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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187106305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18710630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-06
- Tag1871-06-30
- Monat1871-06
- Jahr1871
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1871
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erschtini» r ' ilr, Nette«. rzt, II künfk» l Wurzeln. >iaschmerz» > Bleich» h Vvigt, ! an: Stage. ndluiiq. i-t, ' icWst, I. II »I inee- gS-Ber gen rc.s ige veröffrnt» ortokoste», »eauflragt, heS Ge lagen der ne 'Reben» in Leipzig. sckäft ihä zurFüh ldr. unter" !e 4ti pari. lstcr- und uch Nepa- ußec dein Souterr. t u. lacktrt stchlcrmstr. v eingelöst Z. Et. l. crpslegung l Tr. !v8tln8 sn ingct rossen »tbeke. en er lpfiehlt lii^ling. Gefecht«, «70 71. leipziger Mitte dcS bewogen, 'nommen« rfach vc.» schüre er» >lk ist di, von allen zeniei nsten erricht im gründlich Vp. d. Vl. r deS hie- e Stunden n, welcke, i mit Ec- r Sprache ist ertheilt Reumarkt. i Conrier- irs annöcg o aveo Io >108 It'^c)lI8 «leniirullo »>rilv stan- Ixv Llon8. Sicumnrlet. nonielehre krp. d.Bl. S>. 5 ir. ped. d. Bl: Erste öeilage M Leipstger Tageblatt und A»;cigcr. 18,. Freitag den :ro. Iun. l87l. Ullramontane Bestrebungen. m. s Als das zweite Hauptziel der irsuitischen Agi- lation wurde die Erringung der Oberherrschaft de» päpstlichen Stuhl» wenigstens Uder die katho lischen Staaten der Ehristenhcil bezeichnet. Auch hier»» liegt rin Borwurf, der Mauchen zu hart und zu weitgehend erscheinen mag, und doch ist derselbe »ich, minder wohl begründet als die früheren. Me innere politische Gefahr, welche unserm Deutschland von dem päpstlichen Absolutismus droht, und die Beeinträchtigung der Souoerainetät der Staaten und der Macht und Rechte der Regie rungen, welche daraus erwächst, ist nicht schwer zu er kennen. Schon früher wurde ausführlicher auf diesen Puncl hingrwiefen, und wir erinnern deshalb nur an die schönen Worte in Döllinger'S berühmter Erklärung über die Berrverstichkeit des UnfehlbarkeitS-Dogina: „Als Bürger muß ich diese Lehre von mir weisen, weil ' firmit ihren Ansprüche» auf Unterwerfurgder Staaten und Monarchen und der ganzen politischen Ord nung unter die päpstliche Gewalt und durch die estnnrte Stellung, welche sic für den Klerus fordert, den Grund legt zu endloser verderblicher Zwietracht zwischen Staat und Kirche, zwischen Geistlichen und Laien. Denn Da« kann ick^ mir nicht verbergen, dass diese Lehre, an deren ,volge da» alte Deutsche Reich zu Grunde gegangen ist, falls sie brr dem katholischen Theile der deutschen Nation herrschend würde, sofort auch den Keim eineö unheilbaren SiechlhumS in das eben erbaute neue Reich pflanzen würde." Aber auch die äußere politische Gefahr ist wohl zu brachten. ES ist, wie Frohschaminer bemerkt, kaum daran zu zweifeln, das; daü Papstlhum und die französische Ration sich von nun an eng ver bünden werden, um ihre verlorene Weltstellung. ihren vollen Einfluß wieder zu erlangen. Diesem engen Bündniß wird in Deutschland stets eine wohl organisirie Partei zur Verfügung stehen, die bereit ist, mrt dem Papstthum und dein päpstlich gesinnten Frankreich gemeinsame Sache zu macken gegen daS liberal gesinnte und protestantische