kurzer Zeit die alten Freunde Österreich und Rußland mit Mißtrauen zu erfüllen; er hatte mit seinen Freundschaft werbungen in England wenig Anklang gefunden. Und kaum war die Kriegsgefahr vorüber, so bemerkt man bald, daß Preußen jetzt auch an den kleinen deutschen Höfen weniger geachtet war als einst unter dem alten König. Die ruhige Würde des Vaters erweckte Vertrauen, die bewegliche Ge schäftigkeit des Sohnes Zweifel und Argwohn.“ So weit war’s, nach Treitschkes Urteil, schon im Jahr 1843. Drei Jahre nach dem Rausch des Huldigungsfestes. Am 15. Ok tober 1840 steht, auf dem in Gold und Purpur prangenden Anbau des Schlosses, vor dem Thron der König und spricht zu dem Volk, das die mit Flaggentuch geschmückten Tri bünen füllt und aus den Fenstern, von den Dächern auf ihn blickt: „Wollen Sie mir helfen und beistehen, die Eigen schaften immer herzlicher zu entfalten, durch welche Preu ßen mit seinen vierzehn Millionen den Großmächten zuge sellt ist, nämlich: Ehre, Treu, Streben nach Licht, Recht und Wahrheit, Vorwärtsschreiten in Altersweisheit zugleich und heldenmütiger Jugendkraft? Wollen Sie in diesem Streben mich nicht verlassen noch versäumen, sondern treu mit mir ausharren durch gute wie durch böse Tage: o, dann ant worten Sie mir mit dem klarsten, schönsten Laut der Mutter sprache, antworten sie mir ein ehrenhaftes Ja!“ Aus aber tausend Kehlen dröhnt der erbetene Laut über den Schloß platz. Und der König jauchzt auf: „Dieses Ja war für mich! Das ist mein eigen! Das lasse ich nicht! Das verbindet uns unauflöslich in gegenseitiger Liebe und Treue! Das gibt Mut, Kraft Getrostheit! Das werde ich in meiner Sterbe stunde nicht vergessen!“ Schon ein Jahr danach gehen Ja- cobys „Vier Fragen, beantwortet von einem Ostpreußen“, durch’s bang schweigende Land. Wieder zwei Jahre: und der König ist in Preußen, ist in Europa vereinsamt. Seine Schuld? Die Folge des persönlichen Regiments, gegen das drinnen und draußen der Genius der Volkheiten sich auf bäumt? Er will’s nicht glauben. Kann nicht. Hält sich für verkannt, für mißverstanden und schnöd verleumdet. (Bun-