Dresdner Nachrichten : 19.02.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-02-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187602196
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760219
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760219
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-02
- Tag1876-02-19
- Monat1876-02
- Jahr1876
-
1
-
2
-
3
-
4
-
5
-
6
-
7
-
8
-
9
-
10
-
11
-
12
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.02.1876
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
tloir *>>««!. N»«m«rn lOPsgk. u»I»ei«LS000»r»r M» »» »x»«»« »In,» -DIL- AnfeiKe»»»««»»», ml» »iirtl: Um««,««!, vii V^t«, in H-mdur,, v'i» »u. ai,n g,t».l,>»,kl. >r»»I«v, »rmlfur» n, M. — »,L «««„ in vrrli», »'>»!>«. Wien, vamburg, ^raittsur« ». M., MUil. »k«. — v»»>» 4 c«. in rmkfurt «. M. — v«. in >d«mnitz. - U». m»,L»eit», vulli«, 4 0», in Varl». Tageblatt für Politik, Unterhaltung n. Geschiistsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Litpsch (e Ntichnrdt in Dresden. Vrrantw. Nedacteur: Lritdr. Goedschk in Dresden, »t»«!lu,,»ltui>r. », .»«u«i,»t: «rot, «l,p««. xKi- » tt» 4 Üi». — »er «->>» «>n«r «in- I»«lij»in Vtiilzeil, t,ü,» IL Vh». »i»ikl»udt »i> Zeil« »» Piz« «Ine »arinlt« Nie »»> »ächll»ü,i,e «Nchei» «n der Anserate »ir» nicht gegeben. «UlinSrtig« «im»ncen- ll> Itriige von un» unde» konnien Nirmen »nd Per. so ne» inserteen wir nur »cqenDrilnuinerando» Zohlung durch Bri-s- «aelen »der Voslkingoli» lung. «ch, ««Hk» »ostrn IS PI»«, Jnicrate iü« tir Montog» - Nun»»'» »c« nach «Niem geinog« »<« »eliijiil, L» Pt,«. «r. SV. «inundzwaiizigster Jahrgang. Dresden, Sonnabend, Id. Februar 187«. Für da» Feuille '' ' PöWchi». Dem geistigen Eigenthum an Werken bildender Künste ist end lich, ebenso wie industriellen Plustern und Placken, durch einReichS- gesep Schutz verliehen. Werke der Literatur genießen bereit» längere Zeit eine» gleichen Schutze». Noch aber gebricht derselbe einem geistigen Gebiete, da» unter dieser Schutzlosigkeit schwer leidet. Es ist der deutsche Ersindungsgeist. ES sehlt an einem Patentgesetze. Wal aber noch schlimmer ist: die unglückselige volkswirthschaftliche Manchesterschule, welche über Deutschland so schwere Prüfungen gebracht, ist noch stark genug, den Erlaß eines Patentgesetzes endlos zu verzögern. Die Minister Camphauscn und Delbrück, au» jener Schule hervorgegangen, müssen den hohen Werth eines Patentschutz- aesetzeS nur gering anschlagen, sonst würden sie dieser Aufgabe ihre Kräfte gewidmet haben. Warum werfen sich unsere besten Geister nicht auf die Erfindung neuer Maschinen oder neuer Verbesserungen, welche der Industrie, dem Comfort, dem Wohlbefinden, der Gesund heit deS Volke» zu Gute kommen ? Warum leben wir Deutschen, traurig genug, von der erlaubten oder unerlaubten Nachahmung der Erfindungen fremder Nationen ? Weil bei uns kein Patentschutz besteht. Weder der Industrielle noch der Erfinder riskirt Capital und Unternehmungsgeist, denn sobald er die verbesserten Maschinen fertig hat, kommt ein Nachahn,er, der sie billiger herstellt, da er weder Zeit noch Geld auf sie verwendet hat. Das Ausland aber schützt seine Erfinder, und unter diesem Schutze verbessern und ver vollkommnen diese Jahre lang ihre Maschinen. Die Buchdrucker presse und die Telegraphie (die „Volkszeitung" führt dies sehr ein leuchtend au«) sind zwar deutsche Erfindungen, aber Amerika, Eng land und Frankreich haben uns