Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1862
- Erscheinungsdatum
- 1862-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186212255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18621225
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18621225
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1862
- Monat1862-12
- Tag1862-12-25
- Monat1862-12
- Jahr1862
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.12.1862
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths dn SM Leipzig. M 359» Donnerstag den 25. December. - 1862. » . ll-SSSSS»««' l> -1 > Bekanntmachung. ' Die Herren Prosefforen und Docenten an hiesiger Universität werden hierdurch aufgesordert, die schriftlichen Anzeigen der Vorlesungen, welche sie im nächsten Sommer, Semester 1863 zu halten gedenken, behufs der Fertigung deS LectionS- KatalogeS längstens den LV. Januar LSSL in der Universität-- Canzlet allhier einzugeben. Leipzig, den 12. December 1862. - Der Reetor der Universität. - vr. O. L. Erdmann. Weihnachtsbilder. (Fortsetzung.) V. Ein Weihnachtsabend im Erzgebirge. Welcher Contrast zwischen dem regen Leben einer großen, volk reichen Stadt und der Ruhe in einem abgelegenen kleinen Städtchen! Hier die friedliche Stille, die Selbstgenügsamkeit und dort das Jagen nach raschem Gewinn und nach Abwechslung im Genuß; dies dürften wohl die hervorragendsten Unterschiede sein, die sich auch der oberflächlichen Beobachtung sofort aufdrängen. Wo das größere Glück zu suchen sei — die« ist eine Frage, deren Beant wortung fast immer nur von äußeren Umständen abhängen wird. Der Reiche und Genußsüchtige wird allerdings den Aufenthalt in emer kleine» Stadt als etwas Unerträgliches betrachten; aber um so weniger wird er bestreiten können, daß der Arme dort bei weitem nicht so sehr das Drückende seiner bedauernSwerthen Lage empfindet. Die Weihnachtszeit verändert das Aussehen einer großen Stadt vollständig; auf den Straßen drängen sich überall geschäftige Menschen, denen sich eine noch größere Zahl Neugieriger zugesellt. Lichterglanz strahlt uns des AbendS überall entgegen, verlockend genug seinen hellsten Schein auf die Menge kostbarer Sachen werfend, die zum Verkauf ausgestellt sind. Im kleinen Landstädtchen geht auch zu dieser festlichen Zeit deS Jahres keine auffallende Veränderung vor sich. Die Gasten bleiben öde und leer am Tage und eben so finster wie gewöhnlich am Abend, denn Müßiggänger sind ja dort nur selten heimisch und die kurzen Wege ist man gewohnt, trotz der schlechten Beschaffen heit des Pflasters im Finstern zu finden. Nur am Weihnachts abend findet eine Ausnahme statt, denn da strahlen auch im kleinsten Städtchen, im elenden Dorfe die Fenster Heller als ge wöhnlich; wer eS irgend vermag, der zündet ja auch in der kleinsten Hütte seinen Lieben ein Lichterbaumchen an. Einen Ort aber weiß ich hoch oben in unser« armen Erz gebirge, wo das Christfest heute keinen fröhlichen Wiederhall findet und dorthin will ich Euch führen, Ihr vom Glücke Begünstigten! Wen» Ähr daun einen Vergleich ziehet zwischen jener Trauerstätte und Euren Familienkreisen, wo heute Glück und Jubel einziehen, so fühlt Ihr Euch wohl doppelt glücklich am heimischen Heerde. Gelingt eS mir, dieses Gefühl in Euch recht wach zu rufen, so betrachte ich dies al- meine eigene Weihnachtsfreude, die noch größer sein würde, wenn dann auch Eure Herzen jenen Unglück lichen sich zuwendeteu! Tiefe Dämmerung deckt schon die beschneiten Gefilde, durch welche sich die Heerstraße ziemlich steil ansteigend dahinzieht. Der Bewohner de- Flachlandes muß erstaunen, wenn er die rauhe Weise bemerkt, mit welcher hier im