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Dresdner Nachrichten : 04.09.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-186709040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18670904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18670904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1867
- Monat1867-09
- Tag1867-09-04
- Monat1867-09
- Jahr1867
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.09.1867
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,<§» Dresden, de« 4. September. — Wegen erfolgten Ablebens Sr. K. H. des Prinzen Leiber Sicilien, Januarius, wird am königlichen Hofe eine Trauer auf eine Woche in Verbindung mit der bereits auge ordneten getragen. —- Der k. Leibarzt, Präsident des Landes-Medicinal-Col- legiums und Geh. Medicinalrath Dr. Walther hat vom König von Preußen den Kronenorden zweiter Klaffe erhalten. — Herr KreiSdirector nnrkl. Geh. Rath von Könneritz Exc. hat, vom Urlaub aus der Lausitz zurückgekehrt, die Leitung der Geschäfte der hiesigen Kreisdirection wieder übernommen. — Dem hiesigen praktischen Arzte und Hofmedicus, Me dicinalrath Di . meck. Johann Carl Hille ist das Ritterkreuz des Albrechtordens, dem Friedensrichter Christian Friedrich Glumann in Scheibe bei Wolkenstein, vormaligem Bürgermeister inAnna- berg, daS Ritterkreuz vom Albrechtcrden, dem Stadtrath Carl Gottlob Fischer in Buchholz das Ehrenkreuz vom Verdienstorden und dem Landschaftsmaler bei der Porzellanmanufactur zu Meißen, Ernst Wilhelm Görz, aus Anlaß seiner fünfzigjährigen Dienstjubelfeier die zu dem Verdienstorden gehörige Riedaille in Gold verliehen worden. — In wohlunterrichteten hiesigen Kreisen cursirt das Ge rücht von bevorstehenden Veränderungen in der Besetzung un serer diplomatischen Posten. Nachdem die großbritannische Re gierung seit länger als Jahresfrist ihre gesandtschaftliche Ver tretung am königlich sächsischen Hofe aufgegeben hat, soll sich der bisherige diesseitige Gesandte zu London, Graf Vitzthum v. Eckstädt, in gleicher Eigenschaft an den kaiserlich russischen Hof begeben und der bisherige Gesandte Sachsens daselbst, Graf Könneritz, für München bestimmt sein. — — ES werden dem Vernehmen nach in den nächsten Ta gen Hierselbst königlich preußische Osficiere aller Waffengattungen zur Jnspection unseres sächsischen ArmeecorpS eintreffen, welche Anwesenheit jedenfalls Anlaß zu einer größeren Truppenauf stellung geben dürfte. — — Ueber die Ergebnisse der am 31. August vollzogenen NeichStagswahlen im Königreiche Sachsen liegen dem „Dresdn. Journ." folgende Meldungen vor: Lübau. Im I>. Wahlkreise ist bei 7204 Stimmen Advocat Mosig v. Aehrenfeld in Löbau mit 5008 Stimmen gewählt worden. —.Freiberg. Im IX. Wahlkreise ist bei 5725 Stimmen der hiesige Stadtrath Sachße mit 3020 Stimmen wieder gewählt worden; Stadtrath Krüger Hierselbst hatte 2165 Stimmen erhalten.— Döbeln. Im X. Wahlkreise ist bei 9651 Stimmen Rittergutsbesitzer Sehnlichen aus Choren mit 7319 Stimme» wieder gewählt worden. — Tharand. Im VI. Wahlkreise ist Advocat »r. Schaffrath in Dresden wieder gewählt worden, und zwar mit 5307 von 5525 Stimmen. — Im XV. Wahlbezirke (Frankenberg-Limbach) siegte der national-liberale Candidat Dr. Hans Blum in Leipzig mit großer Majorität über den conservativen Candidaten von Könneritz. Der von den Lassalleanern aufgestellte Candidat, Weiß, erhielt nur wenige Stimmen. — In Glauchau scheint Herr Bebel gesiegt zu haben. — Als ein Züchen von sehr verminderter Theilnahme an den Regungen des politisch-staatlichen Lebens war unbedingt der letztoergangene Wahltag zu betrachten, was die Zahl der abge gebenen Stimmzettel hinlänglich documentirt. Hunderte, ja Tausende im Lande ließen den Tag mit wahrer Froschkaltblütig keit an sich vorübergehen, und am Meisten ist dies in unserer Residenz zu bedauern, wo Bildung, Sitte und geistiges