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Dresdner Nachrichten : 04.12.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188612048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18861204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18861204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1886
- Monat1886-12
- Tag1886-12-04
- Monat1886-12
- Jahr1886
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.12.1886
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, ..Wr auf. Nrc».a»ge. ind Tilgung « «n ^ . . Me Schuldenwirthschast frißt - IW7^ der Gtadtbausbalt von PanS «ms 2dS.744.000 Ichlaae«. wovon allein >6l.Wl.vM FrcS- stlrZinse» uni der Schuld erforderlich sind. Es dleiden also mr dir übrigen , gaben löl,823,000 oder kaum drei Fünftel der Eiimabmen. Letzter« haben sogar um 3.7M.0M niedriger angeichlagen werden müssen als die Ausgaben. Dabei stehen weitere Rückgänge der Einnahme» zu befürchten. Hierzu kommen 4üch94M) Frc». einmaliger Aus gaben. sodak der gelammte Slodlhaushnlt SW Mill. beträgt. Die Lage des StadthauShalte» ist daher nichts weniger als rosig. Die Pariser Bevölkerung vermindert sich zwar nicht, über die Zahl der hier wohnende» reichen französischen und ausländischen Familien hat merklich abgenommen. Der Jremdenbesuch will sich immer „och nicht beben, obwodl die Herbstmonate eine kleine Mehrung aiisweisen. Alle Hoffnungen sind nun ans die Weltausstellung ae- richtet. Sie gilt setzt als daS.einziae Mittel, den Verkehr zu be leben. der Stadt ihren früheren au'strebenden Wohlstand wiederum zn verschaffen. — Ter Pariser Wahlsvruch lautet: .Wenn gebaut wird, gehen alle Geschäfte.- Nach diesem Madstab gemessen, be findet sich Paris im vollsten Rückgänge. Im Jahre 1879 wurden lÜOMillionen verbaut. INO: 175. 1881: 225. 1882: 230 und 1883 sogar 325 Millionen. Von 1884 ab werden dagegen jährlich nur „och 40—48 Millionen für Bauten verwandt, in den legten vier Fahre» zusammen nicht so viel alS in einem einzigen der früheren Fahre. Der Gemeinderath geht nun mit dem Plane um, durch Vereinbarung, mit einer Anzahl Nnteriiehmer und Kapitalisten jährlich »iir 60 Millionen Ne»b»uten anszulühren. Dieselben solle» ansichliehlich kleine billige Wohnungen enthalten, an denen trotz zahlreicher leerstehender Häuser immer noch ein sehr empfindlicher Mangel herrscht. Die Inhaber billiger Wohnungen klage» anßer- ordentlich über unerschwucgliche Mielhen. In der Kammer bemerkte Viette, die Gendarmerie würde besser auS dem Kriegsbudget entfernt, da dies zu irrigen Schüblingen un Ausland führe, wie die deutsche Thronrede beweise. Die Kammer erledigt daS Kriegsbudget, vline eine Aenderung vorzuiiehmcn. Die Deputirienkanimer beschloß nach einer befürwortenden Rede dcS Ministerpräsidenten Frevcinct mit 275 gegen 238 Stimme», die »über gestrichenen Posten der Unterstantssekretäre bei den Mini sterien vkizudehaltlll. Der Marineminister antwortete aus eine An frage über daS Gerücht, daß daS Kriegsschiff -Chandernaaor" Schiffbruch erlitte» habe, das Schiss sei am 10. v. M. m de: Bai von Along angekoinmen, über seinen Abgang von doch sei noch teinerlei telegraphische Anzeige rinacgangen. das Gerücht von de», durch dasselbe erlittenen Schiftbrnch >ei deshalb wahrscheinlich falsch. Vor einigen Tagen stieg in Paris ein Individuum plötzlich auf den Sockel des Löwen des Standbildes der Republik au» der Place du Chateau d'Eau, zog eine» rothcn Fetzen ci»S der Tasche und schwang ihn unter dem Rufe: „ES lebe die rothc Fahne! Nieder Mil dem Polizeiprüsckte»!" Stadtsergcanten bemächtigten sich nicht ohne Muhe des Mcmisestireiidcn, der