Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-08-16
- Sprache
- Deutsch
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- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-187108161
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- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18710816
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1871
- Monat1871-08
- Tag1871-08-16
- Monat1871-08
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.08.1871
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nrerges ich ne ome ist und e, ingle» aufopsk, Verstorh Aamen tei»b«ch1 lner. fi»ö iperaim Gaffer- IZ«s 2«s -U« 8MI! ver-.1 lh. do. l». do. 15, 'rlüi-foiS nd. do. Llldlvje-i d. ckzde^ l- do. IW _ da. 7/-,.! - dd. 1 fl -1 äien. 5,»n d«.! i7'/«, de. do.« «««ir>>,, > Didaii.^ -Aclien 155'^ do. do. iriinAn do. i. 76, Oestmkilj Sachs. Hn -, Wie» »rg kurz ^ >ank-Me»! . 101, r 5.9'/., au 109' j.! sen-, ' uk-, Tendenz:-. », 14 ilngns kona, 77', -. AiW»! pr. >ember - tzn 1. Tendenz:-1 Ar-, pr. d.- srplbr. - )ctober — gr,pr.W« -. Tendenz - - M. 27'/, tober-^oeaidl ., «IndiH. —,i . August 16 ^ Wilhelm ist rs I ein.qelrch'en M> Aushebung der! n dort derichln j ». - Am Ber- >lera sind seüent > orsichlSmaßregelil akore Romanos neuen päpstlichen I skopal. Zn der I rbtgen im Mzi-I besondere sein»! :ineS Iubiläuwtl urchlSbezeigungelll Ermahnung, M> S, fllr den Siiz^ ll zu beten. a Bounaul, ».I g- Siephout. a. M., St. Hall -. Wie», Holet;! itz, weißer Schwu.1 iu. H de Mo-ie! achstedt, und in a Medewitzl-s Wald, ck. a. Zwickau, ad Postrath a. Dai»I l, Miilln» Holet! >erlin,Hdeva»im.I H 1 Nordd Hei.1 »o'ha, H ; Pol^ srichkist täglich such 6', Uhr. s z^cNn n» Lwcdllto» Kcha-uiSgaste 1/L. ^Aedaernir /r chüttua. ItraMud« d. Redaaiou »««r,»»°» n-, > udr »»»«« »»n 4-K nur. dei für vir »ächst- dmner bcsrimmrcu , » dm Wochentagen ' ^1M Nachmittags. lWgrr Anzeiger. Amtsblatt dcS König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadl Leipzig. Auflage VOOO. Xdovnementtpret» Bterteliükrlicb l Tt tr. 7'/, Nar^ tncl. Bnugertolm 1 Lblr. IO 9tgr. Znsccate die Spallzeile IV« Lectainca unter d. Rrdactlouostrtch die Spaltzcile 2 Ngr. /itlalr Otto Klemm. Unwersttälsslraste 22, Local-Comptoir Hainstraste 21. Mittwoch den 16 August Ml. Bekanntmachung. Nach der KirchenvorstandS- und Synodalordnung vom 3o. Mär; 1868 scheidet die Hälfte der Glieder des Kircherworstanbes zu Ll. Thomä demnächst aus, und ist durch die Kirchengemeinde »'za wählen. Ltiininbcreckiigt bei dieser Wahl sind alle selbstständigen Männer rvangetisch- siherischen Bekenntnisses, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, verhciralhet oder nicht, mit Aus hau solcher, die durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, rä> nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergerniß gegeben haben, oder von dem Stimm st« bei Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Der von seinem Stimmrechte Gebrauch machen will, hat, laut der KircheuvorstandSordnung, rst sich aarumklden. Solche Anmeldungen, schriftlich und mündlick, werden von» 24. d. Mts. bis 2. September »genommen, und zwar a) in der Sakristei der Thomaskirche von 9—11 Uhr (Sonntag ausgenommen), d> im Saal der alten Waage, Markt 4, 2 Treppen, von 9—12 und von 3—6 Uhr. )a schriftliche» Anmeldungen, die während derselben 10 Tage zu jeder Tagesstunde vom Pfarramt kl. Thomä angenommen werden, lst genaue Angabe über folgende 4 Puncie noihwendig: 1) Lor- Auname, 2 Stellung, Gewerbe u. s. w., 3) GebunStag und Jahr, 4) Wohnung. Hoch bemerken wir, daß zur ThomaSkirche die West- und Südhäifte der Stadt cingcpfarrt ist, > dag die Hamskaße und Petersstraße nebst allen westlick davon gelegenen Quartieren, ferner die Lnchsgrsie mit Mm, was südlich davon liegt, zur Parochie St. Thomä gehört. M fordern hiermit die evangelisch-lutherischen Einwohner Vieser Stavtlheile auf, sich innerhalb angWienW. und spätestens biS zum 2. September anmelden zu wollen, und-bitten ,MzaMche Ausübung dieses für die Selbstverwaltung der evangelisch-lutherischen Knchen- unM belangreichen Rechtes. Ühziz, 15 August 1871. Der Kirchenvorstand zu St. Thomä. 