Leben vorherrschen soll. Leute, die sonst ausgerüttelt wurden, hatten sich einem wahren Sfibenschläferschlaf ergeben und sagten: zu was lange wählen, der Bismarck macht doch, was er will! — Ein Anderer schneidet sich mit derselben Seelenruhe wie früher seine Fingernägel ab und spricht mit gedehnter Stimme: zu waS einen Stimmzettel ausfüllen, wir sind „gemeyert" und Werdens bleiben! — Kommt man an einen dritten Ort, so wird wohl gar im Voraus gebeten, alle politischen Gespräche bei Seite zu lassen. Wie anders dagegen in England, w« es schwer ist, eine Stunde lang zu sprechen, ohne sich mit Politik zu beschäftigen. Die öffentlichen Angelegenheiten spielen eine bedeutende Rolle im Leben eines Engländers; dadurch werden sie groß und dem übrigen Europa überlegen. Die Bürger in diesem Lande wissen recht gut, daß, wenn die Sachen übel gehen, sie es nur sich selbst zuzuschreiben haben, und sie handeln wie Menschen, wel chen die Verantwortlichkeit für ihre Schicksale ganz ernstlich ob liegt. Es kommt Niemandem in den Sinn, irgend einer ge heimen und eingebildeten Macht Das aufzubürden, was das Er- gebniß des durch seine regelmäßigen Organe ausgesprochenen NationalwillenS ist. Man macht keinen Unterschied zwischen dem Staat und Denjenigen, aus welchen er besteht, und die Regierung ist für Jedermann nichts Anderes, «ls die Majori tät. — Man sagt manchmal, um die Ueberlcgenheit der Eng länder in der Politik zu erklären, daß sie dies der aristokrati schen Natur ihrer Regierung zu verdanken hätten. Dies ist aber wohl nicht richtig. In England ist die Gesellschaft aristo- tratisch, die Regierung ist es nicht. Welche Ehrfurcht auch äußerlich der Kammer der LordS erwiesen werde, die wirkliche Autorität ist in den Händen der Kammer der Gemeinen; die Männer, welche an der Spitze aller Parteien, selbst der Tories sich befinden, sind durch ihre Talente, nicht durch ihre Geburt dahin gestellt worden. Kurz, nicht durch seine Aristokratie, son dern trotz derselben ist England ein großes und mächtiges Land. Das einzige Princip seiner Macht ist die Freiheit der DiScussion. ,,Gebt mir", sagt Burke, „ein tyrannisches Königthum, eine ausgeartete Aristokratie, ein entwürdigtes Volk, aber laßt mir die Freiheit der Diskussion, so wird Alles gut gehen." — Durch diese Freiheit hat England nach und nach die Mängel seiner aristokratischen Constitution verbessert, seinen öffentlichen Sinn, seine politischen Gewohnheiten, seinen materiellen Neichthum, seine Gewalt nach Außen geschaffen. — Zu dem vom Turnverein für Neu- und Antonstadt am Sonntag abgehaltenen Schauturnen der Kinder und Er wachsenen hatte sich trotz der glühenden Hitze bis Nachmittags 4 Uhr ein zahlreiches Publikum eingefunden, worunter der Vorstand der Stadtverordneten Hosrath Ackermann, Rector Niemeyer, Diaconus Riedel und mehrere hiesige Schuldirectoren. Kurz noch 4 Uhr verließen die Turner, die Kinderabtheilung an der Spitze, im geordneten Zuge die Halle und nahmen auf dem Turnplätze Ausstellung. Nach Vortrag des Mozart'schen Bundesliedes durch die Sänger des Vereins begrüßte Advocat Hippe die Anwesenden und ermahnte, in der Turnerei rüstig fort zu arbeiten, damit das große Vaterland einst auch Männer finde, wenn es solche brauche. Hierauf begann das Turnen der Mädchen- und Knabenabtheilung, der Erwachsenen in Frei- und Geräthübungen, Hebungen der Vorturnerschaft am Barren und Reck, Hebungen einer Steigerabrheilung der Feuerwehr am Steigerhause. Den Preis des Tages errang und verdiente die Vorturnerschast durch die unter Leitung ihres wackeren Lehrers, Herrn Bergmann, am Barren und Neck vorgeführten Hebun gen. Den Schluß bildete allgemeines Kürturnen, wobei mehr fache ausgezeichnete Leistungen einzelner Mitglieder und Gäste des Altstädter Vereins zu bewundern waren. Der Abend ver einigte die Turner und deren Gäste nach des Tages Arbeit zu einem geselligen Beisammensein in den Lokalitäten des Schiller schlößchens, welches durch Gesangsaussührungen der Sänger unter Leitung ihres Liedermeisters Enke gewürzt wurde. Der Eindruck des Schauturnens war nach allen Richtungen hin ein befriedigender, was um so mehr Anerkennung verdient, als der Verein mit schwierigen Verhältnissen zu kämpfen hat. Möchte die in Folge der Ereignisse des vorigen Jahres etwas gesunkene Zahl seiner Mitglieder recht bald wieder anwachsen, möchte be sonders die erwachsene Jugend, anstatt sich entnervenden mate riellen Genüssen hinzugeben, wie leider jetzt so vielfach geschieht, den Turnvereinen recht zahlreich beitreten und beherzigen, daß nur in einem gesunden, kräftigen Körper auch ein frischer, fröhlicher Geist wohnen kann. — In preußischen Blättern thut man sich nicht wenig darauf zu Gute, daß jetzt 2 Republiken, die schweizerische und die nordamerikanische, die neueste Staatenbildung, den nord deutschen Bund als solchen dadurch anerkannt haben, daß ihre Gesandten nur bei diesem, nicht aber bei Preußen, Sachsen und andern norddeutschen Höfen beglaubigt seien. Der berühmte Schriftsteller Bancroft ist nämlich jetzt als Vertreter Nordame rika s nach Berlin gekommen und begiebt sich dieser Tage auch nach Dresden, um sich am Hose vorzustellen. Jene Blätter legen nun darauf Gewicht, daß er daselbst nicht ein Be glaubigungsschreiben überreichen werde. Wir siad in die grö ßere oder kleinere Wichtigkeit dieser diplomatischen Formen nicht so eingeweiht, wissen auch nicht, ob jene Notiz begründet ist; tatsächlich beweist aber die Bancrost'sche Steife nach Dresden, daß auch die vereinigten Staaten den handelspolitischen Ver bindungen, in denen das industrielle Sachsen mit denen Nord- Amerika's steht, eine verdiente Würdigung nicht versagen. Wie viele Hunderttausend Centner von sächsischen Fabrikaten schwim men nicht, von dem Transporthandel Hamburgs vermittelt, auf dem Ocean nach Amerika! Wie viele Millionen amerikanischer Dollars kehren nicht nach unfern Bergen zurück, um dort un fern armen Erzgebirgcrn Nahrung und Verdienst zu gewähren! Das Eingehen oder die Gründung neuer Fabriken im Äzge- birge wird jenseits des OceanS ebenso lebhaft empfunden, wie das Bedürfniß nach neuen Jndustrieartikeln oder die Abge wöhnung von alten Mustern drüben tausend fleißige Hände bei uns entweder in Bewegung oder in unfreiwilligen Ruhe stand setzt! Wenn schon die Reise des letzten Schweizerischen Gesandten, des Landammann Heer, nach Sachsen die Grün dung eines Schweizer-Consulates in Leipzig zur Folge hatte, so knüpft man wohl nicht mit Unrecht in kaufmännischen Krei sen, welche für die Bedeutung der sächsischen Industrie für den amerikanischen Markt ein offnes Auge haben, frohe Hoffnungen für die Wechselwirkungen des sächsischen ProductionS- und.des amerikanischen Consumtiousmarlts an die Hieherkunft deS nord amerikanischen Gesandten. — Der diesmal hier tagende Verein deutscher Strafan staltsbeamter hält seine Sitzungen im Locale der II. Stände kammer im hiesigen Landhause und zwar Dienstag, den 3. d. M. von Nachmittags 3 Uhr, Mittwoch, den 4. d. M. von Vormittags 9 Uhr und Donnerstag, den 5. d. M. von Vor mittags 8 Uhr an. — Morgen, Donnerstag, den 5. d. findet das letzte große Exerciren reitender Artillerie auf dem Heller vor Sr. Maj. dem Könige statt. — Die Zahl der aus Sachsen an preußische Postanstalten abzuordnenden königlichen Postbeamten beträgt fünfundzwanzig. Mit diesem Lehrdetachcment nach Preußen hat es folgende Be- wandtniß. Die diesseitigen Postverwaltungseinrichtungen sind in der Hauptsache schon gegenwärtig mit den preußischen Ein richtungen ganz conform, dagegm das jenseitige Kassen- und Abrechnungswesen von dem unsrigen abweichend. Diese Ver schiedenheiten ia prsxi kennen zu lernen, ist daher der haupt sächlichste Zweck t^r obgedachten Abordnung diesseitiger Beamten. — Zu dem heutigen Concert des Musikchors vom Leib- Grenadier-Negiment König Johann in Loschwitz geht ein Extra- Dampfschiff um 4 Uhr von Dresden nach Loschwitz. — Nach einer Unterbrechung von 1 Jahre 2 Monaten 2 Wochen und 1 Tage wurde am 1. September zu derselben Stunde um Mitternacht, wo die Meißner Elbbrücke gesprengt wurde, dieselbe nach ihrer Wiederherstellung dem Verkehr wie der eröffnet. Eine ossicielle Feier fand dabei nicht statt; aber ein vom Bahnhofe abfahrender vierspänniger Lastwagen und mehrere Kutschwagen pasfirten unter Fackelbeleuchtung zuerst die Brücke, und bengalische Flammen erhellten dabei das Dun kel der Nacht; zahlreiches Publikum erwartete auf beiden Sei ten des Ufers die Eröffnung. Mit dem anbrechenden Tage verkündeten Böllerschüsse vom linken Elbufer das frohe Ereig niß, und scharenweise eilte das Publikum nun nach der mit Fähnchen geschmückten Brücke. Auch mehrere Häuser nächst der Brücke und in der Stadt waren beflaggt. Alle Spazier gänger nahmen ihren Weg nach der Brücke, die Ge genstand allgemeiner Betrachtung und des Tagesgesprächs war. Das Ab- und Zugehen des Publikums nach der Brücke ver mehrte sich des Abends aber bis zum Gedränge, da die Häuser nächst derselben auf beiden Usern, sowie der Leschner'sche Wein berg illuminirt waren, die Brücke auch von den vermehrten Gaslaternen sehr hell erleuchtet war. Hörte man auch gar sehr verschiedene Urtheile über die Bauart der Brücke, so war doch die Freude über die Eröffnung derselben eine allgenreine. Die Schiffbrücke ist nunmehr wieder abgetragen worden, und die Straßen, welche dahin führten, sind wieder stiller, die Elb gasse aber wieder belebter geworden. — Während des vorgestern Abend entstandenen Gewitters waren mehrere Zimmerleute des Kohlenniederlagsbesitzers Korn mann am Leipzig-Dresdner Bahnhof unter die im Bahnhof stehenden Eisenbahnwagen geflüchtet, um sich vor dem Regen zu schützen, als plötzlich diese Wagen gerückt und hierdurch der auf der Moritzburger Straße wohnhafte Zimmergeselle Creutze aus Baunsdorf von einem Wagen überfahren bez. an den Armen und Beinen dermaßen beschädigt wurde) daß er noch an demselben Abend im Krankenhause verstarb. — — Während deS vorgestern Abend stattgehabten Gewitters hat der Blitz in eine Wäschtrocknenstange in Vorstadt Neudorf eingeschlagen. — Im Schaufenster der Arnoldschen Buchhandlung sind jetzt die Photographieen des durchlöcherten Nockes und der eben so durch Kugeln zerrissenen Weste des Kaisers Maximilian aus gestellt. In der weiterhin gelegenen Wohlrabschen Kunsthand lung ist die photographische Ansicht des ExecutionsacteS bei Queretaro und die schon neulich erwähnte Allegorie, im Vorder gründe die Kaiserin Charlotte, im Wahnsinn mit Blumen spie lend, im Hintergründe der Kaiser Maximilian, auf dem Sand hügel den Tod erwartend, im Schaufenster ausgehängt. — Lommatzsch, 2- Septbr. Das heurige Schützenfest wurde durch eine sehr große Bctheilung der hiesigen Oecono- men beim gestrigen Auszug besonders verherrlicht, indem die selben den Schützen-Auszug zu Pferde eröffneten, an der Spitze ein stattliches Trompeterchor, durch Schimmel hiesiger Besitzer beritten gemacht. Hoffentlich wird der weitere Verlauf des Festes ebenso wie der Anfang vom Wetter begünstigt sein. — Vorgestern Nachmittag entstand an der Elbe ein be deutender Menschenauflauf. Derselbe fand seine Veranlassung darin, daß beim Emporziehen eines Mastes auf einer Zille das daran befestigte straff angespannte Seil riß und der Mast, schon zu einer beträchtlichen Höhe heraufgewunden, mit furcht barein Krachen aus das Verdeck zurückstürzte. Durch schnelles Zurückspringen entgingen die auf dem Schiffe beschäftigten Ar beiter augenscheinlicher Lebensgefahr. — Eig bei dem Bauer Hattaß in Neschwitz dienender
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