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Dresdner Nachrichten : 14.02.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-02-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188002147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800214
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800214
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-02
- Tag1880-02-14
- Monat1880-02
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 14.02.1880
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»fl»« ssoöo«p«»t. ru»««. x d „-«»«>>»»»- «, I»z«i»,v»IUkr »»Nu« ». M. — Mu». «rlin. V«ip«Ia. ««»», «ankfuNi.vi., Mün- »»»«»..«- »«. —»IU«»Uk ^N»s»> ck 0». in Viril. ^ Mitredacteur: vr KkrdaSFruIll.:L»«lMlMH»i-tii»»i»i» ^ L L n ^ ßs « » v >» «k »' t » Mellon otv ^usrsdlmiZ aller döupons. 8elr!o»!j-8trittwv 14, Tageökatt für Politik. Unterhaltung, Geschäftsverkehr. LSrsenbericht, Fremdenliste. der Herausgeber: Druck und ( ^'«tgentbum l «k iu Dresden. Verantwort!. Redakteur: Llvtnrtet» L»«I»1vnU in Dresden — Der «»um ei»,« „ Sr.^BLLSÜL wird »I«t»»,»»«». AutwLrli,« »nn«M«I»»uNl1« von un» undrkannlen Firmen u»» Pkrionrn tnlertreu wir nur»«»» »rtnu»»Ln»o,z,tz,»,,^rch Au«»m-,ilrn oder Poiletn»,»!«. Lchl kllbr» sollen IL PI»e. tz». lerate lür die Monlog» . Ru»»« «dcr noch einem ^Iliiogr dit PetV« ikiie L» P>ge. Kttppvl öL 60., jXn- und Vvrkauk aller LlsstspaplsrUpfanildr^vfUI ^vtlsn et«. ^usrsdluuZ aller doupons. Iluont^elUieke ^ ^ogvnüdor «ler 8l>»rorgaaso Iluollt^elUioke Lontrolv äor Vsrloosung aller VVerLlkpaxiere. ^lles auol» aut'drleüiellsm Wegs. Vomloil-Ivlls für Wvestssl Lnül HiHeLkslW läloaaut uuä eomlorialiol vluavriektotv treilbakn, Oarävrvdvu^ , ... . ^u.Lkalluugou. Vor/ügilekoi Uoituudorrielit tür Oamnn, llvrrvn j «eit»Li»ntitut, Iretterri»!!! u. liimlor /u jvilor'iaguL/uit. XuLlviftsu eloaaiiUrr ltoitpferckv u.i-ensionsswnungen, ; u. l'alirgoLeliüiu /um LoIbLtlrutiivliireu. ^umadiue von kvu- « nl!UVvtiti'u88v 8. kjjnii«,)tor>lon. OiNLW ^uiiRuIiI von lttnipsvrciso /UNI Vorkimk. E^^^^85^^K^VH^1^8^^Wittermig«auSsichten^orE Politische». E» unterliegt kaum einem Zweifel, daß die wesentlichen Vorlagen, die dem eben zusammengetcctencn deutschen Reichstage gemacht worden sind, im Hause eine Majorität finden werden. Unter zweifachem Druck wird man am Sichersten die Militärvorlage durchbringen mit dem Hinweis auf die stärkere Wehrkraft unserer östlichen und westlichen Nachbarn einerseits, und des sieben Mal in der Thronrede gebrauchten Wortes: Deutschland wolle den „Frieden!" andererseits. Einer agressiven Politik des Reiches, einer Vermehrung der kaum noch erschwingbaren MilitärauSgaben zu Kriegszwecken würde im Reichstag doch wohl mancher Patriot entgegentreten. Dem „Frieden wollenden" Reiche den nöthigen Schutz dieses Friedens, auch wenn er weitere 2V Millionen pro Jahr AMehrkosten verursacht, zu versagen, das wird keine Partei auf sich nehmen wollen. Aber wenn auch wir im Reiche unseren Nacken schweigend beugen unter das neue, noch eisernere Septennat und unsere Säckel resignirt öffnen — vom Auslande kann man nicht erwarten, daß cs alle diese Dinge, die ja in der That unserem finanziellen Ruin uns entgegentreiben, so gleichmüthig und gefaßt mit ansieht. Die „Neue Freie Presse" denkt sehr gering von dem Widerstand