Deutsch land. Wenn auch, wie wir glauben wollen, die Zahl Derer, die wirklich verrälherische Gesinnungen gegen Deutschlandzu Gunsten deS Papstes hegen, nicht groß fein mag, so sind sie doch wohl organistrt, und ein hierarchisches Machtgebot vermag viel im entscheidenden Augenblick. Wenn die Menschen v^zMhtet sind, auf Befehl deS Papste« die cr- larmw Wahrheit, die innerste Ncberzeugung, Frei heit und Gewissen preiSzugcben — werden sie zu letzt dasselbe auf gleichen Befehl nicht auch mit dem Valerlande thun? Jedenfalls bleibt so eine stets drohende und beunruhigende Gefahr inmitten de» Deutschen Reiches, die bei günstiger Gelegenheit acut werden kann. Umgekehrt aber ist cs incht möglich, in Frankreich irgend eine Partei zu bilden, die in ähnlicher Weise Deutschland ergeben wäre und ihre Sympathie in der Zeit der Gefahr bc- thäligen möchte. ^Dieser politischen Gefahr kann, scheint un», nur dadurch wirksam begegnet werden, daß dem katholischen Volke nicht ferner der Papst als unumschränkter Herr und wie ein allgebietender, unfehlbarer Gott verkündet werde. DieS selbst aber ist nur zu erreichen durch Zurückweisung der römischen Papstherrschafl selbst nimmermehr auf andere Weise. Mögen DieS denkende und deutsch gesinnte Männer der katholischen Kirche in Erwägung ziehen und die nölhigen Maßregeln zur endlichen Befreiung von dem römischen Absolutismus de rachen und inS Werk setzen, damit nicht die gegen wärtige Bewegung gegen daö UnfchlbarkeitSdogma sich in nutzlose theologische Zänkereien verliert. Die Zeit drängt, denn bereit« aller Orten wird der unfehlbare päpstliche Absolutismus dem Volke vom KleruS und von den Bischöfen aufgezwungen durch alle hierarchischen Mittel und insbesondere durch Verweigerung der Sacramente u. dal., kurz durch die Gnadenwerre. Gelingt der Hierarchie DieS, wird Dem nicht ein erfolgreiches Ende ge macht, so wird bald die innere und äußere Politik der kathelfischrn Staaten durch dieSacramentS-Spender und - Verweigerer entschieden und geleitet, jeden falls ganz nacy den Sätzen der päpstlichen Encyklica und deS Syllabuö von 1864 geregelt werden müssen. ES handelt sich um eine Lebensfrage der deutschen Ration, und die Gefahr ist größer, als man gewöhnlich denkt. Die Berechtigung der eigenen lleberzeugung und die Freiheit deS religiösen Lebens im neuen Deutschen Reich dürfen für einen fremden absoluten Herrscher, für den Papst, kein RechtStitel sein, einem Theil der deutschen Ration die höchsten Güter und Rechte zu nehmen und den innern Frieden und äußern Bestand deS Reiche» beständig zu bedrohen. Aber die Mittel zur Erreichung dieses Zweckes'? Wo ist die zuständige Gewalt, die in dieser Rich t„ng vorzugehen das Recht und die Macht hat'? Die Antwort wird mit Fug und Recht lauten dürfen: die ReichSgewalt; ihr, d. h. dem BundeSrath und dem Reichstage, steht nicht nur da» Recht »u, sondern liegt ohne Zweifel auch die Pflicht ob. vie Folgen deS Glaubenssatzes von der Unfehlbarkeit inS Auge zu fasten und Vorkehrun gen dagegen zu treffen. Einer der berühmtesten deutschen StaatSrechtSlehrer der Gegenwart, Zachariä in Göttinnen, spricht sich au« vollster lleberzeugung und mit aller Energie in diesem Sinne aus; er behauptet, die ReichSgewalt fei zu der bezeichneten Thätiakeit befugt und berechtigt, selbst wenn die ReicbSvrrfastung nicht ausdrückliche Bestimmungen enthalte, welche sie dazu ermächtige. ES girbl ihm zutolge eine nach Umständen recht weil greifende Eompetenz veS Reichs, die gar nicht ausdrücklich Vorbehalten zu werden brauchte, weil sie sich sogar für ledeS Indi viduum und für jevcS organische Gemeinwesen ganz von selbst versteht, das ist d«e Eompetenz der Selbsterhaltung, die Befugnis; zur Abwehr ^edrr die Existenz und den Fortbestand bedrohenden t^efahr durch Anwendung der dazu dienlichen Mittel, wie eS die Römer schon zum natürlichen Rechte aller Völker machten: ut vim an,uv inzuriam propub, min«: denn vii» vi i-vpollvro vmnv«» log,>8 un»>>ai,av zur» za-mniltunt. Wie im einfachen Siaaie daS Recht der Roth- wehr deS Einzelnen ans die Fälle zu beschränken ist. wo der vbngkeitlickw Schutz nicht gegenwärtig oder nicht ausreichend ist, so ist auch im zusammen gesetzten, namentlich im Bundesstaate, von selbst vie natürliche Scheidung gegeben, daß Alle«, was zur Wahrung deS RechiSzustandeS und zur För derung der Wohlfahrt in einem Einzrlstaate ge hört, lediglich Sache dieses EinzelstaateS selbst »st, so lange die demselben zu Gebote stehenden Mittel auSreichen, daß aber bei einer gemeinsamen, den Gesammlbestand oder alle Glieder deS Gesammtkör perS bedrohenden Gefahr die Organe derEentral gewalt ebenso berechiigt wie verpflichtet und also eompetenl sind, die zur Abwehr einer solchen Ge fahr erforderlichen Maßregeln zu ergreifen und damit de» einzelnen Bestan dt heilen deng-nigen Schutz zu gewähre», welchen sie sich in ihrer Ver- einzclung entweder gar nicht oder nur in Mangel hasier und unzureichender Weise würden verschaffen können. Ganz gleich steht natürlich der Fall, wo die gemeine Gefahr durch Handlungen von einzel nen Regierungen selbst begründet wird, wen» auch dieselben nicht dlrecl gegen ein BunveSgesetz verstoßen oder Etwas gethan hätten, waö in der Eompetenz deS EinzelstaateS nicht enthalten wäre. Dieser Grundsatz von dem Beruf der Eentrgl- gewalt zur Abwendung gemeiner Gefahr ist nicht neu. Die schweizerische Eidgenossenschaft hat im September 18 t7 die Entfernung der Jesuiten ans den Eantonen Luzern, Schwyz, Freiburg und WalliS beschlossen, obwohl sie nach der damals bestehenden Verfassung der Schwerz zu solchem Befehle an sich nicht befugt war, th-nn erst die schweizerische Bundesverfassung von 1848 hat als bundeSgesetzliche Norm ausgestellt, daß der Orden der Jesuiten und die ihm verwandten Gesell- chasten in keinem Theil der Schweiz Aufnahme tiivr» sollen. Die lagsatzung von I8> / aver enl- chlvß fick zu der wichtigen Anordnung, die Jesuiten auSzr,treiben. weil sie in dem Verbleiben derselben eine gemeine Gefahr erkannte, und sie handelte in dieser Beziehung wahrhaft patriotisch und zur Sicherung der VvlkSwohlfahri. Die UnionSgcwalt in den Vereinigten Staaten war eigentlich auch nicht compelent, die Frage der Silaverei, welche nur die betrestenden Etnzelstaaten anging, in daS Bereich ihrer Thätiakeit zu ziehen; als aber auS dieser Frage allmäiia eine große und allgemeine Gefahr sUr die gesammre Union zu erwachsen drohte, da besann man sich in 'Washington nicht lange, sondern ergriff >tm Jahrp 1862) die be kannten Maßregeln zur Aushebung der Sklaverei — zum Segen der Gesammihcit. So