einen Revolver auf sie ange legt hatte. Der Verhaftete war ein ehemaliger Matrose, NamrnS Aelournap; der bei ihm Vorgefundene Revolver war nicht geladen, allein Retournav trug mehrere Patronen in der Tasche. Nun halte er sich vor der 10 Kammer dcS Pariser Zlichtpolizeiaericksts z» ver antworten. „Alles, was ich gethan habe- sagte der Angeklagte, „geschah mit Vorbedacht. Ich habe überall Arbeit gesucht und olchc gefunden. Die Welkstätten waren mit Piemontc gen Lnsammevkunkf d« großen Log« der Mark wurde der Prinz von. Mah» ln feierlicher Keife auf's Reue für S Jahre als Groß meister tnstallitt. und klare nir gends solche gefunden. Die W« Müllen waren mit Piemontesen. niit Fremden alle» Ursprungs angefilllt. Und mir Franzosen, der ich 25 Jahre gedient habe, verweigerte man Arbeit. Ich war anher mir vor W»th I" Der Gerichtshof vcrurlheilte Retonrncuz zu einem Monat Gesängniß. Paris. Die Anti-Parlamentarier haben in der Salle dcS Caplicincs ihre zweite Konferenz abgehalten. Bei dieser Gelegenheit sprach Georges Poigncmt über die verschiedenen Präsidenten der Republik in Ainerika Jackson, Lincoln u. s. w., und verglich diese ihatenrcichen Erwählten des Volles mit dein unthätigen Präsiden ten der französischen Republik. „Geben Sie uns ein Staatsober haupt, das regiert", schloß der Redner, „wenn Sie nicht wolle», daß sich die Menge emen Herrn gicbt, der sic tyraimisirt, lieber beugt sich ein Volk vor einem gewaltigen Willen, als da» cs eine träge Gleichgiltigkeit duldet." — Em Unfall hat sich am der Savne bei de» Eifkiibainibrucke von Baue rnaetragen. Ein Dampser der Pa riser Gciellichast war mit 50 Passagieren und zahlreichem Gebäck an Bord von L»on abgcgangen. um nach Chalons zu fahren. DaS Wetter war prachtvoll und versprach eine glückliche Rene. Plötzlich fließ der Dampser mit einer' Fähre zusammen. Der Stoß, gerade u iler der E>se»t>ahnbrücke, war so heilig, daß der Steamer a» einen Pfeiler schlug und ei» breites Leck davvutrug. In wenigen Minu ten waren die untere» Räume mit Wasser gefüllt. Der Dampf Waide verdoppelt, um das Schiff dem Mer näher zu bringen, aber es sank sehr rasch. Die Hilferufe wurden glücklicherweise vom Mer a»S gehört und Schiffer mit Booten eilte» zur Rettung herbei. Mir eine Frau mit einem kleinen Kinde konnte nickt vorwärts, sie laß ans einem Tische und das Wasser war ihr bereits bis zur Taille gedrungen. Ta stürzte der Kapitän derunter und es gelang ihm mit Gefahr seines Lebens, die Migiückliche und ihr Kind zu retten drei Sekunden später war das Schiss versunken. — Der Abgrord nete Laguerre hat eine» Geietzvorickstag ringcrcicht, der dahin geht, den Artikel 7 des Gesetzes vom 30. Juno l881 über die Versainm- lnnge» abzuschafsen, 'laut welchem die Clnbs und die periodischen Pcrsanimliuiae» verboten waren. — Bei der letzten Beratlmng über das Budget beS Krieasministeriums kam auch die dem Cercle mili- taire zu gewährende staatliche Subvention von 460.(00 Francs rnr Lprache. General Baulanger stellte den Cercle militaire als die beste Quelle und Schule des Patriotismus, der Disziplin und der -paffanikcit unter dein OisizierkorpS hin. Jeder Leutnant zahlt 2 Francs, jeder höheie Offizier 3 Francs, jeder General 5 Francs täglich für körperliche» und geistige» Unterhalt. — Die Baronin Ahmand, Wittive des dckannten früheren Gouverneurs von Paris, hat ihr ganzes Vermögen ii» Betrage von 200,00» Francs dem 67. Lt»ic„regi»icnl, dessen Befehlshaber ihr früherer Gatte war. ver macht. Ihre Nichte, die Prinzessin Mora, griff daö Testament wegen Blindheit der Verstorbenen an, das Gericht hat jedoch zu Gunsten des 67. Regiments entschieden. Italien. Nachts wurde der Dampstraniwayzua Mailond- Pnvia bei dem Dorltz Binasco überfallen. Man hakte Steine über die Schienen gelegt, um eine Entgleisung herbeizlfführen. Die Maschine trennte sich jedoch nur von dem Zuge, aus welche sich dann ein Haufe von Leitten mit Stöcken und steinen stürzte. Ca- rabinieri schritten ein und stellten die Ruhe wieder her. Vier Ver lichtungen wurden vorgenommcn Tie Ursache des Uebeffalles ist der Ha» der Fuhrleute gegen die Tramway. England. „Ter AuSwurs Londons," lautet ein Artikel aus der ,n'der des mit den Verhältnissen vertranten Geistlichen Rea»cy. eme Schilderung des grenzenlosen Elends im Ostende der Riesen stadt. „Von den 800,000 Einwohnern dieieS Stadtthcils," sagt der Verfasser, „wohnen nur etwa 180 Familien in Privathäuseni. für welche Lstr. tO Miethc jährlich gezahlt wird. Der Hunger kommt als Eiblbeil vom Vater aiff den Sohn. Der Knabe im Ostende bildet einen ganz anderen Schlag als in den übrigen Stadttheilen. Frauen arbeiten für ä (6 Pfennig) die Stunde. 12, 14 oder 16 simiden den Tag. Hemden werden genäht für "/« ck (das Stück, Nanellene Unterhosen für die Invaliden von Chelsea für 1 s 3 a «I Mk. 25 Pfg.) per Dutzend, Gamatchen für Soldaten zu 2 a das Putzend. DaS Elend im Ostende ist nicht vorübergehend, es ist chronisch, eS besteht in den ökonomischen Bedinguiiaen. Die Leute kämpien dagegen, aber eS ist ein Kampf mit dem Schicksal. Dan» haust sich in dieser Auncnstadt „der Abschaum Londons", der Aus- ivuri dcS ganzen Landes an. trunffüchtia und faul, schlau wie ein Fuchs, wollüstig wie ei» Bock und mit Begieroew die nunennbar sind. Dieses Jalir ist das Hopfen- und Obstpflücken schlechter ge gangen und ist daher der Sommer keine Zeit der Erholung ge wesen. Die Berichte der Armenpfleger scheinen zu ergeben, daß das Elend dieses Jahr nicht ungewöhnlich groß ist, aber nur dem Scheine nach, da das Armengcsctz jetzt mit größerer Schärfe ge- handlknbt wird." In der Kohlengrube Elemare bei Ducham fand eine Entzün dung schlagender Wetter statt. Von etwa 40 Arbeitern, mit denen die Grude belegt war, sind 3 gctödtet, gegen 12 bis 14 noch ver schüttet. die Uebriaen gerettet. London. Die egyptische Frage ist jetzt wieder Dank der sortwährenden Reklamationen deS französischen Gesandten Äadding- lon bei Lord JddcSleigh in den Vordergrund getreten. Di« Ver handlungen sollen infolge gegenseitig gewährter Konzessionen schon sehr weit gediehen sein und die Sciezkanolstage wäre darnach als dclgelegt zu betrachten. Doch weiß man. was die englische Diplo matie im HmauSschicben von Geschäften leisten kann. Auch in Birma scheint eS momentan ruhig« zu werden. General Roberts glaubt, daß bi» zum Monat März die Rebellen selbst so heimge- sucht und ermüdet sein werden, so von Krankbeiten und allem Elend verfolgt, daß es den englischen Truppen ein Leichtes sein wird, den letzten Rebellen »um Schweigen zu bringen. — «ei der halbzähri- war man offenbar aus eine so ..rache, w« sie der italienische Minister Grat ilant gegen Rußland geführt hat, nicht vorbereitet. Um so un angenehmer ist die llederraschung. Die „Nowoje Wrcmja" behan delt de» italienischen Minister mit höhnischer Geringschätzung. Seine Auseinandersetzung hätte er sich sparen können, denn in der gegenwärtigen Phasi» der bulgarischen Frage komme es auf Italien aar nicht mehr an Die deutsche und die österreichische Diplomatie, welche sich allein mit der Wahl der Mittel beschäftigen, um die bulgarischen Wirren zu beenden, sagt daS vanstawfflische Blatt, haben die Angelegenheit in einer Weise in die Hand aenommen, die derselben von