der Reichstags boten und sucht vergebens nach einer festen Partei, die mit sittlichem Ernst die Bedenken gegen die Militärschraube ohne Ende geltend zu machen den Muth hätte. DaS österreichische Blatt sagt: ..Abgesehen von der Bewilligung an sich, sei die ganze Art wie die Aiigelegenhett von Preußen aus betrieben worden, sei eine große Geiahr für den Parlamentarismus überhaupt, eine Geiahr, die dadurrti ntcvt vermindert wird, daß die durch die Eoalttionöexperlmcnie zrrklüitcten und mürbe gemachten Parteien der Energie entratben, sich den Dtctaten des großen Varziner Magnetiseurs wirksam zu widersetze». Fast alle Parteien bewerben sich um die Auszeichnung, mit dem Kanzler die Macht zu tbcilen; sie drehen sich um ihn wie die Feueranbeter um die Sonne; er aber wendet, UIN keine von ihnen in s Unbeaueme wachsen zu lasten, bald dieser und bald jener einen Lichtstrahl seiner Gunst zu, so daß nachgerade der schäriste Blick nicht mehr entscheiden kann, ob er lieber die Conservativen. die National- liberalen oder gar die Ultramontanen in seinem Heerbanne iehe. Das Traurige dabei ist. daß die Parteien demoralisier werden, daß sie des Vertrauens bei dem Volke verlustig geben und daß schließlich Interesse» von so entscheidender Tragweite wie die Integrität deS parlamentarischen Bewilligungsrechtes zu einem Handelöobjekte herabgewürbigt und aiö Aeguivalcnt sür die Ge währung von MinlsterporteleulUeö dabingegeben werden. Der Opportunismus hat gewiß im StaatSleben seine unanfechtbare Bedeutung und es hiHe das Wesen dev politischen Parteilcbens von Grund auS verkennen, wenn man demselben ein berechtigtes Machtbedürfniß abstreifen wollte. Aber der Opportunismus wie der Parteigetst müssen ihre Grenze finden an der Schranke, welche durch die verfassungsmäßigen Rechte der Völker gesetzt ist. Das parlamentarische Bewilligungsrecht ist ein Theil dieser Schranke und muthige Volksvertreter müßten mit aller Entschiedenheit verhüten, daß an demselben fortwährend gerüttelt und hcrum- experimentirt werde." Wie gesagt, die Entrückung der Militärlastsrage aus der Con- trole des Reichstages auf Jahre hinaus, durch Annahme der Vor lage, steht wohl außer Frage und die vorangegangeneuBcmerkungcn werden gar keine praktische Folge haben. Auch nicht was französische Blätter ausführen: daß Deutschland tatsächlich bereits stärker sei als seine Nachbarn und daß unsere neue Militärvermehrung diese nur wieder zwinge, auch ihrerseits ihre Wehrkraft noch höher anzu- spannen. Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich auf diese Vorwürfe hin ziemlich heftig gegen Frankreich und sagt, ob denn die Franzosen vergessen hätten, daß ihr Militär-Etat von 500 Millionen Franco in 1870 jetzt schon auf 900 Millionen gestiegen sei. „Deutschland", heißt cs weiter, „nimmt keine Initiative in Vervollständigung seines Heeres, sondern folgt nothgedrungen und sehr wider Willen dem Beispiel seiner Nachbar». Wenn die französische Presse dieses Verhältniß umkehrt, indem sie auö dein letzten de» ersten macht und die gezwungene Nachfolge Deutsch. landS so darstellt, aiö ob wir daö Beispiel gäben, so ist baü ein- iach ein Versuch, osscnkunbige That sacken zu täl. scheu. Dabei zeigt der To» in der Presse der monarchischen Parteien, wie wohl Deutschianv thut, aus der Hut zu sein und