flikt. Und „der Kanzler hat bei Tisch Herrn von Podewils wiederholt zugetrunken.“ Das ist das Schönste. Bisher wurde nur verzeichnet, wenn gekrönte Herren einem Mi nister, Staats- oder Gemeindekommis zutranken. Jetzt schon, wenn der Kanzler sich huldvoll bemüht, der doch selbst nach der Chinesenregel nicht mehr ist als der bayerische Minister präsident. „Wiederholt zugetrunken“. Und solche Berichte kommen recta aus der Wilhelmstraße. Das kleine Symptom zeigt die ganze Wirrnis unserer Zustände. Tut nichts. Die Hauptsache ist ja, daß gedruckt werden kann: Nie war die Intimität inniger. Auf gläubige Herzen wirkts wie die Pfingstkantate. Und über das Zutrinken darf der wahre Patriot sich nicht wundern. Der Bayer wundert sich selbst ja nicht. Läßt sich daheim interwieven und schwärmt von Berlin und der „großartig schönen“ Puppenallee. Die Zeitung kündet noch eine frohe Botschaft. Graf Bü- low ist Domherr geworden. Ist ehrenvoll und bringt Ge winn; reichen sogar, denn die Präbenden sind nicht von schlechten Eltern. Reichskanzler, Husarenoberst, Kanonikus Bülow. Ich wette, daß wir nächstens lesen, er sei in die Kirche gegangen, habe eigentlich längst metaphysische Be dürfnisse gehabt. Ein Schäker von vielen Graden. Donnerstag. Zwei Fritzenworte. Erstes „Un camp est comme un vete- ment; il ne doit etre ni trop large ni trop large ni trop etroit pour celui qui le porte.“ Zweites: „II n’y a certainement pas d’ennemis plus irreconciliables que la guerre et le luxe. L’un ruine un Etat, l’autre le soutient; l’un est 1’ ennemi de la vertu, l’autre son appui et son protecteur“. Hier paßte der Rahmen nicht zu dem Bild. In dem pomphaften Feierkleid lebt kein solchem Aufwand angemessener Gedanke, Ein Manöver soll im Frieden Kriegszustände zeigen; sonst ist es nutzlos, gehört zum Luxus, qui ruine un Etat. Hier riechts nicht nach Krieg. Das strotzt und blinkt und glitzert. „Aber, ach! — ein Schauspiel nur!“ Ehrenpforten, Girlanden, Fahnen. Rie senzelte. Zwischen Leinwänden Speisesäle, Empfangssalons,