lener Seite den Charakter völligen Gelingens sichert. Alls der Haltung Italiens wird für die jetzige bulgarische Krisis nichts erwachsen, als eine besondere Entfremdung seiner Regierung mit Rußland, welche sehr bucht in einen ganz unvermuthelen und offenen Streit mit Frankreich «nnzjjnden kann, welches letztere jetzt so viele Chancen hat, un» in eine», solchen Falle aus seiner Seite zu sehen. Es ist eine Freude, zu iehcn, wie die Panslawisten die «Puppe de» französischen Bündnisse-'' tanzen lassen. Der Größen- wahnsinn dieser Politiker ist bereit» lo weit gestiegen, daß sie sich als Bundesaenoffen Frankreichs in eincin Kriege desseiden mit Ita lien erklären I Aus eine Großmacht mehr oder weniger, welche die phantastisch«, Organe in Petersburg und Moskau bekämpfen wollen, kommt eS ibnen schon gar nicht mehr an. Im Uebriaen kann man mit Befriedigung aus diesen Auslassungen erkennen, daß der Ausgleich wegen Bulgariens weiter vorgeschritten ist, als man bisher annahm. — Gewaltig ist auch der Zorn, welchen man in st. Petersburg über die letzte Rede des Grafen Andrassy empfin det. Selbst das so reservirte und diplomatische „Journal de St. Pet." hat sich zu einigen Aeußerunge» binreißen lassen, die man nur einer sehr gereizten Stimmung zn gute halten kan». Weniger vorsichtige Blätter: z. B. die ,,Nvw. Wr." fallen mit Sckimviredcn über Anbrassii's Rede her Äiinderlich ist es, wenn das panstawi- stische Blatt sich über die Einmischung Andrassy's in ruffiiche Politik besckivert, in denselben Svalten, in denen noch jüngst ausgifführt wurde, daß die Ausgabe Rußlands als Träger der ilawischen Idee jetzt die „Befreiung der österreichischen Slawen" sei! Es ist eine verzweifelte Politik, aus welche die Panslawisten hindrängen. und blind müßte die russische Tunastie sein, wen» sie nicht eimähe, aus wen in letzter Hand die Folgen fall«, würden. Eilt russisches Cirkmarschrciben giebt eine sog. geschichtliche Darstellung der Ereignisse in Bulgarien und des Verlaufs der Mission des Generals von Kaulbars. Welcher Art dieie geschicht liche Darstellung sein mag, erkennt man daraus, wie der Wahrheit Gewalt angelhan wird, denn cs heißt bezüglich der Scndnug stcust- bars, da» dieselbe keineswegs mißglückt sei. vielmehr zur Konstati- rnng der Tbatiachc geführt habe, daß die Ansichten des bulgarischen Volks den Abenteurern, welche die Macht in Händen hätten, absolut seiudlich gegeiiübersländen. (?) Das Cirknlar schließt mit dem Aus druck der Hoffnung, daß die bulgarische Angelegenheit ihre Lösung durch friedliche Mittel finde» werde. Ehrlicher erklärt der „Garasch- danin". das Verdienst Kaulbars liege darin, daß er dem russischen Volke die Augen über Bulgarien geöffnet habe. Nicht die Re genten hetzten daS bulgarische Volk auf. sonder» dieses selbst halte die Herrschaft der Regenten aufrecht. Rußland habe Bulgarien nicht verloren, soudern es nie besessen. Das Beste für Mißland sei nun. Bulgarien seinem Schicksal zu überlassen, statt sich in dessen innere Angelegenheiten eiiizuiniichcn. Türket. Der nach Mekka behufs Uebergabe des Jmtiazordens an den dortigen Sheriff cnisendete Kamnierherr des Sultans, Hussein, erhielt, aus dem Wege dahin begriffen, die Ordre, vorerst sich nach Kairo zu begeben, um mit dem Vicekönia Teivfik die Situation deS KhalifatS und EgNvtciis und namentlich die Frage zu erörtern, ob die Autorität des Khalffats in den heiligen Städten gegen jcden fremden Eingriff geschützt sei. Tewsik ertl,eilte die be ruhigendsten Versicherungen und übergab Hussein ein Schreiben an den Sultan Tewsik soll die Lage im Sudan beunruhigend darae- stcllt haben. Die