dem ihm gegebenen Beispiel, wenn auch widerwillig, zu folgen. Der orleanistische „Frannais" behauptet, alle ihn, zugcbendc» Nachrichten bestätigten, daß der deutsche Kronprinz bei der Rück kehr zu seiner Familie in Pegli hauptsächlich den Zweck habe, Italien in den Kreis der deutschen Politik zu ziehen und die di plomatische Isoliruna Frankreichs zu sichern. Ebenso will er wissen, daß der Graf St. Vallier „in dieser dunklen und drohen den Situation" bringende Motive gehabt haben müsse, mit seiner Regierung zu konierircn. Der bonapartlstische „PayS" sammelt schon seit einiger Zeit unter einer besonveren Rubrik französische und außeriranzösische Preßstlmmen, welche bas Verhältniß zwischen Deutschland und Frankreich atS ein gespanntes Varstellcn möchten. Diese kriegerische» Parteien regieren zwar augenblicklich nicht in Frankreich; aber ob sie regieren werden, bängt von den Ent schließungen und Schicksalen Frankreichs allein ab. Deutschland würde nicht bindern können, daß sie die Macht in Frankreich ge- Winnen, sobald innere Verhältnisse VIe Möglichkeit dazu bieten. Nach der Sprache Vieser Parteien müssen wir aber kür sicher an- nehmen, baß sie, sobald sie ans Ruder kommen, Frankreich In Kriege stürzen würden, um sich zu halten, ganz In den Tradi tionen der napoleonischen Politik. Aus diese Geiahr hin muß Deutschland bei aller Friedensliebe im Interesse seiner Sicherheit dem Beispiel folgen, welches seine Nachbarn durch ihre gewaltigen Rüstungen in den letzten Jahren leider gegeben haben. Deutsch lands Heer ist eine Waffe der Vertheldigung, nickst veS Angriffs." Vervollständige man sich das unerquickliche Bild, wie jede der europäischen Mächte der anderen Macht die Schuld für die unerhör ten Friedenö-Militärlasten in die Schuhe schieben möchte, durch eine sehr nüchterne aber sehr vernünftige Ansicht, die der englische Staats mann Lord Derby über die Lage äußert. In einer Wahlrede zu Hedderfield zeigt dieser Aristokrat, der einer der größten Grund besitzer Englands ist, wie eingehend er sich mit allen volköivirthschaft- lichen Fragen beschäftigt Wir sind es in Deutschland nicht anders gewohnt, als daß sich unsere hohe und besonders die reiche Aristo kratie fast durchgängig von Allen, fern hält, was nur einigermaßen mit der Volkswirts,schast »usammenbänat. rs verursacht daher eine ge- > wisse Ueberraschu,,g, von einem Mitglied« der englischen Noblesse eine Rede zu hören, in welcher nicht nur die Politik, sondern auch Handel und Fabrikmesen derartig beleuchtet werden, daß sie Aussehen in den Kreisen der gediegensten Fachmänner hcrvorgerufen hat. Ein schneidender kann man daS Unglück des Militarismus in den con- tinentalen Staaten nicht beleuchten und in weniger Worten ein Schlaglicht auf den Druck, wie er ihn aus Arbeit, Industrie und Eoncurrenz mit dem Auslande ausübt, werfen. Möchten es doch all' die vielen zahlreichen Freunde und Verehrer des Militarismus als Hohn empfinden, daß aus jedem Satz der langen Rede die Freude darüber zu ersehen ist, wie sehr England wirthschaftlich gegen unsere Militärstaaten im Vortheil ist. Derby lagt: „Die Arbeit ist nicht frei, vort wo ein junger Mann erwarten muß. von seinem Gewerbe iortgerissen zu werden, um drei der besten Iabre seines Lebens Inmitten der Lasten eines Militärlagers zu verbringen