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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1867
- Erscheinungsdatum
- 1867-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-186710235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18671023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18671023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1867
- Monat1867-10
- Tag1867-10-23
- Monat1867-10
- Jahr1867
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1867
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-624 heraus; dadurch kommt in die liebliche» Schwärmerei« de- junge» Mädchens über die Herrlichkeit der Natur u. s. w. etwa- zu be wußt Deklamatorische-, während sie in den Sc«« de- Schmerze- übrr die ihr in der Schule widerfahrene Unbill geradezu den Ton und Siyl tragischer Heroin« festhält. Da- ist allzuviel für die kleine liebe Elfriede, deren Thrän« ja noch recht kindische find. Es bat sie ja doch nicht „der Menschheit ganzer Jammer ange faßt , indem die Frau Doetorin sie au- der Pension wies. Doch wer wiederholen: Fräulein Link hat u»S in ihrer Weife jedenfalls höchlich überrascht; sie bleibt immer ein bedeutende- Talent, in welchem sogar schon Blitze de- GeniuS zucken. Herr Mittel!, der ausgezeichnete Bonvivant, bewährte sich al- trefflicher Künstler auch in der Rolle eine- sentimentalen Lieb habers. Herr Deutschinger charakterisirte sein« Instituts direktor ganz tüchtig, und eben so befriedigten Frau Günther- Bachmann und Fra« Hoffmann-Baumeister durchgängig. Herr Claar gefiel sich in Uebertreibung«, denen wir wenigsten- keinen Geschmack abgewinnen konnten (wie z. B. der schlechte Witz mit den zwei Federn). Die Parti« de- Herrn Klotz und de- Herrn Link hätten wir, ihrer äußeren Repräsentation wegen, lieber in den Händen der Herren Stürmer und Herzfeld gesehen. WaS zuletzt die Pevsior ärtnnen aulangt, so waren sie eine Schaar rerzender junger Wes« ,..im Flügelkleide", die dem arm« Baron, der Brautschau halten sollte, eigentlich das Wählen viel schwerer hätten mach« müssen; doch da-Märchen will eS nun einmal, daß er nur Augen für Aschenbrödel hat. Wir waren nicht dazu ver pflichtet und hatten unsere Augen auch für die Anderen. Fräul. Götz fiel un- zunächst auf; sie war di« „Bankerste" und folge richtig auch Die, welche Hymen zuerst entführte. Weiter erblickt« wir Fläulem Buse und Fräul. Forme- als würdige Sprossen der GeburtS- und Geldaristokratie, ferner Fräul. Platz, Fräul. Kießling, Fräul. Schmidt, Fräul Masfo« — sie konnten Alles, sogar die römischen Kaiser, wie am Schnürchen ; der „Fach-" im ganzen CorpS, aber beileibe kein „krasser", war Fräul. Klemm; ucd eine besondere Beachtung verdiente auch «och ,.der UllimuS", Fräulein Ehrmann, die immer Schläfrige, weil stark Wachsende und rasch sich Entwickelnde. Fräulein Ehrmann bat diese pikante Rolle auch wirklich recht pikant und zu großer Erheiterung de- Publicum- gespielt. Nachträglich berichten wir noch kurz über die am 20. Oktober stattgefundme Aufführung der Lortzing'scheu „Undine". Neu war« darin: Bertalda — Fräul. Lehmann, die Unentbehrliche, (am Tage vorher sang sie sogar auch, und nicht ohne Glück, „die schöne Galathea"), sowie Undine selbst — Fräul. Anna Reiß (al- zweite Gastrolle). Wir können genannter Dame auch in die ser Partie nicht- Tadelnde- nachsagen, aber sie hat unS damit weder warm noch kalt gemacht; e- war zuviel Monotonie und Phlegma in ihrer Leistung, die recht gut erschien, ohne bedeutmden Eindruck zu hivterlafs«. Vielleicht litt Fräul. Reiß unter physi scher IadtSpofition — wir