darin unter ihrem Patentschutze überflügelt. Daher gebricht es unserer Industrie an aller Origina lität, und der Russe kauft natürlich lieber die Originale in England und Frankreich, al» die Copieen derselben in Deutschland. Giebt man Deutschland ein Patentschutzgesetz, so wird deutsches Capital nicht die Neigung haben, sich in Rumänier, russische Anleihen, ita lienische Städteloose und dergleichen zu flüchten, sondern im Inland« gute Zinsen tragen; die erfinderischen Köpfe unsere» Volkes, an denen Deutschland nicht arm ist, werden ersprießliche Verbesserungen für da» Alltagsleben und die Industrie ausspüren, und deutschem Grwerbefleiß wird wiederum eine freundlichere Entwickclnng beschie- den sein. Dränge doch die Socialdemokratie, wenn sie den Arbeitern Verbesserung ihrer Lage bieten will, auf den Schutz des geistigen Eigenthum»! Wir haben aber noch nie in einem Blatte dieser Partei da» Wort einer Maßregel reden hören, deren günstige Rück wirkung auf die Lage der Fabrikarbeiter und Gewerbsgehilsen un leugbar ist. Fürst Bismarck aber hat seine Augen zu sehr auf die große europäische Politik gerichtet, um dem geistigen Zusammen hang« -er Dinge im Inneren de» Vaterlandes zu folgen, und daß seine Rathgeber, Camphausen und Delbrück, durch Familienbeziehun gen und volkswirthschaftliche Richtung der Schule, angehören, die für Zusammenhäufung der Milliarden in den Händen einiger Weniger zu arbeiten scheint, ist auch kein große» Glück. Daß die Hochfinanz hinter dem Eisenbahn-Projekte steht, tritt immer deutlicher hervor. Sie versorgt das Publikum mit allerhand Lendenzlügen. So hat da» preußische Staatsministerium noch keineswegs beschlossen, die Bahnen Preußens dem Reiche anzubieten. Die Minister haben bisher nur sich im Allgemeinen darüber ver ständigt. Erst soll nach technischen Grundsätzen ein Entwurf auS- gearbeitet werden. Die Börse aber kann es nicht erwarten, bis sie an den ReichS-Eisenbahn-Aktien ein neues Spielpapier ersten Ranges besitzt. Wohin es aber führt, wenn sich ein Reich in Börsen geschäfte einläßt, da» ersieht man an Italien. Unter „Tages geschichte" bieten wir eine sehr gemilderte Darstellung der skandalösen Vorgänge mit der italienischen Dampferlinie „Trinacria." In Italien ist «S dahin gekommen, daß der ganze RegierungSorganiS- mu» einer Aktiengesellschaft sichtbarer und unsichtbarer Gründer ähnlicher sieht, als einem geordneten Staatswescn. Dian fängt in Italien an, Bedenken zu tragen; ob es rathsam ist, einer solchen Regierung den Erwerb von Eisenbahnen anzuvertrauen. Selbst den alten Löwen Garibaldi schont diese gewissenlose Negierung nicht. Sie will da» Projekt der Tiber-Regulirung, wie es Garibaldi ausge arbeitet hat, vereiteln. Der alte Löwe ist darüber in Hellen Zorn entbrannt und hat gegen die Minister, die er „Diebe in Bedientcn- > ^cken" nennt, einen Wuthschrei loSgclassen. Gestohlen und betro gen muß allerdings in Italien genug worden sein; sonst Hütte die Civilliste des Königs von Italien nicht bis auf 70 Millionen Franks nschwellen können. Victor Emanuel ist durch diese Wucherer und lpeeulanten, die sich seiner Civilliste ebenso bemächtigt haben, wie n di« Eisenbahnen für den Staat erwerben wollen, dem Bankerotte lahegrführt. Locale» und Sächsisches. — Die Verabschiedung des deutschen Kronprinzen und einer Frau Grmahhin bei ihrer gestern früh nach Berlin erfol genden Abreise von unseren höchsten Herrschaften war sehr herzlich, vnser