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Dresdner Nachrichten : 07.10.1880
- Erscheinungsdatum
- 1880-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188010076
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18801007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18801007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1880
- Monat1880-10
- Tag1880-10-07
- Monat1880-10
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- Dresdner Nachrichten : 07.10.1880
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Politisches. I« Stettin ist dieser Tafte der deutsche Philologen-Kongreß versammelt gewesen. Dabei berührte derGymnasialdwectorKlcinsorge einen wunden Fleck des höheren Schulwesens, indem er einen Vortrag über die leidigen Schülerverbindungcn hielt. Die Gesichtspunkte, von denen dieser Schulmann sich leiten ließ, verdienen alle Anerkennung. Sie hielten sich frei von allen Zetern und Poltern über Sitten- verderbniß, sie beruhen auf einer feinen Beobachtung der Menschen natur und gelangen daher zu wirklich praktischen, lebensfähigen Borschläflen. Doch man urtheile selbst. Die ministerlcllenVcrbote bellen nickst, man müsse dieOuellen verstohlen Ala Ursache der Scvalcrverbtndunge» bezeichnet Rctner an erster Stelle bcn Nachahmungstrieb der Schüler. Dieselbe» hätte» nicht nur daö Beichtet der Studentenverbindungen vor Augen, sonvern sehen auch, baß andere Vereine den Hauptzweck, den sie sich gestellt, vor Aeußerlictstcitcn vernachlässigte» und die Nebensache, das Vergnügen unv ven Genuß mehr kulttvirtcn. Als weitere Ursache gilbt Dircclcr Kletniorae a», bah die Schüler, wag den Unterrichl anbcrrcsse, zu lrüb selbstständig würden uuv, was ihr sonstiges Leben anlange, zu lange unselbstständig büeben. WaS letztere» Punkt anbckrefse, io gicbt Redner sogar anbei,», ob nicht die Schulzeit abzakürzen sei, damit nicht Siebzehn- und Slckstzehnjäbrige dem strengen SehuEwangc unterworicn seien. Endlich aber betont der ritcdner. das, bic Schüler, besonders die der höheren Klassen. unbeiricbigt leien. Den geistigen Anstrengungen siebe nicht die nötb'gc körperlicheErbolung und sonnige Aulsrischung gegenüber. Man müsse den Schülern den Genus, des AnsentvatteS im Freien und in der Natur mehr bieten, ihnen Gelegcnvctt geben zu muliziren und DekiamationS- übungen zu veranstalten. Redner unterscheidet streng zwilchen Schüler-Verbindungen und Schüler-Vereine». Letztere mühten Von Lehrern überwacht werben. Auch den Nutervereinen redet Herr Kleinsorge das Wort. Nekner stellt iolgcndc Thesen zur Diskussion: >> ES sind nicht aus Wissen gerichtete, berechtigte Bebürsnisse der Jugend zu berücksichtigen; 2, die Ansprüche an dav Wissen der Schüler sind zu vcrcinsachcn und zu mäßigen. «Redner erempltstzirt besonders daraus, das, in der Realschule 1. Ordnung zwei lebende Sprachen. Englisch und Französisch, so weit gelernt werden sollen, dass der Schüler sic erakt schreiben und geläufig sprechen soll.,; 3» Schülervcrcine münen unter der Aussicht der Schulen stehen; 4> sür die Auirechterhaltung rer DiSciplin außerhalb der Schule sind in erster Linie die Eltern und deren Vertreter verantwortllch. Die Schule ist nur in beschränktem Mähe im Stande. 'Ausschreitungen außerhalb der Schule zu verhindern und über sie zu richten. Der Kongreß genehmigte alle diese Thesen, mit Ausnahme der zweiten, die zurückgezogen wurde. Auf die Länge wird sich freilich unser höheres Schulwesen in seiner jetzigen Gestaltung nicht Hallen lasten. Die öffentlichen höheren Schulen sind in einer Weise über füllt, daß von einer eigentlichen erzieherischen Tliätigkeit der Lehrer nur noch in beschränktem Umfange ne Rede ,st. Bei 40 und darüber Gymnasiasten oder Realschülern in einer Klasse muß der gewissen hafteste Lehrer sich zuletzt nur darauf beschränken, ein gewisses Quantum von Wissen in die Köpfe zu pumpen. Der Lehrer ist um seiner selbst willen gezwungen, seine Klaffe am Jahresschlüsse bis zu einer vorgeschricbenen WiffenSgrenze zu bringe». Erreicht die Klasse dies« Grenze nicht, so leiden Stellung, Ruf und Fortkommen d» s Lehrers. Die guten Köpfe unter den Schülern machen dem Lehrer natürlich wenig Mühe, die unbegabten oder trägen Schüler muß er von vorn herein nach wenigen als aussichtslos erkannten Versuchen liegen und ihrem Schicksal überlasten. Wer nicht mit sonkommt, bleibt liegen. Alle Sorgfalt hat der Lehrer darauf zu wenden, daß er die breitere Schicht von Mittelmuff auf die höhere Wrsjensstusc schraubt. Von einer Jndividualrsirung des Unterrichts kann daher nur aus nahmSweise die Rede sein, von einer Einwirkung auf die Charakter bildung ebensowenig. So sind unsere öffentlichen höheren Schulen zum guten Theil nicht mehr JugenderziehungS- sondern gelehrte Dreffuranstalten geworden. Die Hauptschuld an dieser bcklagcns- werthen Schablonisirung trägt das Freiwilligenexamen, das die Schulen überfüllt, die Werkstätten verödet und die Stadtlassen leert. Um nicht drei Jahre bei der Waffe dienen zu müssen, lassen sich Tausend« von jungen Menschen einen unnöthigen Wiffensballast i» den Kopf pumpen und entfremden sich damit dem praktischen Leben Der Volkswirthschaftsrath, den Fürst Bismarck zunächst sür Preußen in'S Leben rufen will, soll nicht mittelst Gesetzes, sondern kraft königlicher Verordnung zusammentrcten. Doch wird dem preu ßischen Landtage hierüber eine Denkschrift der Negierung zugchen. ES liegt auf der Hand, daß eine solche Körperschaft nicht nach einem Wahlgesetze wie ein Land- oder Reichstag mechanisch gebildet werden kann. Darin unterscheidet sich eben eine Interessen- von einer Landesvertretung, daß in ihr nicht die brutale Gewalt der Mchr- heittzziffer, sondern die Bedeutung der in einem Lande vorhandenen lebendigen Interessen zur Geltung kommt. Die landwirthschaftlichen Vereine, die Handels- und Gewerbekammern beruhen auf ganz ver schiedenartigen Grundlagen und müssen doch in diesem Senate ent sprechend ihrer Bedeutung zu Wort kommen. Die Innungen, welche in dem Volkswirthschaftsrath ebenfalls vertreten sein sollen, müssen zuerst noch gebildet werden. Und wie es mit der Berufung von Fabrik- oder Lohnarbeitern überhaupt gehalten werden soll, entzieht sich vorläufig aller Kenntniß. Wichtiger jedenfalls als die Art der Erwerbung der Mitgliedschaft des obersten VolkswirthschaftsratheS ist zunächst die Thatsache, daß diejenigen Interessen, die von neuen volkSwirthschastlichen Gesetzen hauptsächlich berührt wervcn und deren Folgen vor Allem empfinden, überhaupt einen geeigneten Vertretungskörper erhalten, in dem sie sich aussprechcn können. Garibaldi ist, am ganzen Leibe gelähmt, auf einem Kiffen auS- gestreckt liegend, durch die Straßen von Genua unter außerordent lichem Zulaufe des Volkes getragen worden und hat mit seiner Tochter Teresita seinen Schwiegersohn Canzlo im Gefängniß aus gesucht. Freigegeben ist diese» Mitglied der „Dynastie Garibaldi" noch nicht. Der alte Einsiedler der Ziegeninsel hält sich offenbar für ein« über dem Gesetze stehende Persönlichkeit. Daran zu