wird Venn wohl auch der deut schcn Reichs- gemalt daS Recht nicht bestritten werden, da« Dogma von der Unfehlbarkeit und seine staats rechtlichen Eonsequenzen tn Obacht zu nehmen, da «ine gemetne Gefahr für Deutschland tn demselben liegt oder auS demselben entspringen kann. Und hoffentlich wird die ReichSgewalt ihr Recht wahren und ihre Pflicht erfüllen zum Heile deS GesammtvaterlandeS! Tagrsgeschichtlichr Urbrrstcht. Die „Rordd. «llg? Ztg." sagt: Vielfach ist die Frage erörtert worden, ob vie Frankreich von Deutschland auferlegte KriegScontribution zu hoch sei oder nicht, ob jene- die lEst der fü» Milliarden zu tragen im Stande sein werde oder nicht. Die Einen bejahten die Frage, die Andern verneinten sie, wieder Andere waren zweifelhaft Jetzt dürfen wir dieselbe für völlig erledigt halten und zwar durch da» Programin, welche« Herr ThierS vor der Rattonalversammlung in Versailles zunächst in Betreff der Anleihe und der Finanz läge Frankreichs, dann in Bezug auf die Znkuns derselben überhaupt entwickelt l-at. Frankreich ist ohne Zweifel aenöthigt, sich sparsamer einzurichten als dt«her. ES hat die Erträge seiner HülsS quellen zu steigern und aiidererstilS sie möglichst zusammen zu Hallen. Gleichwohl denkt Herr ThierS nach jenem Programm nicht entfernt an Verminderung der Armee oder der Flotte, an denen doch am meisten zu sparen wäre. Im Gegenthcil, er will beide wieder auf den früheren hohen Zuhlenstand gebracht und auf demselben erhalten misten, ja er will da- Heer durch eine Reserve von 800,666 Mann verstärkt haben. Wir ervlicken darin den deutlichen Beweis, daß man in den Kreisen der Versailler Regierung den Gedanken, daß Frankreich zur Beherrschung En ropa- berufen sei, noch keineswegs aufgeaebrn hat und das; man nach wie vor an der Redensart festhält, die bei Gelegenheit der Rundreise deS Herrn ThierS im letzten Herbst die Hoffnung und daS Selbstgefühl der französischen Polttiker au« drückte: „Europa will seinen Herrn nicht wech seln."(!1) Run aber, wenn dte französische Re gierung dasselbe Militairbudgrt wie vor dem Kriege aufzustellen gedenkt, wenn die Franzosen, wie e« cheint, ohne zu erliegen, unter Verhältnisse» »n- zünftiger als die früheren, die alte Militairlast vertragen zu können glauben, so muß die ihnen abverlangte Eontribution eber zu niedrig als zu rock bemessen gewesen sein. Ferner aber: nirgends lst Fraiikreich gesährdel oder bedroht, und verräih die Absicht zu so form,dabler Rüstung offenbar aggressive Gedanken, so ist tbre Aeußerung einer Drohung für die Rachbarn gleich zu achten. AuS >eiken Gründen sälll. unseres Erachten«, >ede mo ralische Verpflichtung hinweg, in Sacken der Eon tribution Racksickt zu üben. Wie vfsiciöo verlautet, soll r« in der Absicht der RcickS-Regierung liegen, zum Schutze der deutschen Grenze und der deutschen Küsten umfassende Vorkehrungen zu treffen. ES liegt zwar nicht entfernt die Gefahr ein,-« erneuten Krieges vor und steht eine solche bei der gänzlichen Ver wirrung aller französischen Verhältnisse voraus ichtlich auch in Jahren nickt zn erwarten, allein >ie erwähnten Maßregeln erfordern andererseiiö zu ihrer Ausführung ebenfalls eine Re'he von Jahren, und Deutschland darf sich von den Er- eignisten unbedingt nickt wieder gleich unvorbereitet überrasche» lassen, wie eS «hatsächlich in Beziehung auf den Schutz seiner Häfen und Küsten dura, den letzten Klcieg vollkommen überrascht worden st. ES wird sich für den Grenzschutz dabei z» nächst uin den Entwurf und die Feststellung eine» umsastenden Plane» handeln, wozu mit Straß bürg ia bncilS auch ein Anfang gemacht worden ist. Der Verstärkung der Werke dieser Stadt und Ser Erhebung derselben zu cinem durchaus nach den Grtindsätzen der neuere» BefestigungSkttiist auSgesührlen großen Eentralwafsenplatz wird gdoch dem Vernehmen nach die Ausgabe mehrerer der mit übernommenen kleine» festen Plätze gegenüber stellen. Für die Hafen- und Küste»-Befestigungen liegt dagegen ein fertiger und umfassender Plan bereits vor und wird eü sich für die Ausführung desselben höchstens nur »ock nm einige durch die Ersah rungen deö letzten Krieges bedingte Modifikationen handeln. Als zuverlässig gilt, das? die iin Ver lauf deS letzteren anSgesührlen provisorischen Werke bis zur Fertigstellung der permanenten Befesti anngen und Küsten-FortS erhalten bleiben sollen. AIS eine fernere beschleunigte Ausgabe wird be zeichnet, daß die Artillerie AnSrüstiing der Küsten Befestigung- Anlagen mit der ausreichenden Zahl der neuen schweren Marine Geschütze auch für die weiteste AliSdehnling derselben sicher gestellt wer den sott. OS EttenSauirn schon gleich Sei der ersten Anlage der Häfen und Küsten Befestigung eine Anwendung finden werden, verlautet noch nicht, und scheint nenerdingS deren Ausführung übeihaupi nicht mehr mit der gleichen Dringlich keit wir noch vor einigen Jahre» befürwortet zu werden. Rächstvem bleibt »och die irgend mög liche Beschleunigung der Hasenbauten und der inneren Anlagen derselben zu erwarte», da sich während deS letzten Krieges gerade in dieser Be zichung die anfsälligste Schwäche deS zeitigen Stande» unserer Marine Aiistalten kundgegeven hat. Im Bundeskanzler-Amte bereitet sich ein« un gemein rege Tlläligkeit vor. ES handelt sich um all dte vielen AiiSfüllrungSbestililinlingen. welche sich au« den Entschädigung» ge setzen ergeben und mehrfach ungemein verwickelte Erhebungen veranlassen; andererseits ist angeordnet worden, das; die Bundesregierungen über den Eingang der von Frankreich zu leistenden Zalllungrn und ihre Verwendung zu Gunsten der EiitschävigungSgesetze wie bezüglich der Reservirung zu geineinsimiei, Ausgaben fortlaufende Mittheilungcn erhalten, wie die» von mehreren Bundesregierungen ge wünscht worden ist. Im Weiteren sind nach den Beschlüssen de» BundeSratheS Erhebungen im Gange, um die VergütunjzSsätze für die während deS Krieges von den verschiedenen Gemeinden ac stellten Fuhrwerke zu verbessern. ES ist sehr wahr scheinlich, daß 'diese Sätze, wenn sie einmal fest- gestellt jstnd, nachträglich für die iktzigeu Kriegs leistungen bezahlt werden. Zur Beihülfe für Reservisten und Land wehrmänner, welche durch ihre Einziehung zur Fahne in ihren Erwerbsverhältnissen besonders schwer steschädigt worden sind und zur Wiederaus nähme ihre« bürgerlichen Berufs einer Unterstützung bedürfen, sind auf Antrag der ReichSregierung vom ReichSiage 4 Millionen THaler bewilligt worden welche auf die einzelnen Staaten »ach einem ver einbarten Maaßstabe veriheilt werden. Die preu ßische SiaatSregieruiig, schreibt jetzt die „Proo. Eorr.", hat