Anhänger der Insurrektion sollen wieder in Zu nahme begriffen sein und es wird em neuerliches Vordringen der Insurgenten besorgt. Tie Pforte unterhandelt mit Mauser, dem Erfinder des deut sche» Ncpelirgewehres, wegen Einführung des Gewehres <300.000 Stück) in die türkische Armee; die erste Bestellung zoll gleich nach dem Abschluß des Zweimillionenanleilieirs «folgen. Bulgarien. In der vorigen Woche haben einige Zankowisten in Bukarest eine Versammlung abgehalten. in welcher darüber bc- rnthen wurde, wie in Bulgarien eine Revolution vervorzurnien wäre. Der „TinuS" wird nun aus Nuslichuk gemeldet, daß der Plag ausgeaeben sei. nachdem Rußland sich geweigert habe, das nöthiae Geld zu beschaffen. Ter Haiiptmann Vcnderew und An dere hätten sich daher nach Odessa begeben, um in der russischen Armee Dienste zu nehmen. Egllpteu. Das Privatunternehmen (des Ocstcrreichers Dr. Schmitzler) zur Aufsuchung Emin Beus, der sich noch im Sudan befinden soll, wird von der englischen Negierung unterstützt werden. Die demnächst abgehende Ezpcdition wird keinen militärischen Charakter tragen und von Stanlev oder Johnston geleitet werden. -Amerika. In Pittsburg herrscht seit eiliigen Tagen große Noth; das Naturgas ist plötzlich ausgeblieben, und die vielen Privatfamilien, weiche dasselbe ausschließlich zum Kochen wie cizen benutzen, befinden sich in größter Verlegenheit. Am letzte» üonnabend schon war es unmöglich, geiiügendc Wärme zu erzielen, um Brod ru backen, und der Teig mußte sortgeworfen werden, »»d an den folgenden rauhen Tagen mußte nian froh sein, wenn man Gas genug batte, um eine Flamme z» entzünden. Aus Meadville in Peniffylvanieil kommt eine gleiche Nachricht. Es ist auch ganz natürlich, daß dickes Naturgas sehr bald erschöpft werden muß, namentlich seitdem die unterirdische Höhlung, welche das Gas ent hält. überull angezapst wird. Asien. Der ruffiiche „Regicningsbote" veröffentlicht eine Korrespondenz aus Peking, in welcher »istgctheill wird, daß es den Amerikaner», Deutschen, Franzose» und Engländer» noch nicht ge lungen sei. die Chinesen zum Bau von Eiienbahiien zu bewegen. Dann heißt eS in dem Berichte wörtlich: „Ungeachtet des Fiaskos, das die europäischen Affairistrn erlitten, und des Mißtrauens, das sie in den chinesischen Würdenträgern durch ihre Erpressungen (?!) erregte», scheint der Hof in Peking doch von dem Nutzen dcr Eiicn- babnen überzeugt zu lein. Lin Beweis hierfür ist unter Anderem folgender Vorfall: Im vergangenen Jahre thcilte Li Hung-Tschang in seinem PalaiS seinen Bekannten und Gäste» die Thätiakeit und Bedeutung einer von ihm mitgebrachten Lokomotive mir. Einer von den Zuschauern richtete aus diesem Anlaß an dir Kaiserin-Ne- aentiii einen Bericht, in welchem er sie «suchte, den Bari von Eisenbahnen nicht zu gestatten, „damit nicht die Ruhe der Tobten gestört und die schlafenden Drachen geweckt würden". Die)« Be amte. ebenfalls ein hoher Würdenträger, wurde von seinem Posten noch an demselben Tage wegen mangelnden Beistandes abgelebt." Australien. Nachrichten aus Melbourne melden, daß die Goldfeld« bei Waukaringa außerordentlich reich sind. Einer der ersten Goldgräber, welche dort ankamen, soll in einer Ticke von drei ^uß einen über eine Unze wiegenden Goldklumpen gefunden haben, n Adelaide herrscht in Folge besten große Aufregung. Feuilleton. Rienzi", welcher am v. Chavanne abgesctzt s Im Kgl. Hostheater geht heute Mittwoch wegen Unpäßlichkeit des Frl. werden mußte, in Szene. ^ ß Im Resi oenztheater gelangt heute Treptow'» drastische GcscmgSposte „Das Paradies" zur Wiederholung, f Vesper in der Krenzk > r ch e. heute 2 Uhr: 1) Pastoral- Soncite tOi-anr, 3. Satz) von Jos. Rheinberger. 