Gebirge der ungastliche Winter austritt. Während drunten in der Ebene Gärten, Felder und Wege vm noch eine ziemlich dünne Schneedecke zeigen, ist hier oben zwischen den Bergen schon Alles fußties im Schnee vergrabe». Die Furchen und Graben aus Feldern und Wiesen find ver schwunden und Me- umher scheint wie mit eine« glatte» weiße» Tuche überdeckt, unter de« die müde Erde ihren Winterschlaf hall will. Die hohen Tannen und Fichten ächzen unter der Schneelast, die sich auf ihren schwankenden Zweigen festgesetzt hat, und den noch ist auch der Waldboden zwischen den Baumstämmen nicht minder von Schnee bedeckt, als draußen da- offene Feld. Alles ist still ring- umher und diese Todtenruhe einer abend lichen Schneelandschaft legt sich schwermuthsvoll auf Herz und Sinn des dahinziehenden Wanderers. Zu andern Zeiten war hier auch selbst mitten im strengen Winter mehr Leben und Verkehr, allein die drückenden Verhältnisse in der Geschäftswelt müssen immer gerade auf die armen Gebirgsgegenden ihre verderblichste Wirkung auSüben. Verstummt ist das muntere Schnurren des Webstuhles, welches uns sonst durch ganze Dörfer und kleine Städte von Hau- zu Haus begleitete; die Klöppelkissen und die Stickrahmen lehnen unberührt in den Winkeln der dürftigen Hütten; die Hände der ' ' igen Arbeiterinnen ruhen gezwungen, aber es ist nicht die Ruhe der Erquickung, nein, eS ist lene verzweifelte Ruhe, die Kummer, Elend und Hunger als ihr gräßliches Gefolge immer nach sich zieht. Noch hat der Winter die raschen Bäche nicht zum Stillstand zu zwingen vermocht, allein ihre Kraft strömt unbenutzt dahin, denn auch die sonst so rastlosen Räder der Spinnereien und Fabriken müssen feiern und die langen, einförmigen Gebäude liegen dunkel und verschlossen in der öden Winterlandschaft. Nicht- auf der Heerstraße zeigt uns, daß wir uns einem be wohnten Orte nahen und die zunehmende Dunkelheit läßt nur noch die rechts und link- am Wege befindlichen Bäume erkennen. Endlich zeichnen sich auf der einen Seite der Straße einzelne dunkle Masten in unregelmäßigen Zwischenräumen von der Schnee- fläche ab. Es macht die- fast den Eindruck eines Kirchhofes und die dunkelen Erhebungen gleichen von ferne schwarzen Leichen- fteinen. Wir treten naher; Grausen erfaßt uns, denn jene schwär en Massen sind die auf einer mächtigen Brandstätte zurückgeblie- euen Trümmer von Gebäuden; also doch auch einem Kirchhofe vergleichbar, denn sind jene Trümmer nicht die Leichensteine mensch lichen Glückes? Die Freude, die einst hier waltete, ist entflohen und in den Ruinen hat ihre finstre Schwester, die Trauer ihren Wohnsitz aufgeschlagen. Es ist ein weites Feld, von welchem die schwarzen Brandtrümmer un« entgegenstarren, aber menschliches Leben ist nicht mehr dort zu finden; die Unglücklichen waren ge zwungen, jene Stätte zu meiden, an die sich vielleicht die schönsten Erinnerungen ihres Leben knüpften. Auch wir schreiten weiter, denn die U»Heimlichkeit jener Räume legt sich mit umnachtendem Schleier auf jede« Gemüth; eS drängt uns, Menschen zu sehen und sollten es wirklich auch nur jene armen, unglücklichen Menschen sein, welche da- vernichtende Element schonuug-loS Hinweggetrieben hat. Weiter treffen wir wohl auf einzelne, im Entstehen begriffene Häuser, allem der unbarmherzige Wmter verjagte die Arbeiter und der Bau mußte eingestellt werden, ehe noch die Mauern de« ge ringsten Schutz zu gewähren im Stände waren. Wie grell stlcht jetzt auch in der Dämmerung des Winterabend- da- lichte Roth , da der letztere» die Natur «it so unerbittlicher Strenge t! gebietet. lFirchtzuug f-V.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite