Würdenträger sogar, vor dem Ohr deutscher Rechtsucher er klärt, daß sie auf den Botschafter und die Konsuln des Deut schen Reiches . . . pfeifen; in solemniter gewährten Audien zen. Das klingt dem Europäer schlimmer, als es gemeint ist; verrät aber nichts von besonderer Hochachtung. In dem Bot schafter sehen die Muslimin im Grunde nur einen mit tö nendem Titel geputzten Vertreter der Firma Krupp, der mit allen Mitteln Profite machen will; und da er den Auftrag hat, unter allen Umständen doucement vorzugehen, bleiben seine Reklamationen noch länger unerledigt als die anderer Missionchefs. Der Deutsche erlangt, was man seiner Tüch tigkeit schließlich nicht weigern kann. Vornan sind wir nur, wo es sich um Ordensverleihungen handelt; und diesen Vor sprung gönnt uns die Konkurrenz. Bleibt die Bagdadbahn. Unbestreitbar ein Produkt der Kaiserrede. Am 1. Dezember 1898 kehrte Wilhelm nach Berlin zurück. Am Tag vor der Weihnacht des Jahres 1899 Unterzeichneten in Konstan tinopel Zihni-Pascha und Georg von Siemens den Prälimi narvertrag, durch den die Societe du chemin de fer ottoman d’Anatolie das Recht erhielt, die Eisenbahn von Konia nach Bagdad und Basra zu bauen. Seitdem ist dieser Bahnbau der Pivot deutscher Orientpolitik. Der gescheite und erfahrene Generalkonsul Stemrich hatte nach fünfzehnmonatiger In spektion der Strecke erklärt, die Bahn werde nicht rentieren. Der Kaiser aber dem bedenklichen Sultan erklärt: Ich baue sie Dir. Hundert Schreiber priesen, wie vorher den Nord- Ostsee-Kanal, das neue „unvergleichliche Kulturwerk“. Wird es besser rentieren als der Kanal? Dieser Eisenstrang würde nicht nur die Verbindung mit Shantung (Kiautschau) sichern, sondern auch einen trockenen Weg nach Indien öff nen. Er gefährdet das Interesse Rußlands, das ein eisfreies Meer braucht und, seit es auf Südostasien verzichten mußte, den Blick sehnsüchtig auf den Persischen Meerbusen richtet. Das politische und wirtschaftliche Interesse; denn Mesopo tamien wäre, schon mit Korn und Naphtha, den russischen Exportwünschen ein furchtbarer Konkurrent. Und daß we der Frankreich noch England dieser Entwickelung müßig zu-