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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-06-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186706055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18670605
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18670605
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-06
- Tag1867-06-05
- Monat1867-06
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.06.1867
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V höchst erfreut barem. u»d al- »un hei sei»« Ankunft in der Nähe de-Bahnhofes viele Vivo 1'Lmvervur ertönten, nahmen seine Mienen eichen höchst heiteren Ausdruck an, und man sah, daß er sich freute, daß sich daS Bott um ihn herumdrängte. Der Kaiser wäre aber in Folge dieses GedrLngeS beinahe zu spät auf der Bahn ange- kommen. ES war schon 4 Uhr 20 Minuten, alS er dort eintraf. Der Zua war bereit- signalisier und kaum war Napoleon III. auö seinem Wägenge stiegen, so lief der Zug deS Czaaren in den Bahn hof ein. Der Kaiser eilte zu dem kaiserlichen Wagen, der Czaar aber sprang auS demselben heraus, reichte dem Kaiser die Hand und die Monarchen umarmten sich. Hinauf stellte der Czaar seine beiden Söhne dem Kaiser vor. Die Vorstellung der übrigen Per sonen fand in dem EmpfangSsaale statt. Die zahlreiche Versamm lung. worunter viele Rüsten, verfehlte nicht, die wärmsten Hoch- auf Ihre Majestäten auSzubringen. Die Cerrmonie auf der Eisen bahn dauerte ungefähr zwölf Minuten. Hierauf traten die beiden Kaiser und ihr Gefolge auS dem Bahnhofe heraus, um die für sie bereit gehaltenen Wagen zu besteigen. Die Trommeln wir belten, die Musikchöre spielten die russische Nationalhymne und die Truppen, welche bis zum Eingang des Boulevard Magenta auf gestellt waren, präsentirten daS Gewehr. Dem kaiserlichen Zuge voraus ritten zwei Borreiter, dann kamen Lancier-; ihnen folgte der kaiserliche Wagen, in welchem sich der Kaiser, der Czaar und die beiden Großfürsten befanden. Die beiden Kaiser so wie auch die russischen Prinzen trugen GeneralS-Uniform und waren mü den Orden der beiden Nationen geschmückt. Der Kaiser von Ruß land beobachtete die gewaltige Menge, die sich zusammengedrängt hatte, neugierig, und man sah eS chm an, daß er mit dem Em pfange, der ihm wurde, nicht unzufrieden war; eS wurde zwar Nicht viel gerufen, aber daS Geräusch der ungeheuren Menge durste alS Ausdruck der Liebe der Pariser zu ihrem Herrscher gelten. Man rief nicht Vive 1'Lmpereur, sondern Vive RaxolLon l und dazwischen auch, und diese- hörte ich mit eigenen Ohren, vielfach Vive In kologne! Da das Spalier der Soldaten nur bis an den Eingang de- Boulevards gebildet war, und von dort auS nur Municipalgarde zu Pferde und ungefähr 3000 Polizeidiener den Weg freihielten, so durchbrach die Menge bald die Schranke, die man ihr gesetzt, und di« Hunderte von Wagen, die hinter dem kaiserlichen Zuge herfuhren, konnten sich nur mü Mühe durch die AlleS übersiuthende Menge Bahn brechen. Am schlimmste» kam dabei der Kutscher der Marquise de Gallifet weg, der etwa- auf fallend gekleidet war. Er trug nämlich eine gepuderte, gar komische Perrücke, die zu Hunderten von Witzworten Anlaß gab. Man verhöhnte den Kutscher und bewunderte dir wirklich reizende Mar quise. neben der sich ein Officier in großer Uniform, wahrschein lich ihr Gemahl, befand Der kaiserliche Zug fuhr rasch über die Boulevards dahin, lenkte in die Rue de la Paix ein und fuhr über den Place Vendüme, wo sich die Napoleon - Säule befindet, bog dann in die Rue de Rivoli ein, um durch den alten Louvre auf einem Umwege in die Tuilerieen einzufahren. Ich hätte bei nahe vergessen zu sagen, daß hinter dem kaiserlichen Wage» eine Abtheilung Hundertgarden herritt; ihnen