Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186710241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671024
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671024
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-24
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1867
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Anzeiger. Donnerstag >Wrfte Beilage z« Mr LS? 24. October 1867. Schneider oder Schuster? L. Dü moderne Phyfioguomik auf dem Mark!« de- Lebens, im Salon deS Palastes wie in dem Dachstübchen, kann ihre Ur- theile in höchst summarischer Weise, d. h. mit einem Worte fällen. Jeder Mensch, gleichviel ob Männlein oder Fräulein, hat entweder die Physiognomie eines Schneider- oder du eine- Schuster-, und die besagte moderne Physiognomik faßt sich kurz und giebt gegenüber einer sich ihr präsentirenden Physiognomie ihr Verbiet mit den Worte» ab: „Er ist ein Schneider, Eie ist ein Schuster." Wir Alle haben gewissermaßen damit ein Erbthetl unserer Vorfahren, der ersten Menscheu, die in Wirklichkeit Schnei der und Schuster waren. Hoch und abermals hoch leben deshalb die ehrenwerthe« Zünfte der Schneider und Schuster! Um allen Angriffen im Voraus zu begegnen, erklären wir hiermit feierlich, daß wir ganz entschiede« ein Schuster sind, und nachdem wir diese Selbsterkenntniß-Erklärung vorauSgeschickt, wird jeder geehrte Leser um so weniger Anstand nehmen, zu seiner eige nen Selbstabschätzung zu schreiten. Auf eine Darlegung der Motive, auf Grund deren wir unsere Uriheile fälle«, daß Der oder Die ein Schneider oder Schuster sei, können wir unS hier nicht einlaffen, — wir würden dann zu persönlich werden. Unsere GesichtSforschung führt zu den merkwürdigsten Re sultaten. So ist unsere- Freunde- Xbein Schneider ein Schuster Schuster, der Schneider den Schneider, und eS wird ihueu wohlgehm auf Erden! MenelauS wäre von Helena nicht „grhörnt" worden, wenn er Schuster gewesen wäre, aber er war ein Schneider, und Helena und Paris waren Schuster. Thekla traf auch keine glückliche Wahl, denn ihr Max war Schneider; ebenso unglücklich war der Bund Ferdinand-und Louisens, denn Ferdinand war Schuster. Da- ist aber daS LooS deS Schönen und der Schöne» auf der Erde und wahr scheinlich auch auf dem Monde! Ich will aber durchaus nicht etwa die Behauptung aufstelle», daß der Bund zweier Schuster oder zweier Schneider nicht auch ein unglücklicher sein könne. Behüte, bewahre! Von kleinen Schustern nicht zu reden, waren doch z. B. Napoleon I. und Marie Louise, Ludwig XVI. und Marie Antoinette eS auch. Schließen wir aber diese phyfiognomische Betrachtung, denn eS ist nicht unsere Absicht, unsere hervorragendsten Mitbürger hier in Schneider und Schuster zu classtficiren. E- genügt «nS, wenn die schöne Leserin, die sich Schuster fühlt, heute Abend ihren Ferdinand, auch Schuster, mit besonderer Sehnsucht er wartet. verschiedenes. v. Leipzig, L8. October. fildelina Patti — nicht ver- und sein Schuster ein Schneider, während unser Schneidere lobt.) AuS den heute eingetroffenea Pariser Blättern erfährt Q. ganz sicher als em Schneider und unser Schuster K. als ein! man, daß Adelina Patti eine Erklärung veröffentlicht hat, ganz cowpleter Schuster recognoScirt werde» muß Man könnte I wornach sie „gar nicht daran denkt sich zu vermählen" und daß meinen, daß im ersteren Falle die ganze Physiognomik über den!sie zur Zeit nur „Braut de- Genius dcr Kunst" ist, also nicht Haufen fällt und daß ein Schneider durchaus kein Schuster IveS berühmten Zeichner- Gustav Dor6. sein könne, dagegen müssen wir aber entschieden Einspruch erheben ; I — In Freidurg im BreiSgau ist der städtische Diener Deroy <S ist eben ein Schäker der Natur, daß der Schuster unsereL I gestorben, der bei der Hinrichtung Ludwig XVI. in Pari- die Freunde- nicht Schneider geworden ist. Dir Mutter Natur ist I Trommel schlagen mußte, um die Worte de- Königs zu ersticken, sehr oft Komiker. ! Er wurde 95 Jahre alt. Greifen wir nun hinein in- volle Leben und holen wir unS I — Schon gar manchmal hat sich da- Sprüchwort: je gelehrter, eine Physiognomie heran-. oder besser, nehmen wir gleich zwei. I desto verkehrter, im Leben bewährt. Aber in so auffallender Weise Ein höchst interessanter Fall, meine Damen, aber, wie Sie sehen! nicht al- bei dem Irländer und seiner Tochter, diein