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Dresdner Nachrichten : 21.08.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-08-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188008214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18800821
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18800821
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-08
- Tag1880-08-21
- Monat1880-08
- Jahr1880
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- Dresdner Nachrichten : 21.08.1880
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vrssSsn, 1880. eÜIt^ck »l. Nu«». lStz'VG,/ »usl«^ 36000 »rem»«. W>«N«Nück»ade elugtlandlit Mi» U»s«t»te m«q> »q di« m»»«««« nl-t ser»l„dlich> »u»«»«t»> Sei» u. B»ar«» inva«- lln, Mit». »seipjt«, B.ftl, U«u, Yr-Nliurl«, M. - Ru». l>» tu «erlin, Scl-st«. Wien. b»«d»ra. yranlsu« - !>>!„ MUn- it»».—t«u>>«L v». t» zranKurt «. Si — viircaur 0 „Aiivattdcn- tz»»»". I.,»I„c, vuilt»» ck Vv. in Patt». Tageblatt für Uolitiii. )l»tkrt,alt»ng,Geschästsoerkthr. Sörseiiliericht.Frcmdtiiliftt. 25. S»"»» «erde, » «>« «lbd». » Ude ««nnta,«»I»»»Ute. g» Neuft.d» nur a, Wschenk»,«»: ,r. «I»Iier,-Iie Rr.Lbi« S!«ch«.,ui,r. — Der Raum einer eiuIpalU,»« VetUjlile kolie, ILPs,». !tin,esan» die Zeile R> «1,^ *>«» »araulie sü« da» «ilch». tii,i,e itrlcheine« der Jiileeat» »ikd nicht,«,«»««. luswieti», Lnnoneen.Luitkiiße »an un» und,kannte» hirme« und P-rlonen inikliren wie nurgeaen «eL>,ua,era„»„',aI,lu«,durch r Pofteinjal Bne>«arlen oder ' I)tl8 ümiliKvsvlirLtt von «L L«» NitchU hit!l»I««8»>i<>Uli8v LV, Lakv livr 8i>ororgL580. jM- IV»«rI>D.'L'eIv8r»»i>,i„. "HW» > Rom. Der Papst"crnanntc inehrere Bischöse7 Rußland, Ein kalterlichcr Utas hebt die höchste Eommlssion.! cutio» erklärt die Abrerusung ver belgischen Gesandtschaft als sowie die dritte Abthclung aus und errichtet ei» neues Post- ^ die schwerste Beleidigung und lobt das Perbalten der belgischen Ministerium. j Bischöfe. Der Papst sei geneigt, persönliche Beleidigungen zu Lranliolllskrstüdlv » (iruvtr lvidrvoisv) ü in aiiou Orüsvvn in cl«r tdinltvrvaßvi'^'abrile von ^ «. «. ILül'^vi,. ^ i<i>nigstirüollvr»tra8ss 72, Horltr-Ztlisv 4, rvvingerstrasse 8. ltz lliiiutrationon grukis uiul tranvo. Die Älllo- »«» Vilden kosie» Id P,»e. In- Mo« iiir dl« Monto,« Nnmmer «ich eU»m^,^ia,e di» vetii» ^ 25 LrisL1)o§6Q unä 25 Louvsrts. bu^ttsottos L'orniltt. mit Monogrammen >2 Iioliolnxo Oiwlistalre». voisclilunßvn), vt voisiocllt in oiuom ologauUm ( aitou, l 51ailc. — l oser ls 7a 8orlv»t!nk liostelit ans ll>2 verseliiedoneu Llouoxrammon. « 8 «tLvpilienstrasse, .1. jkttl'LjOU !8ÖIlIlO, LoMoustrasso «, ^ gl »:< IrNuu» u» clor S u>> I>I, » Ir I r>:i> e, tzi! dulden, aber niemals Bcleidiguugeii"des apostolischen Srulstrs. Bo» anderen Schmcrzuciachcn werdc er bei einer anderen Ge legenheit sprechen, de»» die der .nicche zugcsuglcn Schäden be schränken sich nicht aui Belgien allein. Rr. 234. , ll»»riu>>u uom 2(1. viuMsl: maromcicr nach oriar «oioio, Wauurare >u gabd» r N.1 > 760 Mill., seit gcslkln l M. „efalleu. Tliomoumrogr. n.Reaum.: 17»W., nicdr. Demo. I > 7 " W., höchsle Ä » W. ülord Nod-Wcl, Wind. WoNciNas. ! Aussichten für den 21. August: Wenig Aenderung. Soinialicnv, 21. August. Politisches. Der Tod deö ehemaligen sächsischen, später baierischen Ministers ». d. Pfordten ruft an sich kaum mehr ein anderes, als ein rein menschliches Interesse wach; v. d. Pfordten war ein todter Mensch schon bei Lebzeiten geworden, da die historischen Ereignisse ihn voll ständig überholt hatten. Aber als Repräsentant einer früherhin sehr bemerkenswerthen politischen Strömung in Deutschland ist v. d. Pfordten auch heute noch als Typus in Geltung und sein Lebenslaus von Interesse. Daß ihn die großprcußische Partei in Berlin nach 1866 und 1871 mit Spott und Borwürfen überhäuft hat, macht ihn für uns nicht geringer; v. d. Pfordten hat, ganz wie Freiherr v. Beust, nur unendlich weniger begabt als letztgenannter geniale Staatsmann und Diplomat, für Deutschland das Beste gewollt, wenn auch auf antipreußischen Wegen. Bis 1866 mochte er Oesterreich nicht aufgcben und 1870 hatte er nicht das Vertrauen, daß Deutschland bereits stark genug sei, mit Frankreich zu ringen. Ob indeß v. d. Pfordten'« friedliche Wege, ohne die blutigen Kriege von 1866 und 1870, zu einer deutschen Neugestaltung, vielleicht mit viel freisinnigerem Untergründe, hätten führen können, ist mehr als fraglich. Die Konflikte aller Interessen hätten vielleicht jeder Friedens arbnt gespottet. Jedenfalls haben die Erfolge dem Fürsten Bismarck Recht gegeben und den kurzsichtigeren Pfordten bei Lebzeiten talt- gestellt — wie BiSmarck'S eigener Vergleich lautet. Ludwig Karl Heinrich v. d. Pfordten war, wie die „Franks. Ztg." mittheilt, am 11. September 1811 zu Ried im Jnnviertel geboren. Er besuchte das Gymnasium zu Nürnberg und studirte seit 1827 zu Heidelberg die Rechte. Im Jahre 1831 promovirte er. ward 1833 Privat- docent und 3 Jahre später ordentlicher Professor an der Universität Würzburg. Als solcher war er trotz seiner angestrengten Lehrthätigkeit schriftstellerisch thätig („Pandektenrechte", Erlangen 1840); seiner damals liberalen Anschauungen wegen wurde er 1841 nach Aschaffen burg als Appellationsgerichtsrath versetzt, folgte daher bereitwillig im Jahre 1843 einem Rufe der Universität Leipzig als Nachfolger Puchta's. Hier blieb er 5 Jahr« und zwar bekleidete rr von 1845 bis1847dieRectorstrlleunsererUniversität. DieStürmedesJahrcs 1848 entführten ihn dem Lehrstuhl und wiesen ihn auf die politische Laufbahn. Die sächsischen Liberalen und Demokraten agitirten lebhaft gegen das damalige Ministerium und die Nothwendigkeit eines Systemwechsels ward so allgemein anerkannt, daß sogar der Senat der Universität Leipzig in einer Adresse, die v. d. Pfordten verfaßte, die Unabwendbarkeit einer gründlichen Reform dem Könige darlegte. Das schlug durch; das alte Ministerium trat zurück und König Friedrich August berief den Autor der Adresse als Leiter der auswärtigen und der Kultus-Angelegenheiten in das Ministerium. Lange jedoch dauerte v. d. Pfordten's Ministerium nicht; sein sehr liberal gehaltenes Programm konnte er nicht mehr zur Ausführung bringen, da seine partikularistischen Neigungen mit den großdeutschcn Einheitsbestrcbungen, die in den sächsischen Kammern wie im deutschen Parlamente vorherrschten, nicht zu vereinigen waren. So reichte das Ministerium schon im Januar des Jahres 1840 seine Entlassung ein, die vom Könige im folgenden Monate angenommen wurde. Trotz dieser unangenehmen Erfahrungen, die Herr v. d. Pfordten bei seinem Eintritte in die staatsmännische Laufbahn gemacht hatte, kehrte er nicht wieder zur Lehrthätigkeit zurück, sondern folgte einem Rufe des ihm befreundeten Königs Max von Baiern, der ihm im Jahre 1849 das Portefeuille des königlichen Hauses und veS Auswärtigen antrug. Da auch die baicrische Abgeordneten kammer auf eine Anerkennung der Reichsverfassung hindrang, ließ sich voraussehen, daß sie den neuen Minister, der in Sachsen hatte weichen müssen, nicht allzufreundlich empfing. Als nun in der That o. d. Pfordten beim Wiederzusammentritt der Kammern in Bezug auf die verlangte Anerkennung der Neichsverfassung eine mehr ablehnende als zustimmende Haltung einnahm, erklärte die Abgeord netenkammer, diesem Ministerium seine Unterstützung versagen zu Müssen, worauf zwar nicht die Entlassung des Kabinets, so doch die Auflösung der Kammer erfolgte. In dem politischen Kampfe, den Preußen mit Oesterreich um die Hegemonie in Deutschland führte, beobachtete Baiern unter dem Ministerium v. d. Pfordten's eine vorsichtige Haltung; ursprünglich suchte zwischen den Großmächten zu vermitteln, dann schien e» auf die Idee des Dreikönigsbündnisses (von Sachsen, Preußen, Hannover 1849 zur Wiederherstellung der Ordnung in Deutschland geschlossen) eingehen zu wollen und ver handelte dieserhalb vergeblich mit Preußen; nach und nach nahm jedoch Herr v. d. Pfordten eine Preußen feindselige Stellung ein. Nachdem die Versuche mißlungen waren, den letzteren Staat zu einer Modifikation des Bündnisses und der Verfassung von 1849 zu be wegen, schloß sich Baiern enger an Oesterreich an, protestirte gegen die Berufung des Frankfurter Parlaments und begünstigte den auch von Oesterreich gebilligten Versassungsentwurf vom Jahre 1850. v. d. Pfordten's Bemühungen, den Mittclstaaten Gewicht zu ver leihen, welche ihn auch zu den Dresdner Konferenzen führten, wo er für eine Revision der Bundesverfassung im Sinne der Triasidee .wo die Mittclstaaten neben Oesterreich und Preußen ein Gegen gewicht bilden sollen) eintrat, waren wenigstens in politischer Hin sicht ohne Erfolg, wenn wir nicht als einen solchen die Expedition der „Strafbaiern" nach Kurhessen betrachten wollen, welche die kur- hessische Verfassung unterdrücken half. Mehr Glück hatte er bei den Verhandlungen über Aufnahme Oesterreichs in den Zollverein im Jahre 1857, wo er in der That eine Koalition süd- und mitteldeut scher Regierungen zu Stande brachte, mittelst welcher er Preußen wirksam bekämpfte. Die reaktionäre Politik, die der ehedem liberale Herr v. d. Pfordten dabei im Innern befolgte, veranlaßt« im Jahre 1859, nachdem verschiedene Kammerauflösungen vorausgegangen warm, die Entlassung de» unbeliebten Ministers. Die bekannten Worte des Königs Max: „Ich will Frieden haben mit meinem Volke" bedeuteten da» End« der Thätigkeit de» seitherigen Leiter» der bairischen Politik als solchen, der nun bairischer Bundestags gesandter in Frankfurt a. Bi. wurde. In dieser Eigenschaft war v. d Pfordten hauptsächlich seit dem Jnflußkommcn der schleswig- holsteinischen Frage thätig, in welcher er die Operationen der Mittel staaten gegen die Großmächte leitete. Im Jahre 1864 nochmals zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten und zum Vorsitzen den im Ministcrrathe ernannt, bewirkte er hauptsächlich die dem Erbprinzen von Augustenburg günstige Entscheidung des Bundes- rathes. Daß ihn, der als entschiedener Partikularist die Centrali- sationsideen