenkeulen, keiner lei Beschwerde verursachte. Als sie jedoch einmal eine rrspectable Anzahl Rindshäute einzunehmen genöthigt wurde, gab sie ihr Mißbehagen durch ei nen so pestilenzialischen Geruch zu erkennen, daß es die Beam ten und Diener lange Zeit kaum aushalten konnten und sich >ie respectwidrigsten Ausdrücke gegen die tzueen's-pipe erlaub ten. Seit dieser Zeit wird sie nicht mehr mit solchen unver daulichen Dingen belästigt; auch wird jetzt mit einigen Sorten Thee eine Ausnahme gemacht, weil der starke Luftzug trotz al ler Vorsicht brennende Theeblätter durch die Gitter Hinausge trieben hatte, wodurch bcinahe eine Feuersbrunst entstanden wäre die nicht blos allen Tabak, sondern die ganzen Docks mit den auf viele Millionen geschätzten Maaren in Rauch hätte aufgehm lassen. Briefkasten. Stadtpostbrtef von W. H. folgenden Inhalte« : „Es wird doch etzt so viel Neue« in der Welt erfunden, sollte denn Niemand eine an dere Wendung für die stereotype Redensart erfinden können r „Zurück- gekrh.rtvom Grabe unsere« seligen u.s. w. Zurückkehren vom Aiichhof müssen die Htnterlassenrn freilich, aber ihr« Dankbezeiaungen in öffentlichen Blättern mit Beginn dieser Worte erregen beim Leser jetzt nachgrade ein Lächeln, anstatt Mitgefühl." — Sie baden nicht Unrecht. Eine andere Schreibweise aufzunehmen wäre ein Leichte«, es aiebt aber Leute die streng an dem einmal Hergebrachten festhalten, im alten Gleise bleiben wollen und da läßt sich Nichts einwenden. Anonymus. Ihr kritisches Urtheil über Gutzkows neueste« Gedicht, von dem di« Sonstit. Zeitung etliche Strophen bracht«, harmo- ntrt erstens nicht mit unserer Ansicht und zweiten« ist unser Blatt kein« Literaturzeituna welche so umfangreiche» Demonstrationen seine Spalten öffnen kann. Die Mus« erscheint nie göttlicher und segensreiche^ als wenn sie in ihrem edelsten Berus« al« Snthüllerin der Wahrheit «»stritt,
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