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Dresdner Nachrichten : 11.05.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188405119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18840511
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18840511
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Unvollständig: S. 21-22, 25-28 fehlen.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1884
- Monat1884-05
- Tag1884-05-11
- Monat1884-05
- Jahr1884
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.05.1884
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Geftem Abend argen 6 Udr stürzten zwei Schüler der Annenreolscknile beim Sckwei- zerbett in der Nähe drS Loben Stein bei Dresden vom Felsen. Der eine der Schüler wurde sein schwer verletzt, wäbrend der andere nur leichtere Ver letzungen bavonirug Dari», l». DI«I. r>aule»ard. a- »«en,e Tp.m. Änl. w/.p.v. Iial. . Span. LI.ü». lkanpier M.U0. tnamanen liliü.un. Nranzvsr» . Lonidar»»» . SUU. G Tageblatt für Politik, ^ HksMsMehr. MrsenkmSI, Irmdeilillt. ?. ßasner'r Isimäörmilvli >1 liviebsvli, Inüte, uvä bllllb»t<» XahrmittsI tür lvencksr im srntov ^Itor, iiert- tted<?mpkohlan.cl>emi«cd 8'iuült I^avrlltr Stidlnhtlkraße IS. Vefliaukütellen in allen KtLÄttbc-ileu. I noltv Iinel tllr St»»NVLd,,r. Mübai. Ll»tir»n ^rnltvr r» d'»dn>lpe«i»»o b«j < »rl I Slt«>»üt; VI»r>e»>tr«»»« er w!>I tmaNenotea-E,« lv, >>n»I»üt> Uelurleliale»»»» I8«»2r <>NrM.,. firn ?Iio1ogk-apkis von torl /Irnsrlin, 17 Lmuli vo-itrn««« 17. Le-.'" ^ib«it. M8M80 I'roiso Acanoittnutnllhmdo. VorxröSMrunMil. Vllollsnv 8elilsfl!vvltvn, xrüsktes I^igvr am klntro. in sllon tzualitriten. LL»invvI- u. lVntupA» ollelvvkv» von 51. 8.75 an. kroiboourant Mti« unck franco. V. INetrler, I.>AllMrlitI5. krok. vr. FLZer's SvdlLlcksvkvn in nillttrSriNM M Kaineelivosse vou 12 üliirti rm. O««. Islsinrsn», 8i;I»I«88-8tr»8!»« Hs«. LI. Rr.IrrZ. N.,.vme. r«.««.««,. j l r«.»«,. iss«. Sonntag. II. Mai. Bcraniwoilttcher Nedalieur für Ppltltschkü Ni Lmil B il - c >i >» TicideiM Was man am ersten Tage der Sonalistendebattc vermißte: neue Gedanken rnd das Eingreifen dev Reichskanzlers — diesem' Mangel half der zweite Tag überreichlich ab. Ter Stoff wuchs in I der sicbenstündiaen Bcratlmng bergeboch und Fürst Bismarck dielt' Zivci längere Reden, denen er ein halb Dutzend lieinerer Bewer tungen folgen liest. Riebt selten schweiften die Reden einzelner Ab- ^ geordneter weit ab auf Gebiete, die mit dem eigentlichen BeralhungS- gegcnstandc. der Frage: Sol! man bas Sozialistengesetz verlängern ?! nur sehr willkürlich in Zusammenhang zn bringen waren. Ein! Gütchen darin tbat sich Hr. Eugen lltichlcr: die preußische'Jagd-j ordnnng, den Welscnsondö, die Auswanderung und Gott weist was,! schleppte er herbei, um daran einen 'Angriff aus die Gegner oder eine Gelächter erregende Bemerkung zu knüpfen und seinen Witz zu üben, dast die Leser, welche in den sgallenlangeii Parlamcntsbcrichte» zunächst die Stellen aussuche», wo Hort, Hort! oder Lachen angc zeicknet ist. denken müssen: s'ist doch ein verfluchter Kerl, dieser Eugen! Scheiden wir bei dein Nachfolgenden aus der quellenden Uebersülle dev Stoffs alles mit dein Kernpunkte ll zusammenhäugenLe oder Rebensäckliche aus. ES verbleiben dann leine