Preußens auf das Heftigste bekämpfte, das Jahr 1866 auf der Seite Oesterreichs fand, mit welchem er am 14. Juni den Olmützer Allianzvertrag abschloß, kann nur natürlich erscheinen. Der unglückliche Ausgang des Krieges erschütterte seine Stellung; Vertrauen zu seiner inneren Politik hatte das Land nie gebabt, noch haben können, und ohne großes Bedauern sah es ihn am Ende des Jahres 1866 aus seiner Stellung scheiden. Damit war v. d. Pfordten's politische Thätigkeit abgeschlossen. Oesterreich, aus Deutsch land verdrängt, verwendete alle seine Kräfte auf seine innere Reor ganisation und die deutschen Südstaaten traten aus dem anfänglich gespannten Verhältniß zu Preußen allmülig heraus; was aber unter normalen Zuständen noch vielleicht ein Dezennium und länger in Anspruch genommen Hütte, das bewirkte schon im Jahre 1870 die französische Kriegserklärung, den Anschluß der Südstaaten an den Norddeutschen Bund. Herr v. d. Pfordten. der ehemals freisinnige Professor, der bundesstaatlich-liberale sächsische Minister, der erst partikularistische und dann vollständig reaktionäre Leiter der bairischen Politik hat in beschaulicher Muße die Gründung des deutschen Rei ches, die straffe Ccntralisirung Deutschlands durch Preußen in diplo matischer, militärischer und anderen Beziehungen mitcrlebt und hatte keinen Grund, sich dieser Entwickelung zu freuen. Nur 10 Tage war er krank, unterleibslcivend, und starb am 18. August in Mün chen in fast vollendetem 69. Lebensjahre. Sie,teste Telearamme k»r..Dresdner Nackirtchteu." Uerl In. 2N. August. Die Worte Ist nach einer Meldung der „Nattonalzeitung" bereit. Dulcigno abzutrcren. auögenommen ledoct) dle Provinzen Dinosi und Grubu, und bittet sich drei wöchige Arislvcclängcrung aus. München, 20. »August. Der deutsche Kronprinz ist heute hier cingctrofse» und begicbt sich morgen über Murnau »ach Oderammergau zur Bciwopnung der Pajsivnospiele, von wo er am Sonntag »ach hier zurüetkcbrt. Ocsterrrick». Die Semestralbilanz des Wiener Bankvereins crgicbt einen Rcingewin von 450,000 Gulden, ohne den Konsor. tialgewinn. England. Stach einer Meldung aus Sbangtzai ist Tschughow srcigelassc». Berliner Börse vom 20. August. Auch beute bewahrte ble Börse die freundliche Pkwsiognomlc von gestern. Wenn bie Steigung auch nicht tm gleichen Maste ioctjchritt wie gestern, so machte sich doch bis zur Mitte aus säst allen Linien eine entschieden abancircntc Bewegung geltend; in der zweiten Hallte vollzog sich freilich eine geringe Avichiväcbnng, sobast bie Eoursc auf etwa dem selben Ntbca» schlossen, wie die gestrige» Schlutzeourie. Dic intcr- nalioiialenBörsciisigngllsirtenglcichtallSeinesreundlichcrc Färbung. Das Geschäft war bcrpältntnmäkig lebhaft, wenn inan erwägt, ball die Saison morto »och immer andancrt und sich Heuer selbst kürzer auözuspinnen scheint als im Vorjahre. Renten anziehend. Russische Roten waren abermals höher. Bon den Meiibahnen traten insbesondere Oberschicsische in bcn Vordergrund. Berlin-Dresdner Ckammprlorität seit vorgestern '/? Proc. oöhcr. Bon Banken waren Disken!» l Proc.Hr'cipz. Kredit Proccnt höher. Sächs. und Dresdner Bank gaben Kleinigkeiten ab. Bon Sachs. Industrien zogen Wiede I-G, Nävlabcn 1'/>, Harlmann und Frisier je 0» °,o an. Etwas niedriger Gusjsrahl, Körner u. Schönhcrr. Lokales und Sächsisches. — I. Mai. dieKönigin Earola beehrte gestern Mittag ebenfalls die Ausstellung der Haus Makart'schcnGemälde: „Die fünf Sinne" und „Bacchanten-Familie", aus der Brühi'schcn Terrasse mit Ihrem Besuche. — Se. Exceil. der Herr StaatSminisier Frhr. v. Könner iß Ist von seiner Besitzung ErdinannSdorl wieder hier eingetrvffen und bat die Leitung tcö Finanzministeriums wieder übernommen. — Der Obermarkiheltcr in bcr Verlagsbuchhandlung von I. I. Weber in Leipzig, Johann Gotllicb Richter, hat das allge meine Ehrenzeichen erhalten. — Mit allerhöchster Genehmigung ist der Platz vom Aus gang der Holbeln- und Dilrerstrasje an der Schulgut- und Eranachstraße bis zur GerichlSliraße mit dem Namen„H v l- beinplatz" belegt worbe». Gleichzeitig warb bie Benennung „Stephanlcnstraße" auf bieienige Strakienstrecke ausgedehnt, die in Fortsetzung des bereits bestehenden Theileö der Stephanien- strasie von der Blasewitzerstraße auö bis an den bei dem Zusam mentreffen mit bcr Tolkcwltzerslraße zu bildenden halbrunden Platz führt. 77,2-L..Reisevriese. Hohenschwangau. Endlich den Vvonilvrtul! den Vvr> uico inckesck! alpingeschürzter Eng länderinnen, den Szenen unerwarteten SichwietcrerkenncnS alter akademischer Jugendfreunde, den öffentlich auSgcsührten Umarmungen sich in Oberammcrgau treffender Tiroler Land- Pfarrer und dem ganzen Jahrmarkt, das um diese PassionSspicle herumhängt, entronnen zu sein - es ist auch ein GewinnMan atbmet ruhiger, wenn man von. alö wenn man nach Odcr- ammergau pilgert. Zuvor hat man natürlich die Kreuzigungs- gruppe besticht, die sich auf dem nahen Osterbühl erhebt. ES ist dies eine Kolossalgrupve. in gelblichem Kalkstein anSgeiührt, der weit besser als Marmor den WitterungSeinflüsscn unserer nordischen Winter trotzen soll. Prof. Hallwig In München ist bcr Schöpfer dickes Denkmals, das mit seiner KreuzcSböhe von 14 Fuß wohl das grösste seiner Gattung Ist. Künstlerisch ist eS nicht so bedeutend; nur der GesichtSauSbruck des am KrenzcS- stamm emperbllckcnden Johannes ist von unbeschreiblicher Innig keit, während die Mutter Gottes gegenüber unibeal-mastig. der gekreuzigte Erlöser selbst nicht hervorragend Ist. König Ludwig von Baiern ist der Spender dieses Denkmals, wie schon die WidmuiigSinschrist an die „die Sitte» der Väter treu bewahren den Oberainmcrgauer" besagt. Bor 10 Jahren besuchte der König wiederholt die PassionSspieie; wenn er auö dem benach barten Schloß LInberboi herüberkai». stürzte Jung und Alt aus den Häusern, ihm stürmisch jene herzlichen Kundgebungen zu wlvmen. bie er sich wahrscheinlich in München verbitten würde. »Nach Sälluß der Spiele vffnele der König sogar die Pforten seines sonst unnahbaren Zauberschlosses Linberhm. um den Dank der Gemeindcältesle» Obcrammergaug für de» wiederholten Be such entgegenzunebmc». „Waö er für sie thu» könne? Sie möchten sich eine Gnade auoblltcn." Hohepriester und Schriit- gelchrte aus dem Ammerthalc sahen sich verdutzt an — aus so viel königliche Gnade waren sie nicht geiaht. Endlich murmelte Einer „A Krrizei". Der König ließ das Kruzifix errichten. DaS ist die Entstehungsgeschichte desselben. Es lat aber noch eine weitere Geschichte. Ich meine nicht, daß bei dem Transport dieses Kolossaldcnkmals, von dem iedeö Theilstüek viele Centner wiegt, über de» steilen Eltalcr Berg der Leiter des Transports und einer seiner Gehlsten durch