2) „Gott ist die Liebe", lechsstinnilige Motette lz. 1. Male) von Arm. Früh. 3) „Uebcr's Gebirg' Maria geht," iünist. Chor von Joh. Eccard. 4) „Ten Hirten lotsten lehre , altdeutsches Wcihnachtslied für Chor und Solostimmen von Mich. Prätorins. Zum ersten Male: „Das Para- Akten von L- Treptow und L. Witz und Humor sind in unser« seit rar geworden, und eine gute Posse gehört heutigen TaaeS zu en Seltenheiten. Niemand läßt es mehr suhlen, als das Humor und geiunde Laune dürstende Publikum. Von der Mehrzahl der oaenamiten Possei»,ovitäten, die näh« betrachtet nichts anderes lno. alS eine sinnlose Aneinanderreihung von aller Logik baren und vom natürlichen Humor entkleideter Szenen, arg enttäuscht, nähert eS sich heute nur noch mit Mißtrauen einer derartigen No vität oder «artet erst ruhig und vorsichtig den konstaiirten Erfolg oder Mißerfolg derselben ab. Uiiffomcbr wird eS sich mit bedinaungs- osem Behage» und wahrem Vergnügen dem gegenwärtigen „Para ffest" de» Residenztbeaters hingcben können. Tie neue Treptow'» sch« Posse kst vorgestern rm Residenztheater herzlich belacht worden no iL0io»»ili»c» von '.ocicy. Prcnc 4 Residenztbeater. Zun ies". Pvste mit Gesaim in 4 2 iemnann. Musik von Göllrich. — und da» mit Recht. WaS nützt der logische Gang ein« Handlung, wenn er Witz- und geistlos ist. Ein geist- und humorvolle» Quodlibet ohne besondere Logik, über das man herzlich lacht, ist dem allemal vor,»ziehen. Nun, wer a»f diese A>t o»»»ahm«weikr gut unter« halt«, sein will, der pilgere ohne Bedenken in daS neue R- sidcnz- theater-..Paradies" — es enthält Alles, was nüthia ist, um zum gesunden Lacken zu reize». Der drollige vom Künststkgrößenwah» vesesteiieStiibenmaler Schneevogel. der aus einer komischen Situa tion in die andere gerätb »ad schließlich i» die verzweifeltste Enge getrieben wird, der lieveskranke, Wehniutb und Sentimentalität stotternde Schriinm mit seiner trockenen und aes»ndei> Koinik. der drastische ModellstcherKohlmann. das reizende Backsiichche» Tauchen nebst iyrer braven Mutt« — Alles von Witz und sprudelnder Laune belebte., anßero»dentl>ch anheimelnde und komisch wirkende Figuren. Dabcl wird die Posse mit Fr»che und Lebendigkcit gespielt. Tic Hauvtsigur des Stückes, Schneevogel, gestaltet sich durch Herr» Tvckoivski's Tarstellmig zu einer der drolligste» Postenfigure». Seine absichtslose Komik, die vielen spaßhaften Pointen und II»' sehlduc einichlagenden Kalauer, die n immer bereit hat, sind angc than, stürmische.Heiterkeit zu erwecken. Ter Schrimm des Herrn Franck wirkt nicht minder komisch — beinahe ei» jedes seine» Worte hat die Lach« aits' der Seite. Drastischer als Herr Searlc de» Kohlmann spielt, kann er wohl kaum gegeben werden. Eine ganz treffliche Leistung ist ferner die Ella dcS Frl. Weil Die lobens- werihe Vorsicht, niit welcher sie ihre Rolle vor jeder Uebertreibmig bewahrt und vie Dcccnz, niit welcher sie spielt, machen einen außer- gcwllhnlich guten und natürliche» Eindruck. Das Liebespaar des Stückes: Frl7 Brutto als Tmche» mid Herr Ulrichs als Reinfelü stehen mit ihren abczeriiildeten Darstellungen ebenso auf der Höhe der Situation wie Frau Voll inst ihrer Lotte Schneevoael und Herr Kramer mit seinem von Klinstlerhllmar belebten Schlehdorn. Ans der Masse der kleinen Rollen ragen ichließlich Herr Holm als Schöllenbach, Herr Helmerdmg als sehr drastnch wirkendes Fakto tum Kistel und Frl. Norden als flottes Stiibenmädchen wirksam hervor... Für die Ausstattung hat Direktor Karl sein Möglichstes aetha». Die neuen Dekorationen: das sogenamite klassiiche Dreieck der Berliner Jubiläumsausstellung und die Ausstattung des komische» Quodlibets sordcni cbewo linuinwiiiidciie Anerkennung, wie der koiniiche Inhalt des Stückes, die gelungene Jns;c»esetzung und die flotte Darstellung die wärmste und allgemeinste Thcil- nahmc aller Freunde eines gesunden und zündend wirkenden Humors verdiene». H. St. f Bei der Jubelfeier unserer Bacher ist cs wahilchemlich Vielen ausgefallen, daß die Opern- »nd Kapelloorstände rcsp. die Mitglieder oer Kgl. Hrgkapelle selbst nicht persönlich bei der Huldi gung ans der Bühne zagegen waren. Es ist in Bezug hieraus nachträglich zu «wähnen, daß eine Deputation der Kapelle, aus den Herren Kapellmeister Hagen, Konzertiiicister Lautecbach und den Kamiiiemiusikem Bürgel und Ri einet bestehend, bereits am Vormittag in de» Wohnung d« Jnhilarin erschiene» war und die Glückwünsche der Kapelle, denen Herr Kapllmeister Hagen in b«edlci Ansprache Aus druck gab, überbracht hatte. s Die erste Ausführung von Lubliiicr'S vicraktigein Schauspiel „Gräfin L a in b a ch " ist im N>'iistüd!cr Hanse für den ersten Januar in Aussicht genommen worden. s- Herr Francis P taut ö. dessen Klaviervorträge im dritten Philharmonische» Konzert aiißerordciitlichen Bestall fanden, wird im Laase nächster Woche ein eigenes Konzeit im Saale des Hotel de Taxe velaiistatten. ^ In dem Mittwoch, d. 6 De;., im Gcwerbehause stc.llfinden- dcn Konzert ves O » P >1 euS kommen folgende Gesänge zmn Vortrag: F. Schubert: Salve reaina, H. Marsch»«: Diebstahl, R. schmuan»: Mimiesänge», R. Becker: Mahnruf und zwei alt deutsche Lieder, G Ehrlich (Dirigent): Sandmüllirchcn. Brambach: Es muß doch Frühling werden. 7 Das nächste große norddeutsche Liederfesl soll im Juli 1887 in Bielefeld abgehalten werden. 7 Im Verlage von S. Schottland« in Breslau erschien soeben als vorzüglich geeigncieS Weihnachtsgeichenk: Kunstwerkund K nnstler, dritte Sammlung veemischtcr Anssatze von Wilhelm L ü b k e. Ein Band Lex.-8., 37 Bogen nut dem Portrait des Ver fassers und 0!) Illustrationen. Der bcrübnite Herausgeber dieser Sammlung beschreibender und kritischer Auisütze, welche so ziemlich das geiammte Gebiet der Kanstgeichichte umiasscn, gehört bekauut- lich zu den wenigen Kiinstbinoriter», welche die alte, wie die mitt lere und neuere Kunst beherrsche», und Kein« ist mehr als er be rufen, die Kenntlich der Kiwstge'chichtc und gelciuteue Kunsta»- schauungen in das deutsche Haus zu tragen. Tie 25. Hauptkapttel des Lübkc'ichrii neuesten Werkes enthalten Alifiatze und Abhand lungen über Schliemanii und seine Entdeckungen. Odyssee-Bilder, die Reliefs von Gjölbaschi, Tanagra, ein Pompeji der allchiistlichen Zeit, die Kunst und der Kausmami, alte Kunstweikc i» Tirol, die Bliidcr Hubert und Jan von Ehck, Lwnardo da Vinci als Archi tekt, Schviigaucc Studien, Albrecht Dürer's Handzeichiiuiigeii. Ba dische Wanderungen rc. Des Verfassers aiierkanute Autorität für krilische bis in die kleinsten Einzelheiten eindringendcn Beurthei- luiigeii, seine scharien und tieffeiiden Beobachtungen und seine bei- nabe minier unantastbare sachniämiiscbe Kenntniß machen sein neue« stes Werk, gleich den früheren, zu einem der maßgebcndstcn Stu dienbücher über Kunstwerke und Künstler. Wie alle keine Aufsätze das Resultat eigenen und originelle» Betracht«!? sind, ko ist auch das 23. Kapitel seines neuen Werkes „König Ludwig II und die Knust" in treffendst« Weise behandelt. Die Art und Weise, wie Lübke z. B. über Wagner denkt, den er in dieses Kapitel mit hineinzieht, ist tbeilwcise von solcher Schärfe, daß eine Probe da von alle Wagnerneinide uad