mein« nicht gerade eine solche, die sich in der Stimme äußert, denn diese klang, wie neulich. vr. Emil Kneschke. Loncert. Einer hochbegabten Natur ist schon durch ihr« GeniuS ein gute- Theil der Vorbedingung« eivgepflanzt worden, welche zur Schöpfung eine- den Gesch« der Schönheit entsprechend« Kunst werk«- unleugbar »othwendig find. Daß sich freilich die Läuterung de- Schaffens erst dann vollzieht, wenn die Gesetzmäßigkeit der Kuvstbildung« in- Bewußtsein dringt vnd eine Wechselwirkung von Fantasie und Verstand Herz und Geist zu einander in Be- zirhung sitzt, dürste durch da- Wirken aller großen Meister genug sam erwiesen sein. Und dennoch darf beim Producire» selbst der Autor an die in ihm ruhenden Kunstgesetze nicht denk«; denn die Kunst handelt zwar absichtsvoll, aber da- Kunstwerk soll all ein absichtslos'.- erscheinen. „Der Künstler soll während de- Gr- fialtung-proceffe- schaffen, wie die Einbildungskraft vorstellt, gtsitz- mäßig ohne bewußtes Gesetz, zweckmäßig ohne bewußten Zweck. Ein Werk, von dem wir wissen und erkennen, daß e» durch reine VerstandsSthätigkeit zu Stande gekommen ist, werde» wir mit einem unserer größten Gelehrt« nie al- ein Kunstwerk anerkenne», so zweckentsprechend e- auch fein mag. Wo wir in einem Kunst werke bemerken, daß bewußte Reflexion« auf die Anordnung de- Ganz« eingewirkt haben, finden wir eS arm. Man fühlt die Absicht und man wird verstimmt." Absichtslos schaffend und doch den Zweck de- Kunstwerke- meist erreichest) tritt uv- Herr Anton Rubi» stein in seinem am Montag den 21. Oktober im Gewandhaus aufgeführt« Quartett 6äar für Pianoforte, Violine, Viola und Biolorrcell «tgegeu, ob wohl zuweilen noch da- Ueberflutheu der Phantasie da- geistvolle Gtstall« momentan bedeckt und wir erst nach dem Zurückrreten der stürm« den Wogen in die eigentliche, kräftig ruhige Kanst- strömung wieder zum Genüsse der genialen Gedanken komm«, die uns der Compomst in jedem einzeln« Theile bietet. Während der erst«, hi» und wieder auch der letzte Satz das HerauStreten aus dem künstl-risch« Formguß nicht vermeid«, sondern im Streb« »ach dem Höchst« zuweil« von der fest« Bah» ein wenig lab- weich«, bring« «u- die Mittelsätze eine solche Fülle herrlicher Gestattungen und einen solch« Reichthum interessanter Combina- ttonen, daß mit den Schönheit« zufammengeuomme», welch« sich trotz jener Abirrungen der Phantasie unbestritten auch im ersten und letzten Satze vorfindeu, dusrS Werk al- eines der bedeutsamsten unter den Kansterzroguifsen der Nach - Schumannschen Zeit anzu sehen ist. Besonder- ist der auf stürmische Bitten de- Publicum- wiederhotte, von Humor und Laune im reizvollsten Gewand« über- sprudelvde zweite Satz ein Stimmungsbild, welche- man überhaupt d« besten derartigen Compositionen getrost an die Seite setzen darf. Die Ausführung, unterstützt von den Herren Coneertmeistir David, Hermann und Hegar, war in jeder Beziehung vorzüglich und dieser Meister würdig, gleichwie auch Fräul. Martini zwei reizende Lieder von Anton Ru bin st ein: 1) ES blinkt der Thau, 2) Morgengruß, in denen sich die ly lisch« Seite de- Compoaisten auf die sinnigste Weife auSspricht, mit edler AvSdruck-wnse und klarem Verstäudniß zur besten Geltung brachte. Nachdem uns der durch seine Lieder populär gewordene Tonsetzer mit jenen beiden lyrischen Ergüssen ei» Lebewohl gesagt hatte, trat ausschließlich der Virtuos und Interpret anderer Meister vor un- hin, den zu wür digen wir bereits beider Besprechung de- letzten GewaudhauS-Coucerte- Gelegenheit nahm«. Zu den damals bemerkte» SM« von Bach, Händel. Mozart, Beethoven