folgten die übrigen Hofwagen mit dem Gefolge und den Schluß bildete» zwei Schwadronen Lancierö. Auf dem Boulevard Montmartre erklangen nur einige „Vive". Mehr wurde auf den Boulevards deS Italien- und am Eingänge de- Louvre gerufen, während in den ChampS Elyse'eS, wo sich fast nur feine Gesellschaft eingefunden, beinahe Niemand den Hut zog und sonst völlige Stille herrschte. Im Louvre-Hofe bildeten Truppen wieder Spalier. Dort standen die Garde - GenSd'grmen mit der Mufikbande Ihre- Landsmannes Riedel; auf dem Carouffel- Platze die Dragoner der Kaiserin und im Tuilerien - Hofe Garde- VoltigeurS. Die Mustkbanden spielten alle die russische National- Hymne. Die Kaiserin empfing den Czaaren an der großen Ehren treppe, worauf sich Ihre Malestäten und die Großfürsten m den Privatsalon der Kaiserin begaben. Später wurde dann da- Ge folge vorgestellt. Die ganze Ceremonie dauerte ungefähr drei Viertelstunden, worauf der Kaiser seinen Gast nach dem Elysee geleitete. Dort waren Garde-Jäger ausgestellt. DaS Vive l'Lwpereur! war am Eingänge de- Palastes ziemlich stark. Doch auch dort fehlte die Opposition nicht, denn als man daS: ES lebe der Kaiser! anstimmte, riefen Stimmen: Husl Lmpereur! Ich habe nicht vernommen, daß, außer an der Eisenbahn, noch ander wärts der Ruf: Vive la koloxue! erklang Am Elysee war der Empfang am besten. Dort hörte man auch Hoch'- auf den Kaiser von Rußland in russischer Sprache. ES waren nämlich daselbst eine Maste Rüsten, der größte Theil in Uniform, darunter auch Popen, versammelt. Die russischen Damen fehlten auch nicht. Was daS Gefolge deS Kaiser- anbelangt, so gefiel dasselbe den Parisern ganz gut. Sie finden dasselbe nämlich schöner und ge schmackvoller gekleidet, als ihre eigenen Officiere. die Frühttngsfahrt des Klapperkastens. Glück hat der Klapperkasten bei seinen Unternehmung« »och stet- gehabt, da- größte aber bei seiner FrühliugSfahrt am vorigen Sonntqz, denn der Himmel hatte ihm zu derselben den sonnigsten st»d wonnigste» Tag geschenkt. ES Hab« über 150 Person« »ebft dem Helluraun'sche» Mufikchor all der prächtig« Kahrt theil genommen. Auf dem thüringer Bahnhof hat vor der Abfahrt eine Morgeamustt stattgefundeu. Puuct 7 Uhr setzte sich der Extra- zug, dessen Locomotive mit Guirlanden und grünen Reißern ge schmückt war, in Bewegung. In Corbetha wurde während einiger Minuten ein Borfrühstück genommen. Hier wie auch bei allen Stationen, welch« der Zug berührte, erschallten die fröhlichen Klänge der Musik und die HurrahS und Hochs der fröhlichen Gesellschaft. Als der Zu- Naumburg sich näherte, wehten und winkt« weiße Tücher au« allen Weinberg-Häusern und Billen, welche Grüße die Gesellschaft ber rauschender Musik in gleicher Weise erwiederte. Auf der Station Naumburg wurde daS prachtvolle Banner de- Klapper kastens entfallet und mit dreifachem Hoch begrüßt. Hierauf wurde der Zug geordnet; voran die Musik, alSdann Vorstandsmitglieder deS Klapperkastens, die Herren Hofrath Kleinschmidt, Dlrector Westerholz und Kaufmann Maas, so wie der llebenSwÜrdige Ci cerone zur Bergfahrt, Herr Oekonom Iuvkelmann auS Naum burg, welcher überhaupt sich vielfache Verdienste bei dieser Fahrt errungen. Als der Zug sich unter den Klängen der Musik der Stadt näherte, kamen ihm einige Polizeidiener entgegen, um die Musik, die ohnehin Auftrag erhallen, nur bis zur Stadtmauer zu spielen, zu bedeuten, daß während der Zeit deS Gottesdienste- nicht gespielt werden dürfe, eScortirte den Zug auch zum Bürgrr- garten, wo die Stimmung aber sofort eine andere, eine erhöhte wurde, indem die Elite der Naumburg« Einwohnerschaft, Hnren wie Damen, die Ankommenden mit freudigem Ausdruck empfing. Ein treffliche- Frühstück wurde eingenommen, während dessen die Musik