Anordnungen getrosten, um die un verzügliche AuSsührung der wohllhäligen Absicht deS GesitzeS in Preußen unter Mitwirkung der Provinzialstänvc zu sichern. ES soll der größte Theil deS auf Preußen fallenden Betrage« alsbald auf die einzelnen Provinzen veriheilt, der Res aber zu einer späteren Ausgleichung Vorbehalten werden. Al« Maaßstab für die Veriheilung soll da- Verhältnis; zur Anwendung gebracht werden in welchem in den einzelnen Provinzen Officiere Aerzte und Mannschaften deS Beurlaublenstandeü zu den Fahnen einberusen worden sind. In welcher Weise die Unterverlheilung der Beträge in den Provinzen zu bewirken und die Prüfung der An sprüche zu regeln sein wird, darüber soll den Pro vinzialständen die Beschlußfassung überlasten sein ES sollen zu dem Ende provinzialständische Eom Missionen gewählt werden, welche unter dem Bor sitze de» Over-Präsidenten den Maaßstab für die Unterverlheilung feststrUen, diese selbst bewirken und dir Organe für die Prüfung der Anträge und für die Bewilligung der Bcihülsen bestimmen und diese mit den nölhigen Anweisungen versehen sollen. ES werden wohl die nack dem Gesetz von 1866 iberall bestehenden UinerstÜtzlingS Eviiiuiissionen, welche mit den Verhältnissen der Landwehr- und Reserve Familien bekannt sind, alS vorzugsweise zeeigneie Organe erscheinen.) Die Veihülsen dürsten n der Regel in Form von Darlehen, nur in dringenden Fällen als Schenkungen zu gewähren ein. — Um eine möglichst schnelle und wirksame Abhülse de» unter den entlassenen Weh,pflichtigen obwaltenden RvthstandeS herbeizufübren, soll ven großen Städten, in welchen da« UnterstützunaS- ,edürsnls; am größten sein dürfte, ihr nack der Be- vöike,u»g bemessener Antbeil unmittelbar über wiesen und ver Verwendung durch die städtischen Behörden überlasten werden. Die große französische Anleihe, welche unter den gegenwärtigen Verhältnissen über die Dimensionen einer Finanzoperalionbinauögewachse,, war und rin gewisses politisches Interesse bean- pruchte, ist nach den vorliegenden Telegrammen ogar mebrfack Überzeichnet worden. Wünschen wir, daß diese Rachrichr nickt zu den gewöhnlichen Börsen manövern gehöre, welche bei solchen Gelegenheiten nur zu oft i» Scene gesetzt werden; dann würde ich immerhin in diesem Erfolge ei» 'Vertrauen in die Finanzlage Frankreich« auSsprecken, von welchem nur als zweiter Wunsch bleibt, das; die Zukunft eS rechtfertigte. Die französische Regie rung hat sich wie eö scheint — bemübt, vor den, SubscriptionStage alle Bedenken zu beschwich tigen, die hinsichtlich der internationalen Be Ziehungen de« Lande« etwa obwalten möchten. ES ist nickt zu verkenne», das; dieser finanzielle Erfolg in den französischen RegierungSkreisen alü ein Ver trauensvotum anfgefaßt werden wird, welch,'« eine gewisse Erinntbigung in sich schließt und i>» Ganzen bei den bevorstehenden Wahlen eine neue Bestati- zung erhallen dürfte An einzelnen Opposition« candivalen wird eü allerdings nicht fehlen. Herr Gambctla hat sich der Demokratie sowohl von Paris wie von Marseille zur Verfügung gestellt, aber im Ganzen wird daS Ergebnis; der Wahlen kein solche« sein, welche« Regierung und Kammer- majoriläl auS der gegenwärtig eingeschlagenen Richtung drängen könnte. Die kaiserliche Parier scheint sich durchweg ablehnend und