König und Prinz Georg trugen die Uniformen der preußischen Regimenter, deren Inhaber fie sind. Auch I. Maj. die Königin und die Frau Prinzeß Georg, K Hoh., waren auf dem Leipziger Bahn- bofe erschienen. Nicht minder hatten sich zur Begrüßung der Prinz Albrecht von Mecklenburg, sowie der Ehrendienst, der preußische Ge sandte Graf Solm«, der Stadtkommandant General v. Hausen und der Polizeidirector Schwauß eingestellr. Die deutsche Kronprinzessin nahm ein mächtige» Bouquet von Camelien und Maiblümchen, ein Geschenk Ihrer Majestät der Königin, mit. Wasserstau» tu Dresden Abend» IO Uhr 4 Allen « Aoll über Rull. Im Laufe der Rächt ist hier ein Wasserstau» do« « Me» über Rull zu gewiirti-eu. — Nach dem Seiten der K. Masscrbaudirection über den Masserstand und Eisgang gemachten Mitteilungen war ge stern 12 Uhr -10 Minuten früh der Wottawafluß in Böhmen bei anhaltendem Regen hpch angeschwollcn, um 4 Uhr 30 Min. Bor- > mittags aber der Beraunfluß bis 347 Centimeter über Null gestie gen, ferner hatte sich 10 Uhr 40 Min. bei Leitmerih die Eisdecke gehoben ; in Außig war der Wasserstand 11 Uhr 30 Min. 316 Centimeter über Null, in Bodenbach 12 Uhr 5 Min. Nachm, bei fortwährenden Steigen in der Stunde 28 Ccntim. 253 Centim. über Null, dabei Regen und Nebel; bei Schöna war das Eis 1 2 Uhr Mittags noch fest; das bei Vogelgesang gestandene Eis hat 12 Uhr Mittags dis Pirnaer Brücke passirt. Aus Riesa wird berichtet, daß gestern Vorm. 9 Uhr 43 Min. der Eisschutz bei Kreynitz abgerückt ist. In Mühlberg hat später eine Zusammen- schicbung der EiSmasscn stattgesunden, infolge deren sich der Eis schutz von da an bis zur sächsisch-preußischen Landesgrenze erstreckte, und in Mühlberg bei 399 Centim. über Null Wasserstillstand, in Riesa 11 Uhr Bonn. Wasserstand bei 15Ce„ti,n. beobachtet worden ist. Aus dem höheren Erzgebirge wird vollständiges Thauwetter gemeldet. - Gestern Nachmittag 2 Uhr wurde hier 1 Schuß aus dem auf dem Berge beim japanischen Palais ausgestellten Geschütz abgegeben, welcher „Vorsicht" bedeutet, um ^5 Ühr aber ertönten 2 Schüsse, welches Signal „zu besorgende Gefahr" andeutet. — Die König!. Wasserbaudirection thcilt uns über den weiteren Verlauf des gestrigen Nachmittags Folgendes mit: Leitmeritz, 2 Uhr Nachm. Ungestörter Eisgang bei 370 Centim. Wasserstand über Null. — Letschen, 4 Uhr Nachm. 600 Centimeter höchster Wasserstand in Folge Eisstopfung bei Nicdergrund. 4 Uhr 47 Min. Eis ruhig im Gange, Wasser 80 Centimeter gefallen. Beraun, Wottawa und Eger bei Regen und lauer Temperatur fort während im Steigen. 5 Uhr. Wasser 126 Centim. gefallen. — Schöna, 4 Uhr 14 Minuten. Gedrängter Eisgang bei 330 Centimeter Wasserstand über Null und noch im Steigen. — König stein, 4 Uhr 30 Min. Wasserstand 246 Centim. über Null. — Pirna, 4 Uhr'25 Min. Eisgang bei 80 Centim. über Null, Wasser im Steigen. — Pillnitz, 5 Uhr 4b Min. Voller Eisgang bei 130 Centim. Wasserstand über Null. Seit 5 Uhr 88 Centim. gewachsen. — Dresden, 6 Uhr Nachm. 14 Centim. Wasserstand über Null. — Leitmeritz, 6 U. 35 M. Eisgang noch in voller Flußbreite. Höchster Wasscrstand 3 U. 390 Cm., 4 U. 380 Cm., 6 U. Abends 370 Cm., im Linien Egerfluß noch im starken Zustande. — Prag, 6 U. 30 M. Abends: in BudweiS ist theilweiser Eisgang bei 200 Centn,'.,-. Wasserstand erfolgt, an der oberen Moldau und Maltsch Steigen noch gewärtigt. Starke Schneelage, auf derLugnitz hat sich das Eis gehoben bei 58 Cm., auf derChaudniken inBewegung bei sehr hohem Wasser, noch im wachsen. Auf der Berauna andauernd ungewöhnlich hoher Wasscrstand, die Tegel ündEger inKarlöbad im steigen. Moldauwasserstand in Prag jetzt 284 Cm., noch im wachsen begriffen. - Zwickau 5 U. N. Wasser heute stärker gewachsen, bis jetzt92Cm, Gebirgsflüssefangen an mehr Wasser zu geben. — Letschen 7 U. 42 M In Prag großes Wasser, Moldau noch im steigen, in Melnik läßt Eisgang der Moldau etwas nach, Wasserstand 350 Cm über Null, im steigen. Von der kleinen Elbe bisher noch kein. Eisgang. — Wie schon gemeldet, ist die Gefahr der Ueb er sch wem» mung desZoolog. Gartens, die glücklicherweise nicht in der Nacht, sondern am Tage eintrat, durch rechtzeitige energische Ab leitung der Wässer beseitigt. Eine Kleinigkeit wäre es wahrlich nicht gewesen, wenn die wilden Bestien durch den Schreck aufgeregt wor den wären und schließlich ihrer, bei steigender Gefahr nöthigen Weg bringung sich widersetzt hätten. Die angerichteten Wasserschäden sind verhält,,ißmäßig gering; einige Brücken sind beschädigt und mehrere Partien sind versandet. Außerhalb des Zoolog. Gartens sind die dem Tonrniquet zunächst und ziemlich tief gelegenen Wiesen unter Wasser. Am merkwürdigsten sieht augenblicklich die sogen, große Allee aus, die von Hopfe'S Restaurant gradaus aufs Palaib führt. Die Fahrstraße ist unberührt vom Wasser, aber der Fußweg rechts und der hier ziemlich dichte Wald stehen, natürlich völlig un- passirbar, etwa 6—8 Lolll unter Wasser, das, weil hier die Abzugs gräben schon überfüllt sind, nicht sobald ablaufen kann. Der neue Landgraben ist an mehreren Stellen beschädigt. An seiner Mündung in die Elbe braust ein mächtiger schmutzig-gelber Katarakt ca.6Ellen hoch hernieder und hier haben die gestern bis 3 Ellen angeschwolle nen Fluthen die sehr schwach construirten Sandwände theils aus gewaschen und das Bett versandet. Abends sank indes; das Wasser um fast ^ Elle. Das siscalische aufbereitete Schlagholz ist richtig liegen geblieben, bis es gründlich durchnäßt wurde. — Die erst kaum vor Jahresfrist dem Betrieb übergebene Bahn Berlin-Dresden soll, wie verlautet. andieBerlin- Anhalter Eisenbahn verkauft werden, und der preußische Han delsminister bereits mit der Genehmigung angegangen worden sein Die Berlin-Dresdner Bahn fühlt sich nicht mehr in der Lage, den Betrieb selbst führen zu können; der aus Böhmen gehoffte Güter verkehr ist auögeblieben und der Personenverkehr ein überaus ge ringer. Die Anhaltische Bahn würde natürlich die Berlin-Dresdner Bahn nur für einen sehr geringen Preis erstehen. — In der Nacht vom 12. zum 13. d. M. und zwar zwischen 12 und 1 Uhr ist, wie erst jetzt zu unserer Kenntniß gelangt ist, ein in der Leipziger Straße wohnhafter junger Kaufmann auf dem Heimwege in der Nähe der ehemals Schlick'schen Dampfschiff- und Maschinenbauanstalt von einem unbekannten Kerl, der hinter ihm hergekommen, ihn plötzlich am Kragen gepackt und sein Geld verlangt hat, räuberisch angefallen wordm. Der Ange fallene hat sich herzhaft gewehrt und ist dabei mit dem Räuber zum Fallen gekommen, jedoch so glücklich, daß Letzterer, ein robuster kräf tiger Mensch, unter ihm gelegen hat. Währenddem hat sich aus der Ferne die Annäherung eines Menschen wahrnehmbar gemacht, was den Räuber veranlaßt hat, mit Aufbietung aller seiner Kräfte sich empor zu arbeiten und, nachdem er zuvor dem Kaufmann mit den, Stiefelabsätze noch einen heftigen