Achrenlcse vor- j behalten) einige grundlegende.,Gesichlspunkte. die einer Ausführung! hier wohl wertst sind. Immer war es ein Haupteinwand gegen die § Verlängerung des Sozialistengesetzes, dast die Regierungen nicht vcr-^ lautbarten, mtter welchen Vorausietzungeri die Ausuastniegesetzgebung > wieder auszuhebeu sei? Aus die Tauer ist nicht mit Ausnahme gesehen zu regieren, das giebt Jedermann zu. Blau kann nicht für alle Ewigkeit einem Theile der Staarsangehorigen die Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Neckte vorenthalten. Tie Rückkehr zu nor malen Rechtszuständen schwebt als erstrebenswertstes Ziel auch Denen vor» welche sür eine kürzer oder länger bemcsscne Spanne Zell die Ausrüstung der Staatsgewalt mit austcrgewöhnlichen Voll machten gegen die Umsturzbestrebungen noch tür unerlästlich halten. Diesen Z.itpunkt der Aushebung des Sozialistengesetzes finite mm Fürst Bismarck dahin, daß die Regierungen selbst diese Aus hebungen beantragen werden, sobald wir ans dem Gebiete der sezia- listischen Reform, arg' de»' Gebiete der Besserung des Looses der Arbeiter im Allgemc nen etwas Gewichtiges erreicht haben werden. Worin besteht aber dieses „GewichtigeBismarck selbst krhstalli- lirte dies dahin: „Geben Sie dem Arbeiter, so lange er gesund ist, Arbeit; wenn er trank ist, Pflege: wenn er alt wird, Versorgung". Ein ganzes, das Leben von Millionen umspanneudeS Programm sozialer Resormthäügkeit preßt sich in diesen Sätzen zusammen. Gewist bleibt dasselbe »och hinter anderen weikergebenoen sozialisti schen Forderungen zurück: wir erinnern ündem wir von den vcr- 'chicdencn Phautasmagorien und Utopien abjchen) nur an die ge rechtere Berthcilung des Arbeitsertrages. Aber jenes Programm bahnt weitere soziale Reformen in friedfertigem Sinne an; es ist möglich und ausführbar im Rahmen der jetzige» Staats- und Ge sellschaftsordnung und hat nicht deren Umsturz zur Voraussetzung. Und so viel leuchtet einem Jeden ein: Wer dieses Programm in die Welt der Tstatsachen überführt, der Hot sich um sein Vaterland und um die Menschheit hohe, unsterbliche Verdienste erworben. Wenn der Staat mehr Sozialismus treibt und die Fürsorge für die Wirtlü schastlich Schwachm aus die bercichnete Weise bcthüi'gt, wenn die Arbeiter sehen, dast es den Regierungen und gesetzgebenden Körper schäften in t der Sorge um ihr Wohl ernst ist. dann, sagt Bismarck, dann werden die Herren Sozialdemokraten vergebens agi- stren, vergebens ihre Lockpfeise ertönen lassen und ihr Zulaus wird mindern. Dann sind die grundstürzenden Leiwen der Sozialdemo kratie unschädlich, sie finden keinen Boden mehr und der Zeitpunkt zur Aushebungsdes Ausnahmegesetzes ist gekommen. Darum ba auch Fürst Bismarck, ja er flehte beinahe zum Reichstage, ihn rüstig in der Förderung der Sozialreform zu unterstützen, vor Allem jetzt das Unfallversicherung-grsctz unter Dach zu bringen. Seine Eckach- zugr mehr! Der Mensch ha» ein Recht zu leben und zu arbeiten, das war der zweite durchgreifende Gcnchtspunkt, den Bismarck auiflellt. Hier glaubte rhu nun Eugen Richter an einer besonders verwundbaren Stelle zu erwischen, indem er sagte: „TaS Recht auf Arbeit" ist eine alte sozialisti'che Forderung, zu ihrer Durchietzung haben die Arbeiter Revolutionen gemacht und speziell die Junischlacht in Paris wurde 1818 zu diesem Bebufe geschlagen — folglich sei gar kein wesent licher Unterschied zwischen Bismarck und einen« Revolutionär. Es § kehlte blos noch, dast Richter Actsch! gerufen hätte. Sofort schlug BiSmarck aber Richtern die Parade durch, indem er aus das preu ßische Landrecht zurückgriff, aus besten Boden das Recht aus Arbeit erwachsen ist. denn eS beißt darin: „Der Staat soll für die Ernäh rung der Bürger sorgen. Denjenigen, welchen cS nur an Rütteln und Gelegenheit fehlt, ihren und der Ihrigen Unterhalt selbst zu verdienen, sollen Arbeiten, die ihren Kräften und Fähigkeiten anac- meffcn sind, angcwiefen werden." Dictcs Recht der staatliche» Für sorge sür die wirthschaillich Bcdränaten ist ga»; klar im Christcn- thume begründet und die Fortschrittspartei, die sich gegen die Ver wirklichung dieser christlichen Forderung aufbäumt, zeigt nur, daß sie von dem verneinenden, hartherzigen Geiste des Kapitalismus erfüllt ist. den Heine in die Verse kleidet: „Bist Du NichlS und hast Du Nichts, nun, dann laste Dich begraben: denn ein Recht zum Leben, Lumv! haben nur, die Etwas haben." Insofern hatte Bismarck guten Gruno zu sagen, daß er die Fortschrittspartei sür viel ^gefährlicher halte als die Sozialvemokiatie. „DaS Programm der Sozialdemokratie sei wie jener Prophet, der so häßlich war, baß er sein Hauot immer im Schleier verhüllt trug. Das Positive, was sie wollen, haben sie noch nie gebracht und wenn sie zur Herr schaft gelangen, so glaube er nicht, daß sie uns in Mark und Blut hinein vergiften können: das kminue viel eher der Fortschrittspartei ,u: ihr Gut ist viel mächtiger." Vor dem Reichskanzler hotte der preußische Minister deS Uunern rine längere Rede gehalten. Hr. v. Puttkamer kehrte sich besonders gegen zwei Ausführungen: einmal, daß das Sozialistengesetz gar keinen Nutzen geschaffen und sodann, daß die S zialveinokratcn nicht mit den Anarchisten über eine» Kamm geschoren werden durften. Ja elfterer Beziehung schlägt nock die Bemerkung Bismarcks ei», daß wemgsteus die öffentliche Agitation der Sozialdemokratie durch das Sozialistengesetz unterdrückt worden sei; daneben gäbe es zwar noch eine gchenne, die sei aber nicht erst seit Erlaß des betr. Ge setzcS entstanden, sondern schon vorher vorhanden gewesen. In welchen Zustand, fragte Minister v. Pnlttainer, würden wir gerathen sein, wenn das Geietz nicht gegeben worden wäre? Damals be gann der sozialdemokratische Zündstoff sich mit lawinenartiger Schnelligkeit „her ganz Dcustchland zu verbreiten: ohne ein Em schreiten der Gesetzgebung waren wir zu den beklagenSiverthcstcn Zuslänoe» gekommen. So wurde die Sozialoemokralre gezwungen, ihre Presse nach dem Auslanoe zu verlegen. Das Parteiblatt, der „Sozialdemokrat" wird in Zürich gedruckt und erscheint in einer Ausluge von 6i«M E»c»iplarcn. Das ist doch ein Unterschied gegen 1878. wo in Deutschland einige 10 agüatorlsche sozialdemokralittie Drgane erschiene», die in Hundcrttanscnven von Epcmplarcn ollläg- l>ch oder allwöchentlich verbreitet wurden. Jetzt muß man das ver botene Blatt mühselig cinschmuggelii, z. B in Gypsstgureu. Der Staat kann ein solches Nolhwehrgesetz wie das Sozialistengesetz leider »och nicht entbehren. „Wenn Sie. führte Hr. v. Puttkamer aus, einen Unterschied zwi'cheu Sozialdemokratie und Anarchismus höre» w ttleu. io ist es dieser : Der Anarchismus ist die konsegucni durchgesuhrte Sozialdemokratie und die Sozialdemokratie ist der aus halbem Wege stehcugcbliebcne Anarchismus. Beide sind grob ge zogen und gesäugt au Len Brüsten derselben Mutter, der Revolu tion, eisüllt von gemeinschaftlichem leidcnschafllichem Haß gegen alles B> stehende. Und nun kommt die Frutlifikation: der Anarchis- »ins will inst der Bestialität des Raublhieres die Gciellschast an der Gurgel fassen und niederwcrfen. D'e Sozialdemokratie will erst untergraben und cs bann zum Sturze kommen lüsten. M. H.. baß diese beiden Richtungen sich in der Icidcnschasllrchstcn Weste gegenseitig befehden, daS ändert nichts in der moralstchen Vcrur- rlicilung der Gesährlickreit." Die Abstimmung übee das Geietz wurde verschoben bis Sonn abend früh Am Abende desselben Tages findet die große vntiari- licke Privatbesvrcchung von Abgeordneten aller Parteien ber Bismarck statt. Kommt es zu keiner Verständigung, so löst die Regierung de» Reichstag auf unqlegt ihm dem neuen abermals die Verlängert»«» des Sozialistengesetzes vor. Weigert sich auch dieser, dann sind die Negie rungen außcr^Schuld, wenn die Wogen der Revolution über dem ruhige» Bürger rusainiuenschlage». Tie Verantwortlichkeit trifft ciuzia die »eusortscinittlichc Partei, welche die Regic:u»g hindert, das Elsorocttiche zur Beluhigung der Bürger zu thun. , ist in Hamburg augetommen. obgleich das Vordertheil derselben mit ! Wasser angekullt war. > Wien. Am Freitag fand an der ungarischen Grenze ein Duell zwischen den Abgeordneten Schönerer und Rcschauer statt. Mehrere Kugeln wurden gewechselt. DaS Duell verlief unblutig, l Rovigo. Bei Eerca fand ein Znsammenstoß zweier Eisen- ! balmzüge statt. 1!) Militärpersonen und ein Eivilist wurden ver wundet. Tie Berliner Börse cröffnete schwach und lustloS. An- I geblich verstimmte der Rückgang der Länderbank-Aktien in Wien. Aus dem heutigen Ausweis der Rcichsbank crgiebt sich eine ;u- i nehmende Geldstüssigkeit. Der Schluß war etwas fester, namentlich i auf dem Rentemualkie. Spekulative Banken waren etwas schwächer, l Kassabanken ruhig, Dresdner Bank fest. Deutsche Bahnen blieben ziemlich gut behauptet, österreichische Bahnen meist schwächer, öster reichische Prioritäten leblos. Gotthardbahnen standen infolge süd deutscher Aufträge :> Proz. höher. Bergirerke luitlvS. Industrien meist fest, lächsstchc Kamiugarn I'e Proz. niedriger. tyraiilli-n ».»>.. lo. Mai. itreoil esstz». Sinai«»»»» . L»md»rdtll IM-,,, «ver Loolc —. Octlkrr. Silderrciile Pai,i«rrenl» —. Aastst« 23S-,,. Okticrr. Sioidrc»,» —. Una. iSoldreiilk 77st,. 77cr Rutlrn evrr Ruft»» —. s. crtcnlnnlkidr —. Nkstclie Ungar. Sioldanleib»». Ort«nl«nl»u,e —. llni«. Parsten.—. liscomo 2iiS»,. SuSittei Ü7-,,. Aollliardb. —. Rust»»—. Nttdtg. rvte». Ist. Mai. Srcdi! 220.2b. TiaaledlUiu —. Lombarden —. Nordwjlb. —Marknoie» —. Ung.ilrcd. —. Tobak-Act. —. Nominell. Pari», I». Mai. iSchludst Reiste 72.07. tztlileihe 107.20. JiaUener 97,00. ElaaisdalNi L»>,2ü. Lonid. 222..'sti. da. Priorttale» . iiglwlcr 222. Oetierr. «oldreiue—. Spmstcr «1.02. O lomoukn LS«. Labak-Aclie» —. Lchwantend. Part«. Ist. Mai. A» «er Mlltagabörse berrtaite Hausse in Italiener». ES ittrlautct. dah die .glaltenische Eticnbaljn.L»bmisiio»o-Äcscllilbast ihre lrauliou in Italienischer Rcnie dcpoiiircn wird. von»»». Ist. Mai. stonials Ist7.L2. ldTZer Nüsse» Sll.öii. Lombarden , Türke» 88,12. « ^ s»»dtrtc Anirrika.ier . Ungarische Goldrentr 77,dk. Oltoniauc» l0L,88. Pr. ikans. . Sucz-Lclteil SI.S2. Egi>»icr stv.L. Keftesl. Neueste Teickramuie der „Dresdner Rachr." vom 10. Mai. Berlin. Reichstag. Der Gesetzentwurf, bittres,end die Dotation der Mitglieder der Cholerakommission, wird debatlelos in erster und zweiter Lesung angenommen. Dann wird die zweite Bcrathung des Sozialistengesetzes fortgesetzt. Die Debatte erstreckt sich aus die Anträge Wiudthorst und Hasenclever. Uutei dem An träge Hasenc ever aus Aushebung des tz I des Sozialistengesetzes steht, wie konslatiit wird, irrthünilicherwciie auch der 'Name des Nbg.Nittinghauscn, der aus der sozialdemotratischen Fraktion auspe- scknedcn ist. Abg. Geiser erklärt, daß der Antrag nur gestellt sei, um seiner Partei Gelegenheit zu geben, die gegen dieselbe erhobenen Angnsse znrückzuweifen. Sehr sympathisch habe ihn der gestern angeregte Gedanke des Rechts aus Arbeit berührt. Seine Partei habe einen Antrag aus Verwirklichung dieses Gedantens stellen wollen, aber nicht die Notlügen 50 Unterschriften gesunden. Die Proklamirung des Rechtes aus Arbeit >ei ein Stück sozialer Revolution und eß sei eine Ironie der Weltgeschichte, daß der konservativste Adel der Welt dieser Proklamirung Bestall zujauchze. Die Sozialdemokraten Wien nicht gegen den Staat an sich, sondern nur gegen den schlechten Staat, der zum 'Mindesten ein liebest.and sei. dem abgeholten werden müsse. Ungerechtlertigt sei es auch, wen» man die Sozialdemokratie an die Rockschöße der Fortschrittspartei hänge: sie bekämpfe die letztere entschieden. Stöcker habe s. Z. die Unterschritt unter den sozial demokratischen Antrag betreffs des Rechts aus Arbeit ver weigert, weil er das Recht aus Arbeit am anderem Wege suche. Vielleicht bade er diesen Weg in der Iudcnhetze gefunden. Nachdem der Antrag Hasenclever zurückgezogen morden, begründet Wiuktthorst seine Anträge: Ter Ausnahmezustand dürfe nicht sort- bcstchen, es müsse ein Ucbergang geschaffen werden. Wcnn die Re gierung bestimmt sagte, in zwei Jahren höre cs mit dem Ausnah.ne- znskand auf. dann läge die Sache einfacher. Die Drohung mit der Auflösung des ReicdSiageS kürchte er nicht, die Verantwortung dafür falle aus die Regierung zurück. Minnigerove tritt den Ausführungen entgegen und bekürwortet die unveränderte Annahme. Die Anträge Windthorst's werden gegm die Stimmen der Neichspar tei, der Kon servativen und 'Rationalliberalen angenommen, mit Ausnahme der aus Beschränkung des kleinen Belagerungszustandes am Berlin und die Zusammensetzung der Beschwerdekommission bezüglichen, gegen welche auch die „Freisinnigen" stimmen. Darnach erklärt hänel. daß die „Freisinnigen" zwar sür die einzelnen Anträge Wmdtliorit'ö stimmen würden, daß ihnen aber auch das so amcndirte Ausnahme gesetz unannehmbar sei. woraus Windlhorst seine Anträge zurückzreht (Bewegung). Cs folgt nun die Abstimmung über die Regierungs vorlage, welche auf gveijähriae Verlängerung des Sozialistengesetzes lautet. Vorher erklären Dr. Relchensperger und Olpe Namens eines großen Tbciles des CentrumS, Zorn v. Bulach NamenS der Mino rität der Elsässer, sür die Verlängerung stimmen zu wollen. Die Verlängerung wird mit l8ö gegen 157 Stimmen angenommen, dafür stimmten geschloffen die Konservativen, die Rcichspartci und die Nationallideralcn, ferner 3!» Mirgiieder des Ccntrmns <53 da gegen) und 23 „Freisinnige" (darunter zwei cliciiiaiige Fortschrittler; Fährmann und Wandel». Obgleich im Hause anwesend, fehlt Edsold bei der Abstimmung, ebenso einige Cstasser. Dagegen stimmten außer deui Gros der Freisinnigen (darunter Walter und Buddcberg) uno dem Gros des EenirumS geschloffen, nur die Sozialdemokraten und Polen. Der Dane Lassen enthielt sich der Abstimmung. Don den sächs. Abgeordneten stimmten mit Ja! Ackermann, Dtetze, Ebert, Fährmann, Frcge, Günther, Hartniann, Holtzmann, Lcuschn-r Niet hammer. Reich, v. Schwarz, Stephani und Stübel. Die Abstimmung war eine namentliche. Montag ersolgt die dritte Lesung. Berlin. Der Kaiser ew.psing heute den Besuch des Fürsten Alexander von Bulgarien. Spater konscrttle er mit dem Reicks- kancker. Seine Abreise nach Wiesbaden ist verschoben, die Kaiserin reiste früh nach Baden-Baden ab. — Zu der heutigen parlamen tarischen Soiree sind 500 Einladungen ergangen. Hamburg. Heute Morgen erfolgte aus der Elbe ein Zu- saiiimengoß des Dampfers „Engadine" von Sulina kommend, mit dem Dampfer »Amsterdam" nach Amsterdam bestimmt. Letzterer bei Schalen an Len Strand gesetzt, bat Assistenz, di« .Engadine" Lokales tiiid Sächstkche». — Seine Majestät der König war mit Generallicutenant v. Carlowitz am Freitag 'Rackmittag und Scmnabcnd sM 2 Uhr aus Markersbacker und Reichsteiner Revier zur Aucrhahnjagb. wo selbst ein präctttiger Auerhahn erlegt wurde. DaS Nachtquartier wurde in der romantisch gelegenen Schwcizermühle genommen. — Ihre Majestät die Königin unternahm amFrcitagNach- p-rittas, nachdem sic bereits tagsvorlier einen Ausflug zu Wagen nach Kreischa unternommen, wiederum und zwar an der Seite Lr. Maj. des Königs eine Ausfahrt von Strehlen durch den Großen Galten nach Blasewitz. Dos Aussehen der hoben Rekonvaleszenti» war ein verhältnißmäßia sehr gutes. Tie beiden obige» A. ssäbrtcn waren die ersten nach üverstanvener Krankheit. Vor der Ausfahrt am Donnerstag vromenirtc Ihre Majestät an der Seite des hoben Gemahls überhaupt zum ersten Mat im Freien, im Parke der Kgl. Villa zn Strehlen. Der Kuraufenthalt Ihrer Kal. Majestäten in Ems ist aus volle 4 Wochen und zwar vom 20. Mai bis 20.Juni festgesetzt: am 20. Juni wird das Sommerhoslager in Pillnitz er öffnet. Äeide Majestäten kehre» zusammen nach Dresden bez. Pillnitz zurück. — Se. K. H. Prinz Georg ivolmte gestern Vormittag den Besichtigungen der Batterien der 1. Altth. des 1. Fcldart.