noch zu spielen die Erlaubniß erhielt. Vor der ersten Piece brachte Herr Director Westerholz ein Hoch auf die Stadt Naum burg und deren Einwohnerschaft aus, welche Ovation von einem Naumburg« Bürger mit höchst anerkennenden Worten und einem Hoch auf den Klapperkasten erwiedert wurde. Von hi« aus ging unter dem lauten Schalle eine- Marsche- die Fußwanderung üb« den SperlingSberg nach dem Plateau des KnabenbergeS, wo dem am Fuße liegenden Schulpforta als erster Gruß daS Lied: „Wer hat dich, du schöner Wald " von d« Musik entgegengeblasen wurde. Ern Labetrunk wurde auch hier genommen, und hierauf ging- nach Schulpforta, wo sich Alles im Kreise um daS Banner schaarte. He« Hofrath Kleinschmidt hielt eine höchst begeisternde Rede auf drese Hochwarle der Wissenschaft unp brachte auf ihr fernere- Blühen und Gedeihen ein Hoch auS, da- mächtigen Wiederhall fand und von den Celebrttäten dies« berühmt« Schule mit sicht barem Wohlgefallen entgegengenommen wurde. Eine halbe Stunde spät« kam der Wanderzug in Kös«, in den Räumen de- Mm- llchst bekannten Gasthofs „Zum muthigen Ritter" an, wo eine feine Festtafel stattfand. Hofrath Kleinschmidt brachte den ersten Toast auf den guten sittlichen Geist, der den Klapperkasten beseele, Müll« von d« Werra auf die muthigsten der muthigen Ritter vom Geist, auf die Vorstände deS Klapperkastens. Es wmde als dann noch der Gäste und der Frauen in d« Heimath gedacht und verschiedene andere Toaste gehalten. Nachdem die Festtafel, deren luculltsche Ausführung dem Wirthe zur größten Ehre gereichte, aufgehoben war, ging eS durch die Bucheuhalle nach d« RudelSburg z«. Vo» dieser Burg herab donnerten gewaltige Kauonenschläge und die ganze Umgegend gerieth in freudigste Bewegung, hatte doch die alte Burg ein überaus festliche- Kleid avgethan. Herr Hotelier LouiS Kraft hatte die Beflagaung und innere Ausschmückung der Burg in überraschendster Weise ausgeführt und die Feuer werk«« geleitet, so daß fortwährend die Berge von den Kanonen- schlägen wlederhallten. Vom Wartthurm der Burg wehte ein große Flagge mit de» Farben de- CarnevalS, viele andere Fahnen, so auch eine mit den Leipziger Stadtfarben, flatterten auf den höchsten Stellen de- Burg- gemäuerS. lieber d« Eingangspforte grüßten folgende Worte entgegen: „Willkommen Klapperkasten!" Die Musik spielte beim . Einzug in die Burg den „Tannhäusermarsch" und da- zahlreich anwesende Publicum jubelte dem Festzug laut entgegen, während Kanonendonner «dröhnte. Die Königshalle war für den Klapper kasten resnvirt und sinnreich auSgeschmückt, an der Mitte der hin tern Wand eine geschmackvolle Draperie mit einem kleinen Vor hang im Centrum. Bald begann ein feierlich« Act. Müll« von d« Werra hielt die Festrede in gebunden« Form, welche von einstimmigem begeisterten Beifallsrufe öfter- unterbrochen wurde. Am .Schluß derselben ließ Herr Directoc Westerholz den Vorhang unter Kanonendonner und Musiktusch fasten und so wurde da- wohlgetroffene Bildmß d«S Vorsitzenden de» Klapperkasten- i» reicher Bekränzung enthüllt. Die Ueberraschung und der Jubel war so groß, daß der Gefeinte vor Rührung nur wenige Worte deS Danke- auszusprechen vermochte. DqS Portrait in prächtig« Rahmen nebst d« Draperie wurde d« RudelSburg al« Andenken überlassen. Die ungetrübteste Freude «regte nunmehr ihren Höhe- punct. Ein Schriftsteller, Herr I. Zeitz auS Cambura, feierte durch «in sehr hübsche- Gedicht den Geist de- Klapperkastens und Vr. Müll«, praktischer Arzt m Eamburg, brachte »och ein beson dere- Hoch auf Hofrath Klejnschnndt. Gegen 7 Uhr donnert« die Kauonenschläge zum Abschied und nun ging- zurück nach Kös«. Während d« Ueberfahrt üb« die Saale bei o« ,Fatze", welche*
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