Stoß vor daS eine Schienbein gegeben und ihn dadurch an der Verfolgung behindert hat, die Flucht nach der Elbe zu zu ergreifen — Gestern Vormittag ist am linken Elbufer, etwa» unterhalb der Dampfsähre, ein männlicher Leichnam angeschwom men, in dem man einen seit den Weihnachtsfciertagen v. I. ver- schwmrdenen, hier in Arbeit gestandenen ledigen Buchbinder Namens Reuter aus dem Hannöverschen wiedererkannt hat. Die Kleidungs stücke desselben waren damals alsbald nach seinem Verschwinden in eurem Kahne unweit der Stelle gefunden worden, an der jetzt die Leiche angeschwommcn ist. — Vorgestern hat eine unbekannte junge Frauensperson in der Kreuzstraße ein kleines Mädchen mit in eine Hausflur ge lockt, hat ihm dort zwei Pfennige gegeben, dabei demselben aber die goldenen Ohrringe ausgemacht und sich damit entfernt. — In der vorvorigen Nacht gerieth ein Bewohner der Rqsen- gasse nach seiner Heimkehr mit seiner Frau in einen so heftigen Disput, der von seiner Seite wohl auch mit Bedrohungen ver bunden gewesen sein mag, daß eins seiner Kinder, ein achtjähriger Knabe, aus Angst zum Fenster herausgesprungen ist Das Logis befand sich zum Glück in der ersten Etage und hat deshalb der Knabe durch den Sprung einen Schaden nicht erlitten. — Abermals wurden zwei hiesige Geschäfte geschlos sen: das kaum etablirte des Holzbildhauers Nesch auf der Neue gasse und das mehrere Jahre bestehende des Fischhändlers Reißig auf der Weißegasse. Die wirthschaftliche Noch nimmt wie der physische Tod auf das Alter der Opfer keine Rücksicht und schont weder die jung«, noch die alten Etablissements. - Zum Gcdächtniß an Ludwig Würkert hielt an ver gangener Mittwoch der diesige Verein „Freireligiöse Gemeinte" im Saale von „Nagcl'ö Hotel" eine Versannnlung ab. — Der Herr Vortragende, welcher die in der Würkcrt'schcn ,.Freireligiösen HauSkapelle" befindliche Biographie WürkertS zum Vortrag brachte, leitete seinen Vortrag mit io'gendem Motto ein: „Greis selbst mit zu, der Freiheit Werk zu bauen, so wirst Du die Wahr heit erkennen und die Wahrheit wird Dich frei machen!" und erklärte, baß anS Allem, was er in Bezug des Heimgegangenen wisse, zu erkennen sei, dao Würkert In diesem Sinne gelebt und gebandelt habe. Daher sei er, da er rin reiner GcmhlSmtnsch gewesen sei, der Märtyrer einer wahren Humanitären lieber- zcuaung geworden. Der Vortragende schloß mit selbem Motto in Bezug aui die Versammelten, daß auch sie sich dasselbe alb Weglctter ihrer weiteren Handlungen aneignen mögen, seinen Vortrag. — Während deö Vortrages ging, aus Altenburg kommend, ein Bearüßungö-Telrgraimn zu Ehren Würkert's von den dort anwesenden „SN itlautern verfielen Glocke n" ein, welches nach dem Vorträge zur allgemeinen KenntWnahme gelangte und woraus zu erblicken war, daß der Geist Würkcrts seine wKteste Verbreitung gefunden habe. — Der gestern erwähnte Besuch dcrKronprinzlichen Herrschaften In Lüdicke'S Wintergarten geschah nicht in Be gleitung deö preußischen Gesandten, sondern in der unseres hoch verehrten KönigshaarcS, welches mit dem stets gezeigten Wohl wollen Wiederholung deö Bcsuchö bei weiter vorgerückter Blüthe der Cainellicn re. versprach. — Die Absenter von Postanweisungen nach Groß britannien und Irland werde» auf die Slothwendigkeit aufmerksam gemacht, bei Einlieserung der Postanweisungen den Empsängcrn gleichzeitig rin Benachrichtigungöschreibrn über die erfolgte Einzahlung deö Geldes zu übersenden. Derartige