Dresden werden, er liegt ganz klar. Ein Spiel de- Zufall- ließ uns! leben. Beide sind grundgelehrt, leben aber sehr verkehrt. St, BiSmarck und Beust wählen, die jedenfalls tu Ihrem Album I brauchen auch im strengsten Winter keinen Ofen, schlafen bei offe- Zutritt haben, und so haben wir denn einen Schuster neben Inen Fenstern und machen alle ihre Reisen nach Spanien, Frank- einem Schneider. Setzen wir mit der Unschuld eine- Waisen-1 reich und Italien zu Fuß, irgend einen römischen oder griechischen knabe» diese Ziehung noch ein Weilchen fort! Wen habe« wir da, I Classtker in der Hand. — den König von Italien! Jeder denkende Leser wird ein-! — Ein toller Schwindel ist jüngst in London pasfirt. sehen, daß die Physiognomik hier keinen schwierigen Fall vor sich I Ein dortiger Schneider besaß eine Tochter, welche längere Zeit an hat, und daß von einem Schneider schlechterdings nicht die Rede I der Schwindsucht litt, so daß ihrer Auflösung mit Bestimmtheit sei» kann. Se. Majestät ist — wir verwahre» uns von dem! entgegengesehen wurde. Endlich starb sie und wurde, mit Blumen Standpunete der Physiognomik au- gegen den VorwurfIbekränzt und wie eine Braut geschmückt, in den Sarg gelegt und eine- crimen laesao mHestatis — ein Schuster, während Na-Izu Grabe getragen. Da eine- Abend- fitzt die Schneiderfamilie poleon, als Gegenstand eine- schon schwierigeren Falle- unter! bei Tisch, und noch stieße» Thräne» über den Tod der so früh die Loupe genommen, ohne Zweifel al- Sch »er der auzusprechen I dahin Geschiedenen, als sich plötzlich die Thür öffnet und die Ver ist. Da kommt jetzt ei» bedeutender Schuster, Goethe, undlstorbene leibhaftig eiutrat. Nach ihrer Angabe kam sie direct a«S hier ein ebenso bedeutinder Schneider, Schiller, wie in Idem Jenseits, und beglaubigte ihre Aussage auch durch genaue Gustav Freytag der Schuster und in Gutzkow der Schnei-! Erzählung ihres Verkehr- mit Wellington, dem Prinzen Albert rc, der nicht zu verkennen ist. Und wer zweifelt, daß Theodorlsowie durch anderweite höchst interessante Aufschlüsse. Bald ver- Wachtel ein Schuster und Devrient und Tichatscheck!breitete sich die Kunde von der Resurrection der Abgeschiedene« Schneider sind- lund eS dauerte auch nicht lange, bis sich das Publicum drängle, In unserem Vaterland« sind die Schuster vorherrschend an-!jene Wundergestalt zu besichtige», um Aufklärung über da- zu- zunehmen, und Mancher ist und bleibt Schuster, und wenn er! künftige Leben zu erhalten. Der Schneider, welcher die- Miracu- so schlank wie eine HäringSseele wäre. Das Theater ist für diese-1 lum indessen auSzubeuten beabsichtigte, erhob von jedem WiffenS- Studium da- günstigste Terrain. I begierigen einen Schilling, wodurch er in kurzer Zeit mehr ver- Nach kurzer Beobachtung können Gatten die Schneider!diente, als seine Nadel in Decrnnieu zu schaffe« vermochte. Als und Schuster in den Pfändern ihrer Lreb« mit derselben Sicher-! jedoch die Geschichte immer größere Dimensionen annahm, ja so- beit de- ihnen ferner stehenden PhysiognomikerS erkennen. (Die I gar einige Danke- au- Amerika hinübergekommen waren, um mit Familie de- Verf. z. B. besteht mit Ausnahme eine- zierlichen! eigenen Augen die Wiederauferstandene zu schauen und sich von SchueiderleinS au- lauter Schustern.) Ebenso ist Iking-!Petrus erzählen zu lassen, hielt eS di« Polizei für Zeit zum Ein lingen und Iungfraue», die sich zu de« Zwecke der Ehe einander I schreiten und, was auch vorher anzunehmen gewesen: die aauze näher«, da- Studium der Physiognomik dringend auzurathen,! Sache entpuppte sich als ein ausgesuchter Schwindel, wob« sich denn der Wahn der Flitterwochen ist kurz und der siebenjährige! denn auch herauSstellte, daß sich da- Mädchen die drei Monate, Krieg ist lang, — wenn sich der Schuster nicht zum Schuster! während welcher eS im Sarge gelegen haben sollte, in einem ver- findet. Mischehen, d. i. Schneider und Schuster verbunden,! rufenen Hause ausgehalteu hatte. Jedenfalls ist die Betrügerin arten selten gut, sie arten vielmehr nicht selten in besagten sieben-!nur deshalb auS dem Jenseits gekommen, um in- Zuchthaus zu auch dreißigjährigen Krieg auS, wenn die beiden Ehehälften sonst! wandern. „gesund auf der Brust" find, buche sich also der Schuster den! Ä
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder