8 DEUTSCHE MYSTIKER zu ihnen aus den erregten Seelen zurückkehrende Erleben ihres schauenden Willens zu genießen, der sich in der Menge vor ihnen schwer mit der Vielheit alles erlittenen Lebens belud; um dieses Künstler genusses, dieser Seinswollust willen, die sie mit der Menschheit tauschten — denn unserem irdisch befangenen Blicke bedeutet eine Zahl zusammen gedrängter Menschen alles in allem: Volk, Mensch heit, Welt — mußten diese geschlechtseinsamen Mönche Redner, Prediger werden. Vielleicht war die Rede nächst der Vision, der Verzückung, der stärkste Rausch, den das Leben ihnen bot. Rausch aber ist Schweben, Gelöstsein von der Schwere, ant wortloses Versinken aller Fragen und Zweifel, reines Bejahen des Daseins. Rausch ist das ewig dunkel erstrebte Ziel des Geistes. Selbst seine höchste Klar heit wird den Charakter eines leisen gebändigten Rausches annehmen müssen, wenn keine toten Elemente mehr in ihm sind, wenn er ganz in sich aus- und zurückfließendes, ganz gelöstes Leben ge worden ist. Der Rausch der Rede bildete die Sprache der Mystiker. Es war kein Wort in ihnen, das sie nicht hörten. Sie vernahmen in sich das innere Urbild der Rede, das nun, ins Wirkliche hinüberwachsend, zum lauten Hall wurde. Wir fühlen, wenn wir ihre Worte lesen, daß sie aus lebendigem Munde klingen, daß Leidenschaft, daß eines Menschen erregter Herzschlag und Atem sie rhythmisch