ve- nachrichtigungsschreibc» sind aus dem Grunde erforderlich, weil die Postanweisungen selbst nicht in die Hänbe der Empfänger gelangen, die Beträge vielmehr von der britischen Postverwaltung in anderer Form zur Zahlung an lene angewiesen werten und die Empfänger das Geld nur dann ohne Beanstandung abbeben können, wenn sie ihre EmpfangSbcrcchtigung durch Angabe des NamcnS und deö Wohnorts des Absenders Nachweisen. — In einem Coupce eines vor einigen Tagen aui der Tour Dresden-Prag verkehrende» NqchtcilzugS beianden sich 2 Herren und 1 Dame, als der eine der Erstcrcn plötzlich durch daS ganz ungewöhnliche Knarren cincö Radeö und daS Neigen deS Wagons nach einer Seite hin auiwacbte. Das war ibm denn doch sehr verdächtig, er rief um Hille und schlug, da sein Ruien nicht gehört wurde, endlich in der Angst seines Herzens ein Fen ster ein, öffnete dann die Thürc und sprang, obgleich der Zug in vollem Laufe war. htnauö Die beiden anderen Passagiere ge- rletben natürlich in großen Schrecken und glaubten, daß in leben, Augenblicke sich ein Unglück ereignen werde. Endlich gelang es dem kühne» Springer, sich durch eine Messe, weiche er zufällig bei sich führte, bcmcrklich zu machen, und so gelang eö ibm, daß der Zug angchalten wurde. Nun ergab eö sich, daß an dem Wagen etwas defekt war. Nachdem inan denselben ausrangirt hatte, kam auch der verwegene Passagier, welcher glücklicherweise in den tiefen Schnee gefallen war, unbeschädigt an, so daß er in dem abgebcndcn Zuge wieder Map nehmen konnte. Daö sind Erlebnisse, an weiche man freilich bei Beginn einer Reise nicht in, Entierntestcu denkt; man keimt wohl seinen Eingang, nicht aber seine» AuSgang. — In der vorvcrgangcnen Stacht hat ei» ungewöhnliches, plötzlich eingetretencö Hochwasser deS Dahincbachcs den Eisen- bab»damm in der Niederung bei llckro an der Berlin-DreS- dcner Eisenbahn b-u rcl, rissen. Die Aufmerksamkeit des Babn- ausslchtSpersonalö verhütete für die Züge jede Gefährdung Da gegen entgleiste eine abgesantte HillSmaschinc. Sin der Wieder herstellung der beschädigten Stelle wird mit Eiter gearbeitet, so daß der Verkehr sehr schnell wieder bergestellt sein wird. - I» einem hiesige» Hotel wurde vor einigen Tagen ein ' junger Man» aus Berlin verhaltet, welcher daselbst mit seiner Braut, die er ihren Angehörigen entführt batte und auf deren nicht «»bedeutendes Vermöge» er zu spcculiren schien, schon längere Zeit alö Mann und Fra» logirtc. Die arme, getäuschte Frauensperson wurde vo» ihrer Schwester znrückgeholt, während der Herr Pseudo-Gemahl vorläufig hier bleiben mußte. - Eine curiose Wette wird morgen vor sich gehen. Der trübere Schuhmacher »nb jetzige Bauunternehmer Mi., sowie dessen Freund, der Particulier und trübere Schuhmacher L.. welche Beide seit mehr aiö >2 Jahren ihre Proicssion nicht mehr betreiben» haben sich anheischig gemacht, morgen Vormittag während eines vo» früh U) viS Nachmittag» 2 Uhr andauernden Frühstücks ihre», gemeinschaftlichen Freunde, dem Bauunter nehmer W. in seiner in der Holbeinstraßc gelegenen Wohnung ein paar Stiefel fir und fertig hcrzustelien. Alö Jury werten 12—15 Personen während der Arbeit zugegen sein. — Gestern hat. trotz ungesagten Eisganges und bei nur schwachem Winde, ein Segelschiis daS Wagnis; unternommen, stromauf gen Pirna zu fahren. Wie weit der kübne tlieaciidc Holländer wobl aekommen sein maa*
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht