DAS PATENT „Die Entstehung der Idee ist die freudige Zeit der schöpferischen Gedankenarbeit, da alles möglich scheint, weil es noch nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat.“ Solches schrieb der Ingenieur Diesel. Aber er schrieb es nicht in jenen Berliner Tagen, in denen er noch mit der Idee rang, sondern zwei Dezenien später, als der große Kampf seines Lebens hinter ihm lag. Über Berlin sanken die Dämmerschatten eines frühen Februarabends 1892. Der Ingenieur saß am Schreibtisch. Noch einmal durchblätterte und durchlas er Blatt für Blatt des Schriftstückes, das vor ihm lag, noch einmal faltete er die Bogen mit den Zeichnungen und Skizzen auseinander, sorgsam jeden Buchstaben und jede Zahl vergleichend. Der Ingenieur wußte, daß jetzt der Kampf begann. Bisher war es ein fanatisches Ringen in der eigenen Seele gewesen, ein drängendes Werden und Entstehen, das diese Seele mit ungeheurer Freude erfüllte. Aber wie unter den Hüllblättern einer Knospe hatte die Idee ringsum eingeschlossen tief im Innern der Seele geruht. Die Zeit war da, in der diese Hüllblätter von der Knospe fallen mußten: die Idee drängte hinaus. Der Bleistift in der Hand des Ingenieurs durchfuhr, wie ein Zeiger, langsam Zeile um Zeile des Schriftstücks, manchmal hielt er inne. Diesel überlegte. „Es sind heute drei Arten von Motoren bekannt, welche Luft oder Verbrennungsgase, einzeln oder gemischt, als motorisches Medium verwenden, nämlich: A. Feuerluftmaschinen B. Gasmaschinen bzw. Petroleummotoren C. Heißluftmaschinen.“