unb dann in s bürgerliche Leben zu- rückzugchcn. nachdem er AlicS, waS ihm zu wissen nützlich ist. vergesse» hat. Der Eontinent — der angeblich etwas vor uns vorauShabcn soll - bettelst nur ans großen Mllitärstaatrn, aber mit den, Militarismus kann eine hock) entwickelte Industrie nicht gleichzeitig betteben; der eine muß notbwenbig die andere zer stören. ES entwickelt sich hieraus ein Volk, genug hungrig, um daS Soldatenlcben eher angenehm, als lästig zu finden unb unter- warst« genug, um auf den eigenen Bruder zu schießen, wenn es gefordert wird. ohne um die Ursache zu fragen. Stein, meine Herren, Militärstaaten werten nie unsere industriellen Rivalen sein!! Sie können uns nur Schaden zmügen, indem sie schlech tere Abnehmer unserer Erzeugnisse werden! Selbst kleinere con- tinentale Staate» könne» nie mit uns concurriren. denn sie sind im Nackstbeil bnrck, die Eristenz von Grenzen, die sie mit schweren Kosten im Vertt'eldigungözustand erhalten müssen. Sie leiocn durch bie Schuld anderer Staaten, Thatsache aber ist es, baß sie leiden unb so sortdauernv leiden werben." Neueste Telegramme der „Dresdner Nachrichten." Berlin, l 3. Februar. Reichstag. (Präsidiumowahl.» Graf Arnim-Boytzcnburg ist mit 154 von 244 gütigen Stimmen zum Präsidenten gewählt. Bennigsen erhielt 89 Stimmen. Frankcnstein ist mit 164 St. (92 Stimmzettel waren unbeschrieben» zum ersten Viceprästdenten, Hölder (nationalllberal)mtt 149 von 2:il (82 davon unbeschrieben) zum zweiten Viceprästdenten gewählt. DaS Herrenhaus genehmigte bie Vorlagen über den Ankauf der Hamburger Eisenbahn unb den Erwerb der Rheinischen unb PcstSdam-Magbeburger Bahn in der Fassung drö Abgeordneten- hauseö. Locale» and Sächsische». — Der Leinweberineister Burkhardtin Waldheim, früher Kirchner, bat daö allgemeine Ehrenzeichen erhalten. — Landtag. Die erste Kainmer verfuhr gestern mit den NvthstandSpetitionen stillschweigend in der mltge- theilten Wciic (s. gestrige Nr.s Den Vortrag über dieselben, sowie über die Erimmltschaner S ozia l i sten - P c titi on (Schließung der Ecnlrai-Krankcn- und Sterbekcisse der Gewerk- schalt der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter Deutschlands bctr.» erstattete Frhr. v. Fink aui Nöthnitz. Die Erimmitschancr Petition wurde aiö unzulässig erllä't. Ais unzulässig erwiesen sich ferner die Petitionen Künzclmann's in Dresden um Wieoer- cintmihme einer wider ihn ergangenen Kriminaluntersuchung, Aushebung eines Erkenntnisses des vorm. OberappellationSgerichtS zu Dresden, Rückzahlung zu viel entrichteter Kansgelter, sowie NlchtigtcilScrklärnng eines abgeschlossenen nachthciligen Ver gleichs unb bcö Berginvaliven Graube zu Stollberg bei Chemnitz, der sich über Beeinträchtigung seiner Rechte als Grundstücksbesitzer beschwert. - In der zweite n K g m m e r beantwortete Staatö- minister v. NoNItz-Wallwltz die Uble- Krause 'sche Ansrag e. Die Sache ist kurz die. Abg. Uhlc-Plauen batte am 30. v. M. behauptet, ein A nitöbauptmann i von Flöha) habe einer Gemeinde iPlane» bie Erhebung einer Einkommensteuer mit Progression bis ins Unendliche vorgcichricben. Ein Reierat im „Dr. Iourn." erklärte das als unrichtig. Abg. Uhle blieb bei seiner Meinung und verlangte, die Regierung sollte jenes Referat für unwahr erklären. Das that nun freilich der Minister nicht, doch gab er zu, baß der fragliche, von der Bezirksversannnlung gefaßte unb von der Amtöhaupttnannschatt auögelerttgte Beschluß allerdings seinem Wortlaute nach zu der irrigen Meinung habe Anlaß geben können, als werde eine unbeschränkte Progression ver langt. Daß bie Gemeinde Plaue selbst dieser irrigen Mei nung nicht gewesen, beweise eine Eingabe derselben an die Kreishauvtmannschast. Abgeordneter Uhle blieb da bei, bas Referat sei unwahr, die Erklärung des Ministers könne ihn daher nicht befriedigen. Abg. vr. Kraule stimmte dem zu. ES werde dem Volksvertreter eine schwere Unbill erwiesen, wenn anonyme Winkelschreiber in den Spalten eines Amtsblattes seine Aeufterungen sür unwahr erklärten, wo sie sich leicht aus den Akten Gewißheit verschaffen könnten. Abg. Lieb knecht erklärte, daß das Lob, weiche- er s. Z. dem betr. Amts- hauvtinann ertheilt habe, sich letzt, nachdem er die Akten kcnne, aiö berechtigt barstelle. (Heiterkeit.) Ich sehe Sie lachen, fuhr er fort, weil ich den Herrn Amtöbaurtmann kompromlttire. Tiber ich freue mich, daß auch ein AmtSbcmptmann unb selbst der »Minister Anschauungen hegen, die unter daS Sozialistengesetz satten. Nachdem Liebknecht auch den Fürsten Reichskanzler zu einem großen Staatösozlallsten gestempelt, sprach er seine Freude über die von L)r. Krause gegen die anonymen Winkelschrtst- stcller gerichtete Rüge aus, ermahnte jenen aber» doch auch einmal in seiner eigenen Partelprcsse Umschau zu halten; wo sich jenes Wlnkclschrlttstellerthum am meisten hervorthue. StaatSmlnIster v. Nostitz-Wallwitz erklärte, Liebknecht compro- mittlre den bctr. Amtössauptmann keineswegs? er lege eben wie Üble etwas In die amtöbauptmgnnschastilche Vertilgung, waö nickst darin liege. Abg. vr. Krause antwortete Liebknecht, er (Redner) sei sehr feinfühlig gegen Aeußerungen der amtlichen, aber dickfellig gegen die der steten Presse. Dann begründete Abg. KIrbach seine» Antrag aui Erhöhung der Erbschaftssteuer, der den Zweck hat, eine Mehrbelastung des Volkes durch Erhöhung der Schlacht- oder rer Einkommensteuer zu vermeiden. Der An trag wurde an die Fincinzdkvutatiou zurVorberatbung verwiesen. Die T etitlon Müllers u. Gen. in Hainichen um Herabsetzung der Steuer kür den Hausirscheiii mit seibstgestrtlgten Waaren (Referent Abg. Käuffer) wurde der Regierung zur Kenmnlßncilmie übergeben. Die Abgg. Sa reck. Sieboib, Pen- zig. Mebnert und Abnert verwendeten steh mehr oder minder sür eine mildere Handhabung des Gesetzes über die Besteuerung VcS Gewerbebetriebes im Umher,lei en. Abg. Liebknecht hielt eine Einschränkung des Hausirbandelö mit srlbstgekertlatrn Waaren so lange iür gefährlich, aiö die Betreffenden nicht aus andere Er- werbözwrige übcrgeiühlt worden sind. Finanzmlnister v. Könneri- erklärte, das Gesetz über die Besteuerung teö Gewerbebetriebe- im Umherziehcn habe nicht den Zweck, die Staatskassen zu füllen, sondern nur den allgemeinen Klagen über Wanbcriagcr unb da- Uederbanbncbmen dcö HausirhandelS zu begegnen. Abminber- ung der Steuersätze käme einer Mledcraushcbung deö Gesetze» gleich. dessen großer volkswirihschastlicher Nutzen nicht zu unter schätzen sei. Die Petition des GuttzvorstandeS Thümmler in Eoslewitz und Genossen um Erstattung des den Petenten iür Wachdienste gegen Einschleppung de» Rinderpest erwachse nen Auiwandeö wurde nach einer auöiüprlichen Darlegung der bei den Maßregeln gegen die Rinderpest zur Anwendung kommenden Grundsätze durch Geh. Reg.»Rath KonigSbelm der Regierung zur Erwägung überwiese». Eine Petiüon des Meißner Stattratheo uni Restitution von 1500 M. auS Staatsmitteln ließ bie Kammer aus sich beruhen. Eine Beschwerte Mühl- hausen's In Dresden wegen verweigerter SchankconcessionSertbei» lung und Bestrafung wegen unbefugten SchankbelriebcS stellte sich als unzulässig bar. — Der Gcsammtbetrcig, welcher gegenwärtig dem Zwtckauer Crntralbilfscomitö für die Nachgelassenen der am l. December verunglückten Bergleute zur Verfügung slehi. beläuft sich aus ca. 208,000 Mark. ES sind dabei die Summen, die seiner Zeit so fort zur Linderung der ersten Noth und inzwischen velthellt unb zu Einkäuien verwandt wurden, nicht begriffen. ES kann also den Hinterlaffenen eine nachhaltige Unterstützung zu Theil werden. - Den Hebammen Handrück in Taucha, Kirsten in Zwenkau, Zimmermcnm in Borna. Hoimann in Strehla, Böttcher in LeiSnig, Günther in Roßwei», Hahn In NIederroffau, Römer in Altmitt« weita, Jrmscher in Leipzig, Wolf In Oschatz sind in Anerkennung ihrer verdienstlichen Leistungen unb treuen Pflichterfüllungen Geldprämien auS den von dem Ministerium des Innern hierzu verwllligten Mitteln verliehen worden. — Im Hause Markgraienstraße 34 entstand vorgestern Nach mittag Feuerlärm, weil beim Verbrennen von altem Stroh die Flamme auS dem betr. Ölen berauögeschlaaen war und den vor demselben befindlichen Strohvorrath i» Brand gesetzt batte. Durch die Hausbewohner selbst ist daö Feuer altzvalb wieder gelöscht worben. — Der Selbstmord nimmt schrecklich überhand. Im verflossenen Jahre waren allein im Regierungsbezirk Dresden 348 Selbstmorde zu zählen; eS sind dies 7 mehr alS >818, 2L mehr alS >817. 36 mehr als 1876 und 132 mehr alS I87L. 199 dieser Selbstmorde wurden auS Melancholie, wegen Krank heit oder Nahrungssorgen, 48 in Folge von Trunksucht. Spiel. Lüderlichkeit. häuslichem Zwist, 26 aus Furcht vor Straie und 75 aus unbekannt gebliebenen Gründen. Aus bie Stabt Dresden fielen allein 98 Sclbstmrrcc. - Bezüglich der in der Nacht zum Sonntag in der Nähe deS Bahnhofes in Bautzen vom Sturm von einem Zuge herab- gemehten beiden Bremser erfahre» wir, daß dieselben nicht von de» Bremsersitzen. sondern von Bietern unb beziehentlich mit diesen bercibgeschlendert wurden. Die beiden Männer saßen nämlich aus einen Stoß Brerer. die in einer Lowry ausgestapelt, aber I» keiner Weise befestigt waren und der Wind hob eine Schicht der leichten Hölzer ans. zu deren Beschwerung vielleicht die Bremser dienen sollten oder wollten. — Ein traurigeS Bt ld über Auswanderung entnehmen wir einem „Eingesandt" deS „Stolld. Sinz." Von einem ihrer Verwandten ist einer Säckssin nachstehender Brief zugegangen: „Liebe Anna'. Ich will dir nur einmal schreiben, wie eö unS in unserer Fremde geht, eö hat sich seit dem ersten Brief sehr viel geändert, denn eö war alles Schwindel, was uns die Sch vorgemacht und uns inS Unglück geführt, denn weil wir nach Donna Franziska kamen, bas war ein schauerlicher Anblick, alS wir die Wohnung erblickten, da habe ich gleich gesagt: Du große-Un glück das ist Wohnung sür Menschen; Nein da haben tu Deutsch land es die Schweine viel