-Reg. Nr. 12 bei. Nach Beendigung derselben sah er noch den Ucbungen der 1. Pion. Komp, im Brückenschlägen einige Zeit zu und begab sich sodann zu Wagen nach Hoslerwltz zurück. — Oberst Richard von Arerbcimh erhielt seiner zahl reichen Humanitären und literarischen Verdienste wegen von der Prinzessin Marie von Lustgnan in Paris das Commandeurkrcuz des im Jahre N86von der Königin Sybille vonLusignan zum'Andenken an die Ura'.min dieses Fürstenhauses gcgrün.ctcn Melusinen-Orbens. — Se. Exccllcnz SliatSminister Freiherr von Könneritz hat sich zum Kurgebrauch nach Karlsbad begeben. —^Die österreichische Regierung hat mit der königl. sächsischen drei Staats vertrüge und zn nr wegen SickerstcUung der Eisenbahn-Anschlüsse der Luiclttielnadcr Bahn bei Graslitz und der P > aa - Dupcr Bahn hei Moldau, inglclchen wegen der pro- jectirten Eiienbahn Asch-Roßbach abgeschlossen. — TaS Kgl. Ministerium veröffentlicht im „Dr. Iourn." eine Bekanntmachung, welche die S tra ße nda in p s w a g e n betrifft. Dem Fabrikanten Hermann Michaelis in Chemnitz in bekanntlich die Concession iür zwei Tampsomnibusse au« den öffentlichen Fahr wegen im Beziikc der Ainlshauptmannschnst Chemnitz erthcilt wor den. In den näheren Bestimmungen dieser Bekanntmachung wird u. A festgesetzt, baß bei denjenigen Tainpswagcn, welche Personen befördern, die Geschwindigkeit der Fortbewegung am Tage nicht mehr als 200 Mir., bei Dunkelheit, sowie beim Pasffren bewohnter Orte nicht mehr als l20Mtr. und beim Befahren von starken, nickt ganz zu übersehenden Stiaßenkrümmungen und Brücken nickt mehr als 20 Mtr. in der Minute betrogen dark. Bei Frackttlransportcil darf die Fahrgeschwindigkeit überhaupt nie über 120 Mir. gehen. Von der Damvtptcise darf kein Gebrauch gemacht werben, at er mit Mundpseise, Glocke oder Horn sind Warnungsruse zu erlheilen. Außer dem Maschincnsubrcr muß noch ein Begleiter brr dem Transport sein, welcher namenttich den Führern begegnender Ge schirre zur Beruhigung der Zuatbicre, soweit nöthig.Httic zu leisten und sür die Sicherheit der Geschirre, welche an der Straße etwa ohne Aufsicht halten, walwend de: Vorbeitahrt zu sorgen bat. - Dre bisherige Konsulats-Agentur Glauchau der Verewig ten Staaten soll m ein Vizekonttilat verwandelt werden, den gleichen Plan hat man Seitens der Unions-Regierung bezüglich G e r a' s. — Aus der Neumark - Greizer Baku wird vom 20. Mat ab an Werktagen in jeder Richtung ein neuer Zug eingelegt wer den und zwar 0 U. 20 Pt. trüb ab Greiz, 7 U. 20 Ni. in Ncu- mark, 6 U. 38 M. früh ab Ncumark, 7 U. 27 M. in Greiz. 'Auch ivird versuchsweise ein früh 5 U. 5 M. von Neumaek nach Greiz g-'hcndcr Güterzug und der letzte Zug von Greiz Pcrsonenbctör- dcrung 4. Claffe erhalten. — Wenn man dem Abgeordneten Engen Richter Glauben schenken darf, so haben wir, ww er gelegentlich der Sozialiste»dedalte äußerte, die Verhütung eines Attentates ans dem Niederwald lediglich dem unendlichen Regcnwcttcr zu verdanken, über welches bei den Enthüllung-ffcicrlichketten io viel lameiitnt wurde. Der betreffende Passus der Rede lautet: Der Attcntalsvcrsiick am Niederwald-Denkmal aber bat unter der Herrsckatt des Sozialisten gesetzes stattgcsundcn und dasselbe bat diesen Versuch nickt verhin dert, sondern eine glückliche Fügung, die Wtttcrungsverhäl'niffe. haben es verhindert. Das Dnnamit war unter einen Platz gelegt, den die hohen Herrschaften >u paisircn batten, die Verbrecher hielten sich in der Nähe an», die Zündschnur verband den Platz der Ver brecher mit dem Dnnamit, nur der Umstand, daß die Weiterung die Zündschnur hatte feucht werden lassen, io daß sie versagte, bat «io schreckliche« Verbrechen verhütet
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