zweifeln, ist auch mitunter in Italien gefährlich. Als im vorigen Jahre ein Journalist in Livorno die schmachvollen Erpressungen rügte, welche Garibaldi an der Staatskasse verübt, büßte er diesen Freimuth mit einem Dolchstich, der ihm das Leben kostete. Garibaldi schickt von Zeit zu Zeit von der Ziegeninsel leidenschaftliche Briefe auf das Festland, welche die Regierung in Anbetracht der Popularität des Schreibers ignoriren zu sollen glaubt; man hat sich in Italien längst daran gewöhnt, „wie an kleine Ausbrüche des Vesuv". Jetzt beansprucht aber Garibaldi auch noch Unverletzlichkeit für die Mit glieder seiner Familie, unter der es bekanntlich sehr zweifelhafte Subjekte giebt. Es erscheint ihm als „Majestätsverbrechen", wenn man seinen Schwiegersohn wegen eines Straßenskundals in's Ge fängniß steckt. Vor etwa zwei Wochen stellten sich diesem zwei Gen darmen vor und baten ihn höflichst, ihnen in daS Gefängniß zu folgen. Frau Teresita telegraphirte ihrem Vater nach Eaprera, welche Scham eine italienische Frau über eine solche tyrannische Thal fühlen müsse und wie schwer es sei, die Kinder zur Vaterlands liebe zu erziehen, wenn sogar unter der Regierung des Waffen gefährten ihres Vaters, Eairoli, derlei Dinge möglich seien! In seiner unberechenbaren Heftigkeit brach der Alte nach dem Festlande auf. Dafür ist er blind, daß das Gesetz höher stehen muß, als der beste Bürger. Er trotzt der Regierung, und da sich diese nicht an seiner Person zu vergreisen wagen wird, muß man ihn auf andere Weise Herumkriegen. Ein tüchtiger Griff in die Staatskasse, um die zahllosen ungestümen Geldbedürfnisse der Familie Garibaldi's zu befriedigen, dürste am ehesten geeignet sein, den Alten zu besänftige». Die englischen Minister wissen nicht recht, was sie mir Dulcigno anfangen sollen. Der Fürst von Montenegro ist nämlich auch von dem neuerlichen Anerbieten der Engländer, ihn in den Besitz der er sehnten Hafenstadt lediglich mit Hilfe englischer Schiffe zu setzen, keineswegs sehr erbaut. Das ganze europäische Geschwader soll ihm helfen, nicht blos der englische Theil, da ihm ja nicht blos England, sonvern ganz Europa eine Gcbietsvergrößerung zugesagt habe. Ja, das amtliche Lrgan der montenegrinischen Regierung, „Glas Crna- gora", erklärt rundweg, daß die Mächte verpflichtet seien, die Türken zu bekriegen und sie aus Europa zu vertreiben, uni endlich definitiv die Ruhe im Südostm des Ballans herzustellcn. An diesem Kriege, welcher unbedingt in Aussicht stehe, werde sich Montenegro gern betheiligen kwie gütig!); Montenegro allein aber halte sich weder für verpflichtet, noch sei cs gewillt, Krieg mit der Türkei zu führen. Aehnlich denken natürlich auch die Griechen, und man könnte sie nur von ihren Illusionen befreien, wenn die Großmächte Alles, was über eine rein diplomatische Aktion hinausgeht, vermeiden wür den. Fürst Nikolaus thut Nichts ohne die genaueste Instruktion aus Rußland. Dieses hat ihn vollständig im Sacke. Er erhält aus der Chatouille des Zaren jährlich 8000 Dukaten; bleibt diese Pension aus, so muß er sofort seine ebenso von Waffen als von Schmutz starrende Hofhaltung auslüsen. Rußland geht aber darauf hinaus, nicht blos England, sondern ganz Europa zu der schreienden Un- gerechtigieit zu verleiten, eine friedliche Hafenstadt in Trümmer zu schießen. Hat Europa Gemalt gebraucht, so hat cs sich an einem Ver brechen betheiligt und ist Rußlands Mitschuldiger geworden. Neueste Telegramm: der..Trcsnncr Nacknickucu." Berlin, l>. Octobcr. Die Nacksticht