kamen nun diese- Mal Beethoven- So nate 0p. 111, R. Schumann- Carneval, Chopin- Moturnv Vesäur und Scherzo IlmoU, Mendelssohn- Lieder ohne Worte in b'äur und sowie dessen kurzes Capriccio in LmoU, Schubert- von LiSzt für Pranvforte arrangirter Erlkönig und endlich anstatt dreier Toustücke de- CovcertgeverS der früher erwähnte türkische Marsch au- Beethovens Rum« von Athen, bei deren Vortrag der auswendig spielende Virtuos bewies, daß er auch im Reprodu- c ren zu den größt« Künstlern der Gegenwart zählt. Zwar gehört er nicht zu den ruhigen Zerlegern, deren Sicherheit un- frappirt, deren Kälte un- aber auch abstößt, sondern an seinem Spille nimmt da- Herz so viel Antheil, daß der Reproducent zuweilen sogar die Leistungsfähigkeit einer menschlichen Clavierspielerhand ganz zu vergessen scheint. Mag er aber auch hin und wieder einige Wne verlieren, die der Musiker ja leicht hinzudenken kann, wögen auch beim Vebriren de- Nervensystem- manche Passagen nicht so deutlich erschein«, wie unter den Fingern ruhiger Zerleger; es strömten doch au- seinem Herz« in die Fingerspitzen und von diesen in da- Instrument die elektrischen Funk«, von denen die Zvhörer dann getroffen und sympathisch berührt in die für da- Reich der Idealität allein paffende Stimmung versetzt werden, wo an Stelle der bewußt« Kritik di« Hingebung tritt. Nur bei der Wiedergabe der Berthovrufch« Sonate macht« sich namentlich bezüglich de- ersten Satze- einige kritische Bedenke» geltend. Denn wenn auch Beethoven in seinen letzten Sonaten noch mehr Spiel raum zum Individualist« läßt, al- in seinen früher« Werke«, so kann doch ein Zuviel die jenem Meister bis an sein Lebensende verbliebene Größe im plastisch« Bilden seiner Perioden etwa- verwischen und die- geschah bei der Wiedergabe de- Allegro eou drio eä axpassionato; auch in de» Variationen, welche der ^rietta folgen, überwog zuweilen die Subjektivität den objektiven Gehalt, obschon der Künstler gewisse Einzelnheiten unübertrefflich schön zu Gehör brachte. Vielleicht hat Mancher bei Rubiustem- Spiel an die Worte de- Dichters gedacht: So ist und bleibt die Größe doch de- Herzens, Die stets in hoher Kunst sich äußern muß, Da- Liebste nur in Kunst, so wie in Leben. — vr. 0. k. Im Leipziger Kunstverein (Museum) ist seit einigen Tag« ein Bild ausgestellt, da- im hohen Grade da- Interesse der hiesigen Kunstfreunde in Anspruch nimmt. ES ist eine der letzten Arbeiten von Wllh. Sohn, Neffe de- einst be rühmten Düsseldorfer Künstler- Earl Sohn, von dem wir die Donna Diana in vnserw Museum haben, und ist bezeichnet „Die Consultation". Viele gute Kritik« sind dem Bilde voraus- gegang«, auf der Pariser Ausstellung hat «an e- mit der gol dmen Medaille gekrönt und in der That scheint e- uns so geistvoll gedacht und so meisterhaft au-geführt, daß wir e- zu den besten künstlerisch« Leistungen zähl« wüffrn, die un- zugeführt wor den find. veber den Inhalt hat «an hier verschiedene Deutung« gehört; Folgendes möchte wohl der Intention de- Künstler- am Nächste» kommen. Die beiden Dam« gehören de» höchste« Kreisen der Gesell schaft in England oder den Niederlanden am Anfänge de- 16. Jahr hundert- an; sie such« in einer offenbar wichtige» Angelegenheit Rath bei einem angesehen« Recht-anwatt. Nicht um einfachen Verlust von GlückSgütern, die ihn« entzogen Word«, »og eS sich han deln; Nebeaumfläude müssen die Lage erschwert haben. Den» in der Physiognomie der würdige» Matrone drückt sich nicht sowohl äußere Erregung, al- vielmehr eich tief verletzte- Gemüth an-
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