besser, da gab eß weder Stroh noch Heu, kein Brob keine Erdäpfel alles was wir zum Lebensmittel brauchen, das gicbt es nicht. Wir mißen unö ganz anders ein richten, Hunger sterben wir nicht, aber Schweinefutter Ist Nah rung. Schwarzbobnen Meiß Kanasack. Reiß unv Fehren der Ka nasack sieht schlechter aiö wenn der Scharsrichter alte vereckte Pferde abschlachtet unb der Speck ist medr Dreck. Haar und Schweinerei, cö zieht uns die Haare schon in die Höhe, wenn rS von weiten komt. »Run sein wir wieder fort von ba nach Para- nag»ra, da sein aus Waffer bann 8 Stunden gefabren dann aus den Dampier. dann mußten wir eine neue Wohnung, ba war e- noch viel schlechter, da glebt cS nur Balneter» Latten keine Lbüre keine Fenster werden wir so bald nicht sebeu den eS giebt keine da beißt cs Staat. ES giebt aber kein HauS wie in Deutschland de» ba werden bie Schweine besser gehalten sie haben doch we nigsten- Strob wenn der Wind geht können sie sich vor Kälte schützen. Nun scheint uns wieder eine neue Sonne da haben Stc versprochen unö 6 Monate die Kost zu geben unb haben auch ein HauS geschenkt unb l50 Morgen Urwald dazu 20 Mittaß zur Pflanzung. Ein Morgen hat soviel wie "/« auSsaht in Deutschland ein Bet Kartoffeln den die ganzen Gewächse sind Wasser unb keine Nahrung für Deutsche. Ich will nun schließen nichts gutes kann ich nicht schreiben, keine Lügen will ich nicht schicken den Menschen ins Unglück stürzen wie eö die in Zwickau unb auck' noch Andere machen das will ich nicht. Liebe Tochter Anna. Sei nur io gut und schicke Dein Bild mit da- wir uns einmal sat weinen das Du viel klüger warst wie wir, das sehen wir jetzt ein, denn cs giebt doch Schlechtigkeit und der Schwindel ist zu groß unter den Menschen und der Scki In Zwickau der sollte Lebentig zerrissen werden wie viel Menschen ach und wrh schreien, der bat uns verführt es müßte doch keln Herrgott in, Himmel sein wenn dieser schlechte ungerechten Men schen nicht eö käme wie er eS verdient. Ich will nun schließen sei nur so gut und grüße unö alle Freunde, Verwände und Be kannte. Sie sollen nur für uns beten bas wir einmal einander wieder sehen wir wollen nun Tag unb Nacht beten und Arbeiten etwas zusammenbringen nur daö wir wieder nach Sachsen kom men wenn die 6 »Monate uns auch nickt retten so werben doch Iabre vergeben in unseren Unglück und wenn wir nur gesund bleiben wie wir bis jetzt alle sein. Eö stieße» viel mehrThränen alö ich Wasser zu trinken brauche, den die Arbeit war stets meine Freute und wir uns deshalb verbessern wollten dlescrdwegen sind wir iortgemacht. Nun sei nur so gut unb macht eS allen Men schen bekannt daS keine sich mebr ins Unglück stürzen lassen und die schon drinnen sein wieder rauö kommen möchten die Deutschen Staaten wirten sich nur ein Lob bei unserem Herrgott verdiene» wen» sie die verführten Mensche» wieder auö ihren Unglück frei macke», daö wäre sür die Laiitesberren und Regenten ein kleines nnb iür uns alle ehi großes. Liede Anna sei so gut und laß den Brici in die .-ieitung setzen da wäre eö bald möglich das wir könnten erlößt werde», cö finden sich bock cik gute Leute die an dern auö der Noth Heike». Nun Ich will schließen mit der Hoi- nuna. Gott wird eS wohl machen. Wir vervleiben Deine Eitern:
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