von der bevorstcken- den Verlobung beö Großherzoaö von Hessen mit der Prinzessin Heinrich der Niederlande wird oifielöd deincntirt. Aui die Auiragc wegen llcberrclevuug einer Jmiiicbialclngabe rheinischer Notadlen an den Kaiser, t» welcher anläßlich des LombcuttcstcS um Lösung der kirchliche» Wirren und Zucückiührung deo irühc- ren Obe, Violen der Erzbiöcse Köln naevgesuevt werden sollte, ist die Antwort ergangen, daß der Kaiser v o r der Feier weder Deputationen noev Adressen cntgegenzunchuien beschlossen bade. Berliner Börse vom «>. Octobcr. Die unireunblichePhy- siognomie von gestern übertrug sich in vcrschärilcm Maße aus beute, wozu ungünuige poliOiebc Nachrichten, insbesondere aber die Sprache der englische» Blätter, aus welcher man aus die bevorstehende Haltung der englische» Regierung gegenüber der Dulcignoirage schließt, daö ineisie beitrugen. Die Börse zeigte eine durchweg weichende Tendenz bis znm Schluß. DaS Geschalt war gering, da sich daö Privatpubliluin tbcilS ln Folge von Gcltkncu'vl'ctt, tbeilö in Folge der Unsicherheit der Lage, dauernd zurückhält. Unter solchen Umständen blieb auch die DiScontnermäßigung der Rclchodaiik aut 5 bcz. < Lombard) auf tt Prvccnt ovne Eindruck. Ercditacticn blieben 30ü, Franzosen 2'/s. Lombarden 2 Mark niedriger im Eourle. Sebr niedrig waren namentlich auch russische Wcrthe. Die weichende Haltung erstreckte sich übrigens ziemlich gleichmäßig aus alle Ge biete. Von sächsischen Wertbc» waren 3proc. Rente, Sächsische Bank. Lauchbammcr und Solbrig clwaö höher, die übrigen er fuhren fall durchgängig Eouroabstrlche. Körner verloren2 Proc.. Wicke I-d« Proe. Lokales und Sächsisches. — Ihre Majestät vlc Königin bat sich gestern Mittag ln Begleitung der Ho»ba»,e Frelln von Lützerodc (Die zweite Hof dame Gräfin Einsiedel ist zunächst nach Rakibor gegangen und erreicht Ihre Herrin in Wien) nach Moiawetz ln Mähre» abge- rclst, »m sich bann über Wien, Venedig, Verona und Mailand nach Stresa an der Lago maggiore zu begeben. -Dort wirb die erlauchte Fra» mit S. M. dem Köniac Zusammentreffen, der dahin über Köln kommt. »Augenblicklich weilt der König zu viertägigem Iaghauicnthalte in Ischl. Seine Majestät bat von den Jagden bei Eisenerz in Steiermark eine kleine Schramme zwischen dem linken Singe und Schläfe davongeiragen. Eine Gemse, die oberhalb des königlichen IagdstandeS getrieben wurde, hatte mehrere kleine Steine loöaeiretcn, deren einer aut reu König zurollte. Der König sab den Lteln kommen, bückte sich, doch traf Ihn derselbe vo.v noch, glücklicherweise unbedeutend. — Der Geb. Rath a. D. I » ft, Vorsitzender der Kommis sion sür daö Vetcrinärwesen. hat rciS Komtbnrkreuz I. Klasse vom Verdienstorden, die Professoren an der Tbierarziieischule hier, Medizinalrath l),-. pliil. Le«sering und Ur. ,,Iü>. SIeda >» - grvpkh. haben — Erstcrcr daS Prädikat: ..Geheimer Mekt- zlnalratb", Letzterer daS Ritterkreuz 1. Klasse vom SllbrcchtS-! ordcn crvaltcn. Das aus Anordnung des kgl. GeiammtmliilslerlumS ab-! gefaßte StaatSbandvuch sür baS Königreich Sachsen aus! bic Iavre >880 und 81 wurde gestern heoausgcgeben. In den letzte» beiden Iahten erschien ein Ltaatvvao.dbucv nickt, da die neue Jusiizorgauiiation mannick'acke Bcamtcnversetzungen noth- wendig machte, vic in der neuen Ausgabe berücksichtigt werden sollten. Das Staatöhantbuch Ist die beglaubigte Uebersicht und Aulzäblung aller im Staatsdienste bescväitigien Behörden, Be amten und sonst mit öffentlicher Stellung im Königreiche be trauten Personen, z. B. der LandtagSabgeortnete», der Rechts anwälte u. s. w. Behörden und Zeitungen ist es unentbehrlich. Die neucsie Ausgabe enthält zugleich ein Verzeichnis; aller In haber der kgl. sächs. Orden unb des allgemeinen Ehrenzeichens. Seit 10 Jabrcn vermißt man ein solches Vcrzcichniß, das in der ledigen Ausgabe 180 enggekiuckte Seiten lullt. Man ersieht h crauö erst, wie viel verdiente Männer eS gicbt Gedruckt ist das Merk bei E. Heinrich hier, und cs macht in seiner Aus stattung dieser Oinzin alle Ehre. — Seit viele» Jahren, schreibt uns ein Abonnent, war ich nicht im stäv rischen Krankcnhausc zu Friedrichstadt gewesen. Damals schritt noch die hohe Gestalt Walters majestä« tlsch durch die Bestreike» dahin, während Do. Zclß. der Schiecken aller Krauten» ärtcrinnen, sich z» einer Operation eine weiße Schürze vvrbank. Der ledige bwiglrenbe Oberaizt Or. Fiedler war damals no.ck einer der betten Assistenzärzte, die es überhaupt gab. Wie Vieles bat sich seitdem geäudcn. Jetzt zahlt daS städtische Krankenhaus 3 Oberärzte und 8 Assistenzärzte. I Apo theker. > Oberinspektor und über 200 Wärter. Wärterinnen unb sonstiges Personal und im Minimum ein halb Tausend Kranke. Damals gab eö »ur daS eine Hauptgebäude an der Straßen front, iept dehnen sich die Gebäude einschließlich der Pavillons und Wirthschastoräume über ein mächtiges Areal auö. Man empfänat, wenn man auch nur alö Laie diese großartige Anstalt durchwandert, den Eindruck: hier Ist ein gutes Stück Menschen liebe unb edler Gemelnbeihätigkcit unter Verwendung der besten Ergebnisse der Wissenschaft verwirklicht! DaS haben nicht nur die Könige Johann und Albert anerkannt, als sie daö Statt- krankcnhanö besuchten, sondern daS irrecben unumwunden die medizinische» Kapackläteu anS, die seine Elnilcvtungen zu studlren von weit unb breit Herkommen und geleitet von bcn Oberärzten DOr. Fiedler, Leonhard! und Martini und dem Oberinspektor Baith die Anstalt einer genauen Besichtigung unterziehen. Bald sind cö Universitäts-Professoren, die ein Krankenhaus elnzmlchten haben, bald Techniker, die unsere Heizuugö- und VentliationS- anlaaen kennen lernen wollen, bald Bürgermeister, die sich hier in Dresden RatbS erholen über äbntiche Einrichtungen bei sich daheim. Das Fremdenbuch, das Im sog. Napoleonszimmer anS» liegt, enthält eine Reihe der interessantesten Namen. In lenem Zimmer spielte sich 1813 die bekannte Szene zwilchen Napoleon und dem Fürsten Metternich ab. die zu dem Uebertritt Oester reichs zu bcn Verbündeten fübrte. Napoleon llei< damals seinen Hutsallen unbMetternich- hobihnnlchtaut. NapoleonrriannteauS dieser Unhösttckkelt den Umschwung Oesterreichs. AIS Metternich In de» -li-cr Jahren hier war, suchte er jenes historische Gemach aus. Eö dient jetzt — »IS Konferenzzimmer der Aerzte und ein Lvlromeier steht ictzt da, wo Napoleons Hut lag. Im Allgemei nen vensta-t stch bei einer Wanderung dnrck bas Krankenhaus die Vorstellung, die man ionit mit einer Stätte ber Schmerzen, der Seutzer nnb Tbräncn verbindet. Der Gesamintemdruck ist: was menschliche Wlüenjchait und Menschenliebe leisten können, bic Leiden zu lindern und Kranke zu Hellen - ist hier geschehen. Die Krankeniäle machen in ihrer Sauberkeit, Ruhe, Ordnung und Stille einen durchaus freundliche,, Eindruck. Die Küche tmponlrt durch ihre Größcuverbältnisie. Für über 700 Personen wirb vier täglich gelockt; U> riesige, mit Dampi geheizte Kessel von blankem Kupier fassen die Speisen. Im Dampstesseldause arbeilct eine Maschine mit 14 Atmoivvärcn. sie