Gegner lebhaft iiiteressire» dürfte. Lübke sagt auf der letzten Seite iemer umfangreichen Betrachtung üb« Ludwig >1. und die Knust: „Richard Wagner'S Genialität uuo schöpferische Kraft habe ich nie geleugnet, aber gegenüber der blöden Vergötterung fanatncher Korybanten, welche die ganze frühere Kunst in Tciimmer schlagen möchten, um für die ru's Riesige aufgebamchte Gestalt ihres „Meiste»?" ein ungeheuerliches Postament zu schaffen, welche in ihm den Messias, das höchste Heil der Kunst, in seinem Mustkdrama das ersehnte „Kunstiverk der Zukunft" ausposaunen, gegenüber all' dielen llebert»e>b>ingcii muß ich immer wieder beto nen, daß Wagner trotz seiner Genialität, trotz wahrhast großer und glänzender Wirkungen die Kunst dennoch nur m der c»ls«tigstcu Weise weitereiitwickelt hat. indem er »ast allen Accent aus die allerdings bewunderungswürdigen orchestralen Effekte kviicentrirte, die vokale Seite, in der die eiaenlliche Seele der Musik pttlsirt, edlen getragenen Gesang und volhphonc Stilninsühruiig grundsätz lich mehr und mehr vernachlässigte. Da darf denn wohl mit Recht gefragt werden, ob das, was seine Enthusiast«! als höchsten Fort schritt anprersen, solche Opfer, namentlich das Verzichten aus das seelciivollste Element der Musik, aunvicgcu. — Zum Schluß darf ich eine Bemerkung nicht uiiteidrückkil: welch' »nheimlichc Streif licht« auf diese Kuilst geworfen werde», wenn wir «wägen, baßes ein phantastisch übcrschwänglich«, »m Wahnsinn untergegangencr König war, der als der erste und eigeittlichstc Förderer dies« Kunst zu bezeichnen ist n»d daß Wagnrr's Musik i» der Maßlosigkeit ihrer Mittel, mit welcher sie m nie erhört« Weise und nie erlebter An forderung an Kraft und Zeit der Zuhörendeii wie derAussührenden sich zur Geltung dringt, eine verhängiiißvolle Verwandtschaft mit der sinnlosen Prachtvcrgciidung der Schlösser scnics königlichen Gönners «kennen läßt". s Von Pros. O. Wermann sind soeben „Drei Vortrags stücke — Andante sostenuto, Adagio, Largo assai — für Violine und Orgel (resp. Harmonium oder Clavier) «schienen. Die stilvollen Kompositionen sind Originalweckc für Violine und Orgel und würden schon als solche «ne» groß«, Vorzug vor den viele,» Bear beitungen ähnliche» Genres verdienen: der Schwerpunkt und Werth der Wcrmann'fchen Kompositionen liegt aber hauptsächlich in dem gediegenen musikalischen Gehalte, der interessanten koirtrapnnktlscheii Behandlung und de» rnzvvllen melodiösen Kombmalioiien derPnn- zipalstiniincn. Die Vlolinpartie der Bortragsstücke ist van Konzerl messt« Prof. Lauterbiul) bezeichnet »nd bearbeitet und diese Timt- sache bietet an und sür sich Garantie genug für den Werth und die Bedeutung der Biolsiiwlostimmeii. Beide Haiivtslmimen, Violine und Orgel, sind derart gehalten, daß die eine die andere nicht brückt und beeinträchtigt, vielmehr wird eme von der anderen wirkmias- voll und vorlheilhaft gehoben und getragen. Besseren Violinspielern dür'ten die neuen Wcriiianii'icheu Kompositioncu hochwillkom men sein. * Dame zum Nachbar: „Also vierzig Jahre ist Ihre Frau nun kinderlos? Nun. da muk sie wohl auf's Mutlcrglück verzichten." — Nachbar: „O nein! Ich Hab' meiner Frau eine Ucberraschung zugrdacht. Nächste Woche wird sie Fahneiimull« bei unserem Ve- tcrancnvcrein." "Junge Aerzte nach der Knrsaison „Na. wie ist es Dir in dem nrucröfsneten Fußbadeort Kinderstetten als Kur- arzt ergangen? — „Sehr gut, ich habe in der Saison 25 Gulden eingenommen." — „Geh', schneid' nickst auf I" Fortsetzung de» „lvermifchten" Seite LI. k> ^7 - 3 Z KL. -°2. :-s- 8 - L »
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