Hcrabttürzen von Theilstücken er- schlagen wurden - die gute» Ammergaucr vergaßen, ihren lieben König zu betragen, wo sie dle Gruppe ausstcsten sollten? Sie überraschten ihn mit der Nachricht, daß es aut dem Osterbühl fix und fertig stehe. Der König kam, sab und fuhr mißvergnügt hinweg. Nach seiner Auffassung steht die Gruppe auf einem viel zu nicbrigcn Hügel, von dem auö ihre kolossalen Größcnverhält- nisse nur höchst ungenügenb zur Wirkung kommen. Der König hat darin unbedingt Recht. Die Ammergaucr baden es aber für immer versehen. Sie mögen noch so schmackhatte Milch und Butter und einen noch so reichen Fang an Lachöiorellen für die königliche Hofhaltung in dem bcnachhartcn Lintcrhot lietern, sie mögen in den Jahren, die sich nullen, noch io ergreifend baS bittere Leiden und Sterben Ebristi auttühre» - ibr König besucht doch ihre Vorstellung niemals wieder. Die Bermuthung also. König Ludwig werde Im Oktobcrmond, „wenn sich der Schwarm verlaute» hat", eine Extravvrsicllung der Passion für sich allein spielen lassen, ist haltlos. Denn was er künstlerisch auf^ sühn, das soll vollendet dastehen, da will er um jede Einzelheit befragt sein, zumal sei» Geschmack der felnstgcbildetste ist. Der König verbringt die Eintamkeit in den Bergen, die er überAllcö liebt, nicht bloS mit dem Entwerten seiner großartigen Kunst pläne und vercn liebevollster DetatlauStübrung und Ueberwachung, sondern widmet sich den RegierungSgeschästen auiS eingehendste. Freilich siebt er die Minister. Gesandten und Generäle nur höchst selten; alle Regierungögeschätte gehen vielmehr durch einen Kabinetsiekretär, welcher damit rer einflußreichste Mann tm Lande würde, wenn der König, dessen Ohr er säst ausschließlich besitzt, nicht selbst bie Auge» so schart aui batte. Er liest alle Schriftstücke leibst, nimmt eingehend von den Land- und Reich»- tagtzvcrhanblungen Kenntniß und überrascht seinen Sekretär nicht bloS durch die größte Sachkunde, sondern auch durch ein außer ordentlich starkes Gedächtniß. Ob er freilich dle unabbängiaen Zeitungen liest, konnte Ich nicht ermitteln. Eigentbümllchfreilich genug ist seine Lebensweise. Bor dem Dunkelwerden verläßt er iast nie seine Gemächer, dann fährt er — wie rr fährt, schildere ich später — biö nach Mitternacht einsam in den einsamen Ge birgen. schweigsam in den schweigenden Wäldern spazieren ober wandelt im Lichte deö Vollmondes, in altdeutschem Gewände. Verse Richard Wagner s recitirend, auf den Häuptern schroffer Berge; kann arbeitet er eifrig ln seinem Kabinct — von Hoben- schwangau ans hat man okt noch früh 4 Uhr seine Studirlampe brennen sehen — und gebt erst bei Sonnenaufgang schlafen. Vor 2 Uhr Mittags verlaßt er selten das Bett, baS die Neugier und Klatschsucht des Publikums mit tausend Gescbichtchen um sponnen hat — um bald den Vortrag seines Sekretärs entgegen zunehmen, bald allein zu arbeiten. Reisen liebt der König gar nicht. Von seinen 4 Millionen ttcuer Unterthanen kann sich nur ein winziges Häuilcin rühmen, sein Antlitz gesehen zu haben. Nur in einem kleinen Strich seines schönen Königreichs — einem Thcll OberbalcrnS — weilt er; industrieelieEtablissement» Vater wehl kaum noch betreten, aber mit Bauern, Hirten und Jägern verkehrt er gern und leulsclig. Militärischen Schauspielen ist er abhold; eS ist lange her, daß er nicht zu Pferde stieg. Obwohl