1). Leckler, Pastor. Bckanntm»chinisi, Vorsichtsmaßregeln gegen die bbolera betreffend. Die Eholera ist von Osten nach Westen im Lorsckreiien begriffen und bereits innerhalb der snnztii des Deutschen Reichs aufgetreten. Diese Thalsache mackk es uns, obschon der Gesundheits- pßand unserer Stadl zur Zeit als ein günstiger bezeicbnel werden darf, doch zur Pflicht, Borsicbls- «gregeln zu treffen, welche nach dem Urtheile Sachverständiger dem AuSbruch von Epidemien, ins- londnc der Eholera, soweit möglich, entgegenzuwirken geeignet sind. Unter dem Bestach ärztlicher Autoritäten haben wir daher, indem wir uns Weiteres Vorbehalten, W beschlossen, die Des.nfeclion der öffentlichen Schleusten und der noch vorhandenen übel aus- nstenden Gräben und sumpfigen Stellen unseres Stavigebietes, deren Beseitigung für letzt unmöglich ß, rorzilnehmen unv zwar unter Anwendung der Süvern'schen DeSinfecNonsmpsie, welche sick nach »n rnge-elllm sorgfältigsten Beobachtungen rm neuen städtischen Krankenhause seit dessen Eröffnung, »ie in den Miluarr-Lazarech-Baracken seit deren Bestehen, also während eines Zeitraumes von neun nnoten, vorzüglich bewahrt hat. Der beabsichtigte Zweck, gesundheitSnachtheilige Einflüsse nach Kräften von unserer Stadt fern haben, kann jedoch nur dann vollständig erreicht werden, wenn uns von unseren Mubürgern M>ge Unterstützung zu Theil wird. Bei dem hier waltenden und oft belhästglen Gemeuisinne lfm wir dies um so mehr erwarten, als die Opfer, die der Einzelne in seinem eignen, wie im eweinen Interesse sich aufzuerlegen hat, verhällnißmäßig nur unbedeutende sind. 9» dieser Erwartung empfehlen wir dringend: 1) die Abtrittsgruben mit thunlichster Beschleunigung räumen und die geräumten Gruben ebenso wie die Latrinenfässtr jedesmal nach deren Entleerung, inglerchen die Abtrilts- schlole, und diese zwar öfter wiederholt, dcsinsiciren zu lasten, st 2) in den Gasthöfen sowie auf den Bahnhöfen ist die DeSinfection der Abtritte selb möglichst ofe zu wiederholen. Nickt weniger ist 3) die DeSinfection der in den Höfen vieler Grundstücke befindlichen, meist nur leicht ver deckten Abflußrinnen geboten. 4) Durch die Hocbwäster dieses Jahreö sind die Keller vieler Grundstücke unter Master gesetzt und dadurch in denselben gesundheitsnachtheilige Folgen hervorgerufen worden. Die zu deren Beseitigung nothwenvige DeSinfection wi,d leicht und ohne große Kosten durch Uebertünchung der Fußboden, Wände und Decken mit Desinfectionsmasse erfolgreich bewirkt. Eine solche ist ganz besonders angerathen. 5) Die Besitzer gewerblicher Etablissements, wie z. B. Gerbereien, Schlächtereien u. s. w., deren Abgänge in FLulniß übergehen, werden auf die Rothwendigkeil der DeSinfection solcher Abgänge bingewicsen. Um aber im Interesse dcS (VesundheitSzuftandeS unserer Stadt eine möglichst vollständige Wirkung zu erzielen, ist eS geboten, daß überall dieselbe DeSinfec- tionSmaffe angewendet wird. Da nun die auf öffentliche Kosten vorzunehmenden DeSiusectiouen mit Süvern'scher Deöinfec- lionsmaste bewirkt werden, so fordern wir unsere Mitbürger auf, 6) bei Vornahme der umer 1—5 vorstehends gedachten Desinfektionen ebenfalls die Süvern'sche DrsinsectionSmaffe in Anwendung zu bringen. Dieselbe ist von den Herren Heins in Huch L Röder zu beziehen, und wirs von denselben wegen ihrer hiesigen Gesckäftslocalitäten, sowie wegen der von unS mit ihnen vereinbarten Preise und der speeiellen Gebrauchsanweisung caS Weitere bekannt gemacht weiden. Endlich bringen wir 7) die auf die Reinigung der Straßen sich beziehenden Vorschriften zu pünktlichster Rach achtung in Erinnerung. Leipzig, den 8. August 1871. Der 9katl> der Stadt Leipzig. Or. Koch. Jerusalem. Bcku»litmach»nq. Neuerlich wiederholt vorgekommene Beschädigungen von dem .öffentlichen Interesse dienenden Gegenständen veranlassen uns, hiermit auf die Bestimmung des tz. 301 des Strafgesetzbuchs für das deutsche Reich: „Wer vorsätzlich und rech S vidi g Gegenstände, welche zum öffentlichen Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege, Plätze oder Anlagen dienen, b. schädigt oder zerstört, wird mit Gefängnis; bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe bis zu Fünfhundert Thalern bestraft" ausdrücklich binzuweisen mit dem Bemerken, daß wir unsere Wacken angewiesen haben deshalb strengste Aussicht zu führen und Solche, welche bei einem derartigen Vergehen betroffen werden, sofort zur Haft zu bringen beziehentlich zu deren Bestrafung an das Königliche Bezirksgericht abzugeden. Leipzig, den 14. August 1871. Der Rath der Stadt Leipzig. I)r. Koch. Reichel, Res. Bckmliitlimchulig. Zur Ausfüllung am Achsenwehre an ter Frankfurter Straße wird Schutt und Füllmaterial angenommen und daS volle, mindestens 8 Kudit-Ellm haltende Fuder mit 8 Rgr. bezahlt. Leipzig, den l«>. August 187 l. Des Raths Deputation zur Waffcrregulirung. üknes Theater. biM ts. August. Indem wir unsere kritische "älipliv. mit dem heutigen Bericht wieder auf- nien, linnen wir weniger unsere Freude darüber Mücken, baß wir in der Zwischenzeit nur eine lfch Nvßlose Epoche Leipziger Theaterleitung ver- '»M haben, als unser Bedauern, daß die lmttm, auf Rechnung des HundslagSgestirns !nnp du Sanerngurkenzeit hin, ein Repertoire glimbir einhalten zu können, welches in künstle- !usck>n Hinsicht nur als Llisöre ouverte betrachtet »erben lm. llnser kritischer Stellvertreter hat inzwischen mit der nöthigen Energie die Würde der Kunst und des Instituts gegenüber den Ver irrungen der Direktion hervorgehobcn und ge währt, und da überdies die gestrige Ausführung eine Wendung zum Bessern bekundet und die An kündigungen der Direclion ein Repertoire in Aus sicht Men, welches wieder in künstlerische Bahnen ^ einleokt und die Aufführung zahlreicher Novitäten - verheißt, so könnten wir Gras wachsen lasten über diese lrauriche Zwischenepoche, wenn wir nicht MN M spätere Wiederkehr derselben noch einen aMrilckliiten Protest für nöthig hielten. Dem Leipziger Theaierpublicum 1 l Ofsenbach- vorstellungen im 'Neuen Theater in vier Wochen IznzuMtben, einen Offen bachcnklus, der als ein Inmischel Hörspiel zu dem beavsichligten Mozart- IknllnS erscheint, das ist eine Kühnheit, zu welchem lsich leine der fiüheren Direktionen emporgc- s schwingen hat. Zum Ueberftuß wird aus diese Iden Magen verderbenden Gerichte noch ein Knaack Igeßkl mit den albernsten Wiener Posten, und da Ich»» daS vorausgehende Gastspiel deS Herrn Döring und der Frau Frreb-Blumauer »rS ei» zum Theil sehr abgestandenes Repertoire brachte, so war mit kaum einer oder zwei Unterbrechungen im Leipziger Schauspiel fast nur lbn Schwank und die Poste vertreten und zwar IM in ihrer frivolsten, theilS in ihrer albern- lie» Gestalt. Wir können diese Einseitigkeit nur Ihkl-gen, um so mehr, als sie einer Planlosigkert li» der Leitung zum Verwechseln ähnlich sieht. Ilenu der Sommer da- Gastspielunwesen durch- lal unerläßlich macht, während schon Monate »hn da- Repertoire durch fortwährende DebütS I inktrirende Unruhe versetzt war. so ist ooch wesentlich i Ziärlkizu beobachten, waS wir brr Direktion für v,e kZ-lnst dringend anS Herz legen. Einmal wüsten Id« sich abiösendrn Gastspiele verstdiedene GenreL »mme» »nb nicht alle nach einer Seite, wie dies mal rach derjenigen der burlesken Komik hin, gravuiren. Dann aber erfordert es die Würde - ernes Instituts, wie vas Leipziger Theater, daß es nicht, gleich irgend einem Vo.stadtlheater, von den i Gastsptelern ausschließlich deberrscht wird und das' Gepräge erhält, sondern neben den Gastspielen noch rmmer ein selbstständiges Repertoire sort- führt, das gegen iede Einseitigkeit ein Gegen gewicht bietet. Wenn die Herren Virtuosen in der Eile, die Weide abzugrasen, hierauf nicht ein- gehen wollen, nun aut, so werden wir sie auch entbehren können. Wir wünschen der Direclion, daß sic von jetzt ab ihre künstlerischen Absichten klarer an den Tag legen und glücklich durchführen j möge; Publicum unv Kritik sind gern bereit, Gcneralpardon zu ertheilen, sobald sie nur nicht dem Glauben an Unfehlbarkeit gegenüberstehen, der in jedem kritischen Tadel eine Majestälsbe- leidigung erblickt und den Weg zur Besterung versperrt. Die gestrige Aufführung des fünfactigen Trauer spiels: „Timoleon" von Hans Marbach fand eene freundliche Aufnahme. Die Darsteller wurden nach mehreren Acten, der jugendliche Drchter am Schluß heroorgerufen Wir haben das bereits im Druck erschienene W.-rk in den „Blättern für lite rarische Unterhaltung" besprochen und können, da die Aufführung unser damaliges Unheil nur be stätigt hat, im Wesentlichen auf dasselbe zurück- kommen. Was die Wahl deS tragischen Stoffe- betrifft, so müssen wir unsere Einwendungen gegen anute Stoffe auch hier wiederholen Letztere haben den großen Vorzug, daß sie den Confüct in der Regel klar und scharf formuliren, daß die Einheit der Handlung durch den Stoff mitgegeben ist. Die conipltcirleren Eultur- und Siam-verhältniste der Gegenwart erschweren die Vereinfachung der dra matischen Handlung und verlangen in der Moli- virung meistens ein wertere- Zurückgehen. Doch jener Vorzug der Vereinfachung der Handlung wird theuer genug erkauft durch die Fremdartig keit der Eulturvoraussetzungen, welche auch' be stimmend auf die Hantlung selbst einwirken. „Timoleon" ist nun wesentlich auch rn seiner geistigen Bedeutung ein antiker Stoff, ähnlich wie BrutuS. Man muß wie ein Grieche und Römer empfinden, um so gänzlich im L-ben deS Staate- oufzugehen, wie diese Männer, um ihre Hand lungSweise begreiflich zu finden Solche Gipfel- punc e deS Palrioti-muS sind unserem moternen Empfinden unerreichbar. E,n Vater, der fernen Sohn zum Tode veruriheilt, ein Bruder, der seinen Bruder ermordet aus Patriotismus, sind antike Helden, die unserem Gefühl nicht sym pathisch sind Denn wir stellen so innige Bluts Verwandtschaft höher als das Pathos des Staats. Der Dichter hat indeß den Stoff, wie wir bereitwillig anerkennen, auf eine Grundlage von allgemein menschlicher Gültigkeit gerückt; er hat die hohlen patriotischen Declämationen vermieden, zu denen derselbe herausfordert; er hat seinen Charakteren Timophanes und Diogenes Reflexio nen vcn großer Tragweite in den Mund gelegt. Freilich klingen diese Reflexionen etwas modern; sie wollen nicht recht zu dem antiken Costüm passen ; es ist in ihnen em gutes Theil Pessimis mus, Blasiriheit, die innerliche Gebrochenheit, welche das Alterlhum nicht kannte. Dafür haben sie für uns interessante dramatische Züge. Namentlich ist Timophanes ein Charakter, der zu jenen liebenswürdigen Tyrannen gehört, ww sie Shakespeare zu zeichnen versteht. Er ist der Mann, wie ihn ein 18. Brumairc und 2. December brauchen, der Mann der Staatsstreiche. Wasten- berühmt, knegStüchtig, lorbeergeschmückt ist er ebenso herrschsüchtig und ehrgeizig. Der Staats streich ist von ihm selbst w'.e von dem Dichter sehr gut arrangirl, man denkt unwilltürUch an die Decembernacht im Palais-Elis e. Ein präch tiges Gastmahl versammelt die Korinther bei TimophaneS. Einer der Gaste, NausikleS, plau dert den Plan des Timophanes aus, als eine Acüon, die er selbst an dessen Stelle ausführen würde. Dann tritt Timophanes hervor und er zählt, daß er gethan habe, was lener NausikleS als leere Prahlerei ihnen vorgeschwatzt. Seine Söldner stürmen die Burg, indeß er hier die Häupter der Stadt beim Mahle gefangen nehmen läßt. Sein Bruder Timoleon, der sich für Timo phanes verbürgt hat, ist außer sich unv erklärt sich mtt voller Energie gegen die 'Niedertracht des Korinther DccemvriseurS. Im brüten Acte sehen wir den siegreicben Usur pator am erreichten Ziel, erkrankt an innerer Un- befriedigung; der Rausch der Sinne, eine Liebes nacbt mit einer buhlerischen Tänzerin, stimmt ihn nur düsterer und diasirier; diese Scene ist von melancbolisch-üppigem Hauch vurcbweht, ein Capriccio im S>yle Alfred de Mustets. Nach dieser Jnlro- vuctton folgt die große Hauptscene zwischen den beiden Bcüoern, in welcher Trmoleon umsonst seme glänzende Beredlsamkeit entfaltet und welche am Lwluß in durchaus fchlaghafter Wendung die Be deutung des großen Momentes zufammenfaßt und die Ermordung des Timophanes mit dramatischer Fracturschrift ankündlgt: Timophanes. Geh schlafen, geh Zu unsrer Mutter! (ab) Timoleon. Unsre Mutter ist Korinth! (erfaßt sein Schwert und eilt Timophanes nach). Dre erläuternde Schilderung des Mordes durch Glykinna wirkt nur abschwäckend. Diese Scene, welche den Höhenpunct der Kr siS bezeichnet, ist nach allen Regeln künstlerischer Composi'ion an das Ende des dritten Acte- ge legt. Ebenso kunstgerecht bringt der vierte Act die Peripetie (den Glücksumschlag), die in der Wendung des Volkes gegen Timoleon und im Flucke der Mutter besteht, während die Kata strophe im fünften Acte abgeschwächt scheint durch die Nöthigung, den Hauptvaten der Geschichte treu zu bleiben. Die Korinther verlangen, daß Ti- moleon sie gegen Syrakus führe; dieser erklärt sich jetzt bereit, für sie zu sterben. Dock die innere Smnmung als solche genügt nicht zum tragischen Abschluß. Ein Feldherr, der ein Heer zuin Siege führt, mag er noch so todeSlusteg sein, erscheint keineswegs als ein zur tragischen Sühne verur- thelller Sckulvträger oeS Trauerspiels. Die frische Seeluft, der errungene Sieg können diese Slim mutig ändern, von solchen Zufälligkeiten darf daS Ende eines geschlossenen Kunstwerkes sich nicht ab hängig zeigen. Wie wir voraudgesagt, machen der zweite und drille Act die größte Wirkung und sprechen für das Büynengeschick des Verfassers. Die beiden letz ea bewegen sich in absteigender Linie, trotz der geistreichen Reflexionen des CynikerS Diogenes, der hier den ChoruS der Handlung bildet. DaS Slück ist überhaupt durchweg gedankenreich und nickt hohl deklamatorisch abgefaßt; die Diction meist rein und edel. Der lange Dichter zeigt darin ein Talent, welches sich nicht auf der Heer straße des gewöhnlichen Jambenlones bewegt, son dern zugleich eine eigenlhümliche Welt- und Lebens auffassung b kündet. Dick' Aufführung, obwohl in den VolkSscrneu und im Enjemble sorgfältig vorbereiiet, deckte nicht i die Jnteniionen und Gestalten deS D chters. Herr j'Neumqnn als „Tmroleon" verfiel häufig in l einen belfernden Ton und nahm die antike Cha» ' raklerstärke etwas zu äußerlich, obfchon er den
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