zilwartend zu verhallen, denn auch Herr v. Vagnerronni^re, der bekannte französische Diplomat, hat die Annabme eines Mandat« in einem Schreiben an dir Wähler in den Departements abgelehnt. Die nichlsranzö stschr Presse stimmt nickt allgemein in da« llrtheil ein, welche« der größte Theil der Pariser Journale dem von Herrn ThierS entwickelten Fiiiaiizplan gezollt Hai, und ist eS namentlich die „Ti'ncv", welche, wahrscheinlich erschreckt durch die angekün- digten Zollerhebungen, demselben kein günstige« Prvguvstlcon stellt und besonders auf die noch in Aussicht zn nehmende» ferneren drei Milliarden h nweist. ES wird immerhin schwer sein, henio ein Unheil über Dinge zu fällen, deren Eintreten nach Jahren obencin so wesentlich von den inneren Verhältnissen Frankreich« wie von seinen an« wärtigen Beziehungen beeinflußt sein würde. Die Angabe, das; die deutsche Regierung der beabsichtigten Heerschau Hindernisse in den W>g gestellt habe, weil die Zahl der m Pari« zu saiiiinengkzogencn Strritkräsle größer sei, alö in de», Vertrage vereinbart worden, wird vom Eor respondenten der „Tiineü" in Versailles mit Be- stimmiheit in Abrede gestellt. ES ist nickt mehr als billig, sagt dieser Gewährsmann weiterhin, zu erklären, wa« auch die gegenwärtige französische Regierung mit ehrenhafter Offenheit einräiiml, das; seit Abschluß deS Friedens die deutsche Regie rung sehr wenig Grund zur Klage gegeben. L a« bittere Gefühl ln Publicum und Presse äußert sich allerdings in niancherlei unwahren Bebauptlingen, wie z. B. daS Gerede, das; von Berlin au« die Eommune begünstigt und der Aufstand mit Jubel begrüßt, ja sogar unterstützt worden sei ; allein die Regierung deö Herrn TbierS spricht die Deutschen von itder Schuld in dieser Beziehuna vollständig frei. Rur bet einer Veranlassung ist seit dem FriedenSschlus; die Gefahr von u»ange- nehmen Verwickelungen hcrangetreten, und daü war vor vierzehn Tagen. Der genaue Sachverhalt dabei ist folgender: Herr TbierS, der bereit« um 5» Uhr Morgen« Audienz ertheilt und über Haupt sehr wenig schläft, hat die alle Gewohn heit, sich um 6 Uhr RachmitlagS zu Bette zu legen und bis »«8 zu schlafen, wo er dann a'?- steht und fick anzieht, um argen 8 llhr zu dinir».,. Während er eine« Tage« dieser Siesta pflegte, lies ein ärgerliches Telegramm auü Berlin ein, nach welchem die französischen Truppen außeihalb der Hauptstadt die Grenzlinie den preußischen Vor Posten gegenüber überschritten und biö aus sünszig Schritte an die letzteren herangcrückl seien. 'Wenn sie nicht vor Mitternacht zurückgezogen seien, hieß eS. so werde Fürst Bismarck den Befehl ergehen lassen, anzugrrisen. Die Rachricht fiel am Vor alxnd der Ausgabe einer neuen Anleihe wie eine Bombe rin; allein trotzdem wurde ThierS ven seiner Umgebung nickt geweckt, sondern InleS Favre telegraphirte sofort nach Bcrlin und cr» suchte dringend um Mäßigung, da die Versailler Regierung keinerlei Kenntnis; von dein Vorfälle have, der icdenfallS aus einem Jrnhuin beruhe. Unglücklicher Weise waren die sonst stets bei ThierS -commandirlen Ordonnanz Officiere gerade nicht zur Stelle und der Regen floß tu Ströme», so daß man sich entschließen mußte, einen nicht militai rtscken Boten im geschlossenen Wagen an Mae
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