nichts weniger als den Taselkreuden huldigend, vielmehr äußerst maßvoll im Genüsse von Speise und Trank, hat seine Korpulenz in bcn leisten Jahren überraschend zugenommen. DaS konnte ich sogar In der Dunkelheit wahrnehmen, als er jüngst von dem hohe» Berg Degel, wo er mehrere Tage geweilt, wie ein Wirbel wind hcrnüdcrsahrenv, durch das Dort Hohenschwangau hindurch nach dem Linderhot eilte. Welche außergewöhnliche Richtung freilich seine künstlerischen Neigungen eingeschlagen haben, wie er i» großartig-einsamer Alpennatur wunderbar großartige Zauber schlösser mit bem Autwante von vielen Millionen geschaffen bat. die außer den Künstlern, Handwerkern und der Dienerschaft Niemandes Fuß betreten tan. deren köstliche Reize er allein ge nießt. was es vazu für Vorbereitungen bedarf, das schildere ich demnächst. — In den VerkebrSnachweisen der Eisenbahnen scheint da» Wörtchen „Minus" denn doch endlich die Rolle auSgespielt zu haben, bie eö seit mehreren Jahren so trotzig behauptete: bei ben sächsischen Sraatscisenb ahnen wenigstens ist dies sicher der Fall. DaS erste Halblahr hat bei diesen Bahnen ein wesentliches Plus gebracht sowohl im Personen- wie im Güter- verkehre und gottlob auch in der Einnabme. ES sind in den Monaten Januar—Juni über 408,000 Personen mehr befördert worden als tm Vorjahre nnv die Einnahme daraus wuchs um 350,000 Mark. Die Mchrbeiörderung an Gütern beträgt ca. 456'/r Millionen Kilogramm oder v'/w Millionen Centner. wo von ungeiähr zwei Fünitel auf den Lokalverkehr nnv drei Fünftel aut den virckten Verkehr entfallen, und dieses Mehr bat die Ein nahme ans dem Gütcrverkchre um 1,688,000 Mark gesteigert. Die Gesammteinnahme ist mithin um über 2 Millionen Mark bbber als im gleichen Zeitraum des Vorjahre». Zieht man dle Babnlängen in Vergleich, so ergicbt sich, baß die Einnahme pro Kilometer um 686 Mark (taS slnv circa 5 Procent) gestiegen ist. — Gcwerbeverein. SilS hätte man das Wetter vorauS- sehen können, war schon seit Wochen ble Exkursion des Gewerbe- Vereins nach Berggießhübel-Gottleuba auf ben 19. b. festgesetzt; eS war vleS nach Wochen voll Regen der erste schöne Tag. Mit einem Programm in der Hand, welches aut alle» zu Sehende ausmerksam machte und außerdem mit Humor burch- fiochten war, begannen circa 400 Mann die Reise früh 6 Uhr. Allgemein sprach das Ungehinderte aui der Secundärbabn an. und alö man endlich durch das Lanahennerödorier Thal fuhr, er scholl an schönen Punkten lauirr Jubel. Die angeschwollene. schäumcude und brausende Gottleuba übertönte zuweilen da» Kiscnbahngrräusch unv die ganze Natur zeigte ein so heitere» Gesicht, baß man nur mit Lust hinrinsah. Bei der Ankunft in Bcrggicßbübel donnerten Böllerschüsse, die mächtigen Wiekerhall in bcn Tl'äiern sanken, und Herr Bürgermeister Flobr begrüßte mit bcn Rathen der Stadt und rinem zahlreichen Thcilc der Ein wohnerschaft und der Badegäste die Ankommenden. Mit Musik zog man durch die mit Fahnen und Guirlanken geschmückte Stadt nach dem Marktplätze. Nach dem Frühstücke begannen 9 Uhr die Ausflüge, mit genauer Einhaltung der programmmäßigen Zelten. Herr Part. Wolt in Berggießhübel iührte durch das Gcrsdorsec E»o- thal und über die anssichtreichen burgruinenartige» Hochstcine nach Gottleuba, während taö Groö der Armee mit Musik turch
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