bereitet sämmt- lickes Warm,vaster für die Küche, die Dampiwäscherei und die unzähligen Baler. Die Dampliväscherc! selbst reinigt die zahl lose Leib- und Bettwäsche der Insasse» beö großen Instituts, sie bat einen Winter- und Sommer-Trockenboden, beiontereApparate zur Reinigung von Wäschestücken guö ansteckenden Krankheiten und zur Töbtuug von Ungeziefer. Besonders sevenöwerth sind die Spülmaschine und die Dampimandel. Der Stolz der Anstalt aber sind diel»Pavillons zu je30Betten. Hier sind die neuesten Einrichtungen in Heizung und Ventilation iiiusterhait verwendet. Im Erdgeschosse bcstuden sich stellbare Klappen, um kalte ober warme Luit oder Sonnenschein bald zuzulassen, bald auSzutchlle» ßcn. Es Ist !»> Sommer möglich, die Temperatur ln dem darüber befindlichen Krankeniaale um 2 Grab niedriger alö draußen her- zustelleu. Die Heizung geschieht mittelst Ealoriieren. deren Be schreibung hier zu weit «übccn würbe. ES genüge, daß daS Kraukcuhano der Würzburger Universität seine Pavillons genau nach Dresdner Mutter gebaut bat. In be» Krankensälen ver dient bas Bett einen Augenblick der Aufmerksamkeit. Außerdem Kopiklsien sinket man darin keine Febern; die Unterlage besteht ans einer dieiipcillgen Roßhaar-Matratze und einem Ltroblacke, die Bedeckung anS zwei Wolldecken, wovon die untere tn Lein wand eingcnabt ist. ESvcrstcht sich von selbst, baß sür ansteckende Krankheiten besondere Pavillons bestehen. Stark besetzt Ist leider die Abthelliing iür Geisteskranke. Unser städtische« Institut beherbergt last immer 70—80 dieser Unglücklichen. Wenn man tlc musterhaiten Einrichtungen beö LtadtkrankendauseS, die Vor züglichkeit beS darin tungircnven ärztliche» Personal- unb den humanen Geist kennt, der in der Anstalt waltet, dann begreift man nickt, warum oft eine solche Abneigung, sich demselben an- znversrancn, herrscht. Dienstmädchen z. B. sträuben sich erfah rungsgemäß. sich dort verpflegen zu lassen. Sehr zu wünschen wäre eS aber. Menschenireustbe, die i» Testamenten oit ohnehin schon reichlich bedachten Vereine, z. B. de» iür Tblcrschutz, mit Legaten bedenken, wendete» mitunter auch Stiftungen diesem so gemeinnützig wirkenden Institute zu. — Wte schon erwähnt, bat die Stadt da» der Stiftung beö fvclberrllcv von Flctcver'schen Seminars gehörige Grundstück. Frclbcrgcrttraßc ü, lür die Summe von 3;io,ooo Mark erkauft und wird die Verwendung dcS Grundstückes folgender maßen prolcctirt. Vor ziemlich 20 Jahren schon — 1863 — warb die Gründung eine» städtischen Leihhauses au» für die Stadttbeile links der Elbe alS eiu Bedürlnlß empsuiiden und von den städtischen Collegien beschlossen; da man Indessen damals wie auch später geeignete Grundstücke nicht finden konnte, so sab man von Westerveriolgung des ProicctcS ab. Wie rasch vleZeit darüber hingestogen, siebt man setzt nicht ohne Staunen! Zur Einrlcvttmg cincö solchen LelbbauscS soll daö erworbene Grund stück verwandt werden nnb läßt sich daS ohne wesentlichen Bau aufwand leicht verstelle». DaS Gebäude ist «n gutem baulichen Zustande, enkhält genügende,! Raum und «m Garten kann ein später etwa nötblg werdendes Lagerhaus für Pfänder jederzeit und in bedeutender Größe erbaut werde». Freilich wäre ein Altstädter Leihhaus günstiger mcbr In der Mitte der Altstadt gc'egei,. iickcttc» — ck- ist immer besser. eS wird endlich einmal dem Bekürstiiß wirklich Rechnung getragen, alS daß vielleicht wieder ein Decennium über Projekte >c. vergeht. Endlich svll
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